Mikroprozessor der Firma AMD für Computer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der AMD Athlon64 ist ein Mikroprozessor für Computer und der zweite Vertreter der AMD K8-Generation. Er wurde am 23. September 2003 eingeführt und besitzt die AMD64-Befehlssatzerweiterung für x86-Prozessoren.[1]
Der Athlon64 trat die Nachfolge des AMD Athlon XP an. Neben der Desktop-Version wurden noch Modelle für Notebooks (Mobile Athlon64 bzw. Turion64 Mobile Technology), für LowCost-Systeme (Sempron) und für den High-End-Markt (AMD Athlon 64 FX) produziert. Im Jahr 2007 kamen auch Modelle auf den Markt, die auf die „64“ im Namen verzichteten. Der AMD Athlon auf K8-Basis wird im Sprachgebrauch teilweise auch als Athlon LE oder Athlon 64 LE bezeichnet, um ihn vom AMD Athlon auf K7-Basis abzugrenzen, diese Namen entsprechen aber nicht der offiziellen Bezeichnung. Der Athlon64 ist generell nicht für Multiprozessor-Systeme geeignet, die dafür geeignete Variante der Athlon-64-Familie wurde unter dem Namen AMD Opteron vertrieben. Jedoch wurde mit dem AMD Athlon 64 X2 eine CPU auf den Markt gebracht, die zwei CPU-Kerne besitzt (Dual-Core) und sich deswegen ähnlich wie ein Dual-CPU-System verhält.
Anfangs hatte AMD anscheinend Fertigungsprobleme mit dem Athlon64 und konnte die Modelle nicht hoch genug takten. Die Ursache wurde in parasitären Kapazitäten bei dem ansonsten vor allem bei Teillast sehr energiesparenden SOI-Prozess vermutet. Die Markteinführung verzögerte sich dadurch erheblich, und man war ungefähr ein Jahr hinter dem ursprünglichen Zeitplan. Aus diesem Grund war es anfangs ungewiss, ob AMD mit dem Athlon64 Erfolg haben würde und mit Intels Pentium4 mithalten könne. Durch Verbesserungen in der Fertigung und neuere Steppings des Athlon64 konnten die Probleme behoben werden.
Der Athlon64 hat den AthlonXP vollständig ersetzt: AMD bot Modelle mit einem auf dem alten Quantispeed-Rating basierenden Modell-Rating von 2800+ bis 4000+ an und deckte damit den gesamten Markt ab. Für den Budget-Bereich wurde der AMD Sempron entwickelt. Im Jahr 2007 wurde das Rating für neue Prozessoren wieder fallengelassen und auch die „64“ im Namen hielt man für überflüssig, da inzwischen alle x86-Prozessoren 64-Bit-fähig waren. Neuere Modelle findet man deswegen unter dem Namen Athlon, dem eine Modellnummer angehängt ist. Die Modellnummer besteht aus zwei Buchstaben, gefolgt von einem Bindestrich und einer vierstelligen Nummer (z.B. LE-1620). Der erste Buchstabe steht dabei für die Leistungsklasse, L bedeutet Unterklasse. Der zweite Buchstabe benennt die ungefähre Verlustleistung, E bedeutet dabei weniger als 65W TDP. Bei der vierstelligen Nummer steht die erste Ziffer für die Typenfamilie, die anderen drei Ziffern ordnen den Prozessor innerhalb dieser Typenfamilie zu.[2]
Prozessorsockel
Sockel754: Der Athlon64 für den Sockel 754 hat nur ein Single-Channel-Speicherinterface und kommt daher mit 754Pins und vierlagigen Hauptplatinen aus. Dieser Sockel diente als erste Plattform für den Athlon64, wurde dann aber durch den Sockel939 ersetzt. Der Sockel754 diente noch bis Mitte 2006 als Plattform für den AMD Sempron und für die NotebookprozessorenMobile Athlon64, Turion64 und Mobile Sempron.
Sockel939: Der Sockel 939 bietet dem Athlon64 ein Dual-Channel-Speicherinterface. Wegen der damit verdoppelten Speicherbandbreite verfügen die Sockel-939-CPUs über eine höhere Leistung als die Sockel-754-Modelle. AMD setzt deswegen ein anderes Performance-Rating an, um diesem Umstand gerecht zu werden; so haben Athlon64 für Sockel939 bei gleicher Taktfrequenz und L2-Cache ein höheres Rating als beim Sockel754. Mitte 2006 wurde er durch den SockelAM2 abgelöst. Der eigentlich nur für den AMD Opteron gedachte Sockel 940 wurde anfangs als Plattform für den Athlon64FX genutzt, der im Prinzip nur ein umbenannter Opteron war. Dieser wurde aber nach kurzer Zeit für den Desktop-Markt überflüssig, da AMD den Athlon64FX auch für die Sockel 939 und AM2 konzipierte.
SockelAM2: Über den Sockel AM2 bindet der Athlon64 über zwei Speicherkanäle DDR2-SDRAM an. Zusätzlich unterstützen die Prozessoren für diesen Sockel die Virtualisierungstechnik AMD-V. Aus Marketing-Gründen liegt der Fokus zunehmend auf Dual-Core-Prozessoren, was bei der Athlon-64-Serie bereits 2007 zur Einstellung der Produktion führte; Single-Core-Modelle für den SockelAM2 wurden lediglich innerhalb der Athlon-Serie (ohne „64“) weiterproduziert.
Ball Grid ArrayASB1: Das ASB1 package ist ein verkleinertes Ball Grid Array (BGA) speziell für den Athlon Neo (Huron-Kern), um ihn platzsparend in Subnotebooks oder Netbooks zu verlöten. Das BGA nimmt eine Fläche von 27mm auf 27mm bei einer Profilhöhe von 2,5mm ein.[3]
Prozessorkerne
Es gibt verschiedene Prozessorkerne für den Athlon64, die die Namen Clawhammer, Newcastle, Winchester, Venice, San Diego, Orleans und Lima tragen.
Der Clawhammer ist der älteste Kern, seine Revision C0 in 130-nm-Fertigung bildete die Basis für die ersten Athlon64 mit 1MiB L2-Cache, die ab dem 23. September 2003 ausgeliefert wurden.[1] Der integrierte Speichercontroller der Revision C0 kann bei umfangreichen Speicherbestückungen (insbesondere mit drei oder mehr doppelseitigen Modulen) den RAM nicht hoch takten. Mit drei PC3200-Speichermodulen mit jeweils 512MiB sind maximal 166MHz anstatt 200MHz möglich, mit drei 1GiB-Modulen muss der Controller sogar auf 100MHz Speichertakt herunterschalten, da andernfalls keine sichere Signalübertragung zu gewährleisten ist. Die neuere Revision CG bot neben verbessertem thermischen Design und erweitertem Powermanagement kleinere Verbesserungen am Speichercontroller und die neue Option „2T Command Rate“ an, durch die sich der maximale Speichertakt bei großen Bestückungen erhöhen ließ. Dabei wird eine Speicheranforderung nicht wie üblich einen Takt lang über die Prozessorpins signalisiert, sondern zwei Takte lang durchgehalten, so dass auch bei hohen Takten eine sichere Signalerkennung möglich ist. Diese Sicherheit erkauft man sich durch einen Verlust an Übertragungsbandbreite. Ob der 2T-Overhead durch den höheren Speichertakt aufgewogen werden kann, muss im Einzelfall festgestellt werden. Einige BIOS-Versionen aktivieren 2T standardmäßig in jedem Fall und bremsen so auch „schnelle“ Speicherbestückungen unnötig um bis zu 15% aus.
Der Name Newcastle für einen Prozessorkern tauchte erstmals in Verbindung mit Clawhammer-Prozessoren auf, bei denen eine Hälfte des L2-Caches deaktiviert war und die zum Ausgleich mit mehr Takt liefen, um nominell die gleiche Leistung zu erbringen. Später gab es „echte“ Newcastle-CPUs, die physisch tatsächlich nur über 512KiB Cache verfügten.
Danach führte AMD den Winchester (Revision D0) ein, der die Migration zur 90-nm-Fertigung darstellt. Durch die kleineren Strukturbreiten wurden höhere Taktraten bei geringerer Leistungsaufnahme möglich. Durch die 90-nm-Fertigung sank die Verlustleistung des Winchester-Kern um bis zu 20% gegenüber dem Newcastle-Kern, somit war eine effizientere Kühlung unter gleichen Bedingungen möglich. Nochmals wurde der Speichercontroller verbessert.
Relativ kurz nach dem Winchester folgte bereits der nächste Kern namens Venice (Revision E3, 512KiB L2-Cache), der erstmals SSE3 unterstützte und ebenfalls in 90nm gefertigt wurde. Bei diesen Prozessoren integrierte AMD erstmals die gemeinsam mit IBM entwickelte Dual-Stress-Liner-Technologie in den Fertigungsprozess. Durch ein gestrecktes Kristallgitter können die Transistoren im Chip bei gleich bleibender Verlustleistung bis zu 24% schneller schalten. In der Praxis rechnete AMD mit einem um 16% erhöhten Taktpotenzial, was auf bis zu 2800MHz Kerntakt hinausliefe. Der Speichercontroller der Revision E3 wurde erneut verbessert. Umfangreiche Speicherbestückungen müssen nur noch mit 2T Command Rate ausgebremst werden, wenn vier doppelseitige DIMMs verwendet werden, die mit DDR-400 laufen sollen. Alle anderen Konfigurationen können mit Maximalgeschwindigkeit betrieben werden. Die Speichertransferleistung wird durch eine verdoppelte Anzahl Write-Combine-Buffer erhöht, und auch die Leistung in Verbindung mit UMA-Grafikkarten wurde gesteigert. Zusätzlich unterstützt der Venice neue Werte für die Speicherteiler. Dadurch wird es möglich, auch (nicht JEDEC-spezifizierte) DDR-500-Speichermodule zu verwenden, wenn das BIOS die neuen Speicherteiler unterstützt. Der Leistungszuwachs durch diese Vergrößerung der Speicherbandbreite bewegt sich allerdings nur im unteren einstelligen Prozentbereich. Kurz nach der Markteinführung der Revision E3 des Venice wurden drei Fehler in den Prozessoren entdeckt. So erwiesen sich die neuen Write-Combine-Buffer als nicht praxistauglich und mussten beim Booten des Systems vom BIOS abgeschaltet werden. Wenn das nicht geschah, konnte das System zu einem nicht vorhersehbaren Zeitpunkt einfrieren. AMD legte den Venice-Prozessor daher schon kurze Zeit später in der korrigierten E6-Version neu auf.
Unter dem Namen San Diego (E4) gibt es vom Venice auch eine Variante mit 1024KiB L2-Cache. Von den Venice-Problemen sind diese CPUs grundsätzlich nicht betroffen.
Der Kern Orleans wurde ebenfalls in 90nm gefertigt, unterstützt aber DDR2-Speicher und die Virtualisierungstechnologie AMD-V. Damit die neuen Fähigkeiten genutzt werden können, benötigt der Kern den neuen Sockel AM2.
Der neuere Lima-Kern ist identisch mit dem Orleans, allerdings wurde er in 65nm gefertigt, wodurch die Verlustleistung sinkt.
Mit dem Kern Windsor wurden die ersten Prozessoren der K8-Generation vorgestellt, die AMD wieder unter dem reinen Label „Athlon“ (ohne den Zusatz „64“) veröffentlichte. Intern handelt es sich eigentlich um Dual-Core-Prozessoren, wobei allerdings einer der beiden Kerne abgeschaltet wurde. Durch diese Maßnahme erhöhte AMD zum einen die Ausbeute, da so auch Prozessoren verkauft werden konnten, bei denen ein Kern nicht korrekt funktioniert. Außerdem konnte so auch die maximale Verlustleistung auf dem Level von 45Watt gehalten werden, obwohl diese Prozessoren noch in einer 90-nm-Fertigung erstellt wurden.[4]
Der Huron-Kern des Athlon Neo ist darauf ausgelegt als Einkernprozessor in ultramobilen Computern, wie etwa größeren Netbooks, verbaut zu werden. Er wurde in 65-nm-Fertigung hergestellt und hat eine TDP von 15 Watt. Erste Exemplare kamen im Januar 2009 in den Umlauf. Er wurde in Mini-Notebooks zusammen mit einer in den M690T-Chipsatz integrierten Grafikeinheit als Yukon-Plattform vertrieben.[5] AMD kündigte auch eine Dualcore-Variante als Congo-Plattform an.[6]
Der Athlon64 Newcastle-Kern für Sockel754 wurde über OEMs auch als Athlon XP-M "Paris" (sprich: mit der Marketingbezeichnung der Vorgängerarchitektur K7) vertrieben, jedoch wurde dabei der Cache auf maximal 256KiB verringert und die AMD64-Erweiterung gestrichen.[7]
Der AMD Athlon 64 wurde in verschiedenen Energieklassen gefertigt. Eine Unterscheidung der Modelle ist nur anhand der OPN möglich. Diese Nummer befindet sich auf dem Prozessorgehäuse unter der Prozessorbezeichnung.
Weitere Informationen Anfang der OPN, maximale Leistungsaufnahme ...
Anfang der OPN
maximale Leistungsaufnahme
Energieklasse
ADDxxxxxxxxxx
35 Watt
EE SFF
ADHxxxxxxxxxx
45 Watt
Standard
ADNxxxxxxxxxx
62 Watt
Standard
ADOxxxxxxxxxx
65 Watt
Standard
ADAxxxxxxxxxx
89 Watt
Standard
ADVxxxxxxxxxx
89 Watt
Standard
ADXxxxxxxxxxx
125 Watt
Schließen
Abkürzungen
EE: Energy Efficient bedeutet, dass die CPU im Vergleich weniger Strom verbraucht und dadurch die Verlustleistung geringer ist.
SFF: Small Form Factor bedeutet, dass die Verlustleistung gegenüber EE noch einmal deutlich verringert wurde. Die CPU benötigt dadurch eine weniger aufwendige Kühlung und ist damit für kleinere Computergehäuse geeignet.
Orleans
Native Einzelkerne möglich, eventuell auch nur Athlon 64 X2 Doppelkerne „Windsor“ mit einem deaktivierten Kern