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Pilgerweg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Wege der Jakobspilger sind ein System von ausgeschilderten und in Führern beschriebenen Jakobswegen, die quer durch Europa nach Santiago de Compostela führen. Sie orientieren sich in der Regel an den historisch nachweisbaren Routen mittelalterlicher Jakobspilger, ermöglichen aber auch ein ungestörtes Pilgern abseits verkehrsreicher Autostraßen. 1987 erhob der Europarat die Wege der Jakobspilger in Europa zur ersten europäischen Kulturstraße (Council of Europe Cultural Route). Die Bemühungen um eine Wiederherstellung des Wegenetzes wurden auch von der UNESCO gewürdigt: 1993 erhielten der Camino Francés und 1998 die vier französischen Hauptwege der Jakobspilger den Status eines Weltkulturerbes der Menschheit zuerkannt. Voraussetzung für diese Anerkennung war die Erwähnung im Liber Sancti Jacobi des 12. Jahrhunderts.
Die Entstehung des Camino Francés, des klassischen Jakobsweges von den Pyrenäen nach Santiago, geht in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zurück. Seit dem 11. Jahrhundert bemühten sich die Herrscher sämtlicher christlichen Reiche in Nordspanien, durch die Gewährung von Freiheitsrechten, Privilegien und Steuerbefreiungen Siedler aus Frankreich anzuziehen, um den Camino Francés mit Marktsiedlungen auszustatten. Die Bezeichnung Camino Francés, erstmals für das 12. Jahrhundert in Astorga belegt, bezieht sich auf diese Siedler. Von etwa 1050 an häufen sich Hospitalstiftungen durch Könige, Fürsten, Geistliche, Mönchs- und Ritterorden. Um 1130 scheinen entlang des Camino Francés in Abständen von etwa 15 Kilometern Hospitäler bestanden zu haben. Ab dem 14. Jahrhundert wurde die karitative Infrastruktur durch private oder bruderschaftliche Stiftungen kleinerer Herbergen weiter verdichtet.
Der Camino Francés beginnt an den Pyrenäenpässen von Somport (Aragonien) und Roncesvalles (Navarra), von wo zwei Stränge nach Puente la Reina (Navarra) führen. Von dort führt der Weg über Burgos, León und Astorga nach Santiago de Compostela. Der Weg ist auch als spanischer Fernwanderweg GR-65 markiert.
Ein weiterer Weg, die Via de la Plata, hat römische Ursprünge und verband die Häfen Asturiens mit dem Süden Spaniens. In ihrem ca. 900 km langen Verlauf führte sie von Gijón nach Sevilla über Oviedo, Pola de Lena, León, Astorga, Benavente, Zamora, Salamanca, Béjar, Plasencia, Cáceres, Mérida, Almendralejo, Zafra und Santa Olalla del Cala. Das Wort Plata dagegen stammt nicht, wie man meinen könnte, von dem spanischen Wort für „Silber“ ab, sondern geht auf den Ausdruck Bal’latta zurück, der so viel bedeutet wie „breiter gepflasterter Weg“. Der Name de la Plata stammt somit wohl von den römischen Steinplattenbelägen aus der Zeit der Kaiser Tiberius, Trajan und Hadrian, die sich in etwa 7 % des Straßenverlaufs erhalten haben.
Bis zur arabischen Invasion war die Vía de la Plata Hauptverbindungsroute zwischen dem Süden und dem Norden der iberischen Halbinsel. Es ist unsicher, ob die Straße nach der Rückeroberung Sevillas (1248) während der Reconquista als Pilgerstraße genutzt worden ist. In den letzten Jahren wurde sie jedenfalls zwischen Sevilla und Astorga als Jakobsweg ausgewiesen und zunehmend von Pilgern benutzt. Die Vía de la Plata ist auch unter der Bezeichnung GR-100 (einer von ca. 120 spanischen Fernwanderwegen) bekannt.
Der Camino Mozárabe beginnt in Córdoba und trifft in Mérida auf die Via de la Plata. Von da bis Granja de Moreruela (etwa 40 km nördlich von Zamora) ist es ein einziger Weg. In Granja de Moreruela zweigt der Camino Mozárabe westwärts ab und führt in allgemein nordwestlicher Richtung über Ourense nach Santiago de Compostela. (Es ist somit unkorrekt, aber üblich, die Strecke Sevilla–Santiago via Ourense als Via de la Plata zu bezeichnen.) Als Jakobsweg wird vor allem die Strecke von Sevilla aus begangen. In Granja de Moreruela wählen die einen Pilger den nordwärts nach Astorga führenden Weg, der dort auf den Camino Francés trifft, die anderen folgen dem Weg durch das südliche Galicien über Ourense nach Santiago. Beide Wege sind tadellos markiert.
Seit den 90er Jahren werden die Via de la Plata und der Camino Mozárabe häufiger begangen. Es sind aber immer noch vergleichsweise wenige Pilger, die diese Wege wählen.
Der Küstenweg Camino de la Costa beginnt an der französisch-spanischen Grenze bei Hendaye (baskisch: Hendaia) an der Brücke „Puente De Santiago“. Hier ist der Jakobsweg noch nicht so gut ausgebaut wie in Galicien. Man muss die gelben Pfeile noch suchen, anstatt wie in Galicien nach Monolithen mit der Jakobsmuschel und Kilometerangabe zu pilgern.
Der Küstenweg durchquert die spanischen Regionen Baskenland, Kantabrien, Asturien bis nach Galicien. Der Camino de la Costa durchquert die Orte: Hendaye, San Sebastián/Donostia, Zarautz, Deba, Marquina, Xemein, Gernika, Bilbao, Portugalete, Onton, Castro Urdiales, Islares, Laredo, Noja, Santander, Santillana del Mar, San Vicente de la Barquera, Comillas, Unquera-Bustio, Llanes, San Esteban, Ribadesella, Sebrayo, Vega de Sariego, Gijón, Avilés, Soto de Luiña, Cadavedo, Luarca, La Caridad, Almuna-Luarca, Tapia de Casariego.
Auf diesem Weg ist von San Vicente de la Barquera ein Abstecher nach Potes, zum Kloster Santo Toribio de Liébana, möglich. Hier wird als Reliquie der größte Teil des Kreuzes Christi aufbewahrt. Dieses Kloster ist neben Jerusalem, Rom, Santiago de Compostela und Le Puy einer der wenigen Pilgerorte mit dem Privileg eines Heiligen Jahres. 2006 war solch ein heiliges Jahr für Santo Toribio. Bemerkenswert auf diesem Weg sind auch die alten präromanischen Bauwerke der asturischen Romanik aus dem 9. Jahrhundert, die sich in der Nähe von Oviedo befinden. Ab Oviedo ist es auch möglich, auf dem Camino Primitivo weiter zu gehen (siehe dort).
Ab der Brücke in Ribadeo heißt der Küstenweg auch der Camino del Norte. Weiter auf dem Weg liegen die Ortschaften: Gondán (Barreiros), Vilanova (Lourenzá), Mondoñedo, Abadín, Vilalba, Baamonde (Begonte) und Sobrado dos Monxes. In Arzúa geht er in den französischen Weg nach Santiago de Compostela über.
Der Ursprung dieses Pilgerweges entlang der asturisch-galicischen Küste nach Santiago de Compostela geht auf die Entdeckung des Apostelgrabes um 820 zurück. Die Wege des früheren Königreiches Asturien waren mit die ersten, über die Pilger nach Santiago pilgerten. Bevor die Monarchen im 11. und 12. Jahrhundert den Französischen Weg als Hauptweg förderten, um die christlichen Königreiche des Nordens zu verbinden, erfreute sich die Küstenstrecke einer ähnlichen Beliebtheit wie die anderen „ursprünglichen“ Pilgerwege. Nach der Rückeroberung (reconquista) großer Gebiete im Norden der Iberischen Halbinsel durch die Christen verlor der Küstenweg allmählich an Bedeutung.
Der Camino Vasco del Interior verläuft von der französisch-spanischen Grenzstadt Irun, wo er sich vom Camino de la Costa trennt, durch das Innere des Baskenlandes bis nach Santo Domingo de la Calzada, um sich dort mit dem Camino Francés zu vereinen. Etappen auf diesem Weg sind Irun, Andoain, Beasain, Zalduondo, Vitoria-Gasteiz, La Puebla de Arganzón, Briñas und Santo Domingo de la Calzada. Der Weg überquert zwischen Beasain und Zalduondo den Aitzkorri-Gebirgszug durch den Tunnel von San Adrián.
Der Camino Inglés beginnt einerseits in Ferrol, andererseits in La Coruña. Von beiden Städten her führt der (gut markierte) Weg nach Betanzos und von dort südwärts nach Santiago de Compostela. Der etwa 100 km lange Weg wurde früher von den in den erwähnten Städten landenden Engländern begangen. Heute sind es nur wenige Pilger, die den „englischen Weg“ gehen.
Ein fast vergessenes Verbindungsstück zwischen dem Küstenweg und dem klassischen Camino Francés stellt dieser älteste Teil aus dem 9. und 10. Jahrhundert dar. Er wurde in seiner Bedeutung bald vom Camino de la Costa und dem Camino del Norte sowie später vom Camino Francés überholt und nur noch gelegentlich als alternative Route genutzt. Vor wenigen Jahren wurde die 228 km lange Strecke durch das Engagement der Jakobusvereinigung von Oviedo und mit Unterstützung der asturischen Landesregierung ausführlich beschildert und mit Herbergen versehen.
Der Camino Primitivo führt von Oviedo über Grado, Salas, Tineo, Lago, Grandas de Salime, A Fonsagrada und Castroverde nach Lugo. Dabei werden verschiedene Pässe mit bis zu 1200 m Höhe überquert. Von Lugo führt ein Zubringer von 49 km über San Román bei Melide auf den Camino Francés. Es kann auch über Santa Eulalia de Bóveda nach Sobrado dos Monxes gegangen werden (56 km) und von dort aus den letzten Teil des nördlichen Weges zu beschreiten.
Als Camino Catalán (auch Ruta Catalana) wird der Jakobsweg durch Katalonien bezeichnet. Er zweigt in Perpignan von der Via Tolosana ab und führt über Barcelona und Lleida in Richtung Logroño und vereinigt sich dort mit dem Camino Francés.
Der Camino de Madrid (auch Ruta Jacobea de Madrid) verbindet die spanische Hauptstadt Madrid mit dem Camino Francés. Er führt auf einer Länge von 354 Kilometern von Madrid über Valladolid nach Sahagún, wo er auf den Camino Francés trifft.
Der Camino de Invierno (Weg des Winters) ist ein Pilgerweg nach Santiago de Compostela, der seit dem 12. Jahrhundert belegt ist und benutzt wurde, um das in den Wintermonaten kaum passierbare Bergmassiv des Cebreiro zu umgehen. Die Route verlässt in Ponferrada den Camino Francés und mündet in der Nähe von Lalín in den Camino Sanabrés. Durch diesen Weg sollen die letzten 100 Kilometer des Camino Francés entlastet werden.
Als Camino a Fisterra (auch Camino Finisterre) wird der verlängerte Jakobsweg von Santiago de Compostela zum Kap Finisterre (galicisch Fisterra) bezeichnet.
Durch Portugal führen zwei bekannte Jakobswege. Die küstennahe Strecke, der Caminho Português, nimmt seinen Ausgang in Lissabon und führt nordwärts über Coimbra und Porto nach Galicien. Zwischen Porto und Tui überquert der Weg die Flüsse Rio Lima und Rio Minho. Der Minho ist der Grenzfluss zwischen den beiden sich gegenüber liegenden Städten Valença (Portugal) und Tui (Spanien). Als letztes muss der Fluss Rio Ulla bei Padrón überschritten werden. Die Distanz von Porto nach Santiago beträgt 232 Kilometer, davon entfallen auf das portugiesische Teilstück 117 und auf die galicische Strecke 115 Kilometer. Auf spanischem Boden ist der Pilgerandrang erfahrungsgemäß wesentlich größer als in Portugal, da viele spanische Pilger ihre Pilgerreise erst in Tui beginnen. Dementsprechend voll sind die Pilgerherbergen in Galicien.[1][2]
Die weiter im Landesinneren Portugals gelegene Via Lusitana führt von Vila Real de Santo António im Süden Portugals kommend über Lamego, Chaves und das galicische Ourense nach Santiago.[3]
Der Pilgerführer im 5. Buch des Codex Calixtinus (12. Jahrhundert) nennt vier Jakobswege, die in Paris (Via Turonensis), Vézelay (Via Lemovicensis), Le Puy (Via Podiensis) und Arles (Via Tolosana) ihren Ausgang nehmen, um vor bzw. nach den Pyrenäen zusammenzukommen. An ihrer Wegeführung lagen zahlreiche Gräber von Heiligen, so St. Martin in Tours, St. Hilarius in Poitiers und St. Eutropius in Saintes an der Via Turonensis, St. Leonhard in Saint-Léonard-de-Noblat und St. Front in Périgueux an der Via Lemovicensis, die hl. Fides in Conques an der Via Podiensis oder St. Ägidius in St. Gilles und St. Saturninus in Toulouse an der Via Tolosana. Diese Streckenführungen hatten über Jahrhunderte Gültigkeit. Darüber hinaus entwickelte sich ein dichtes Netz weiterer Wege. Eine Pilgerlandkarte des Graphikers Daniel Derveaux aus dem Jahr 1975 hält die französischen Wege nach den Forschungen des langjährigen Präsidenten der französischen Jakobus-Gesellschaft, Marquis Renè de la Coste-Messelière, fest.
Auf diesen Grundlagen werden seit einigen Jahren die französischen Jakobswege als Fernwanderwege – „Sentiers de Grande Randonnée“ (GR) – wiederbelebt. Der GR 65 führt von Genf über Le Puy nach Saint-Jean-Pied-de-Port und entspricht im ersten Teil bis Le Puy der Via Gebennensis, ab Le Puy der Via Podiensis. Von Namur führt der GR 654/6542 (Via Lemovicensis) über Reims, Vézelay und Limoges nach Montréal-du-Gers, wo er auf die Via Podiensis stößt. Der neu eingerichtete GR 655 verläuft von Tours entlang der Via Turonensis über Poitiers und Saintes nach Mirambeau. In Arles beginnt die Via Tolosana als Fortsetzung einerseits des von Genf her durch das Rhonetal kommenden Weges und andererseits des Weges, der der italienischen Riviera und der französischen Côte d’Azur folgte (Voie aurélienne) bzw. der vom Col de Montgenèvre her kommenden Voie domitienne. Der Weg verläuft westwärts über Montpellier und Toulouse, von dort südwärts über Auch und Oloron-Sainte-Marie und weiter über den Col du Somport nach Jaca, und von dort wieder westwärts, als Camino aragonés, nach Puente la Reina, wo er auf den Camino Francés trifft.
Im Elsass führt ein Jakobsweg von Wissembourg über Straßburg und Thann nach Belfort.[4]
In der Franche-Comté führt der Weg weiter nach Gy, wo er wahlweise in Richtung Vézelay oder über Dole und Cluny in Richtung Le Puy weitergeht.
Die Routen der Jakobspilger in Belgien verliefen entweder von dem niederdeutschen Sammelpunkt Aachen oder von den großen flämischen Handelsstädten Brügge, Gent und Antwerpen in südlicher Richtung nach Nordfrankreich und Paris, wo sie in der Via Turonensis mündeten. Der Servitenmönch Hermann Künig aus Vacha beschrieb 1495 in Sant Jacobs Straß[5] den Weg von Aachen nach Paris und bezeichnete ihn als Niederstraße. Heute existieren auf dieser Grundlage zwei ausgeschilderte Wege in Belgien, die in „Topo-Guides du Sentier“ beschrieben sind:
In den Niederlanden besteht ein Weg entlang der Maas, der 2004 als gemeinsames niederländisch-deutsches Projekt eröffnet wurde. Er führt von Millingen am Rhein über Goch, Kevelaer, Venlo, Roermond, Maaseik und Maastricht nach Lüttich, wo er an die „Via Mosana“ anschließt. Grundlage für die Wegeführung war die historische Handelsstraße am östlichen Ufer der Maas.
Pilger aus Nordeuropa durchquerten im Mittelalter auch das heutige Luxemburg. Einige Funde, wie etwa eine Jakobsmuschel in einer Grabstätte in Grevenmacher,[6] bezeugen dies. Von Aachen und Trier kommend folgten die mittelalterlichen Pilger vermutlich den alten römischen Trassen in Richtung Arlon, Reims und Metz, um so zu den historischen Pilgerwegen Via Podiensis (ausgehend von Le-Puy-en-Velay), Via Turonensis (Orléans), Via Lemovicensis (Vézelay) zu gelangen. Dort, wo der Jakobskult in Luxemburg gepflegt wurde, führt der Weg vorbei. Als Beispiel seien genannt, Münschecker, Roodt-sur-Syre, der Jakobsberg „Jokesbierg“ bei Bech.[7][8] In den Weg angebunden wurden auch bekannte Pilgerstätten wie das Grab des heiligen Willibrordus in Echternach oder die erst in der Neuzeit entstandenen Wallfahrtsorte wie die Kathedrale von Luxemburg.
In Großbritannien kümmert sich die Confraternity of St. James (London) um die Erforschung der Pilgerwege nach Santiago de Compostela. Als erstes rekonstruierte sie den Pilgerweg von Droitwich, Worcestershire nach Bristol, der südwestenglischen Hafenstadt gegenüber der Südküste von Wales.
Der wichtigste Hafen, an dem sich die Pilger nach La Rochelle, Bordeaux oder A Coruña eingeschifft haben, war Southampton an der englischen Südküste. Ein vielgegangener, heute wieder ausgeschilderter Pilgerweg führt von London aus dorthin.
Ein weiterer, längerer Pilgerweg wurde von London über Canterbury nach Dover, wo man nach Calais übersetzen kann, ausgeschildert. Diese Route ist bereits im 14. Jahrhundert von Geoffrey Chaucer in seinen Canterbury Tales beschrieben worden.
Der wichtigste Pilgerweg in Italien ist die Via Francigena, die sowohl von Pilgern nach Rom wie nach Santiago de Compostela benutzt worden ist. Erstmals erwähnt wurde diese Straße von Sigerico, Erzbischof von Canterbury, der im Jahre 990 in 79 Tagen von Canterbury nach Rom reiste. Die Straße ist nach den Franken, d. h. Franzosen benannt, die auf dieser Route nach Rom unterwegs waren. In nördlicher Richtung nimmt sie von Rom aus folgenden Verlauf: Rom, Viterbo, Siena, San Gimignano, Lucca, Pontremoli, Parma, Piacenza, Pavia, Vercelli, Aostatal, Grosser St. Bernhard. Santiagopilger bogen in Richtung Genua ab, um in Arles auf die „Via Tolosana“ zu stoßen.
Neben Pilgern und Kaufleuten wurde die Straße auch von den römisch-deutschen Königen benutzt, die zur Kaiserkrönung nach Rom ritten. Die Via Francigena war daher einer der wichtigsten Kommunikationswege des mittelalterlichen Europas.
1994 wurde die Via Francigena nach dem Vorbild des Camino de Santiago feierlich vom Europarat zur „Kulturstraße Europas“ ernannt. Rechtzeitig zum Heiligen Jahr 2000 in Rom wurde die Route ausgeschildert.
Durch die Schweiz führt ab Konstanz der Schwabenweg via Fischingen (TG), das Tösstal im Zürcher Oberland nach Rapperswil-Jona. Dort oder auf dem Etzelpass vereinigt er sich mit dem St. Galler Weg, ehemals Appenzeller Weg genannt. Der St. Galler Weg nimmt die Pilger herkommend von München über Lindau oder Bregenz auf. Von Bregenz führt der Weg über St. Margrethen nach Rorschach. Dort stoßen die Pilger von Lindau her dazu. Weiter führt der Pilgerweg nach St. Gallen, Herisau, St. Peterzell. Dort mündet der Appenzeller Weg ein. Er wurde am 1. Mai 2008 eröffnet. Der Weg beginnt im vorarlbergischen Rankweil und führt über Oberriet, Appenzell, Jakobsbad und Urnäsch. Ab St. Peterzell geht der Weg weiter nach Wattwil, Neuhaus SG. Ab Neuhaus gibt es zwei Varianten. Eine führt über Rapperswil, die andere über Schmerikon und Lachen SZ zum Etzelpass nach Einsiedeln. Ab Rapperswil verläuft der Weg über den Holzsteg Rapperswil–Hurden nach Pfäffikon über den Etzel bis nach Einsiedeln. Von dort geht es weiter nach Schwyz und Brunnen. Der Bündner Weg übernimmt in Müstair die Pilger aus dem Südtirol und führt sie via Lü über den Pass Costainas ins Engadin nach S-charl. Von dort weiter über Scuol, Zernez, Dürrboden nach Davos, Chur, Disentis und über den Chrüzlipass nach Amsteg. In Brunnen trifft der Bündner Weg auf den Schwabenweg und Appenzeller Weg bzw. St. Galler Weg. ViaStans, Flüeli-Ranft und über den Brünigpass nach Interlaken (BE), Schwarzenburg (BE), Freiburg, Romont (FR), Moudon (VD), Lausanne erreicht man Genf. Eine Variante, der Luzerner Weg, verläuft ab Brunnen über Luzern, Wolhusen, Huttwil und Burgdorf und mündet in Riggisberg in den Weg herkommend vom Brünigpass ein. Von Konstanz bis Brunnen ist die Wegstrecke weitgehend identisch mit dem Europäischen Fernwanderweg E1. In der Schweiz sind die meisten Jakobswege als nationale Wanderroute 4 ViaJacobi von Wanderland Schweiz in beide Richtungen ausgeschildert. Der Heimweg von Santiago weg ist mit einem quadratischen grünen Kleber auf gelben Richtungsweisern gekennzeichnet. Der Weg in Richtung Santiago ist durch einen quadratischen grünen Kleber mit zwei blauen Rändern und der Aufschrift 'Wege der Jakobspilger' sowie dem internationalen Zeichen für die Jakobswege (Muschelstern) und der Zahl '4' signalisiert. Wo auf einer Kreuzung der Weg geradeaus führt, ist kein Kleber angebracht. Der Anschlussweg ab Genf führt nach Le Puy-en-Velay.
Spezielle Wege für Jakobspilger sind in Deutschland erst in der Neuzeit angelegt worden. Im Hochmittelalter und Spätmittelalter verwendeten die Pilger das bestehende Straßensystem. Es bestand aus den sogenannten Altstraßen; den Reichsstraßen, Weinstraße, Heerstraßen und Hellwegen. Die Wahl der Wegstrecke wurde durch die Infrastruktur an diesen Wegen bestimmt. Von den Pilgern bevorzugt wurden Handelswege, an denen Klöster, Hospitäler und Herbergen die Versorgung gewährleisteten. Anhand von Belegungsverzeichnissen lassen sich die Wege der Jakobspilger in Deutschland rekonstruieren.
Die Jakobswege in Norddeutschland wurden im Mittelalter begangen und nach der Reformation nur noch wenig benutzt. Die Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft entwickelt und kennzeichnet zusammen mit dem Freundeskreis der Jakobswege in Norddeutschland wieder die Hauptrouten.
Durch Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen folgt ein Weg der Jakobspilger dem Verlauf der historischen Handelsroute Via Regia von Görlitz über Bautzen, Kamenz, Großenhain, Wurzen, Leipzig, Merseburg, Naumburg (Saale), Erfurt, Gotha, Eisenach und Vacha nach Fulda. Er hat eine Länge von 500 km. Die Wegstrecke über die historische Via Regia ist auch als Ökumenischer Pilgerweg bekannt. Ab Fulda besteht durch den Unterfränkischen Jakobsweg, der über den Kreuzberg nach Würzburg führt, der Anschluss an den Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg – oder durch die Bonifatius-Route über Frankfurt und Mainz der Anschluss an die Jakobswege in Rheinland-Pfalz.
Jakobspilger, die sich in Polen oder weiter östlich auf den Weg gemacht haben, können den deutsch-polnischen Grenzfluss Oder entweder aus der nördlichen Woiwodschaft Westpommern bei Stettin oder aus der südlich gelegenen Woiwodschaft Lebus in Słubice/Frankfurt (Oder) überschreiten.
Pilger, die in Słubice/Frankfurt (Oder) die Grenze überschreiten, haben drei Möglichkeiten:
Im Jahr 1987 ging die Initiative vom Europarat aus, den Verlauf der historischen Jakobswege wissenschaftlich zu dokumentieren und die alten Kulturwege wiederzubeleben. Die Erforschung der Wegstrecken in Westfalen wird von der Altertumskommission des Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) unter Leitung von Ulrike Spichal wahrgenommen. Derzeit (2008) ist der LWL mit der Aufarbeitung und Markierung von fünf historischen Wegstrecken betraut. Die Nummerierung entspricht der des Landschaftsverbandes:
Im Rheinland gibt es seit 1999 in Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband Rheinland das Projekt „Wege der Jakobspilger im Rheinland“. Fünf Routen sind bisher ausgeschildert und in Führern beschrieben:
Viele Jakobswege in Deutschland weisen naturgemäß eine Südwestrichtung nach Spanien auf und führen damit in den deutschen Südwesten durch die beiden südlichen Bundesländer. Dadurch trifft man hier ein etwas dichteres Netz von Jakobswegen an, das insgesamt auch etwas stärker frequentiert ist. Auch treffen im Süden Wege aus dem Norden und Osten zusammen und vereinigen sich.
Der Himmelreich-Jakobusweg führt über 165 Kilometer in 16 Etappen von Hüfingen nach Weil am Rhein.[27]
Durch Österreich führen mehrere Wege der Jakobspilger:
Aus dem Süden des Königreichs Polen zogen die Pilger durch Böhmen und nahmen den Weg über Prag. Hingegen wurde aus den nördlichen Landesteilen der Seeweg ab den Küstenstädten an der Ostsee bevorzugt.
Aus Schlesien gelangte man auf der Via Regia nach Westen. In Jakubów (deutsch Jakobskirch), einem ehemals bedeutenden Wallfahrtszentrum in der Nähe von Glogau mit der über 1.000 Jahre alten Sankt-Jakobus-Apostel-Kirche, dem zweitältesten Sakralbau Schlesiens, beginnt ein Pilgerweg, der über 140 Kilometer über Bunzlau nach Zgorzelec führt. Dort knüpft er an den Ökumenischen Pilgerweg an, der im weiteren Verlauf der Via Regia in Richtung Hessen verläuft. Mit dem Projekt „Von Jakob zu Jakob“ wurde in Jakubow der bisher östlichste Ausgangspunkt Europas für eine ausgeschilderte Pilgerroute nach Santiago de Compostela geschaffen. Das Wegzeichen ist eine weiße Muschel mit rotem Jakobskreuz. Auch Herbergen am Wegrand beleben den Gedanken der mittelalterlichen Pilgerfahrt neu. In Jakubów entspringt auch die Heilige Jakobusquelle. In Jędrzychowice gibt es Funde mittelalterlicher Spuren von Jakobspilgern.
Die Pilger, die von Kolberg an der Küste entlang pilgern haben in Swinemünde die Möglichkeit, sich weiter über Greifswald bis Rostock zu bewegen, am Oderhaff/Zalew Szczeciński hinunterzulaufen und bei Stettin die Grenze auf dem Jakobsweg Stettin-Berlin zu überqueren oder auf polnischem Boden am östlichen Oderufer gen Süden bis Słubice/Frankfurt (Oder) zu pilgern.
Die Jakobswege in Lebus verlaufen von Bledzew und Łagów (Lagow) über Sulęcin, wo sie sich treffen und bis Ośno Lubuskie gemeinsam verlaufen. Von Ośno Lubuskie geht es getrennt weiter nach Górzyca im Norden und Słubice im Süden.
In Jütland verläuft der Jakobsweg auf dem Ochsenweg von Viborg über Vejen zur Eider und nach Hamburg. Dieser ist die historische Landverbindung über Flensburg, Schleswig, Rendsburg und Neumünster in Richtung Hamburg und Stade. Er bezeichnete keine befestigte Trasse, sondern ist teilweise ein Geflecht von nebeneinander herlaufenden Wegen. Seine Ursprünge liegen möglicherweise in der Bronzezeit. Später wurde er dann von Pilgern begangen. Seit 1998 ist der Ochsenweg als Radfernweg ausgewiesen.
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