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Wüstung in Tschechien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zadní Jetřichovice (deutsch: Hinterdittersbach, auch Kirnitzschschänke) war ein Ortsteil von Jetřichovice (Dittersbach) in Tschechien, welcher heute eine Wüstung ist.
Der Ort befand sich direkt an der Grenze zum Freistaat Sachsen im Kirnitzschtal an der Stelle, wo ein alter Handelsweg, die Böhmerstraße, den Fluss kreuzt. Eine Besonderheit war dadurch bedingt, dass die Böhmerstraße seit Jahrhunderten die Grenze zwischen zwei Herrschaften bildete. Das waren bis zuletzt die der Fürsten Kinsky und Clary-Aldringen. Dadurch gehörten die Häuser westlich des Weges („Kirnscht“) zu Hohenleipa (Vysoká Lípa) und die östlich gelegenen Gebäude („Hinterdittersbach“) zu Dittersbach (Jetřichovice).
Bereits auf den Kartendarstellungen der Ersten Kursächsische Landesaufnahme von Matthias Oeder war hier Ende des 16. Jahrhunderts eine Brücke über die Kirnitzsch verzeichnet. 1798 zogen hier 12.000 preußische Soldaten unter dem Befehl des Generals von Möllendorf durch das Tal.
Als erstes Haus bestand wohl ein Gasthaus ("Alte Schänke"), welches bereits 1658 erwähnt wurde, später aber vermutlich wieder einging und verfiel. Aufgrund des Waldreichtums gab es zudem eine Brettmühle (aufgegeben vor 1653) sowie eine Mautstation an der Kirnitzschbrücke (aufgegeben vor 1698).
Die Neugründung des Ortes setzte Ende des 18. Jahrhunderts ein, als der aus Saupsdorf stammende Traugott Willkommen 1793 ein Gasthaus (später als "Kirnitzschänke" das bekannteste Haus im Ort) errichtete. Wenig später wurde 1796/97 ein Forsthaus der Grafen Kinsky erbaut. Der Chronist Wilhelm Leberecht Götzinger erwähnte 1812 die steinerne Kirnitzschbrücke und den Gasthof. 1833 bestanden hier vier Häuser.
Weitere Gebäude entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Zuge der touristischen Erschließung der Sächsisch-Böhmischen Schweiz. Hinterdittersbach entwickelte sich zu einem Knotenpunkt der Wanderwege zwischen der Oberen Schleuse, Dittersbach (Jetřichovice), Hohenleipa (Vysoká Lípa), Rainwiese (Mezní Louka), und dem Zeughaus. Zur Blütezeit gab es vier Gasthäuser, zwei Forsthäuser, ein Kindererholungsheim und ein Bauernhaus.
Im Zuge der Planung der Kirnitzschtalbahn war ab 1893 der Bau einer Straßenbahnlinie durch das Kirnitzschtal von Bad Schandau bis Hinterdittersbach vorgesehen. Die Bahn wurde jedoch nur bis zum Lichtenhainer Wasserfall errichtet. 1907 gab es den Versuch, eine Pferdeomnibuslinie von Bad Schandau aus hierher zu betreiben.
Die historische Steinbrücke über die Kirnitzsch wurde um 1900 durch eine Stahlträgerbrücke ersetzt.
Eine Telefonverbindung bestand ebenfalls von Deutschland aus. Der Anschluss war allerdings auf deutscher Seite vor der Kirnitzschbrücke installiert. Belegt ist für das Jahr 1928 die Existenz einer Fernsprechleitung von Rainweise (Mezní Louka) nach Hinterdittersbach durch den Kleinen Ziegengrund (Malý kozí dùl). Damit war die Anbindung nach Herrnskretschen (Hřensko) an das landeseigene Telefonnetz hergestellt.[1] Am Tag der Unterzeichnung des Münchner Abkommens, dem 30. September 1938, kam es in Hinterdittersbach zu einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Angehörigen einer Einheit des tschechischen Wachbataillones und der deutschen SA und SS, wobei ein tschechischer Soldat verwundet wurde.
Einige Gebäude wurden ab 1944 als Unterkünfte im Zusammenhang mit der Anlage der U-Verlagerung "Zechstein" in Rabstein (Rabštejn).
Nachdem die sudetendeutschen Bewohner 1946 das Land verlassen mussten, verfielen die Häuser und wurden allmählich abgerissen. In den 1950er Jahren wurden sie teilweise noch als Kinderferienlager genutzt. Belegt ist, dass noch 1956 einige Gebäude vorhanden waren. Den sonst an dieser Grenze im damaligen Zeitraum vorhandenen Zaun gab es hier in diesem Abschnitt wegen der besonderen Topografie des Geländes nicht.
1921 gab es hier 17 Einwohner in fünf Häusern und 1950 nur noch drei Einwohner in acht Häusern.
Heute künden nur noch überwachsene Reste der Kellergeschosse und einige Kastanienbäume von der einstigen Ansiedlung. Ein weiteres noch vorhandenes Relikt ist der Sockel eines Gedenkkreuzes, das an den 1941 in der Ukraine gefallenen Hieronymus von Clary-Aldringen erinnert. Dieses Objekt ist heute an einem anderen Ort aufgestellt.
Die historische Stahlträgerbrücke wurde 1993 wieder als Grenzbrücke für den Übergang von Touristen geöffnet. Nach dem Verfall der darauf liegenden Holzbohlen erfolgte 2003 der Abriss und der Neubau einer schmaleren Brücke, die nur zu Fuß oder per Fahrrad benutzt werden kann. Die Eröffnung erfolgte am 18. Oktober 2003.
Nördlich der ehemaligen "Kirnitzschänke" befindet sich eine überdachte Rasthütte. Ihre Seitenwände enthalten zweisprachige (deutsch/tschechisch) Informationen zur Geschichte des Ortes und der einst hier vorhandenen einzelnen Gebäude.
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