Jürgenshagen

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Jürgenshagen

Jürgenshagen ist eine Gemeinde im Westen des Landkreises Rostock in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Die Gemeinde wird vom Amt Bützow-Land mit Sitz in der Stadt Bützow verwaltet.

Schnelle Fakten Wappen, Deutschlandkarte ...
Wappen Deutschlandkarte
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Basisdaten
Koordinaten: 53° 57′ N, 11° 54′ O
Bundesland:Mecklenburg-Vorpommern
Landkreis: Rostock
Amt: Bützow-Land
Höhe: 15 m ü. NHN
Fläche: 42,51 km2
Einwohner: 1146 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 27 Einwohner je km2
Postleitzahl: 18246
Vorwahl: 038466
Kfz-Kennzeichen: LRO, BÜZ, DBR, GÜ, ROS, TET
Gemeindeschlüssel: 13 0 72 050
Adresse der Amtsverwaltung: Am Markt 1
18246 Bützow
Website: buetzow.de
Bürgermeisterin: Janine Weber
Lage der Gemeinde Jürgenshagen im Landkreis Rostock
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Geografie

Die Gemeinde Jürgenshagen liegt zwischen Rostock und Wismar und ist etwa 27 Kilometer von der Ostseeküste (bei Kühlungsborn) entfernt. Das Gelände steigt nach Südwesten leicht an und erreicht nahe dem Ortsteil Klein Sien ca. 60 m ü. NN. Der Seebach fließt durch das gesamte Gemeindegebiet, er entwässert den Groß Tessiner See, der zum Teil auf dem Gebiet des Landkreises Nordwestmecklenburg liegt.

Umgeben wird Jürgenshagen von den Nachbargemeinden Satow im Norden, Klein Belitz im Osten, Bernitt im Südosten und Süden, Glasin im Südwesten sowie Passee im Westen.

Zu Jürgenshagen gehören die Ortsteile Gnemern (nach Klein Sien eingemeindet am 1. Oktober 1991), Groß Gischow (nach Jürgenshagen eingemeindet am 1. Juli 1950), Klein Gischow (nach Groß Gischow eingemeindet am 1. April 1937), Klein Sien (nach Jürgenshagen eingemeindet am 1. Januar 2000),[2] Moltenow (nach Moisall eingemeindet am 1. Juli 1950, am 1. Juni 1975 nach Klein Sien umgegliedert), Ulrikenhof (nach Klein Sien eingemeindet am 1. April 1937) und Wokrent (nach Jürgenshagen eingemeindet am 1. Juli 1950).

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Auf 1284 datiert die erste urkundliche Erwähnung des als Angerdorf angelegten Ortes Jürgenshagen. Das Gemeindegebiet wird von der Landwirtschaft und der für diese Gegend typischen offenen Bebauung geprägt. Eine weitgehend intakte Natur aus Feuchtwiesen, Söllen und alten Baumbeständen macht das Gebiet nicht nur für Feriengäste interessant, sondern auch für Pendler (Nähe Autobahn) und Ruheständler. Nahe Groß Gischow befindet sich das Naturschutzgebiet Beketal, auch „Grünes Rad“ genannt.

Ortsteile

Gnemern entwickelte sich zum Hauptgut der briefadeligen Familie der Barone von Meerheimb, welche in Wien 1661 in den böhmischen Freiherrenstand erhoben wurde. Die genealogische Stammreihe für Gnemern beginnt mit dem General Hans Wilhelm von Meerheimb (1620–1688), in dänischen Diensten stehend, zuvor für Sachsen und Österreich kämpfend.[3] Er erwarb Genemern 1661 und Gischow 1675. Jasper Friedrich von Meerheimb (1785–1872), verheiratet mit Emilie von Kleist und königlich preußischer Oberstleutnant, war Gutsherr auf Gnemern und Wokrent sowie Groß Belitz. Er fand Aufnahme in den Johanniterorden. Sein dritter Sohn war der Generalmajor und Militärschriftsteller Ferdinand von Meerheimb. Das Erbe auf Gnemern trat aber der älteste Sohn Jaspar von Meerheimb an, liiert mit Ida von Lücken-Zahrensdorf. Sie gründeten für Gnemern einen Familienfideikommiss und übergaben Gut Gnemern an ihren Sohn Hans von Meerheimb, Rittmeister a. D. Letzter Grundherr war Hans Wilhelm Freiherr von Meerheimb (1900–1945),[4] verheiratet mit Helene von Wolffersdorf. Ihr Sohn Hans-Wilhelm jun. von Meerheimb wurde später ein bekannter Landwirt in Holstein, der auf dem Gut Groß-Rolübbe ab 1970 das Unternehmen Gutshof-Ei aufgebaut hat.[5]

Das Gutshaus Gnemern ist inzwischen im Besitz des mit den Meerheimb verwandten Helmuth von Maltzahn, der ab 1993 das Schloss Ulrichshusen als Hotelbetrieb wieder aufgebaut hat und sich um eine Sanierung und Wiederbelebung des Gnemerner Gutshauses bemüht.[6]

Groß Gischow, war ein Gutsdorf. Premierleutnant Friedrich[7] von Meerheimb (1853–1897), verheiratet mit Ida von der Wense (1861–1956), stiftete zur Regelung der nächsten Erbfolge einen Familienfideikommiss. Letzter Besitzer wurde Hauptmann Hans Georg, genannt Jürgen, Freiherr von Meerheimb (1905–1944). Zum Gut Groß Gischow gehörte Reinstorf. Groß Gischow war ein altes Lehngut.

Klein Gischow, Bauerndorf, nach einer Volkszählung 1885 sind dort sechs Haushalte nachgewiesen mit insgesamt 52 Einwohnern.[8] Es blieb in den Händen eines einzelnen Landwirts, Ernst Gabriel. Der 245 ha Besitz hatte aber nicht den Status eines Rittergutes.

Klein Sien, bestand aus sechs Höfen, von 28 ha aufwärts bis zu 56 ha. Dazu zählte der Hof Hermannshager der Familie E. Jonas. Der Ort hatte bei einer Volkszählung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts für sich genommen 182 Einwohner, davon 94 weiblich. Der Wohnplatz Moorhagen mit 2 Einwohner gehörte zu jener Zeit zu Klein Sien.[9]

Moltenow, ging in die Historie einer weiteren spät nobilitierten Familie[10] des Oberforstmeisters Amtmann Gottfried von Suckow (1753–1816) ein, zur Unterscheidung der gleichnamigen Uradelsfamilie auch Suckow II genannt. Suckows Nachfahren schlugen sämtlich den Weg einer Militärkarriere ein und blieben nicht im Ort. Vor der großen Wirtschaftskrise 1928/1929 besaß Moltenow, vormals wohl Moltenau, dreizehn Hofeinheiten, inklusive einiger Büdnerstellen.[11]

Ulrikenhof, war Heimstatt der Pächterfamilie Fuhrmann,[12] war mit anderen bürgerlichen Landwirtsfamilien gesellschaftlich vernetzt.[13] U. Fuhrmann vertrat die Interessen vor Ort.[14] Ulrikenhof gehörte dem Fiskus, dem Freistaat Mecklenburg-Schwerin, die 246 ha der Domäne blieben dann lange in Pacht bei W. Meier.

Wokrent, ist als alter Herrensitz respektive als Nebengut frühzeitig mehrerer mecklenburgischer Adelsgeschlechter ausgewiesen. 1415[15] sind die Vettern[16] von Vieregge zu Wokrent sesshaft und verheiraten ihre Töchter standesgemäß.[17] Später soll der herzoglich mecklenburgische Premierminister und Oberpräsident von Güstrow Diederich von der Lühe-Thelkow im 17. Jahrhundert auch Wokrent sein Eigen genannt haben.[18] Es bildete kurzzeitig eine eigene Familienlinie derer von Meerheimb heraus, unter anderen mit dem Erbherrn Hans Wilhelm Freiherr von Meerheimb (1790–1865), Kammerdirektor[19] und Ehrenritter des Johanniterordens. Das Haus Wokrent vertrat der Staatsrat und Vorstand im mecklenburgischen Innenministerium Ludwig von Meerheimb. Wokrent wurde als Ortschaft ebenso stark vom 609 ha großen Rittergut geprägt. Es gehörte zuletzt Jaspar[20] Friedrich jun. Freiherr[21] von Meerheimb (1896–1942).[22]

Politik

Gemeindevertretung und Bürgermeister

Der Gemeinderat besteht (inkl. Bürgermeisterin) aus 11 Mitgliedern. Die Wahl zum Gemeinderat am 9. Juni 2024 hatte folgende Ergebnisse[23]:

Weitere Informationen Partei/Bewerber, Prozent ...
Partei/Bewerber Prozent Sitze
Wählergemeinschaft Für unsere Gemeinde 65,02 7
Jgh: Gemeinsam leben 11,61 1
Frischer Wind für die Gemeinde 13,53 1
SPD 5,49 1
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Bürgermeisterin der Gemeinde ist Janine Weber, sie wurde mit 72,14 % der Stimmen gewählt.[24]

Wappen

Blasonierung: „In Grün über drei silbernen Wellenfäden ein schräg auffliegender natürlich tingierter Storch.“

Das Wappen wurde vom Jürgenshagener Karl-Michael Constien gestaltet und am 8. Juni 2009 vom Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern genehmigt.[25]

Sehenswürdigkeiten

Zusammenfassung
Kontext
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Kapelle in Jürgenshagen

Die gotische Kapelle in Jürgenshagen wurde 1891 neu errichtet und ersetzte eine abgebrannte Fachwerkkirche. Die Kapelle ist turmlos, die Glocke hängt in einem Dachvorsprung an der Westseite des Gebäudes.[26]

Das Herrenhaus im Ortsteil Gnemern ließ Fürst Borwin I. um 1218–1223 als Wasserburg zum Schutze des Landhandelsweges zwischen Rostock und Wismar erbauen. Besitzer waren die Adelsfamilien de Gnemare, Preen, Finecke, Reventlow, Vieregge und Oertzen. Von 1661 bis 1945 befand es sich im Besitz der Freiherren von Meerheimb. Nachdem die Burg ihre militärische Bedeutung eingebüßt hatte, wurde sie 1676 durch einen Brand vernichtet. Danach entstand in der Zeit von 1682 bis 1685 ein neues Gutshaus, das zu den seltenen, in der Substanz fast unverändert erhaltenen frühbarocken Landhäusern in Mecklenburg zählt. Während es von außen weitgehend die Form ländlichen Frühbarocks bewahrt hat, wurde das Innere Ende des 19. Jahrhunderts in historistischem Stil ausgestattet. Im Jahre 1981 wurde mit der Sanierung des Gebäudes begonnen. Das Herrenhaus wurde zum kulturellen Zentrum, dessen Entwicklung im Jahre 1989 unterbrochen wurde. Seit 2011 ist Helmut Freiherr von Maltzahn, der bereits das niedergebrannte Schloss Ulrichshusen als Hotel wieder aufgebaut hat und Schloss Gützkow vor dem Verfall rettete, im Besitz des Hauses seiner Meerheimb'schen Vorfahren. Als neuer Eigentümer will er das renovierungsbedürftige Gebäude samt Außenanlagen revitalisieren. Das Haus befindet sich derzeit in Restaurierung (2019).

Verkehrsanbindung

Die Gemeinde liegt an der Verbindungsstraße von Bützow nach Kröpelin bzw. Kühlungsborn. Die Bundesautobahn 20 führt an Jürgenshagen vorbei, die Anschlussstelle Kröpelin liegt auf der Gemarkung der Gemeinde. Die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in den jeweils 16 Kilometer entfernten Städten Bützow und Kröpelin.

Persönlichkeiten

  • Wilhelm von Meerheimb (1790–1865) auf Wokrent, Kammerdirektor von Mecklenburg-Schwerin, Gutsbesitzer und Freimaurer

Belege

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