Jedem der Wochentage in Thailand ist nach einer astrologischen Regel (welche von der hinduistischen Mythologie beeinflusst ist) jeweils ein bestimmter Schutzgott zugeordnet.
So wie in der hinduistischen Mythologie ein jeder Gott ein Reittier hat, so ist ihm auch ein bestimmter Planet und eine bestimmte Farbe zugeordnet. Der Schutzgott des Sonntags ist zum Beispiel Surya, dessen traditionelle Farbe Rot ist. Diese Tagesfarben sind die traditionellen Geburtstagsfarben in Thailand. Beispielsweise wird alljährlich am 5.Dezember das gesamte Land mit Gegenständen in gelber Farbe dekoriert, Menschen trugen gelbe Kleidung, da der König Bhumibol Adulyadej an einem Montag geboren war.
Sonntag: Surya (Devanagari: सूर्य, sūrya) ist die Haupt-Sonnengottheit im Hinduismus, eine der Adityas, Sohn von Kashyapa und einer seiner Frauen Aditi. In Thailand wird Surya „Phra Athit“ (kurz für: „Phra Suriyathit“, พระสุริยาทิตย์) genannt. Er reist meist in einem Streitwagen von Löwen gezogen, sein Wagenlenker heißt „Arun“ („aufgehende Sonne“). Sein Element ist das Feuer, daher wird er mit der Farbe Rot in Verbindung gebracht.
Montag: Im Hinduismus ist Chandra (Devanagari: चंद्र) eine Mondgottheit. In Thailand wird er Phra Chan [pʰrá ʤan] genannt, er fährt jede Nacht mit seinem Streitwagen (dem Mond), der von zehn jasminfarbenen Pferden gezogen wird, über den Himmel. Hinten im Streitwagen fährt oft ein Hase mit. Sein Element ist die Erde.
Dienstag: In der indischen Astrologie ist Mangala (Devanagari: मंगल) der Name für den Mars. Er wird in Thailand „Phra Angkhan“ genannt. Er ist ein kriegserfahrener Gott mit großer Stärke. Sein Reittier ist der Wasserbüffel. Seine Haut ist rosa wie die Farbe des Planeten Mars, seine Kleidung ist von roter Farbe und er trägt oft rote Blumen hinterm Ohr. Phra Angkarn hat vier Arme, in denen er „göttliche Waffen“ trägt: einen Speer, eine Lanze und einen Schlagstock. Sein Element ist der Wind.
Mittwoch: In der hinduistischen Mythologie ist Budha (Devanagari: बुध, nicht zu verwechseln mit Buddha) der Name des Planeten Merkur. Der Hindu-Gott Budha ist der Sohn von Chandra, dem Mondgott. Er wird in Thailand Phra Phut genannt, sein Element ist das Wasser und der Beschützer der Händler. Er hat eine smaragdgrüne Haut, sein Reittier ist der Elefant. Phra Phut wird oft als Einsiedler dargestellt.
Donnerstag: Brihaspati (Bṛhaspati; Devanagari: बृहस्पति) ist der Name einer Gottheit aus der Rigveda. Er ist die Personifizierung der Frömmigkeit und Religion. In Thailand wird er Phra Phruehatsabodi (Thai: พระพฤหัสบดี, [pʰrá pʰrʉ́hàtsàbɔːdiː]), oder kurz Phra Phruehat [pʰrá pʰrʉ́hàt] genannt, er ist der Kaplan der Gottheiten und Lehrer von Indra. Sein Element ist die Erde, er reitet auf einem goldenen Hirsch.
Freitag: Der Name der Hindu-Gottheit Shukra (Devanagari: शुक्र) ist das Sanskrit-Wort für „Reinheit“, „Klarheit“, „Helligkeit“. Sie wird in Thailand „Phra Suk“ [pʰrá sùk] genannt, ein Einsiedler, Gott der Liebe. Er ist das Symbol des Friedens. Sein Element ist das Wasser, die Farbe seines Körpers erinnert an den Sonnenaufgang und er lebt in einer goldenen Behausung. Sein Reittier ist der mythologische Bulle Asupharat (โคอสุภราช), den Shiva für ihn aus 21 Rindern erschuf.
Samstag: Die hinduistische Gottheit Shani (auch: Śani; Devanagari: शनि / शनैश्वर) ist in der Hindu-Astrologie eine der Navagraha, der neun personifizierten Planeten. Shani manifestiert sich im Planeten Saturn. In Thailand „Phra Sao“ [pʰrá sǎo] genannt, ist er der Gott des Ackerbaus, der Zivilisation aber auch des Missgeschicks. Sein Element ist das Feuer, er hat eine schwarze Haut und glühende Augen. Er reitet auf einem Tiger, in den Händen trägt er eine Lanze und einen Bogen. Er kümmert sich um die erste Regenperiode im Frühling.
Jedem Wochentag ist außerdem eine Buddha-Statue mit einer bestimmten Handhaltung (Mudra) zugeordnet, da in alten Zeiten angenommen wurde, dass einige Ereignisse im Leben des Buddha an bestimmten Tagen der Woche stattfanden. Man sieht in thailändischen Tempeln (Wat) oft eine Reihe von acht verschiedenen Buddha-Statuen, denen die Gläubigen kleine Opfergaben darbringen.
Für bestimmte brahmanische Zeremonien ist es notwendig, einen Zusammenhang herzustellen zwischen den acht Himmelsrichtungen und den einzelnen Wochentagen. Wichtige Feiern, wie beispielsweise eine Hochzeit oder auch die Mönchsordination, benötigen eine Orientierung nach dem Kompass, um nicht im Desaster zu enden. Es gibt einen allgemeinen Glauben an eine Unglück-bringende als auch eine Glück-bringende Richtung eines jeden Tages. Da aber nun der Kompass acht Himmelsrichtungen aufweist, die Woche aber nur sieben Tage hat, ist der Mittwoch oft zweigeteilt dargestellt – als Mittwoch-Morgen/-Vormittag und Mittwoch-Abend/-Nachmittag.
Pishnu Supanimit (Hrsg.), Preecha Thaothong: Himmaphan Forest According to the Royal Command of Her Majesty the Queen (ป่าหิมพานต์ ตามพระราชเสาวนีย์). Amarin Printing, Bangkok, 2005 (Teil 2 des Katalogs zur gleichnamigen Ausstellung vom 24. Mai bis 10. Juli 2005 in der Queen’s Gallery Bangkok)
Charles Coleman: The Mythology of the Hindus. Asian Educational Service, New Delhi 1995, ISBN 81-206-0971-9
Heinrich Zimmer: Indische Mythen Und Symbole. Diederichs Gelbe Reihe, Düsseldorf 1981, ISBN 3-424-00693-9