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Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Von Wicht (ursprünglich tho Wicht[e] oder to Wichte) ist der Name einer ostfriesischen Adelsfamilie, die ursprünglich in Lintel bei Norden sesshaft war und deren Stammvater Ihmel tho Wichte in der zwischen Berumbur und Arle gelegenen Bauerschaft Wichte (heute Ortsteil des Fleckens Hage) seinen befestigten Wohnsitz hatte. Im Laufe der Jahrhunderte sind aus der Familie, die mit dem Genossenschaftsverband der Theelacht verbunden war, eine Reihe nicht unbedeutender Droste, Bürgermeister, Juristen, Historiker und Schriftsteller hervorgegangen.[1]
Der Historiker Enno Johann Heinrich Tiaden (1722–1781) bezeichnete in seinem Werk Das Gelehrte OstFriesland „das Geschlecht derer von Wicht“ als eines „der ältesten und sehr angesehenen“ ostfriesischen Geschlechter. Sowohl von der väterlichen als auch von der mütterlichen Linie her sei es in den regionalen Häuptlingsfamilien verwurzelt, gleichzeitig aber auch mit diesen Adelsgeschlechtern „vermählt und verwandt gewesen“. Als Beispiele nannte er folgende Adelsgeschlechter: von Südenburg, Aldringa von Nesse, Tjarkena (Burg Osterhusen), Aldersna (Lintel bei Norden), von Hatzum (bei Emden) und Loringa (aus Norden).[2] Stammsitz des Ahnherrn Ihmel wurde um 1400 die Burg Osterwichte, die – wie der Name schon andeutet – östlich von Wichte stand. Aus Ihmel von Lintel wurde Ihmel tho Wicht(e) und Lintel.
In Wichte befand sich seit Ende der frühgeschichtlichen Zeit einer von acht sogenannten Uthöfen, die als Außenstationen der Norder Theelacht zwischen Bargebur und Arle auf der Geest errichtet worden waren und über die die Theellande, die sich bis in die Gegenwart hinein in der dem Geestrücken vorgelagerten Marsch befinden, bearbeitet und verwaltet wurden.[3] Die Frage, ob Ihmel, der Ahnherr derer von Wicht, einen bestehenden Uthof zur Burg ausbaute oder in der Nähe ein neues befestigtes Gebäude errichtete, kann aufgrund der Quellenlage nicht beantwortet werden. Als sicher gilt aber, dass es sich bei dem von dem Norder Edelmann um 1400 bezogenen Wohnsitz um die östlich des Dorfes Wichte gelegene Burg Osterwichte (siehe Ausschnitt der Ubbo-Emmius-Karte von 1600!) gehandelt hat.[4] Sie wird in der östlich von Blandorf-Wichte gelegenen Gemarkung Westerende vermutet.[5]
Matthias von Wicht (1751–1824) nahm an, die Burg Osterwichte sei bereits um 1410 zerstört worden. Foelke Kampana, Ehefrau des Häuptlings Ocko I. tom Brok und wegen ihrer legendären Grausamkeit auch Quade Foelke (= Böse Foelke) genannt, hätte bei einem Heerzug gegen ihren Schwiegersohn, dem Nessmer Häuptling Lütet Attena, die befestigte Wohnstätte dem Erdboden gleichgemacht.[6] Andere Quellen berichten davon, dass die Burg Osterwichte erst während der Sächsischen Fehde um 1514 niedergebrannt worden sei. Burgherr Hayo Hiccen tho Wichte, Urenkel des Ahnherrn Ihmel, hätte als Drost zwar erfolgreich die Berumer Burg gegen den Esenser Häuptling Hero Omken verteidigen können, musste aber hinnehmen, dass derselbe nur kurze Zeit später seinen Wichter Stammsitz vernichtete.[7] Dass es auch noch um 1581 eine adlige „Behausung zu Wicht“ gegeben hat, belegt eine Urkunde, die vom 27. Oktober des genannten Jahres stammt und in Wichte ausgefertigt wurde. Sie besiegelte einen „Compromiß zwischen Habbo Aldinga, Enno v. Nesse und Otto Iderhoff“.[8] Bei dem in der Urkunde erwähnten Enno von Nesse handelt es sich um den 1599 verstorbenen Enno Aldringa von Nesse, der in verschiedenen Ahnentafeln als „Herr zu Wichte“ bezeichnet wird.[9] Seine Tochter nannte sich Enna Aldringa von Nesse zu Wichte. Sie verstarb 1652 im „Haus Wichte“. Ihr Wichter Familienbesitz ging an ihren Ehemann Eberhard von Mahrenholz († 1633) über, der sich nach ihrem Tod als „Erbgesessener auf Burg Wichte“ bezeichnete. Die gemeinsame Tochter Catharina Sophia von Mahrenholz wurde noch im „Haus Wichte“, einem „burgartigen Gebäude mit umfangreichem Landbesitz“, geboren.[10] Diese Belege lassen vermuten, dass der Stammsitz der Familie von Wicht trotz mancher zerstörerischer Aktionen im Laufe ihrer Geschichte noch mindestens bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts existierte.
Die folgende Aufstellung orientiert sich – sofern nicht anders vermerkt – an den Angaben von Enno Johann Heinrich Tiaden,[11] Hermann v. Wicht[12] und Karl Leiner.[13]
Ihmel tho Wicht(e) und Lintel
Iphtet Imelen tho Wicht(e)
Hicco Iphtena tho Wicht(e) und Lintel
Hayo Hiccen tho Wicht(e) und Lintel
Friedrich Hayen von Wicht (auch Frederick Hayen tho Wicht genannt)
Hicco Friedrichs von Wicht (auch Hector Friedrichs von Wicht genannt)
Friedrich Friedrichs von Wicht (auch Hector Friedrichs von Wicht genannt)
Hector Johann Adolph Friedrichs von Wicht
Enno Friedrichs von Wicht
Hector Friedrichs von Wicht
Jacob Hermann von Wicht (d. Ä.)
Jacob Hermann von Wicht(d. J.)
Gottfried Hermann Anton von Wicht
Alfried Anton Melchior von Wicht
1937 schrieb Hermann von Wicht in seinem Aufsatz Der Weg der Familie v. Wicht die Jahrhunderte […]: „Die jüngste Generation [des Adelsgeschlechts von Wicht] blüht in neun männlichen Trägern des alten Namens.“[17]
Das Wappen der Adelsfamilie von Wicht zeigt in Schwarz drei gespaltene Lilien, deren Schnittfläche sich rechts befindet. Der Helm ist gekrönt. Als Helmzier dient eine goldene Lilie.[18] In Siebmachers Wappenbuch heißt es:
„„Wicht: Häuptlingsgeschlecht aus Wicht bei Berum, welches bereits mit Imel v. W. Anfang des 14. saec. erscheint. Wappen (Tafel 264): In Schwarz 3 (2, 1) rechte Hälften gespaltener goldener Lilien. Helm: ganze goldene Lilie zwischen zwei silbernen Straussfedern.““[19]
Der lutherische Norder Pastor Herrmann Mesander (1577–1640) beschrieb in einem lateinischen Gedicht, das er aus unbekannten Anlass Otto Friedrich von Wicht, dem „Ratgeber des friesischen Hofes und Beauftragten in Eheangelegenheiten“, widmete, das von Wicht´sche Familienwappen (siehe nebenstehende Kopie des Gedichts aus Enno Johann Heinrich Tiadens Das Gelehrte OstFriesland). Ins Deutsche übersetzt lauten die lateinischen Verse:[20]
Für
Otto Friedrich von Wicht,
einen sehr bedeutenden Mann, Ratgeber des friesischen Hofes &
Beauftragter in Eheangelegenheiten
Auf schwarzem Schild strahlt dreifach die goldene Lilie
Und zweifach strebt am Helm die Feder nach oben.
Dies ist das Wappen des Geschlechts der Friedriche von Wicht,
Dort, wo Friesland mit Deich das nördliche Wasser abwehrt.
Wie sich unter den Blumen die goldenen Lilien erheben,
Lilien, die bei den Weisen den Namen Königin erlangt haben,
So ist stark das Friedrichshaus durch Tapferkeit und Geblüt,
Und sein Teil erblüht weithin im Stamm seines Frieslands.
Oder ist gar in der Feder die größere Zier, mit der der edle Hektor
Und du, edler Otto, vor den anderen bezeichnet wirst?
Leb lange, leb lange glücklich, großer Mann, es bleibe
Lange die doppelte Feder, lange die gelben Lilien!
Die erwähnten Farben und Symbole des Familienwappens finden sich auch in dem vom Münsteraner Heraldiker Ulf-Dietrich Korn 1962 geschaffenen Wappen. Es war das offizielle Wappen der bis 1972 selbständigen Gemeinde Blandorf-Wichte.
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