jemand der wütet Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Wüterich (weiblich auch Wüterin oder Furie genannt[1]) ist jemand, der wütet[2] oder der leicht in Wut gerät und gewalttätig wird.[3] Das Wort wurde auch zur Bezeichnung von affektlabilen[4] Menschen gebraucht und wird teils als umgangssprachlich angesehen.[5]
Das Wort ist zuerst im 9. Jahrhundert als ahd.wuotarīh belegt.[6] Dem Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm zufolge bezeichnete es zunächst vor allem einen Gewaltherrscher, Despoten, Tyrannen als genaue Entsprechung des lateinischen tyrannus, später dann auch allgemein einen „harten, gewalttätigen menschen“. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts ziehe es sich (in beiden Bedeutungen) „aus dem ernsthaften sprachstil mehr und mehr zurück“.[7]
Der mittelalterliche BeinameWüterich entwickelte sich zum Geschlechtsnamen und ist heute auch ein Familienname (auch: Wüeterich, Wütrich, Wüthrich, Wütherich etc. geschrieben) und bezeichnete bereits damals eine Person, die z.B. zu Jähzorn neigte oder später, einen solchen Vorfahren hatte.
Friedrich Schiller lässt im Drama Wilhelm Tell die Kleinbäuerin Armgard zu den Kindern sprechen, als Gessler vom Pfeil des Tell durchbohrt ist: Seht Kinder, wie ein Wüterich verscheidet.
In der Ballade Die Bürgschaft verwendet Schiller Wüterich in der älteren Bedeutung als Synonym (vgl. DWB, Eintrag Wüterich):
Der Friederich, der Friederich, Das war ein arger Wüterich!…
In der deutschen Synchronfassung des tschechischen MärchenfilmRumpelstilzchen & Co. wird "Wüterich" als möglicher Eigenname thematisiert:
Heiß nicht Alexander, und nicht Welomyr, auch nicht Celsius, das verrat ich dir, heiß nicht Alpha oder Beta oder Caesar gar, heiß nicht Dietrich oder Wüterich, bin auch nicht der Zar. Ha, ha, ha – ach wie gut das niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß. Rumpelstilzchen heiß ich, doch der König weiß nicht, wie ich wirklich heiß. – Alles läuft ganz prächtig und so sing ich mächtig – trallalla – trallalla.
Hans-Peter Langfeldt, "Zappel-Philipp" und "Friedrich der Wüterich": Prototypen verhaltensgestörter Kinder, in: Psychologie in Erziehung und Unterricht: Zeitschrift für Forschung und Praxis, Organ der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, München 2003, Reinhardt, Bd. 50.
Hans Jörg Mannasser, Warhaffte und Eigentliche Abbildung und Contrafactur deß Aller Durchleuchtigsten Unuberwündlichsten König Æstas oder Sommer König neben trefflicher verheissung starckes beystandts Teutscher Nation wider den grausamen Tyrannen und Wüterich Rex Hyems oder Winter König, Augspurg 1623.
M. Augustinum Neser von Fürstenberg Wie man dem grimmen Wüterich vnd Christlichen bluts durstigen Tyrannen, in allweg widerstand thun möchte: Tröstlicher, nutzlicher vnnd notwendiger bericht an alle Ständ. In wölchem angezaigt wirdt, wie sich in diser fürgefallner Kriegßnoth ein yeder halten soll ..., Jngolstatt, Weyssenhorn 1566.
Cornelia Nitsch, Der kleine Wüterich: Spiele und praktischer Rat gegen Aggression und schlechte Laune, München 2000, Mosaik.
Autor unbekannt, Gallerie menschlicher Wütheriche, Ungeheuer und Scheusale, sowie gefährlicher Gauner und frecher Diebe: Nebst einigen interessanten Anekdoten, Leipzig 1838, Ludwig Schreck.
Kriegsrüstũ=||ge vnnd Heerzůgk des wüterichen || Türckischen Keysers/ mit aller ord||nung vnd zal des volcks/ so er zů roß || vnd zů fůß die Christenheit zů überzi||hen/ mit jm bringt/ warhafftig || beschrieben.|| Allen Christen zů trewer warnung/|| ... ||,Mainz 1532, Peter Jordan.
Gundolf Keil: Wut, Zorn, Haß. Ein semantischer Essai zu drei Ausprägungen psychischer Affektstörung. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 183–192, hier: S. 183 f.