Borna disease virus 1

Gattung der Familie Bornaviridae Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Borna disease virus 1

Das Virus der Borna’schen Krankheit (englisch Borna disease virus 1, kurz BoDV-1, früher abgekürzt BDV), ein Virus aus der Spezies Orthobornavirus bornaense, ist ein behülltes Virus mit einem Erbgut aus negativsträngiger, nichtsegmentierter RNA – ss(–)RNA – in der Gattung Orthobornavirus (früher Bornavirus) und damit zur Familie Bornaviridae gehörig. BoDV-1 ist das erste beschriebene Virus der Familie. Sein nächster Verwandter ist das zur selben Spezies gehörende Borna disease virus 2 (BoDV-2). Inzwischen sind weitere Orthobornaviren bei verschiedenen Säugetieren, Vögeln und Schlangen entdeckt worden, darunter das Bunthörnchen-Bornavirus (englisch variegated squirrel bornavirus 1, VSBV-1, Spezies: Orthobornavirus sciuri).[3]

Schnelle Fakten Virus der Bornaschen Krankheit, Systematik ...
Virus der Bornaschen Krankheit

3D-Modell Bornavirus

Systematik
Klassifikation: Viren
Realm: Riboviria[1]
Reich: Orthornavirae[2]
Phylum: Negarnaviricota
Subphylum: Haploviricotina
Klasse: Monjiviricetes
Ordnung: Mononegavirales
Familie: Bornaviridae
Gattung: Orthobornavirus
Art: Orthobornavirus bornaense
Unterart: Borna disease virus 1
Taxonomische Merkmale
Genom: (−)ssRNA
Baltimore: Gruppe 5
Hülle: vorhanden
Wissenschaftlicher Name
Borna disease virus 1
Kurzbezeichnung
BoDV-1
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Schemazeichnung eines Virions der Gattung Orthobornavirus

BoDV-1 ist der Erreger der Borna-Krankheit, einer oftmals tödlichen neurologischen Erkrankung bei Pferden, Schafen, Neuweltkameliden und anderen Haussäugetieren. Bei selten auftretenden Infektionen des Menschen kann es ebenfalls eine schwere Enzephalitis mit zumeist tödlichem Ausgang hervorrufen.[4] Der einzige bisher bekannte Reservoirwirt des BoDV-1 ist die Feldspitzmaus (Crocidura leucodon), die selbst nicht an der Infektion erkrankt.[3][5]

Merkmale

In die Hülle der Viruspartikel (Virionen) ist das Glykoprotein (G) eingelagert. Dieses Protein vermittelt die Bindung des Virus an die Wirtszelle und bewerkstelligt auch den Verschmelzungsvorgang (Fusion) mit der Membran der Zielzelle. Auf der Innenseite der Hülle befindet sich das Matrixprotein (M). Ferner befindet sich im Virusinneren das RNA-Genom, das mit dem Phosphoprotein (P), dem Nukleoprotein (N), der viralen Polymerase (L) und einem kleinen Protein X (p10) verbunden (assoziiert) ist. Eine Besonderheit der Bornaviren ist, dass Transkription und Genomreplikation, anders als bei den übrigen Vertretern der Mononegavirales, im Zellkern ablaufen. Das Virus nutzt die dortige Spleißmaschinerie um durch Alternatives Spleißen aus einem Vorläufertranskript drei verschiedene mRNAs zur Synthese der Proteine M, L und G herzustellen.

Meldepflicht

Für den direkten Nachweis humanpathogener Bornaviren, also auch für das BoDV-1, beim Menschen besteht nach § 7 Infektionsschutzgesetz (IfSG) in Deutschland eine namentliche Meldepflicht. Der direkte Nachweis von Bornavirus-Infektionen bei Säugetieren ist in Deutschland ebenfalls meldepflichtig 1 in Verbindung mit der Anlage der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten und der Falldefinition).[6][7]

Literatur

  • Dennis Rubbenstroth: Familie Bornaviridae. In: Hans-Joachim Selbitz, Uwe Truyen, Peter Valentin-Weigand: Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 11. Auflage, Thieme, Stuttgart, 2023, S. 558–562. ISBN 978-3-13-244251-1
  • Susanne Modrow, Dietrich Falke, Uwe Truyen, Hermann Schätzl: Molekulare Virologie. 3. Auflage, Spektrum, Heidelberg 2010, S. 18, 277–283. ISBN 978-3-8274-1833-3
  • Nicola Jungbäck, Yannik Vollmuth, Tatiana Mögele, Przemyslaw Grochowski, Jürgen Schlegel, Tina Schaller, Bruno Märkl, Christiane Herden, Kaspar Matiasek, Dennis Tappe, Friederike Liesche‐Starnecker: Neuropathology, pathomechanism, and transmission in zoonotic Borna disease virus 1 infection: a systematic review. In: The Lancet Infectious Diseases. 2025, doi:10.1016/s1473-3099(24)00675-3, PMID 39793593.

Einzelnachweise

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