Bartholomäus Viatis (* 18. April 1538 in Venedig; † 18. November 1624 in Nürnberg) war ein Nürnberger Großkaufmann.
Geschichte
Bartholomäus Viatis war gebürtiger Venezianer, er wurde mit zwölf Jahren nach Nürnberg geschickt und absolvierte dort seine Lehrzeit beim Nürnberger Federmacher Hans Wollandt. In dessen Auftrag ging er nach sieben Jahren Lehrzeit für vier Jahre nach Lyon, wo er Kontakte mit den Nürnberger Handelshäusern Tucher und Imhoff knüpfte. 1570 gründete er mit den Nürnbergern Georg Forst und Melchior Lang eine eigene Handelsgesellschaft. 1569 hatte er Anna, die Witwe des Gewandschneiders Scheffer, geheiratet und erwarb das Nürnberger Bürgerrecht. Nach dem Tod der ersten Frau heiratete Viatis 1586 Florentina Jeger.[1]
Bereits 1569 erteilte Kaiser Maximilian II. Viatis ein Wappenprivileg. Im selben Jahr erwarb er das später nach ihm benannte Viatishaus (Viatische Haus) an der Barfüßerbrücke in der Altstadt St. Lorenz, einen prächtigen Sitz aus ehemals zwei Einzelhäusern des 14. Jahrhunderts, das im Zweiten Weltkrieg zerstört worden ist. In seinem aufwendig ausgestatteten Haus war Viatis umfangreiche Kunstsammlung untergebracht.[2] Mehrmals logierten bei ihm in Nürnberg Abgesandte der Serenissima bei ihrer Durchreise,.[3]
1576 wurde Viatis ins Genanntenkollegium berufen und 1583 ernannte man ihn zum Gassenhauptmann für den Bereich um die Barfüßerkirche. 1589 kaufte Bartholomäus Viatis aus den Gewinnen seines florierenden Unternehmens den Herrensitz Schoppershof aus der Konkursmasse der Handelsgesellschaft Gößwein-Rottenburger. Schon 1581 hatte er Martin Peller, den er in Venedig kennengelernt hatte, in seiner Firma angestellt. Peller heiratete 1590 Viatis Tochter Maria und schloss sich 1591 mit ihm zur Handelsgesellschaft Viatis-Peller zusammen. Das Unternehmen wurde vor allem im Handel mit Barchent marktbeherrschend. Hinzu kamen Kredit- nd Wechselgeschäfte. Auch mit Rüstungsgeschäften verdienten die beiden Kaufleut ihr beträchtliches Vermögen.[4]
Bartholomäus Viatis war Marktvorsteher der Nürnberger Börse. Zusammen mit seinem Schwiegersohn Martin Peller regte er im Jahr 1615 die Gründung des Nürnberger Banco Publico an.[5]
Nach dem Tod von Bartholomäus Viatis erbten seine beiden Kinder aus erster Ehe, Maria und Bartholomäus der Jüngere, sein riesiges Vermögen, während Martin Peller den Herrensitz Schoppershof erbte und Hauptgesellschafter der Handelsgesellschaft wurde. 1730 wurden seine Nachkommen gerichtsfähig und 1818 in den einfachen bayerischen Adel immatrikuliert. Mit Georg Christoph Viatis ist die Familie 1834 ausgestorben.
- Viatishaus 1715
- Viatishaus 1880
- Museumsbrücke mit Viatishaus 194
- Erinnerung an das zerstörte Viatishaus
Wappen
Von Gold und Silber schräglinks geteilt mit einer von Schwarz und Rot schräglinksgeteilten Bracke mit roter Zunge und goldenem Halsband.
Quellen
- Geschlechtsgeschichte der Lindner, Buchner, Roggenbach, Bayr, Kopf, Cramer, Cämmerer, von Wertha, Heugel, Fetzer, Viatis und Memminger. [Handschrift, o. O., nach 1674.] Germanisches Nationalmuseum, Sign. 16659, S. 97–107.
Literatur
- Gustav Aubin: Bartholomäus Viatis. Ein Nürnberger Großkaufmann vor dem Dreißigjährigen Kriege. In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Band 33, 1940, S. 145–157.
- Hermann Kellenbenz: Bartholomäus Viatis [1538 - 1624]. In: Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte. Reihe 7. A, Fränkische Lebensbilder. Neustadt, Aisch, Band 1, 1967, S. 162–181, ISSN 0435-8198.
- Andreas Tacke: Bartholomäus I. Viatis im Porträt. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Nürnberg, Band 83, 1996, S. 57–64, ISSN 0083-5579. Digitalisat
- Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hofmann, Nürnberg 1984, ISBN 3-87191-088-0; 2., ergänzte und erweiterte Auflage, 1989; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, 2000.
- Michael Diefenbacher: Viatis, Bartholomäus. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).
- Michael Diefenbacher: Viatis, Bartholomäus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, ISBN 978-3-428-11207-4, S. 788 (Digitalisat).
- Gerhard Seibold: Die Viatis und Peller : Beitrag zur Geschichte ihrer Handelsgesellschaft. Böhlau Koln; Wien 1978, ISBN 3-412-05177-2
Siehe auch
Weblinks
- Skizze des Viatishaus ( vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive)
- Nachkommen Viaits von Martin Tyroff Stecher 1719/1766 Kupferstich und Radierung
- Isabel Lauer: Erinnerung an die Nobeladresse nordbayern.de vom 18. August 2010
Einzelnachweise
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