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Haarschnitt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Tschub (ukrainisch чуб/tschub ‚Stirnlocke‘; ukrainisch чуприна Tschupryna (auch Chupryna) ‚Haarschopf‘; ukrainisch оселедець Oseledets (auch Oseledec) ‚Hering‘; russisch хохо́л ‚Haarschopf‘ und polnisch chachoł, transkribiert chochol) ist die traditionelle Haartracht der ukrainischen Kosaken: Eine Haarsträhne, Locke oder ein Haarschopf befindet sich mittig oder nahe der Stirn oder auch seitlich auf einem sonst kahlrasierten Kopf.
Als stereotypes Merkmal wurde die Bezeichnung Chochol zu einer im Russischen und Polnischen abfälligen Benennung (Ethnophaulismus) für Ukrainer und Kleinrussen.
Die traditionelle Haartracht der ukrainischen Kosaken – eine Haarsträhne, Locke oder ein Haarschopf mittig oder nahe der Stirn oder auch seitlich auf einem sonst kahlrasierten Kopf[1] – hat mehrere Bezeichnungen in verschiedenen Sprachen:
Das ukrainische Wort чуб (tschub) hat linguistisch genetische Verwandtschaft mit dem gotischen skuft und dem germanischen Schopf.[14][15] Im Schweizerischen bezeichnet Tschogg oder Tschuber neben dem Federbusch eines Vogels auch „das Haar oben auf dem Kopfe eines Menschen“[16] zudem gibt es den berndeutschen Ausdruck tschupe, was entsprechend italienisch ciuffare „beim Schopf packen/an den Haaren ziehen“ bedeutet; scuffia bedeutet im Italienischen „Haube“ und ciuffo „Schopf“.[17]
Diese für die Kosaken typische Haarsträhne auf kahlem Schädel wird auf eine Tradition des Clans von Großfürst Swjatoslaw I. Igorewitsch (altrussisch Свѧтославъ Игоревичь; 942–972 n. Chr.) zurückgeführt, dessen Adelige sich mit dieser Haartracht kenntlich machten.
Georgi Wladimirowitsch Wernadski[18] zitiert und übersetzt die Beschreibung von Swjatoslaw I. durch Leo Diaconus[19] aus dem Jahr 971:
Wernadski ergänzt: „Dieses Bild von Swjatoslaw I. ist den Bildern von Kosaken-Hetmanen des 16. und 17. Jahrhunderts sehr ähnlich, sogar einschließlich der oseledets genannten Haarlocke auf dem rasierten Kopf.“
Die Wahrnehmung des Tschub und die Darstellung eines Kosaken mit Tschub ist im Selbstverständnis der Ukrainer ein Symbol für Freiheit und Stärke.
Der ukrainische Dichter Stepan Rudanskyj (Степан Васильович Руданський; 1834–1873) gibt in den ersten beiden Strophen seines Gedichts Чуприна Chupryna eine verklärte Erläuterung für die Funktion dieser Haarsträhne aus Sicht der Kosaken.[21][22]
Чуприна | Haarschopf (Übersetzung) |
---|---|
Питалися козака: |
Der Kosake wird gefragt: |
Der Kosak Mamaj, die idealisierte Darstellung eines Freiheit liebenden Kosaken, ist eine allegorische Figur und ein nationales Symbol der Ukraine, das die ihr im Selbstverständnis zugesprochenen Eigenarten verkörpert. Als dieses symbolische Inbild wurde er besonders nach der Auflösung der Saporoger Sitsch im Jahr 1775 sehr beliebt und ist auch heute eine der häufigsten Darstellungen in der ukrainischen Volksmalerei.
Obwohl Mamaj der Legende nach bereits im Jahr 509 geboren wurde – mehr als 400 Jahre vor Großfürst Swjatoslaw I., für den der Tschub durch einen Zeitgenossen schriftlich belegt ist – wird Mamaj in Gemälden vom späten 17. Jahrhundert bis in die Gegenwart meist mit Tschub dargestellt.
Im Gemälde Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief hat der Maler Ilja Repin viele seiner mutigen, derb-humorigen kosakischen Protagonisten mit Tschub dargestellt.
Der Fußballverein Metalurh Saporischschja in der Hauptstadt der Oblast Saporischschja in der südlichen Ukraine hat sich den „Saporoger Kosaken“ – deutlich erkennbar an seiner Kleidung, dem mächtigen Schnurrbart und dem Tschub auf kahlem Kopf – als Maskottchen zur Unterhaltung der Zuschauer ausgewählt.[23]
In dem tragikomischen Musikfilm Propala Hramota (ukrainisch Пропала Грамота, Der verlorene Brief, Sowjetunion 1972), der auf einer Novelle von Nikolai Gogol basiert, werden einige der Kosaken mit Tschub dargestellt.[24]
Es gibt mehrere ukrainische Familiennamen, die von Чуб/Chub/Tschub oder Чуприна/Chupryna/Tschupryna und ihren Varianten abgeleitet sind. Bei Gogol gibt es die literarische Figur Kosak Tschub, den Typus eines reichen Kosaken, der diesen Namen führt.[25]
Die Sikha (Sanskrit शिखा śikhā ‚Haarschopf‘; Hindi चोटी choTi; Marathi शेंडी shendi) ist ein Haarbüschel oder eine Locke am Hinterkopf bei den männlichen Mitgliedern des orthodoxen Hinduismus.
Perçem (پرچم) transkribiert Pertschem, oder auch Pesch[26], ist im Kulturkreis des Osmanischen Reiches eine Stirnlocke oder Haarbüschel auf glatt rasiertem Kopf.[27][28]
In der mohammedanischen Tradition[29], beispielsweise bei der Leichenbestattung in der Türkei, spielt diese Art der Frisur eine ähnliche Rolle wie der Tschub bei den Kosaken:
Ähnliche Frisuren wurden von Reisenden im 18. Jahrhundert auch bei Persern und Kurden dokumentiert.[31]
Weitere Beispiele finden sich in Asien und Afrika.
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