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Beim Todesfall Mouhamed Dramé starb der Senegalese Mouhamed Lamine Dramé am 8. August 2022 bei einem Polizeieinsatz in der Dortmunder Nordstadt durch Schüsse eines Polizisten. Gegen fünf am Einsatz beteiligte Polizisten wurde Anklage erhoben.
Mouhamed Dramé stammte aus dem Dorf Ndiaffate im Département Kaolock im Senegal. Über sein Alter existieren unterschiedliche Angaben. Während Dramé selber angab, 16 Jahre alt zu sein, recherchierte Spiegel TV, dass er „nicht 16, sondern wohl 25 Jahre alt war“.[1] Laut einer Akte des Jugendamts Dortmund habe sich Mouhamed Dramé eigenen Angaben nach Ende 2019 aus dem Senegal auf den Weg nach Europa begeben, um seine Familie finanziell zu unterstützen. Zusammen mit seinem Stiefbruder führte der Weg über Mali und Mauretanien nach Marokko. Ende 2021 fuhr er mit einem Boot von Marokko nach Spanien, wobei sein Stiefbruder im Mittelmeer unter unbekannten Umständen ertrank. Aus einer Unterkunft für Asylsuchende in Sevilla machte er sich mit dem Zug auf den Weg nach Deutschland, da es ihm „dort nicht gefallen habe“.[2] Bei der Einreise nach Deutschland im April 2022 machte Dramé mehrere falsche Angaben. So gab er wahrheitswidrig an, malischer Staatsbürger zu sein, seine Mutter sei verstorben und er habe seinen Vater nie getroffen.[1] Sowohl Reporter von Spiegel TV[1] als auch Reporter der Zeitung Die Welt trafen Dramés Eltern im Senegal, die angaben, zehn Kinder zu haben.[3] Über Worms und Zornheim kam er nach Dortmund. Am 1. August brachte man ihn in die katholische Jugendeinrichtung St. Elisabeth in der Dortmunder Nordstadt.[2]
In der Nacht des 3. Juli 2022 soll Dramé eine Fußgängerin bedrängt und gegen Geldmünzen Sex verlangt haben. Er folgte der Frau, als diese wegrannte und flüchtete erst, nachdem die Frau die Polizei gerufen hatte. Dramé wurde aufgrund einer detaillierten Personenbeschreibung des Opfers am Mainzer Hauptbahnhof durch die Bundespolizei aufgegriffen.[3]
Er wurde nach seinem Tod auf Kosten der Stadt Dortmund in den Senegal überführt und in seinem Heimatdorf begraben.[4]
Am 8. August 2022 rief der Leiter einer Jugendhilfeeinrichtung in der Dortmunder Nordstadt den Notruf wegen einer Suizidgefährdung des 16-jährigen Mouhamed Dramé. Als die Polizeibeamten in der Jugendhilfeeinrichtung erschienen, saß Dramé zusammengekauert im Hof und richtete ein Küchenmesser gegen sich. Zwölf Polizeibeamte waren vor Ort. Nach dem erfolglosen Einsatz von Pfefferspray (RSG8) soll er aufgestanden und schnell auf die Beamten zugelaufen sein, woraufhin zwei Polizeibeamte mit Tasern auf ihn feuerten. Fast zeitgleich feuerte ein Polizist sechs Schüsse mit einer Maschinenpistole auf den Jungen. Getroffen von fünf Schüssen ging Mouhamed Dramé zu Boden, wo er von Polizisten fixiert wurde. Nach Angaben der Rettungssanitäter, die bereits vor den tödlichen Schüssen vor Ort waren, war Dramé trotz der ihm zugefügten Schussverletzungen zunächst stabil und atmete selbstständig, lediglich der Blutdruck sei nicht festzustellen gewesen. Im Rettungswagen wehrte sich Dramé gegen die medizinische Behandlung.[1][5] Der Tod Dramés wurde erst „rund eineinhalb Stunden später“[6] im Krankenhaus festgestellt. Das Geschehen wurde von der Notrufleitstelle aufgezeichnet, da der Leiter der Jugendhilfe während des gesamten Einsatzes mit der Leitstelle telefonierte und der Polizei Fragen zu Mouhamed beantwortete.[7]
Die Bodycams der zwölf eingesetzten Polizisten waren alle ausgeschaltet.[2] Dies entsprach den geltenden Vorschriften; das Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen verweist auf eine Dienstvorschrift, welche das Filmen „höchstpersönlicher Lebenssachverhalte“ (darunter Suizidversuche) nicht gestatte.[8]
Dramé sprach gebrochen Deutsch (in ersten Schilderungen wurde angegeben, er hätte kein Deutsch gesprochen) sowie Französisch und die senegalische Landessprache Wolof.[2][9]
Der Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen Herbert Reul kündigte an, die Schusswaffengebräuche sowie sämtliche Zwangsmaßnahmen mit Todesfolge der letzten fünf Jahre darauf überprüfen zu lassen, ob sich aus diesen „Anhaltspunkte ergeben, die einen Anpassungsbedarf in der Aus- und Fortbildung nahelegen“. Auch kündigte er an, einen unabhängigen Polizeibeauftragten zu installieren.[10][11]
Eine Petition mit über 30.000 Unterschriften forderte eine unabhängige Untersuchungskommission zur Aufarbeitung des Polizeieinsatzes.[2]
Am ersten Jahrestag des Todesfalls kamen rund 500 Menschen zur Trauerfeier in den Innenhof der Abu-Bakr-Moschee, darunter der Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal. Nach der Trauerfeier folgte eine Demonstration auf dem Friedensplatz, gegen Polizeigewalt und Rassismus. Es gab Rufe „Justice for Mohamed“.[12]
Am 19. Dezember 2023 begann vor dem Landgericht Dortmund der Prozess gegen fünf der zwölf am Einsatz mit Mouhamed Dramé beteiligten Polizisten. Drei der Polizisten, sie hatten das Pfefferspray und die Taser eingesetzt, wurden wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt und der Einsatzleiter wegen Anstiftung dazu. Der als Sicherungsschütze eingeteilte Polizist wurde wegen Totschlags angeklagt. Er hatte mit einer Maschinenpistole HK MP5 die tödlichen Schüsse auf Mouhamed Dramé abgegeben.[7]
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