Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek
Universitätsbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (kurz ThULB) ist die zentrale Universitätsbibliothek der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek | |
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Bibliothek im April 2011 | |
Gründung | 1549 |
Bestand | 4,01 Millionen (2013)[1] |
Bibliothekstyp | Universitätsbibliothek und Landesbibliothek |
Ort | Bibliotheksplatz 2, 07743 Jena |
ISIL | DE-27 |
Betreiber | Friedrich-Schiller-Universität Jena |
Leitung | Andreas Klinger |
Website | www.thulb.uni-jena.de |
Als wissenschaftliche Universalbibliothek ist ihre Aufgabe die Literaturversorgung der Universität Jena sowie der Stadt selbst. Die ThULB ist die größte Bibliothek Thüringens und nimmt als Landesbibliothek weitergehende bibliographische Aufgaben, wie die Sicherung historischer Bestände und die Sammlung von Belegexemplaren wahr. Als Forschungsbibliothek unterhält sie zahlreiche Beziehungen zu anderen Einrichtungen.
Direktor der Bibliothek ist seit 1. Februar 2024 Andreas Klinger. Er untersteht in seiner Tätigkeit dem Präsidenten der Universität.[2]
Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek ist aus der dem Gemeinwohl überlassenen Büchersammlung Bibliotheca Electoralis des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen und seiner Nachfolger hervorgegangen. Diese Bibliothek wurde ursprünglich von der Wittenberger Universität genutzt und kam 1549 über Weimar nach Jena, da sie zum persönlichen Eigentum des Kurfürsten Johann Friedrich gezählt wurde und von diesem beim Verlust des Kurkreises um Wittenberg mitgeführt werden konnte.
Im Verlauf des 17. Jahrhunderts profitierte die Bibliothek von zahlreichen Bestandszuwächsen, darunter viele mittelalterliche Inkunabeln aus Gelehrtenbibliotheken. Im letzten Drittel des Jahrhunderts wurde auch die Bibliotheca Bosiana erworben. Diese Gelehrtenbibliothek des Polyhistors Johann Andreas Bose, der 1656 zum Professor für Geschichte an die Salana berufen worden war, enthielt wichtige philologisch-historische Werke und 47 teilweise außerordentlich kostbare Handschriften, beispielsweise die aus dem 12. Jh. stammende Kopie der Weltchronik des Otto von Freising, ein lateinisches Evangeliar (um 850) und ein mitteldeutsches Martyrologium des 13. Jhs. Seit dieser Zeit gehört sie zu den größten Bibliotheken in Deutschland.
1817 erhielt Goethe als zuständiger Minister den Auftrag, das „stockende Wesen“ der Bibliothek in Jena zu beleben. Er bewirkte einen umfassenden Umbau zu einer akademischen Gebrauchsbibliothek im Sinne der Aufklärung. Gegen Ende des Jahrhunderts etablierten Carl Zeiss und Ernst Abbe die von nun an charakteristische Verbindung von Industrie und Universität. Im Jahr 1858 erhielt die Bibliothek einen zentralen Neubau im Stil der italienischen Frührenaissance, welcher im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Die letzte große Erwerbung während des Kaiserreichs war 1917/19 die Bibliothek des Berliner Nationalökonomen Gustav von Schmoller als Untersetzung zur „weiteren Ausgestaltung des Lehrfachs der Nationalökonomie, Handelswissenschaft und Sozialpolitik“.
1935 erhielt die Bibliothek das Pflichtexemplarrecht für Thüringen. Zugleich wurde mit dem Aufbau eines Thüringer Zentralkatalogs begonnen. Die Jahre des Nationalsozialismus waren überschattet von finanziell und politisch bedingten Restriktionen in der Erwerbung, durch Aussonderungen und Kriegsvorbereitungen. 1942 hatte die Bibliothek einen Bestand von 429.648 Bänden, 347.650 kleinen Schriften, 49 laufenden Metern Wiegendrucke sowie 2300 Handschriften. Unter großen Anstrengungen gelang es dem Bibliothekspersonal, die wertvollsten Bestände an durch Luftangriffe weniger gefährdete Orte zu bringen. Die mittelalterlichen Handschriften, die Inkunabeln und andere Zimelien überstanden die Luftangriffe auf Jena im Frühjahr 1945 in Banktresoren unversehrt, über 80.000 an Orte außerhalb Jenas ausgelagerte Bände blieben ebenfalls erhalten.
Das Bibliotheksgebäude ist bei einem amerikanischen Bombenangriff am 9. Februar 1945 bis zum Kellergeschoss total zerstört worden. Dabei starben der Bibliotheksdirektor Prof. Theodor Lockemann und 11 seiner Mitarbeiterinnen unter den Trümmern. Verloren gingen der Lesesaalbestand, Kataloge und über 10.000 Bände.
Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete die Bibliothek schon am 1. August 1945 unter behelfsmäßigen Bedingungen ihre Ausleihe. Im Winter 1945/46 erhielt die Bibliothek ein kleines, am Fürstengraben gegenüber dem Universitätshauptgebäude gelegenes Hotel als Verwaltungssitz. Mit der Zerstörung ihres Gebäudes begann für die Bibliothek eine mehr als fünf Jahrzehnte währende schwierige Etappe, geprägt von dezentralen Provisorien und zahlreichen Umzügen. Das Pflichtexemplarrecht gelangte 1954 an die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar. Trotz den zahlreichen Aussonderungen nationalsozialistischer Literatur wuchs der Bestand der Bibliothek bis 1950 auf 635.000 Bände an. Der durch den Krieg unterbrochene Zentralkatalog wurde 1955 in Jena fortgesetzt.
Das Pflichtexemplarrecht wurde 1983 an Jena zurückgegeben. Zugleich übernahm die Jenaer Bibliothek die Bearbeitung der seit 1972 erscheinenden Thüringen-Bibliographie. Das Konzept eines einheitlichen sozialistischen Bildungssystems umfasste auch die Bibliothek. In den siebziger Jahren wurde auf zentrale Anweisung mit der Umstellung auf ein einschichtiges Bibliothekssystem begonnen, bei dem bereits der Einsatz von EDV berücksichtigt wurde. Das Modell war so flexibel ausgelegt, dass 1990 nach einigen Modifikationen die Computergestützte Arbeit an den ursprünglich vorgesehenen Einsatzpunkten ohne Verzögerung begonnen werden konnte.
Im Jahr 1991 wurde die Bibliothek in Jena zur Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek (ThULB). Wesentliche Bestandslücken wurden durch zusätzliche Erwerbungsmittel von Bund und Land geschlossen, allein zwischen 1990 und 1997 wurden 750.000 Bestandseinheiten erworben. In dieser Zeit fand auch ein umfangreicher Restrukturierungsprozess statt, das einschichtige System aus DDR-Zeiten wurde übernommen und mit Hilfe moderner EDV komplettiert. Ende 1997 betrug der Bestand 3,61 Millionen Einheiten. Nach einem Wettbewerb im Jahr 1995 wurde ab 1996 ein neues großes Bibliothekshauptgebäude durch die Stuttgarter Architektenpartnerschaft Heckmann. Kristel. Jung erbaut. Der Neubau, der auch die Teilbibliothek Geisteswissenschaften mit Verwaltungstrakt beherbergt, wurde im Dezember 2001 eröffnet.
Von 1998 bis 2009 betreute die ThULB im Rahmen des Programms für die überregionale Literaturversorgung der DFG die Sondersammelgebiete Rumänische Philologie und Volkskunde sowie Moldavanisch, Albanische Philologie und Volkskunde und den Länderschwerpunkt Neugriechenland. Seit 2012 arbeitet die Bibliothek an einem Projekt zur Digitalisierung seltener Jenaer Drucke des 17. Jahrhunderts.
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Die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek verfügt über einen Bestand von etwa 3,96 Millionen Einheiten sowie rund 4.419 laufende Zeitschriften. Zusätzlich zum Buchbestand von 3,54 Millionen (darunter ca. 641.000 Alte Drucke bis zum Ende des 19. Jahrhunderts) verfügt die ThULB über 5.988 Handschriften, 99 Nachlässe, 38.473 sonstige Druckwerke nebst 342.736 anderen nicht-elektronischen Medien (Stand: 2011).[3] Im Jahr 2011 haben 46.628 aktive Benutzer 566.581 Entleihungen durchgeführt. Die Bibliothek zählte in diesem Jahr 1,67 Millionen Besucher.
Der Bestand wird auf insgesamt 18 Standorten zur Verfügung gestellt, aufgeteilt in die vier großen Teilbibliotheken Geisteswissenschaften, Medizin, Naturwissenschaften sowie Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Diese untergliedern sich teilweise in weitere Standorte. Die Gesamtnutzfläche beträgt 24.640 m².[4] Die Bibliothek verfügt über 1.727 Benutzerarbeitsplätze, davon 350 Computerarbeitsplätze. Das Jahresbudget beträgt rund 13,39 Mio. €.[1]
Die wertvollsten Bestände der ThULB bilden ca. 3.400 Handschriften (davon ca. ein Zehntel mittelalterlich), 130 Nachlässe, 2.500 Autographen, 1.200 Inkunabeln und über 640.000 historische Druckwerke. Besonders hervorzuheben sind:
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