Taktik (Fußball)
festgelegte Spielweise einer Fußballmannschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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festgelegte Spielweise einer Fußballmannschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Taktik ist bei der Sportart Fußball die festgelegte Spielweise einzelner Spieler (Individualtaktik), von Mannschaftsteilen (Gruppentaktik) oder der gesamten Mannschaft (Mannschaftstaktik). Die Taktik bestimmt meist der Trainer. Sie kann spielentscheidend sein und hängt von vielen Faktoren ab: Den Fähigkeiten der einzelnen zur Verfügung stehenden Spieler (wie deren Fußballtechnik, Beweglichkeit, Schnelligkeit, Ausdauer etc.), der Mannschaftsstruktur, ihrer mannschaftlichen Entwicklung und ihrem Ausbildungsstand usw. sowie insbesondere auch von der Anpassung an den jeweiligen Gegner und in bestimmten Situationen (Angriff/Abwehr, Heimspiel/auswärts, …).
Da Fußball ein Mannschaftssport ist, ist es wesentlich komplizierter, eine erfolgbringende Taktik zu finden und anzuwenden als in einer Individualsportart.
Taktik ist die Lehre von der Führung und Organisation des sportlichen Wettkampfs. Sie ist die Kunst, die eigenen technischen und konditionellen Fähigkeiten und Fertigkeiten möglichst erfolgreich einzusetzen. Ihr Ziel ist es, am Ende wenigstens ein Tor mehr als der Gegner erzielt zu haben und damit zu siegen – bzw. zumindest nicht zu verlieren – und dazu alle erlaubten Mittel einzusetzen. Der Erfolg hängt aber auch im Fußball vom Ineinandergreifen aller leistungsbestimmenden Faktoren ab; erst technisch und konditionell perfekte Spieler machen aus einem taktischen Plan eine erfolgreiche Handlung.[1]
Die Vielzahl taktischer Erkenntnisse im Fußball wird nach Bauer[1] wie folgt geordnet:
Sepp Herberger fasste einige seiner taktischen Erfahrungen wie folgt zusammen – wobei wie bei jeder Regel auch hier Ausnahmen möglich sind:[1]
Die folgenden Ausführungen sind Beispiele für mögliche Taktiken.
Dies sind individuelle taktische Überlegungen und Maßnahmen einzelner Spieler:
Bestimmte Mannschaftsgruppen oder mehrere beteiligte Spieler praktizieren zum Beispiel taktische Überlegungen wie folgt:
Zu diesem Bereich der Taktik zählt insbesondere auch das Anwenden eines geeigneten Spielsystems.
Auf spezielle Spielpositionen bezogene Taktik:
Weitere positionsbezogene Taktiken kennt man z. B.
Die Anwendung spezieller Taktiken kann von folgenden Umständen abhängig sein:
Ebenso gibt es taktische Überlegungen bei den folgenden Standardsituationen:
Die bekannteste Form der taktischen Ausrichtung ist das Spielsystem. Ein Spielsystem beschreibt für jeden Spieler Position, Spielraum und Aufgaben auf dem Spielfeld und legt dadurch unter anderem fest, ob eine Mannschaft in einer bestimmten Situation eher offensiv oder defensiv spielen will.
Ein inzwischen recht geläufiges Modell zur Strukturierung mannschaftstaktischer Elemente besteht in der Einteilung des Spielgeschehens in vier sich ständig abwechselnde Phasen:[2][3]
Die Entwicklung dieses Modells wird dem niederländischen Trainer Louis van Gaal zugeschrieben.[2] In den Ballbesitzphasen orientiert sich das mannschaftstaktische Verhalten überwiegend an der jeweiligen defensiven bzw. offensiven Grundordnung. Im Umschaltspiel findet nach Ballverlust der Wechsel von offensiver in defensive Grundordnung statt, nach Ballgewinn entsprechend von defensiver in offensive Grundordnung; alternativ kommen Elemente wie Konterspiel oder Gegenpressing zum Tragen. Standardsituationen wie Freistöße oder Eckbälle werden von dem Vier-Phasen-Modell allerdings nicht abgedeckt.
Bezüglich der Fußball-Taktik lassen sich einige allgemeine Regeln darstellen, die sich aus verschiedenen Spiel- und Taktiksystemen herauskristallisiert haben.
Der Sportwissenschaftler Roland Loy hat statistische Betrachtungen auf der Basis von 3000 Spielanalysen angestellt[4][5]. Dabei stellte er unter anderem – gegenüber ‚landläufigen‘ Vorurteilen – fest:
Die rein quantitativ-statistische Auswertung von Fußball-Spielen wird jedoch von vielen Fußball-Experten sehr kritisch gesehen.[6]
Während der Europameisterschaft 2016 wurde ein neues Mittel zur statistischen Auswertung vorgestellt, das sog. „Packing“. Bei dieser Analyse wird im Wesentlichen ermittelt, wie viele gegnerische Spieler durch erfolgreiche Pässe ‚aus dem Spiel‘ genommen wurden. Als Beispiel wurde das WM-Halbfinale 2014 zwischen Deutschland und Brasilien (Ergebnis 7:1) angegeben, bei dem gemäß der „Packing-Rate“ – im Gegensatz zu anderen, herkömmlichen Statistiken – die deutsche Mannschaft das überlegene Team war.
Als besonders gut funktionierend gelten Mannschaften, die über eine „stabile Mittelachse“ verfügen. Diese besteht aus dem Torwart, zwei Innenverteidigern, zwei zentralen Mittelfeldspielern und einem Zielspieler im Sturm. Nachwuchsspieler werden dabei bevorzugt zunächst auf den Außenpositionen, etwa als Flügelspieler eingesetzt, wo sie von einem erfahrenen Spieler aus dem Zentrum angeleitet werden können und wo Fehler sich nicht im gleichen Maße wie im Zentrum unmittelbar torgefährlich auswirken.
Voraussetzungen für Kombinationsfußball sind neben Ballsicherheit sowie hoher balltechnischer Versiertheit ebenfalls eine hohe Laufbereitschaft der angreifenden Mannschaft. Hinter dieser Spielweise steht die Idee, den Gegner in der eigenen Spielhälfte oder in Strafraumnähe abzuschnüren und zu Fehlern zu zwingen, um so zum Torerfolg zu kommen. Optische Ähnlichkeiten zum Feldhandball oder Eishockey sind vorhanden, da sich alle Spieler der verteidigenden Mannschaft an der Abwehr beteiligen und die angreifende Mannschaft fast alle verfügbaren Spieler mit im Angriff einbindet.
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