Balkan Bulgarian Airlines
Ehemalige bulgarische Fluggesellschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ehemalige bulgarische Fluggesellschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Balkan Bulgarian Airlines (bulgarisch Балкан Български Въздушни Линии Balkan Balgarski Wasduschni Linii) war von 1946 bis 2002 die staatliche bulgarische Fluggesellschaft mit Sitz in der Hauptstadt Sofia. Balkan Bulgarian Airlines operierte als Charter- und als Linienfluggesellschaft.
Balkan Bulgarian Airlines | |
---|---|
IATA-Code: | LZ |
ICAO-Code: | LAZ |
Rufzeichen: | BALKAN |
Gründung: | 1968 (1948 als TABSO) |
Betrieb eingestellt: | 2002 |
Sitz: | Sofia, Bulgarien |
Heimatflughafen: | Flughafen Sofia, Bulgarien |
Unternehmensform: | Zustand |
Flottenstärke: | 53 (Stand 1996) |
Ziele: | vorwiegend Ost- und Mitteleuropa |
Balkan Bulgarian Airlines hat den Betrieb 2002 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes. |
Der Ursprung der Gesellschaft war die Gründung der DLV Direktion Luftverkehrsdienste (bulgarisch ДВС Дирекция Въздушни Съобщения DWS Direkzija Wasduschni Saobschtenija) im Jahre 1947. Der erste Flug erfolgte am 29. Juni 1947 von Sofia nach Burgas. Kurz darauf folgte die Inlandsroute Sofia–Warna, ab 2. August 1947. Die erste internationale Verbindung war Sofia–Budapest welche am 12. August 1947 aufgenommen wurde. Danach wurde mit Hilfe und Beteiligung der Sowjetunion eine neue Gesellschaft namens TABSO gegründet (bulgarisch ТАБСО, von Транспортно-авиационно българо-съветско общество Transportno-awiazionno balgaro-sawetsko obschtestwo „Bulgarisch-Sowjetische Gesellschaft für Verkehr und Luftfahrt“). Diese startete ihren Flugbetrieb im Herbst 1948 mit zwei Lisunow Li-2. Hierfür waren auch sowjetische Piloten und Techniker auf den bulgarischen Flugplätzen eingesetzt. Im Jahr 1954 ging diese Fluggesellschaft vollständig an den bulgarischen Staat; auf den Maschinen erschien die Bezeichnung Български въздушен транспорт Balgarski wasduschen transport („Bulgarische Luftfahrt“ oder „Bulgarischer Luftverkehr“), später die englische Bezeichnung Bulgarian Air Transport. Das Frachtgeschäft konnte mit dem Einflotten einiger Antonow An-12 ausgebaut werden. Die ersten Maschinen dieses Typs stießen ab 1963 zur Flotte und wurden direkt vom Hersteller übernommen.
Seit 1968 firmierte die Gesellschaft offiziell unter Balkan Bulgarian Air Transport. Später war allerdings nur der Namen Balkan Bulgarian Airlines in Gebrauch. Bereits 1962 konnten die ersten Flugzeuge des Typs Iljuschin Il-18 gekauft werden. Diese Turbopropflugzeuge ermöglichten es der Staatsfluglinie, auch ferne Ziele anfliegen zu können, beispielsweise waren nun Kenia und Peru regelmäßige Ziele.[1] Ähnlich wie bei anderen Fluggesellschaften in Osteuropa konnten 1968 die ersten Kurz- und Mittelstreckenjets des Typs Tupolew Tu-134 vom Hersteller erworben werden.[2]
Ab 1972 wurden aus der Sowjetunion die ersten Flugzeuge des Typs Tupolew Tu-154 bezogen. Wie auch schon bei der Tu-134A im Jahr 1968, war Balkan Bulgarian Airlines auch dieses Mal der erste Auslandskunde dieses Typs überhaupt. In Gestalt der Serien Tupolew Tu-154B bzw. Tu-154B-2 und Tupolew Tu-154M sollten diese Flugzeuge bis Mitte der 1990er Jahre den Charakter der Flotte entscheidend prägen. Obwohl mit der Iljuschin Il-62 auch seitens der sowjetischen Hersteller ein Jet für Langstrecken zur Verfügung stand, hatte sich Balkan Bulgarian Airlines zu keiner Zeit für den Erwerb dieser Flugzeuge entschieden, vielmehr wurden die Tu-154 auf diesen Strecken eingesetzt. Mit drei Millionen gezählten jährlichen Passagieren erreichte Balkan Mitte der 1970er Jahre die höchste Passagierzahl aller Fluggesellschaften des Ostblocks. Anders als bei westlichen Airlines üblich, befanden sich auch Hubschrauber im Bestand der Balkan Bulgarian Airlines. Diese umfassten die Muster Mil Mi-4 und Mil Mi-8, welche fast ausschließlich auf den gering frequentierten Inlandsrouten zum Einsatz kamen und für Transport- und Sonderaufgaben herangezogen wurden.
Mit dem Einsetzen der zweiten Ölkrise im Jahr 1979 begannen auch für Balkan Bulgarian Airlines schwere Jahre. Die jährliche Passagierzahl sank unter eine Million beförderter Passagiere und die hohen Treibstoffkosten sorgten für ein hohes Defizit. Erst 1985 konnten wieder mehr Passagier als vor dem Beginn der Ölkrise gezählt werden. Bis zum Ende der 1980er Jahre steigerten sich die Passagierzahlen auf drei Millionen. Zu drei gleichen Teilen von je etwa einer Million Passagieren im Jahr teilten sich diese auf die Inlandsflüge, auf Charterflüge und auf Linienflüge auf. Besonders während der Sommermonate waren hohe Passagierzahlen im Charterflugverkehr zu verzeichnen. Die touristischen Ziele an der Schwarzmeerküste wurden beispielsweise von allen größeren Verkehrsflughäfen der DDR aus angeflogen, dazu gehörten Flüge von den Flughäfen Berlin-Schönefeld, Dresden, Erfurt und Leipzig-Schkeuditz nach Burgas und Warna.
Balkan Bulgarian Airlines war vom Beginn bis zum Verkauf im Jahr 2002 eine rein staatliche Airline. In der Zeit des Realsozialismus in Bulgarien war sie somit auch wie andere Unternehmen an den Fünfjahresplan gebunden und musste die jeweiligen Planzahlen erfüllen. In dem damaligen System wurden viele Aufgaben gebündelt, die in westlichen Wirtschaftssystemen getrennt und von unterschiedlichen Anbietern erfüllt wurden. So gehörten Agrarflüge genauso zu den Aufgaben der Gesellschaft wie Regierungsflüge für Politiker und Mitglieder des Zentralkomitees. Des Weiteren verfügte man über eigene Reisebüros in fast allen bulgarischen Städten, Hauptstädten der sozialistischen Bruderländern und vereinzelt in diversen anderen europäischen und nordafrikanischen Haupt- und Großstädten. Der Bereich Wartung und Instandsetzung war ein weiterer großer Teil der Gesellschaft. Große Werften zur Wartung waren in Sofia, Warna und Burgas aufgestellt und kleinere Werften waren an den Regionalstandorten beheimatet. Insgesamt gehörte das Unternehmen zu den größten bulgarischen Arbeitgebern während der realsozialistischen Zeit.
TABSO gründete Ende 1967 für Charterflüge (sowohl für Passagier- als auch Frachtcharter) eine Tochtergesellschaft namens Bulair, die unter dem IATA-Code DB flog. Überwiegend wurden Ziele im westlichen Ausland angeflogen, z. B. in der Bundesrepublik Deutschland, Österreich, Schweden und Großbritannien. Dabei wurden in eigener Bemalung Flugzeuge der Typen Iljuschin Il-14, Iljuschin Il-18 sowie Antonow An-12 (diese für Frachtcharter) der Muttergesellschaft eingesetzt.[3]
Im Jahr 1972 wurde Bulair aufgelöst und wieder in die nunmehr Balkan Bulgarien Airlines genannte Muttergesellschaft integriert. Zu diesem Zeitpunkt bestand ihre Flotte aus je einer Iljuschin Il-14 und Antonow An-12 sowie vier Iljuschin Il-18.[4]
Die politischen Veränderungen des Jahres 1989 waren auch für Balkan Bulgarian Airlines folgenreich. Die bis 1989 vom bulgarischen Staat stark subventionierte Gesellschaft geriet in finanzielle Probleme und wurde Mitte der 1990er Jahre durch ein israelisches Konsortium finanziell über Wasser gehalten. Dabei wurde jedoch nicht bedacht, dass damit sämtliche bisher einträglichen Destinationen im arabischen Raum wegfallen würden (die machten einen Großteil des Verkehrs aus) und Anfang der 2000er-Jahre die Insolvenz nicht mehr vermieden werden konnte.
Auch im Bereich der Flotte vollzog sich ein starker Wandel. Mit Öffnung des Eisernen Vorhangs suchte man gezielt nach modernem und effizientem Fluggerät. Bereits ab November 1990 konnten drei Boeing 737-500 in die Flotte integriert werden.[5] Am 21. Dezember 1991 kam der erste geleaste Airbus A320-231 (Reg. LZ-ABA) aus dem Bestand der Orix in die Flotte der Balkan Bulgarian Airlines. Es folgten im Frühjahr und Sommer 1992 drei weitere Flugzeuge dieses Typs (Reg. LZ-ABB bis LZ-ABD). Für die Flugziele mit hohem Passagieraufkommen konnten zwei Boeing 767-200ER übernommen werden, die bis Anfang 1999 im Bestand der Balkan Bulgarian Airlines verblieben. Gleichzeitig wurde der Bestand an Tupolew Tu-154 kontinuierlich verringert, die in erster Linie zu Zielen in Osteuropa zum Einsatz kamen.
Zwei der drei Boeing 737-500 wurden im Dezember 1999 und Januar 2000 durch zunächst zwei Flugzeuge gleichen Typs der Serie 737-300 ersetzt. Ein weiteres Flugzeug des Typs Boeing 737-300 ergänzte den Bestand ab im Mai 2000.
Nur noch episodischen Charakter hat die weitere Ergänzung der Flotte mittels zweier weiterer Boeing 737-300 aus dem Bestand der Lufthansa in den Bestand sowie der Einsatz zweier ATR 42 im Spätherbst 1999.[6]
Nach der Insolvenz der Balkan Bulgarian Airlines im Oktober 2002 gründete der bulgarische Staat im Jahr 2002 die Bulgaria Air als Nachfolger.
In den Jahren vor der Wende wurden viele kleine Flughäfen wie Russe, Targowischte, Plowdiw und Weliko Tarnowo angeflogen, welche mit dem Wegfall der Subventionen nach 1989 geschlossen wurden. Teilweise handelt es sich bei diesen Flughäfen um primär militärische genutzte Flugplätze. Später flog man innerhalb Bulgariens nur noch die internationalen Flughäfen der Städte Sofia, Warna, Burgas an.[7]
Ab 1992 wurden Leasingverträge für Maschinen der Typen Airbus A320-231, Boeing 737-300 und Boeing 767-200 abgeschlossen. Diese neuen Flugmuster innerhalb der Balkan-Flotte kamen fast ausschließlich auf den Strecken nach West- und Nordeuropa zum Einsatz, beispielsweise auf den Linien nach Kopenhagen, Frankfurt, Düsseldorf, Barcelona, Zürich-Kloten, London-Heathrow und London-Gatwick.
Die Langstreckenflugzeuge des Typs Boeing 767 flogen z. B. Strecken nach New York, aber auch nach Asien, und wurden gelegentlich auf innereuropäischen Routen eingesetzt.
Balkan Bulgarian Airlines setzte bis 1989 Luftfahrzeuge folgender Typen ein:
Personen- und Transportflüge:
Spezialaufgaben:
Von 1948 bis zur Betriebseinstellung 2002 kam es bei TABSO, Bulair und Balkan Bulgarian Airlines zu 23 Totalschäden von Flugzeugen. Bei 14 davon kamen 529 Menschen ums Leben.[8][9][10] Auszüge:
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.