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staatliches Begabtenförderungswerk in Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Studienstiftung des deutschen Volkes e. V. ist eine Institution zur Begabtenförderung in Deutschland, die an besonders begabte Studenten und Doktoranden Stipendien vergibt. Die Studienstiftung, Deutschlands größtes und ältestes Begabtenförderungswerk, ist politisch, konfessionell und weltanschaulich unabhängig. Ihre Geschäftsstelle befindet sich in Bonn, darüber hinaus unterhält sie ein Büro in Berlin. Finanziell wird die Studienstiftung vom Bund, den Ländern und Kommunen, von Stiftungen und Unternehmen sowie privaten Spendern[4] getragen. Im Jahr 2023 betrug der Haushalt der Studienstiftung knapp 126 Millionen Euro und sie förderte 14.888 Stipendiatinnen und Stipendiaten. Seit ihrem Bestehen hat sie knapp 100.000 besonders begabte Studenten und Doktoranden unterstützt; Stand 2024 zählte sie mehr als 84.000 Alumni weltweit. Die Satzung definiert ihren Zweck folgendermaßen: „Die Studienstiftung fördert die Hochschulbildung junger Menschen, deren hohe wissenschaftliche oder künstlerische Begabung und deren Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienst der Allgemeinheit erwarten lassen (...)“.[5]
Studienstiftung des deutschen Volkes | |
---|---|
Rechtsform | Eingetragener Verein |
Gründung | 1925 |
Sitz | Bonn |
Zweck | Förderung der Hochschulbildung junger Menschen, deren hohe wissenschaftliche oder künstlerische Begabung und deren Persönlichkeit besondere Leistungen im Dienste der Allgemeinheit erwarten lassen (...).[1] |
Personen | Michael Hoch (Präsident)[2], Annette Julius (Generalsekretärin)[2] |
Beschäftigte | ca. 200 (2024)[3] |
Mitglieder | 7 (2022) |
Website | www.studienstiftung.de |
Die Aufnahme in die Studienstiftung ist sehr kompetitiv. Weniger als 0,4 % aller deutschen Studenten werden von der Studienstiftung gefördert. Seit April 2017 ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Schirmherr der Studienstiftung und setzt damit die Tradition der Bundespräsidenten seit Richard von Weizsäcker 1984 fort.[6]
Im Jahr 1925 in Dresden zunächst als Abteilung innerhalb der Wirtschaftshilfe der Deutschen Studentenschaft e. V. gegründet, wurde die Studienstiftung des Deutschen Volkes in der Zeit des Nationalsozialismus 1934 aufgelöst und durch die Reichsförderung des Reichsstudentenwerks (RSW) ersetzt. 1948 erfolgte die Neugründung als Studienstiftung des deutschen Volkes in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins (e. V.) in Köln. Zusätzlich zu den Förderprogrammen auf Bundesebene führt die Studienstiftung seit 2005 das Max Weber-Programm zur Hochbegabtenförderung nach dem Bayerischen Eliteförderungsgesetz durch.
Die Studienstiftung des deutschen Volkes fördert besonders begabte Studenten und Doktoranden. Die Auswahl orientiert sich an dem Leitbild der Studienstiftung, das die Kriterien Leistung, Initiative und Verantwortung ausführt. Eine Aufnahme kann über verschiedene Wege erfolgen:
Geschieht die Aufnahme vor Abschluss des vierten Semesters, so gilt die Förderzusage in der Regel bis zum Ende des sechsten Studiensemesters. Ob die Förderung darüber hinaus verlängert wird, wird in der Regel auf der Grundlage der Studienleistungen der ersten vier Semester entschieden und dabei überprüft, ob die zu Beginn des Studiums aufgenommenen Stipendiaten in ihrem Fach und Jahrgang zu den besten 10 bis 15 % der Studenten gehören. In Zweifels- und Grenzfällen können dabei neben den Studienleistungen weitere Aspekte – etwa ein außergewöhnliches außerfachliches Engagement oder besondere persönliche Lebensumstände – den positiven Ausschlag für eine Weiterförderung geben. Nach erfolgreichem Antrag auf Weiterförderung wird die Förderung über das 6. Semester hinaus bis zum Studienabschluss (etwa Master oder Staatsexamen in Regelstudienzeit) zugesagt. 2023 wurden 93,5 % der Anträge auf Weiterförderung positiv entschieden.
Die Studienstiftung fördert ihre Stipendiaten sowohl finanziell als auch ideell.
Die finanzielle Förderung beläuft sich auf eine Studienkostenpauschale (im Jahr 2008 betrug diese 80 Euro/Monat, von 2011 bis 2013 150 Euro; im September 2013 wurde sie auf 300 Euro/Monat erhöht) sowie auf ein Grundstipendium, das sich etwa an den Sätzen des BAföG orientiert, jedoch nach dem Studium nicht zurückzuzahlen ist. Seit Oktober 2006 wird außerdem das Vermögen des Stipendiaten auf die Höhe des Stipendiums angerechnet. Hinzu können weitere Komponenten kommen, etwa ein Familienzuschlag in Höhe von 155 Euro im Monat für verheiratete Stipendiaten sowie eine Kinderbetreuungspauschale von 130 Euro monatlich für jedes Kind, das das 10. Lebensjahr noch nicht vollendet hat und im Haushalt lebt.
Doktoranden erhalten ein monatliches Stipendium von 1.450 Euro; hinzu kommt in der Regel eine monatliche Forschungskostenpauschale von 100 Euro. Die Höhe des Stipendiums wird gemäß Beschluss des BMBF in den Jahren 2024 und 2025 jeweils um weitere 100 Euro auf 1.750 Euro erhöht.
Doktoranden mit Kindern erhalten ergänzend Familien- und Kinderbetreuungszuschläge in Höhe von monatlich 155 Euro für das erste und 50 Euro für jedes weitere Kind. Damit orientiert sich die finanzielle Förderung[10] an den Richtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).[11]
Seit September 2017 kann die Studienstiftung ihre Doktoranden mit einem Zuschuss zur Krankenversicherung unterstützen: Doktoranden ohne Pflichtmitgliedschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung (die bei einem Teil der Geförderten etwa über eine Viertelstelle in Forschung und Lehre besteht) können nun eine Zuwendung in Höhe von 50 % der nachgewiesenen Versicherungskosten beantragen. Der Höchstbetrag für den Zuschuss liegt pro Person bei 100 Euro im Monat.
Auslandsaufenthalte werden zusätzlich durch Stipendien bzw. Auslandszulagen und der Teilübernahme von Studiengebühren gefördert. Nach § 3 Nr. 11 Einkommensteuergesetz (EStG) sind Zahlungen aus dem Stipendium steuerfrei.
Zum ideellen Förderprogramm gehören Sommerakademien, Wissenschaftliche Kollegs, Sprachkurse, Kurztagungen sowie die Betreuung durch örtliche Vertrauensdozenten, die diese Aufgabe ehrenamtlich für die Studienstiftung übernehmen. Die Stipendiaten müssen in den frühen Fachsemestern (i. d. R. bis zum Ende des vierten Fachsemesters) jedes Semester, danach jedes Jahr, einen Bericht über ihr Studium und ihr sonstiges Engagement verfassen. Darüber hinaus haben die Geförderten und Alumni die Möglichkeit, eigene Tagungen und weitere Veranstaltungen selbständig zu entwickeln und umzusetzen.
Neben der regulären Förderung gibt es weitere Stipendienprogramme, die teils in Kooperation mit anderen Organisationen durchgeführt und finanziert werden. Diese gliedern sich in interne Programme, auf die sich nur Geförderte innerhalb der Studienstiftung (sowie teilweise Alumni) bewerben können sowie offene Programme, auf die sich auch Studenten außerhalb der Studienstiftung bewerben können. Bekannte offene Stipendienprogramme sind etwa das McCloy Academic Scholarship Program, das ERP-Stipendienprogramm, das Carlo-Schmid-Programm und das Mercator Kolleg für Internationale Aufgaben.[12]
Im musikalischen Bereich werden etwa in Kooperation mit dem Beethoven-Haus Residenzstipendien für junge durch die Studienstiftung geförderte Komponisten vergeben.[13]
Jahr | Geförderte in Studium und Promotion[15][16] | Anzahl Studenten Deutschland[17][18] | ||
---|---|---|---|---|
Studium | Promotion | Gesamt | ||
2007 | 8.438 | 1.080 | 9.518 | 1.941.405 |
2008 | 10.030 | 1.194 | 11.224 | 2.025.307 |
2009 | 11.482 | 1.211 | 12.693 | 2.121.178 |
2010 | 11.336 | 1.303 | 12.639 | 2.217.294 |
2011 | 11.123 | 1.350 | 12.473 | 2.380.974 |
2012 | 11.373 | 1.274 | 12.647 | 2.499.409 |
2013 | 11.195 | 1.273 | 12.468 | 2.616.881 |
2014 | 11.858 | 1.184 | 13.042 | 2.698.910 |
2015 | 12.158 | 1.141 | 13.299 | 2.757.799 |
2016 | 12.879 | 1.156 | 14.035 | 2.807.010 |
2017 | 12.749 | 1.202 | 13.951 | 2.844.978 |
2018 | 12.752 | 1.270 | 14.022 | 2.868.222 |
2019 | 12.953 | 1.321 | 14.427 | 2.891.049 |
2020 | 13.402 | 1.393 | 14.795 | 2.944.145 |
2021 | 14.241 | 1.426 | 15.667 | 2.941.915 |
2022 | 13.902 | 1.359 | 15.261 | 2.920.263 |
2023 | 13.626 | 1.262 | 14.888 | 2.869.500 |
Universität | Studierende im WS 2022/23 | geförderte Studierende Anzahl | geförderte Studierende in % |
---|---|---|---|
Universitäten | |||
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg | 29.147 | 657 | 2,25 |
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg | 24.187 | 348 | 1,44 |
Universität Mannheim | 11.560 | 117 | 1,01 |
Universität Lübeck | 5.931 | 60 | 1,01 |
Medizinische Hochschulen | |||
Medizinische Hochschule Hannover | 3.890 | 78 | 2,01 |
Charité Berlin | 9.172 | 144 | 1,44 |
Private Hochschulen | |||
Bucerius Law School | 844 | 71 | 8,41 |
Hertie School of Governance | 762 | 19 | 2,49 |
Zeppelin Universität Friedrichshafen | 675 | 10 | 1,48 |
Universität Witten/Herdecke | 3.011 | 38 | 1,2 |
Eine Übersicht bekannter ehemaliger Stipendiaten findet sich unter Liste ehemaliger Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes.
Neben ihren Stipendien vergibt die Studienstiftung verschiedene Auszeichnungen:[20]
Die Promotionspreise werden nur für von der Studienstiftung geförderte Dissertationen vergeben.
Studienstiftung und Zeitgeschichte
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