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Politikergedenkstiftung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus wurde am 27. Mai 1994 durch ein Gesetz des Deutschen Bundestages als bundesunmittelbare, überparteiliche Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart gegründet. Sie gehört zu den sieben sogenannten Politikergedenkstiftungen des Bundes und betreibt zeitgeschichtliche Forschung und politische Bildung. Einen Schwerpunkt bildet dabei das Leben und Werk des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland, Theodor Heuss (1884–1963). In dessen ehemaligem Stuttgarter Domizil, dem Theodor-Heuss-Haus, unterhält die Stiftung eine öffentliche Erinnerungsstätte. In ihrer Forschungs- und Bildungsarbeit konzentriert sich die Stiftung auf die Geschichte der Demokratie und des Parlamentarismus, des Liberalismus, der Verfassungen und der politischen Repräsentation in Deutschland im 20. Jahrhundert.
Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus (THH) | |
---|---|
Rechtsform | Stiftung des öffentlichen Rechts |
Gründung | 1994 |
Stifter | Bundesrepublik Deutschland |
Sitz | Stuttgart (⊙ ) |
Zweck | Zeitgeschichtliche Forschung und politische Bildung |
Vorsitz | Isabel Fezer (Vorstand), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Kuratorium), Paul Nolte (wiss. Beirat) |
Geschäftsführung | Thomas Hertfelder |
Website | www.theodor-heuss-haus.de |
Die Stiftung hat die Aufgabe, die Erinnerung an das Wirken des ersten Bundespräsidenten, Theodor Heuss, zu wahren und „einen Beitrag zum Verständnis der jüngeren Geschichte sowie der Entstehung der Bundesrepublik Deutschland zu leisten“. Ferner ist der Stiftung aufgetragen, den „Nachlass Theodor Heuss zu sammeln, zu pflegen, zu verwalten und für die Interessen der Allgemeinheit in Wissenschaft, Bildung und Politik auszuwerten.“[1]
Um diesem Auftrag nachzugehen, wird die Stiftung aus dem Haushalt des Bundes finanziert und untersteht der Rechtsaufsicht der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Für ausgewählte Projekte wirbt die Stiftung Spenden ein. Die Stiftung ist berechtigt, Zustiftungen anzunehmen.
Dem fünfköpfigen Kuratorium der Stiftung gehören aktuell (Stand: März 2024) Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (Vorsitzende), Ludwig Theodor Heuss (stellvertretender Vorsitzender), Leni Breymaier, Nina Warken und Frank Nopper an. Stellvertreter sind Pascal Kober, Anna Christmann, Michael Georg Link, Barbara Babic-Heuss und Fabian Mayer[2].
Der dreiköpfige Vorstand besteht aus Isabel Fezer als Vorsitzender, Thomas Hertfelder als stellvertretendem Vorsitzenden und Geschäftsführer sowie Georg Streiter.
Die Stiftung verfügt zudem über einen wissenschaftlichen Beirat, der sich aus bis zu 15 Mitgliedern zusammensetzt. Im Beirat sitzen derzeit (Stand: März 2024) Michele Barricelli, Dorlis Blume, Pascale Monika Cancik, Philipp Gassert, Ewald Grothe, Michael Hollmann, Sonja Levsen, Ulrike Lindner, Paul Nolte (Vorsitzender), Elif Özmen, Hedwig Richter, Andreas Rödder, Elke Seefried (stellvertretende Vorsitzende) und Henning Türk.[3]
Die operative Arbeit der Stiftung leitet ein hauptamtlicher Geschäftsführer, der zugleich dem Vorstand angehört. Seit 1997 ist der Historiker Thomas Hertfelder als Gründungsgeschäftsführer der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus tätig. Sein Stellvertreter ist der Historiker und Leiter des Schriftgutarchivs Ernst Wolfgang Becker.[4]
Das 1959 bezogene Altersdomizil von Theodor Heuss auf dem Stuttgarter Killesberg befindet sich seit 1995 im Besitz der Stiftung und wurde in den Jahren 1999 bis 2001 auf der Grundlage eines Architektenwettbewerbs nach den Plänen des Büros Behnisch & Partner zu einer öffentlichen Erinnerungsstätte umgestaltet.[5] Im Oktober 2016 wurde die 150.000. Besucherin des Theodor-Heuss-Hauses begrüßt.[6]
Das Haus dient der Stiftung seither als Veranstaltungsort und beherbergt zudem mehrere Ausstellungen. Nach einer neuerlichen Umbauphase nach der Planung des Architekturbüros Stocker BDA für die Innenräume und die Gartengestaltung wurde es im Mai 2023 mit einer völlig neu konzipierten Ausstellung durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet.[7]
Die doppelbiografische Dauerausstellung „Demokratie als Lebensform - Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp“ im Theodor-Heuss-Haus beleuchtet mit Originalobjekten und über 40 interaktiven Medienstationen das Leben und Wirken des Paars Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp durch fünf Epochen deutscher Geschichte.
In der interaktiven Ausstellung „Die Nr. 1 – das Staatsoberhaupt“ führt das Theodor-Heuss-Haus als einziges Museum in Deutschland die Aufgaben eines Bundespräsidenten und der First Lady vor Augen.[8]
Drei frühere Wohnräume von Theodor Heuss – Wohn-, Arbeits- und Esszimmer – wurden mit originalen Möbeln, Kunstwerken und Büchern im Stil der 1950er Jahre rekonstruiert.[9]
Daneben bietet die Stiftung eine Wanderausstellung mit dem Titel „Demokratie als Lebensform“ an.[10]
Pro Jahr führt die Stiftung rund vierzig Veranstaltungen durch, von denen die meisten im Theodor-Heuss-Haus stattfinden, darunter Vorträge, Buchvorstellungen und Podiumsdiskussionen sowie Workshops und Seminare für Erwachsene sowie für Schülerinnen und Schüler.[11] Zu den Formaten gehört eine Schwerpunktreihe zu Themen von aktueller gesellschaftlicher und politischer Relevanz,[12] ein jährlicher Festvortrag zum Verfassungstag im Mai sowie die Theodor-Heuss-Gedächtnis-Vorlesung, die die Stiftung jährlich im Dezember in Kooperation mit der Universität Stuttgart ausrichtet.
Jeweils im Juli vor Beginn der Sommerferien findet die Verleihung des Theodor-Heuss-Schülerpreises statt, den die Stiftung seit 2009 auslobt. Prämiert werden besondere Leistungen im Fach Geschichte, die von Schülerinnen und Schülern der nach Theodor Heuss oder Elly Heuss-Knapp benannten Schulen in Baden-Württemberg erbracht wurden. Die Verleihung findet jeweils im Juli vor Beginn der Sommerferien statt.
Das meist jährlich stattfindende Theodor-Heuss-Kolloquium beschäftigt sich mit wissenschaftlichen Themen und Fragestellungen der aktuellen Zeitgeschichtsforschung.
Zeitgeschichtliche Forschung gehört zu den zentralen Aufgaben der Stiftung. Im Mittelpunkt stehen dabei die Geschichte von Demokratie und Liberalismus in Deutschland im 20. Jahrhundert, die Biographien von Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp, die Geschichte des Parlamentarismus und der Formen politischer und bürgerlicher Repräsentation und Ästhetik in Deutschland im 20. Jahrhundert, die Rolle von Staatsoberhäuptern sowie die Analyse der Erinnerungskultur.
Die Stiftung dokumentiert die Ergebnisse ihrer Forschung in mehreren Publikationsreihen sowie in Fachzeitschriften und anderen Medien des zeitgeschichtlichen Forschungsdiskurses. In der Reihe Zeithistorische Impulse (bis 2016: Wissenschaftliche Reihe der Stiftung Bundespräsident-Theodor-Heuss-Haus) werden die Ergebnisse der Theodor-Heuss-Kolloquien sowie Monographien zur zeitgeschichtlichen Forschung veröffentlicht. Die Kleine Reihe wendet sich an eine breitere, historisch interessierte Öffentlichkeit und dokumentiert ausgewählte Vorträge und kleinere Studien zur Zeitgeschichte. Unter dem Titel Theodor Heuss. Stuttgarter Ausgabe gibt die Stiftung eine wissenschaftliche Edition der Briefe, Reden und Schriften von Theodor Heuss heraus. Die Reihe Briefe ist mit acht Bänden, die zwischen 2009 und 2014 erschienen sind und eine kommentierte Auswahl aus den rund 60.000 von Heuss verfassten Briefen bieten, abgeschlossen.[13]
In ihrer Forschungsbibliothek sammelt die Stiftung die Werke von und über Theodor Heuss sowie Elly Heuss-Knapp sowie darüber hinaus vor allem Überblickswerke und Forschungen zur Geschichte des Bürgertums, des Liberalismus, der Politik- und Verfassungsgeschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Die Benutzung der Bibliothek (Präsenzbibliothek) steht allen Interessierten offen.[14]
In ihrer Bild-, Film- und Schalldokumentation sammelt und bewahrt die Stiftung Medienmaterial zu Theodor Heuss und Elly Heuss-Knapp. Das Schriftgutarchiv stellt seinen Benutzern den auf verschiedene Archive verteilten, sehr umfangreichen Nachlass von Theodor Heuss zusammengeführt in mikroverfilmter Form zur Verfügung, dazu die Akten des Bundespräsidialamts aus der Amtszeit Heuss sowie ausgewählte Zeitschriften.[15]
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