Ein Sporthelm hat die Funktion, den Kopf eines Sportlers zu schützen. Dies kann ein Schutz sein:
- vor Fremdkörpern, beispielsweise vor herunterfallenden Steinen
- für den Fall eines Sturzes
- bei einem Zusammenstoß mit anderen Personen oder Gegenständen.
In vielen Sportarten wird das Tragen eines Sporthelmes empfohlen, in einigen ist es vorgeschrieben, z. B. in Deutschland beim Gleitschirmfliegen[1] und bei Reitsport-Wettbewerben. Bei vielen Wettkämpfen ist das Tragen eines Helms bzw. eines geeigneten Kopfschutzes vorgeschrieben.
Moderne Sporthelme
Moderne Sporthelme mit einer harten Außenschale sind meist aus widerstandsfähigem Kunststoffmaterial wie Polycarbonaten oder ABS hergestellt, oft durch Glas-, Aramid- oder Kohlenstofffasern verstärkt. Der Übergang zu industriellen Schutzhelmen (Bauhelm, Forsthelm usw.) ist fließend; Helme müssen je nach Einsatzzweck unterschiedliche Prüfnormen erfüllen.
Der technische Aufbau eines Reithelms besteht aus zwei Schichten mit jeweils spezialisierter Funktion: Einer dünnen hart-elastischen Außenhülle aus widerstandsfähigem Kunststoffmaterial. Diese Hülle dient der Fixierung der Helmanbauten wie dem Visier und der Fixierung des Helms auf dem Kopf durch Vergurtung, dem Schutz der für die Dämpfungsfunktion entscheidenden Styroporschicht gegen scharfkantige Gegenstände, sowie als Gleitfläche beim Aufprall. Unter dieser elastischen Schutzschicht befindet sich die stoßdämpfenden dicken Schale aus deformierbarem Styropor. Der Schaum aus Polystyrol dient der Dämpfung der auf den Kopf wirkenden stumpfen Kräfte dadurch, dass die winzigen luftgeschäumten Kunststoffpartikel zerplatzen und sich dadurch dauerhaft verformen und verdichten. Die Schaumschicht kann an der Auftrittsstelle der Kraft durchaus um ½ Zentimeter zusammengedrückt werden, vergleichbar mit einer Knautschzone am PKW. Durch diese endgültige Verformung des Styropor wird die einwirkende Kraft eines Sturzes verarbeitet, d. h. aufgenommen und eine deutlich geringere Kraft an den zu schützenden Kopf weitergeleitet. Nach jedem Sturz muss daher ein Helm ausgetauscht werden, weil das Styropor definitiv verformt ist und daher für einen erneuten Sturz keine Dämpfung mehr erreichen würde.
Ein wesentlicher Aspekt von Kopfverletzungen beim Sport ist bei der Helmkonstruktion und bei den diversen Helmnormen nicht berücksichtigt: Helme sind bisher zur Dämpfung von Kräften konstruiert, die geradlinig auf den Sportlerkopf auftreffen. Dabei soll der Helm die auf den Schädel wirkende Kraft so verringern, dass schwere oder tödliche Verletzungen vermieden werden. Durch den Aufprall auf den Boden oder auf Hindernisse erhalten Kopf und Helm jedoch meist einen zusätzlichen Rotationsimpuls, der sich auch auf die Halswirbelsäule auswirkt. Rotationsimpulse sind in der überwiegenden Zahl der Fälle für die Schwere von Schädel-Hirn-Traumen verantwortlich. Es kommt aufgrund des ausgeprägten Bewegungsspielraums der Hirnsubstanz innerhalb der Kalotte eher als bei geradem Aufprall zu Gefäß- und Gewebezerreißung sowie zu lebensbedrohlichen Blutungen. Weil diese Rotationskraft grundsätzlich eine vitale Gefährdung darstellt, besteht durch die Verschieblichkeit der Kopfhaut auf dem knöchernen Schädel bereits ein biologischer „Sicherheitsmechanismus“. Diesen Rotationsenergie-mindernden Effekt versucht eine eingeschobene Gleitschicht zwischen Helmschale und Kopf zu imitieren, die seit wenigen Jahren als Multi-Directional Impact Protection System (MIPS) in bewährte und existierende Helmkonzepte integriert wird.
Eine die Sicherheit eines Helms massiv beeinträchtigende Entwicklung findet sich in einigen Risikosportarten: So werden digitale Videokameras fest auf Helmen verschraubt, um eindrucksvolle Sportbilder produzieren zu können. Beim Sturz kommt es durch den fixierten Helmaufbau aber zu erheblichen Rotationsimpulsen auf den Kopf des Sportlers. Damit wird die Schutzwirkung eines Sporthelms erheblich gemindert.
Arten
Aus verschiedenen Anforderungen haben sich verschiedene Arten von Sporthelmen entwickelt:
- besonders leicht – beispielsweise Fahrradhelme
- temperaturunempfindlich – beispielsweise Ski- und Snowboardhelme
- viel Energie aufnehmend – beispielsweise Motorradhelme und Automobilsporthelme
- besonders robust – beispielsweise Kletter-/ Steinschlaghelme, Footballhelme und Reithelme
- Verstellmöglichkeit nach Größe und Form des Visiers (Gitter oder Halbschutz) im Eishockey und Inlinehockey
- nach innen und außen gepolstert – beispielsweise Boxerhelme
- Wasser- und luftdicht – beispielsweise Taucherhelme
- Wasserunempfindlich – beispielsweise Kajakhelme
Es gibt auch Mehrzweckhelme, welche die Prüfnormen für mehrere Sportarten erfüllen, beispielsweise Skihelme, die auch für Klettern, Skaten und Radfahren geeignet sind.[2] Reithelme, welche auch die Fahrradhelm- und die Ski-Normen erfüllen.
Reithelm
Je nach Einsatzzweck gibt es äußerlich unterschiedliche Reithelme, die sich aber im grundsätzlichen Aufbau nicht unterscheiden. Entscheidend ist bei allen Helmen die äußere elastische Kunststoffschale, die den Schutz des Kopfes gegen scharfe oder scharfkantige Gegenstände beim Aufprall sowie eine gute Gleitfunktion der Helm-Oberfläche sicherstellt. Damit können auch Huftritte abgemildert werden. Die Dämpfung der stumpfen Kräfte auf das Hirn werden beim Sturz durch Deformation eine dicke verformbare Styroporschale erreicht:
- Reithelm für das Freizeit- und Springreiten, wird inzwischen auch beim Dressurreiten verwendet
- Reithelm für das Jagdreiten
- Militaryhelm beim Vielseitigkeitsreiten („Military“)
- Westernhelm für das Westernreiten
- Kappe mit Rennfarben für das Rennreiten
Fallschirmsprunghelm
Beim Fallschirmspringen werden für Sprungschüler Hartschalenhelme benutzt; lizenzierte Springer sollten einen tragen. Der Springer kann sowohl durch falschen Absprung an die Absetzmaschine mit dem Kopf anschlagen, als auch im Freifall mit anderen Springern insbesondere beim Relativspringen zusammenstoßen. Bei der Landung kann der Springer mit dem Kopf besonders bei Starkwind und bei Mit-Wind-Landungen an Bodenhindernisse aufschlagen. Fallschirmsprunghelme für Relativ-Sprünge und MFF haben meist ein Frontvisier. MFF-Fallschirmsprunghelme für Sprünge über 3750 m über Grund oder Gleiteinsätze verfügen auch über einen Sauerstoffanschluss. Helme für Sprungschüler und MFF haben darüber hinaus meist Aussparungen für Kopfhörer für Funkgeräte.
Berghelm
Beim Bergsteigen und Klettern wird der Berghelm zum Schutz vor Steinschlag eingesetzt und zum Schutz bei einem Sturz mit nachfolgendem Anprall an den Fels. Traditionell tragen Bergsteiger und Kletterschüler die Helmfarbe rot, Bergführer hingegen zur besseren Kenntlichmachung neongelb.
Sonstiges
Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) fordert eine Helmpflicht auf deutschen Skipisten. Laut BDC verletzen sich pro Saison rund 43.000 deutsche Skifahrer im In- und Ausland auf einer Piste so schwer, dass sie ärztliche Hilfe brauchen. Mehr als 3000 von ihnen erleiden demnach schwere Kopfverletzungen. In Südtirol und Teilen Österreichs gilt laut BDC bereits eine Helmpflicht für Kinder bis zum vollendeten 15. Lebensjahr.[3]
Schwere Skiunfälle Prominenter haben etwa seit dem Jahr 2000 das öffentliche Bewusstsein dafür erhöht, dass Skifahren eine Sportart ist, bei der sich das Tragen eines Helms empfiehlt. Der Deutsche Skiverband schätzte 2013, dass fast 80 Prozent aller Skifahrer einen Helm tragen.[4] Während 2008 in Deutschland Skihelme für knapp 20 Millionen Euro gekauft wurden, gaben die Wintersportler im Jahr darauf fast 47 Millionen für den Kopfschutz aus. Am 1. Januar 2009 war Dieter Althaus, damals Ministerpräsident von Thüringen, auf der Riesneralm in Österreich mit einer Frau zusammengeprallt. Sie fuhr ohne Helm und starb, Althaus trug einen Helm.[5]
Die 1975 gegründete Stiftung Sicherheit im Skisport betreibt unter anderem seit der Saison 1979/80 eine „Auswertungsstelle für Skiunfälle“ (ASU). Von 1979/80 bis 2012/13 sind die Unfallzahlen um mehr als 58 Prozent zurückgegangen.[6][7]
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin sammelt und veröffentlicht unter anderem Daten zu Unfallverletzungen in Heim- und Freizeitbereich. Dabei stützt sie sich auf Schätzungen bzw. Hochrechnungen des Robert Koch-Institutes (RKI) auf Befragungsdaten (GEDA und KiGGS).
Ihre Statistik weist für 2011 u. a. folgende Zahlen für Deutschland aus:
3,1 Millionen Freizeitunfälle, davon 7.796 tödliche Unfälle (von insgesamt 20.406 tödlichen Unfällen – das sind 38,2 Prozent).[8]
Das Oberlandesgericht München sprach einem Skiunfallopfer ein Mitverschulden für die entstandenen Kopfverletzungen zu, weil er keinen Skihelm getragen hatte.[9][10]
Siehe auch
- Selbstüberschätzung
- Risikowahrnehmung – Forschungsgebiet der Psychologie
- Risiko, Risikoanalyse, Risikobewertung
- Sicherheitskultur
Weblinks
Einzelnachweise
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