Ohrn
Nebenfluss des Kochers Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Ohrn ist ein Gewässer zweiter Ordnung von etwa 32 Kilometern Länge im Nordosten Baden-Württembergs. Sie entspringt im Landkreis Schwäbisch Hall östlich von Bubenorbis, einem Teilort der Gemeinde Mainhardt, in etwa 470 m Höhe und mündet im Hohenlohekreis bei Ohrnberg, einem Stadtteil von Öhringen, auf etwa 176 m Höhe in den unteren Kocher. Ihre Stufenrandbucht in den Keuperbergen zwischen Waldenburger Bergen und Mainhardter Wald um das Dorf Untersteinbach wird Steinbacher Tal genannt.
Ohrn | ||
![]() Aussicht von Floßholz ins obere Ohrntal Richtung Schuppach: Ohnholz und Kohlhof | ||
Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 238678 | |
Lage | Schwäbisch-Fränkische Waldberge
| |
Flusssystem | Rhein | |
Abfluss über | Kocher → Neckar → Rhein → Nordsee | |
Quelle | knapp 2 km östlich von Bubenorbis in der Tannenklinge 49° 5′ 13″ N, 9° 38′ 9″ O | |
Quellhöhe | ca. 454 m ü. NHN[1] | |
Mündung | in Ohrnberg von links und insgesamt Südosten in den Kocher 49° 15′ 7″ N, 9° 27′ 19″ O | |
Mündungshöhe | ca. 174 m ü. NHN[1] | |
Höhenunterschied | ca. 280 m | |
Sohlgefälle | ca. 8,5 ‰ | |
Länge | 32,9 km[2] | |
Einzugsgebiet | 153,301 km²[2] | |
Abfluss am Pegel Ohrnberg-Ohrnwiesen[3] AEo: 152 km² Lage: 1,5 km oberhalb der Mündung |
NNQ (7. Februar 2006) MNQ 1981–2010 MQ 1981–2010 Mq 1981–2010 |
180 l/s 330 l/s 1,7 m³/s 11,2 l/(s km²) |
Der Fluss wurde im Jahr 795 als „Oorana fluvius“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Flussname leitet sich vermutlich mit -ana- oder -ina-Suffix vom germanischen *aura- mit der Bedeutung „sandiger Boden, Kies im Sand“ ab. Möglich ist auch eine Eindeutung des römischen Ortsnamens Aurelia/Vicus Aurelianus.[4]
Von ihrer Quelle ab fließt die Ohrn nach Nordwesten, kurz vor Schuppach erreicht sie mit der Pfedelbacher Gemarkung den Hohenlohekreis und zieht von dort bis Cappel durch ihren Steinbacher Tal genannten Talabschnitt. Hier fließt sie in Mäandern, inmitten breiter Wiesen, über denen die Hänge größtenteils von Weingärten und Obstkulturen bedeckt sind. Zwischen Stegmühle und Cappel überschreitet die Ohrn die Gemeindegrenze zu Öhringen. In Cappel wendet sie sich an einem Prallhang nach Westen. Durch die Stadt Öhringen fließt sie teilweise in einem künstlich geschaffenen Flussbett. Bis Unterohrn bleibt die Ohrn noch in den relativ weichen Schichten des Lettenkeupers. Von dort an bis zur Einmündung in den Kocher läuft sie im harten Oberen Muschelkalk in einem immer tiefer eingeschnittenen Mäandertal.
Von der Quelle bis zur Mündung aufgeführt. Längen, Flächen und Einzugsgebiete bevorzugt nach den Datensätzen von Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise), andernfalls auf der Hintergrundkarte abgemessen. Namen bevorzugt nach der Hintergrundkarte; Notnamen in Klammern. Höhen bevorzugt nach numerischen Angaben auf der Hintergrundkarte, sonst nach dem Höhenlinienbild abgeschätzt.
Quelle der Ohrn etwa 1,1 km östlich von Mainhardt-Bubenorbis in einer Geländedelle unterhalb der B 14 auf etwa 454 m ü. NHN.
Mündung der Ohrn in Öhringen-Ohrnberg auf etwa 174 m ü. NHN von links und Süden in den Kocher.
Die Ohrnquelle und der obere Verlauf der Ohrn liegen im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald.
Zum 1. Januar 2005 wurde der Ohrnverlauf auf seiner gesamten Länge nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie als Schutzgebiet gemeldet. Bei der Ohrn betrifft dies zwei FFH-Gebiete. Zwischen der Mündung bei Ohrnberg bis Untersteinbach ist dies das Gebiet mit der Nummer 6822-341 Ohrntal und Kochertal bei Sindringen, zwischen Untersteinbach und der Ohrnquelle das FFH-Gebiet 6823-341 Waldenburger Berge.
Besondere Tierarten im Ohrntal sind:[11]
In der Ohrn leben damit neben Forellen auch die unter strengem Naturschutz stehenden Neunaugen, die nur in Gewässern mit ausgezeichneter Qualität vorkommen.
Das fast bis zuletzt bewaldete Tal der oberen Ohrn von der Quelle bei Bubenorbis bis zur Einmündung des Katzenbachs, in dem die Gemeindegebiete von Mainhardt und Michelfeld aneinanderstoßen, ist seit 2. September 1963 durch Verordnung des Landratsamts Schwäbisch Hall unter dem Namen Quellgebiet der Ohrn (mit Tannenklinge, Sandklinge und Mündung des Katzenbachs) mit einer Größe von 79 Hektar als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, es trägt die Schutzgebietsnummer 1.27.012.
Für den Abschnitt von der Katzenbachmündung bis zum Pfedelbacher Ortsteil Unterhöfen wurde – mit Ausnahme der Ortsgebiete selbst – am 16. April 1991 durch eine Verordnung des Landratsamtes Hohenlohekreis das Landschaftsschutzgebiet Steinbacher Tal mit Randgebieten (Oberes Ohrntal) eingerichtet. Das Schutzgebiet zieht sich über eine Landkreisgrenze hinweg. Sein größerer Teil liegt im Hohenlohekreis (Nr. 1.26.026) hat eine Fläche von 1.696 Hektar, eine kleinere Randzone im Landkreis Schwäbisch Hall auf der Gemarkung wiederum von Mainhardt bei Frohnfalls (Nr. 1.27.071) umfasst 103 Hektar am oberen Abfall der Keuperstufe.
Das untere Ohrntal flussabwärts von Unterohrn in den Öhringer Teilgemarkungen Schwöllbronn, Baumerlenbach, Ohrnberg und zwischendurch auch kurz der Westernbacher Teilgemarkung von Zweiflingen mit einer Fläche von zusammen 284 Hektar ist bereits seit dem 15. Januar 1963 unter dem Namen Ohrntal (Nr. 1.26.005) durch eine Verordnung des damaligen Landratsamtes Öhringen unter Schutz gestellt.[12]
Von der Stadt Öhringen wurde 2016 der 8,8 Kilometer lange Ohrntalradweg von Unterohrn im unteren Ohrntal bis nach Ohrnberg an der Mündung angelegt, größtenteils neu. Zu seiner Trassierung mussten zusätzlich zu den bereits bestehenden sieben Brücken über die Ohrn neu errichtet werden. Diese sind mit den Regenbogenfarben gekennzeichnet.[13]
Die häufige Überflutung der Altstadt von Öhringen bei Hochwasser sowie städtebauliche Maßnahmen und die Entwässerung der Innenstadt waren die Gründe für eine Korrektion der Ohrn. Bis 1955 verlief die Ohrn auf dem Gelände des heutigen Sportstadions bis zur Allmand. Dort wurde sie an einem Wehr in zwei Arme geteilt: ein Arm verlief direkt an der Stadtmauer entlang, der zweite Arm wie heute durch den Hofgarten.
Die neue Ohrn verläuft am Cappelrain entlang durch den Hofgarten zur Heilbronner Straße. Der Hauptsammler für die Abwässer wurde im alten Bett der Ohrn entlang der Stadtmauer verlegt. Eine steinerne Bogenbrücke im Zuge des Sträßchens von der Hirschgasse in der alten Stadt zur Altstadt Öhringens, unter der heute aber nur noch ein Fußgängerweg passiert, zeigt sinnfällig den alten Lauf.
Das Luft- und Freibad an der ehemaligen Ohrn wurde im Zuge dieser Baumaßnahmen aufgegeben.
Nach den schweren Hochwassern in Öhringen in den Jahren 1993 und 1996 wurden 1999 und 2000 erneut Korrekturen an der Ohrn und am Schleifbach in Öhringen vorgenommen. Die Brückendurchlässe und das Ohrnbett wurden erweitert. Zum Schutz der Altstadt wurde entlang der Ohrn ein dauerhafter Damm angelegt. Die Veranstaltungshalle Kultura wurde ebenfalls mit einer Dammanlage gesichert. Unterhalb der Kultura entstand die Ohrnterrasse, eine Plattform für Veranstaltungen.
Zwischen Cappel und Oberohrn befindet sich ein 2006/2007 erbautes, auf 50-jährige Hochwasser ausgelegtes Hochwasserrückhaltebecken.[14] Der 240 Meter lange und 6 Meter hohe Erddamm, der das Becken abschließt, besitzt ein Kombinationsbauwerk bestehend aus Grundablass und Hochwasserentlastung mit drei Segmentschützen und drei beweglichen Wehrklappen. Der Abfluss aus dem 320.000 m³ großen Speicherraum des Hochwasserrückhaltebeckens ist so ausgelegt, dass der Abfluss der Ohrn an der unterhalb liegenden Hornbergbrücke in Cappel 37 m³/s nicht übersteigt. Die Einstau-Fläche liegt dabei zum Teil auf Pfedelbacher Gemarkung und reicht bis an die Ortschaft Oberohrn. Das Einzugsgebiet beträgt etwa 70 km². Zum Ausgleich der Eingriffe in die Natur und das angrenzende NATURA-2000-Gebiet Ohrn und Vogelhalde durch den Bau des Hochwasserrückhaltebeckens wurde die ökologische Durchgängigkeit des Ohrnwehrs in Möhrig hergestellt. Hierdurch wird die Ohrn zwischen ihrer Mündung in den Kocher und der Oberohrn für Fische wieder durchgängig.[15]
In Vorbereitung der Landesgartenschau im Jahr 2016 wurde die Ohrn zwischen Cappelaue und Hofgarten renaturiert. Im Hofgarten wurde der frühere Verlauf der Ohrn entlang der Stadtmauer durch einen künstlichen Bachlauf wieder sichtbar gemacht.[16][17]
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