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Fraternities und Sororities

Studentenverbindungen in der angloamerikanischen Tradition Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Fraternities und Sororities
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Die Fraternities und Sororities sind Typen studentischer Zusammenschlüsse angloamerikanischer Tradition. Ihre Verbreitung konzentriert sich auf Nordamerika. Die klassischen Bruderschaften bzw. Schwesternschaften sind nahezu immer nach Geschlechtern getrennt und bezeichnen ihre Verbindungen meist mit griechischen Buchstaben. Umgangssprachlich werden Fraternities als Frats bezeichnet, entsprechend ihre Mitglieder als Frat boys und das Verbindungshaus als Frat house.[1]

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Mitglieder der Fraternities Tau Kappa Epsilon und Kappa Alpha Order posieren mit griechischen Buchstaben als Insignien ihrer Verbindungen
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Verbindungshaus der Fraternity Alpha Chi Alpha am Dartmouth College

Ihren geschichtlichen Ursprung haben die Fraternities und Sororities, ebenso wie die Studentenorden in Europa, in den Freimaurerlogen des 18. Jahrhunderts.[2]

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Allgemeines

Zusammenfassung
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Begriff

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Studentinnen bewerben sich um die Mitgliedschaft in einer Sorority
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Haus einer Fraternity

Die fraternity (englisch für Bruderschaft, Plural fraternities) ist die angloamerikanische Form der Studentenverbindung, während sich Studentinnen in einer sorority (engl. für Schwesternschaft, Plural sororities) organisieren können. Als feststehende übergeordnete Bezeichnung werden diese beiden Bezeichnungen zusammen genannt (fraternities and sororities), die in deutscher Sprache auf das gemeinsame Wort Studentenverbindungen reduziert sind.

In erster Linie bezeichnet der Begriff Fraternity eine College Fraternity, also eine Bruderschaft von Studenten. Sie werden auch als General Fraternity (dt. allgemeine Studentenverbindung) und früher als Social Fraternity (dt. soziale Studentenverbindung) bezeichnet.[3]

Daneben existieren aber auch weitere so bezeichnete Verbindungsformen wie etwa Honor Fraternities, auch Honor Societies genannt (Ehrenverbindungen oder Ehrengesellschaften), die eher Stubengesellschaften zur Unterstützung von Absolventen im weiteren Karriereweg sind. Beispiele dafür sind Phi Beta Kappa oder Mortar Board.[3]

Besondere Bedeutung für das Universitätsleben haben auch die Professional Fraternities (dt. Berufsverbindungen), deren Aufnahme ohne Initiationsritus auskommt und deren Mitgliedsanforderungen meist nur an definierte Fachqualifikationen gebunden sind. Diese freien Berufsverbände unterhalten oft Verbindungshäuser an Universitäten mit entsprechenden Berufsbildungsgängen, jedoch werden nur selten Studenten vor dem Abschluss aufgenommen. Beispiele dafür sind Delta Chi-Law und Phi Delta Kappa-Education.[3]

Auch gibt es noch sogenannte Recognition Societies (deutsch Anerkennungsgesellschaften), die philanthropische Organisationen sind, wie beispielsweise Alpha Phi Omega und Arnold Air Society.[3]

Allerdings ist es üblich, dass Mitglieder von general fraternities auch Mitglied in allen anderen Arten von Fraternities werden können.[3]

Farben

Einige fraternities kennen das Farbentragen in Form eines Couleurbandes, welches aber nur bei den eigenen Veranstaltungen getragen werden darf. In praktisch allen fraternities und sororities gibt es den dem Fuchsen entsprechenden Status des pledge. In amerikanischen Verbindungen gibt es eine recht extreme Behandlung des pledge mit diversen mehr oder weniger demütigenden Ritualen. Das sogenannte hazing beschränkt sich aber meist auf eine einzige „hell week“ (Höllenwoche). Es gibt aber auch wesentliche Unterschiede zu europäischen Studentenverbindungen, insbesondere den deutschsprachigen: fraternities und sororities kennen keine Mensur und keinen, beziehungsweise nur einen rudimentär vorhandenen Comment.

Beiträge

Die Mitgliedsbeiträge werden im Unterschied zu manchen europäischen Verbindungen von den studierenden Mitgliedern erbracht. Viele Verbindungen unterhalten Wohnhäuser für ihre Mitglieder, die sich, anders als die Korporationshäuser in Deutschland, meist direkt auf dem Campus befinden.

Chapter

Eine einzelne Verbindung unterhält meist Vertretungen, sogenannte chapters an mehreren, teilweise sogar sehr vielen Hochschulorten. Die Namen der Verbindungen setzen sich gewöhnlich aus den Bezeichnungen dreier griechischer Buchstaben zusammen, zudem hat jedes chapter einen aus meist zwei griechischen Buchstaben zusammengesetzten Namen als Zusatz zum Verbindungsnamen. Diese Form des Verbindungswesens wird daher auch als Greek system bezeichnet.

Verbreitung

Mitgliedschaften in fraternities oder sororities sind in den USA verbreiteter als in Deutschland. Sie gelten in der Regel nicht als „konservativ“, haben stattdessen jedoch den Ruf, viele und zum Teil exzessive Partys zu veranstalten, wofür sich der Begriff „Greek life“ eingebürgert hat. Der Ruf hängt zum Teil mit einer anderen Partykultur als an deutschen Hochschulen zusammen, die vor allem in den USA durch das höhere Mindestalter für legalen Alkoholkonsum mitgeprägt ist: Der Genuss von Alkohol (einschließlich Bier) ist erst mit 21 Jahren erlaubt, wohingegen US-amerikanische Bachelorstudenten ihre vierjährige Studienzeit normalerweise mit 18 bis 22 Jahren absolvieren. Dadurch ist Alkohol für die meisten Bachelorstudenten tabu; trinken sie ihn dennoch auf einer Party, wird die Veranstaltung illegal. Dazu kommt, dass amerikanische Studenten aufgrund der Gesetzeslage in der Regel mit keinen oder nur wenig Alkohol-Erfahrungen an die Universitäten kommen. Schon allein dadurch stehen fraternities und sororities als häufige Partyveranstalter in einem anderen Spannungsfeld als entsprechende deutsche Verbindungen, was sich wiederum auf das Publikum auswirkt, das sie anziehen.

Politischer Einfluss

Nicht von der Hand zu weisen ist ein politischer Einfluss bestimmter Verbindungen, zumindest der Mitglieder (siehe insbesondere Skull and Bones). Eine nationale Ausrichtung ist die Norm, diese ist aber – wie auch sonst der amerikanische Nationalismus – fast immer stark freiheitlich und antitotalitär gefärbt. Die meisten amerikanischen Verbindungen sehen sich nicht als elitär, auch wenn einige es de facto sind.

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Geschichtliche Entwicklung

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Mitglieder der Fraternity Phi Kappa Sigma (um 1872)
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Mitglieder der Sorority Tau My Tau (1909)
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Wappen der Fraternity Alpha Kappa Psi

Es gibt heute eine sehr große Anzahl verschiedener Verbindungen, obwohl die Ausrichtung der meisten Verbindungen auch international ist, so gibt es oft einzelne Verbindungshäuser mit eigener Ausrichtung. Die meisten nationalen Verbindungen sind aus solch einzelnen Verbindungsorden entstanden, spätere Verbindungen haben sich oft aus älteren Verbindungen abgespalten.

Die Verbreitung der Verbindungen an den Universitäten führte zu Widerständen, um deren Einfluss zu begrenzen, und zu Anfang des 20. Jahrhunderts blieb den meisten Verbindungen kaum mehr als den Unterhalt der Verbindungshäuser zu organisieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die Verbindungen einen neuen Höhepunkt, wurden jedoch von den in den 1960er und 1970er Jahren existierenden Alternativkulturen wieder ins Abseits gedrängt. Seit den 1980er Jahren erholen sich die Verbindungen und erhalten neuen Zulauf.

Weitere Informationen Jahr, Verbindung ...
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Dachorganisationen

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Die Dachorganisationen wurden vor allem zur besseren Außendarstellung gegründet, bieten jedoch auch weitere Dienste zur Heranbildung von Betreuern und zum Austausch verschiedener Verbindungen. Einzelverbindungen werden unabhängig von ihrem Namen auf einem Campus oft einer bestimmten Gruppe zugeordnet (etwa nach ethnischen Gesichtspunkten), die dann einer entsprechenden Dachorganisation angehören.

  • Association of College Honor Societies – Dachorganisation von 65 Ordensverbindungen.
  • Concilio Interfraternitario Puertorriqueño de la Florida (CIPFI) – Dachorganisation der fünf Verbindungen Floridas mit puerto-ricanischem Hintergrund
  • Fraternity Leadership Association – Dachorganisation von Verbindungen, die aus der North-American Interfraternity Conference ausgetreten sind.
  • National APIA Panhellenic Association (NAPA) – Dachorganisation von 10 Verbindungen mit hauptsächlich asiatischem Hintergrund
  • National Association of Latino Fraternal Organizations (NALFO) – Dachorganisation von 23 Verbindungen mit lateinamerikanischem Hintergrund
  • National Multicultural Greek Council (NMGC) – Dachorganisation von 13 Verbindungen mit definiert multikultureller Ausrichtung (bekannt als „Multicultural Councils“ oder „Unified Greek Councils“)
  • National Pan-Hellenic Council (NPHC) – Dachorganisation von neun historischen afroamerikanischen Verbindungen (bekannt als „Pan-Hellenic Councils“)
  • National Panhellenic Conference (NPC) – Dachorganisation mit 26 (weiblichen) Verbindungen (bekannt als „Panhellenic Councils“)
  • North-American Interfraternity Conference (NIC) – Dachorganisation mit 68 (männlichen) Verbindungen (bekannt als „Interfraternity Councils“)
  • Professional Fraternity Association (PFA) – Dachorganisation von 26 Verbindung für bestimmte Berufsgruppen
  • United Council of Christian Fraternities & Sororities – Dachorganisation von Verbindungen mit christlicher Ausrichtung

Hinzu kommen Organisationen, die sich der Unterstützung bestimmter Funktionen verschrieben haben.

  • Association of Fraternity Advisors – Organisation der Fraternity Advisors der Verbindungen auf dem Campus
  • College Fraternity Editors Association – Organisation der Pressevertreter der Dachorganisationen
  • Fraternity Executives Association – Organisation für Verwaltungsvertreter der Verbindungen
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Rezeption in den Medien (Auswahl)

Filme

Serien

  • Greek, US-Fernsehserie, 2007–2011
  • Scream Queens, US-Horror-Comedy-Fernsehserie, 2015–2016

Bücher

  • Spicker Paul: Liberty, equality, fraternity. Policy Press, 2006, ISBN 1-84742-164-4 (englisch, 208 S.).
  • Tamara L. Brown, Gregory S. Parks, Clarenda M. Phillips: African American Fraternities and Sororities: The Legacy and the Vision. University Press of Kentucky, 2012, ISBN 978-0-8131-3662-2 (englisch, 525 S.).
  • Tristen A. Taylor: The Silent Fraternity: Code of Silence. Page Publishing Inc, 2022, ISBN 978-1-66245-162-1 (englisch, 350 S.).
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Bekannte Mitglieder

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Die Fraternities und Sororities haben an ihren verschiedenen Chaptern bekannte Mitglieder hervorgebracht.[6]

So beruft sich Alan A. DeSantis in 2007 auf die Daten des Center for the Study of College Fraternity:[7] Danach stellen Fraternity-Mitglieder 85 % der Richter am Obersten Gerichtshof der USA seit 1910, 63 % aller Kabinettsmitglieder der US-Präsidenten seit 1900 und, historisch gesehen, 76 % der US-Senatoren, 85 % der Führungskräfte der Fortune 500 und 71 % der Männer im „Who's Who in America“.[7][6]

Nicht mitgezählt sind dabei die 18 (Stand: 2014) ehemaligen US-Präsidenten seit 1877 (das sind 69 %) und die 120 CEOs der Forbes 500 (24 %) aus der Liste von 2003, darunter 10 – oder ein Drittel – der Top 30. Allein im 113. Kongress stammen 38 der hundert Senatsmitglieder aus Fraternities (und jetzt auch aus Sororities), ebenso wie ein ganzes Viertel der Mitglieder des Repräsentantenhauses.[7][6]

Nach einer 2006 von dem Psychologen P.D. Harms durchgeführten Studie[8] über die Führungsqualitäten von Fraternity-Mitgliedern weisen diese in der Tat ein höheres Maß an Persönlichkeitsmerkmalen auf, die mit einer erfolgreichen Führungsrolle im späteren Leben in Verbindung gebracht werden, wie etwa Kontaktfreudigkeit und Gewissenhaftigkeit, gepaart mit (falls die besagten Männer in der Organisation an formaler Macht aufsteigen wollen) einem treibenden Ehrgeiz.[6]

Wenn jedoch die letzten zehn Präsidenten (Stand: 2014) betrachtet werden, so lässt sich feststellen, dass nur fünf von ihnen greek fraternity Mitglieder waren – noch immer ein hoher Prozentsatz – aber ganze 20 Prozentpunkte weniger als die 69 Prozent nach 1877.[6] Auch von den letzten zehn Vizepräsidenten (Stand: 2014) waren nur fünf zu ihrer Zeit Mitglieder einer greek fraternity. Von den gegenwärtigen Gouverneuren der USA – die oft als Zubringer für die Präsidentschaft fungieren – sind nur neun Mitglieder von fraternity.[6]

Die Sortierung erfolgt grundsätzlich alphabetisch.

Politiker

Präsidenten

Die Sortierung erfolgt nach der Amtszeit als Präsident.

Weitere Informationen Name, Lebensdaten ...

Auch waren sechs ehemalige First Ladies Mitglieder von Sororities: Lucy Hayes (Kappa Kappa Gamma), Grace Coolidge (Pi Beta Phi), Lou Hoover (Kappa Kappa Gamma), Barbara Bush (Pi Beta Phi), Laura Bush (Kappa Alpha Theta) und Eleanor Roosevelt (Ehrenmitglied von Alpha Kappa Alpha).[10][11]

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Vizepräsidenten und Gouverneure

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Minister

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Juristen

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Siehe auch

Commons: Fraternities und Sororities – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • o. A.: Fraternities in Canada. In: W. Stewart Wallace (Hrsg.): The Encyclopedia of Canada, Bd. 2, University Associates of Canada, Toronto 1948, S. 393f. (online)
  • Jack Anson & Robert Marchesani jr. (Hrsg.): Baird’s Manual of American College Fraternities, 20. Aufl. Indianapolis 1991, ISBN 0-9637159-0-9.
  • Clifton L. Hall & Edward Alcey: Fraternities and Sororities. In: Encyclopedia Americana, Bd. 12, Danbury CT 1996, S. 20–22.
  • Gerhard Habermehl: Zur Frage gemeinsamer Wurzeln deutscher Studentenverbindungen und amerikanischer Fraternities. In: Einst und Jetzt, Bd. 49 (2004), S. 149–63.
  • Nicholas E. Berkholtz: American Fraternities in the Last 200 Years. In: Einst und Jetzt, Bd. 51 (2006), S. 15–25.
  • Craig Torbenson & Gregory Parks (Hrsg.): Brothers and Sisters: Diversity in College Fraternities and Sororities. Associated University Presses, Cranbury 2009, ISBN 978-0-8386-4194-1.
  • Jared S. Sunshine: The Fraternity as Franchise: A Conceptual Framework. In: Journal of College and University Law, Bd. 42, H. 2 (2016), S. 375–437.
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Einzelnachweise

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