Die Familie Orobanchaceae wurde 1799 durch Étienne Pierre Ventenat in Tableau du Regne Vegetal 2, S. 292 unter dem Namen „Orobanchoideae“ aufgestellt. Typusgattung ist OrobancheL.[2]Synonyme für Orobanchaceae Vent. nom. cons. sind: Aeginetiaceae Livera, Cyclocheilaceae Marais, Melampyraceae Rich. ex Hook. & Lindl., Nesogenaceae Marais, Pedicularidaceae Juss., Phelypaeaceae Horan., Rhinanthaceae Vent., Scrophulariaceae tribus Buchnereae, Scrophulariaceae tribus Rhinantheae.[3]
Die Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae) gehört zur Ordnung der Lippenblütlerartigen (Lamiales).
Arten der Sommerwurzgewächse sind nahezu weltweit verbreitet, meist sind sie jedoch in Gebieten mit gemäßigtem Klima zu finden. Bei der Verbreitung der Gattungen lassen sich Schwerpunkte auf der Nordhalbkugel oder aber in der Alten Welt feststellen. Etwa 3/5 der Gattungen sind nur auf der Nordhalbkugel verbreitet, elf Gattungen sind auf beiden Halbkugeln zu finden. Die mit mehr als 350 Arten größte Gattung der Familie, die Läusekräuter (Pedicularis), hat ihren Verbreitungsschwerpunkt im Himalaya; Castilleja mit mehr als 200 Arten kommt hauptsächlich im westlichen Nordamerika vor; die etwa 150 Arten der Sommerwurzen (Orobanche) haben ihren Verbreitungsschwerpunkt im Mittelmeerraum. Die etwa 170 Arten umfassende Gattung der Augentroste (Euphrasia) zeigt ein ungewöhnliches Verbreitungsgebiet: Sie kommt sowohl auf der Südhalbkugel als auch in der Alten Welt auf der Nordhalbkugel vor. Auch fast alle der etwa 100 Arten der Buchnera kommen in den tropischen und gemäßigten Gebieten der Alten Welt vor. Viele der restlichen Gattungen der Familie bestehen nur aus wenigen Arten und sind nur durch begrenzte Vorkommen bekannt.[4]
Je nach Autor werden zwischen 80 und etwa 100 Gattungen mit 1700 bis 2100 Arten zur Familie Orobanchaceae gerechnet.[4]
Die Familie Orobanchaceae wird in mehrere Tribus gegliedert. Bei manchen Autoren gibt es die Tribus Pedicularideae Duby s.l. mit mehreren Subtribus, beispielsweise Castillejinae; in der Darstellung hier haben sie den Rang von Tribus, also ist hier die Tribus Pedicularideae s.l. in mehrere Tribus aufgegliedert:
Tribus Buchnereae Benth.: Es sind etwa 19 Gattungen enthalten:
BardotiaEb.Fisch., Schäferh. & Kai Müll.: Sie wurde 2012 aufgestellt und enthält nur eine Art:
Bardotia ankaranensisEb.Fisch., Schäferh. & Kai Müll.: Sie gedeiht auf Kalkstein im „Tsingy“ genannten Karstgebiet nur im nördlichen Madagaskar.[5]
BaumiaEngl. & Gilg: Sie enthält nur eine Art:
Baumia angolensisEngl. & Gilg: Sie kommt nur in Angola vor.[6]
BuchneraL.: Diese Hemiparasiten sind mit mehr als 100 Arten weitverbreitet, mit dem Schwerpunkt der Artenvielfalt in Afrika.[6]
CentrantheraR.Br.: Die fünf bis sechs Arten sind von China bis Australien verbreitet.[6]
CycniopsisEngl.: Die nur zwei Arten sind im tropischen Afrika verbreitet und eine davon reicht bis zur Arabischen Halbinsel.
CycniumE.Mey. ex Benth.: Die etwa 15 Arten sind in Afrika verbreitet.
GhikaeaG.Volkens & G.Schweinfurth: Sie enthält nur eine Art:
Tetraspidium laxiflorumBaker: Sie kommt nur in Madagaskar vor.
Tribus Buttonieae (unsicher): Es sind etwa fünf Gattungen enthalten:
ButtoniaMcKen ex Benth.: Die nur zwei bis drei Arten sind in Afrika verbreitet.
LeucosalpaScott-Elliot: Die etwa drei Arten kommen nur auf Madagaskar vor.
RadamaeaBenth.: Die fünf Arten kommen nur in Madagaskar vor.
RhaphispermumBenth.: Sie enthält nur eine Art:
Rhaphispermum gerardioidesBenth.: Sie kommt nur in Madagaskar vor.
ThunbergianthusEngl.: Die nur zwei Arten sind in Afrika verbreitet.
Tribus Castillejeae G.Don: Es sind etwa sieben Gattungen mit etwa 220 Arten enthalten:
CastillejaMutis ex L. f.: Die mehr als 200 Arten sind hauptsächlich in der Neuen Welt verbreitet.[8]
ClevelandiaGreene: Sie enthält nur eine Art:
Clevelandia bildingii(Greene) Greene: Sie kommt nur in Kalifornien vor.
CordylanthusNutt. ex Benth.: Die etwa 18 Arten sind im westlichen Nordamerika verbreitet.
GentryaBreedlove & Heckard (manchmal in Castilleja): Sie enthält nur eine Art:
Gentrya racemosaBreedlove & Heckard: Dieser Endemit kommt nur in der Sierra Surutato im mexikanischen Bundesstaat Sinaloa vor.
OphiocephalusWiggins (manchmal in Castilleja): Sie enthält nur eine Art:
Ophiocephalus angustifoliusWiggins: Es ist ein Endemit in Niederkalifornien.
OrthocarpusNutt.: Die etwa neun Arten sind in der Neuen Welt verbreitet.
TriphysariaFisch. & C.A.Mey.: Die fünf bis sechs Arten sind im westlichen Nordamerika (hauptsächlich in Kalifornien) verbreitet und eine Art kommt in China vor.[7]
Tribus Cymbarieae D.Don: Sie enthält fünf bis sechs Gattungen mit etwa 14 Arten:
BungeaC.A.Mey.: Die nur zwei Arten sind in Asien verbreitet.
CymbariaL.: Die etwa vier Arten sind in Russland und China verbreitet.
LesquereuxiaBoiss. (manchmal in SiphonostegiaBenth.): Sie enthält nur eine Art:
Lesquereuxia syriacaBoiss. & Reut.: Sie ist im östlichen Mittelmeerraum verbreitet.
MonochasmaMaxim. ex Franch. & Sav.: Die zwei bis vier Arten sind in Ostasien verbreitet.
SchwalbeaL.: Sie enthält nur eine Art:
Schwalbea americanaL.: Sie ist im östlichen Nordamerika verbreitet.
SiphonostegiaBenth.: Die zwei bis drei Arten sind in Griechenland, in Vorder- und in Ostasien verbreitet.
Tribus Escobedieae Benth.: Sie enthält etwa acht Gattungen:
AlectraThunb.: Die (30 bis) etwa 40 Arten im tropischen Afrika und Asien verbreitet.[6]
EscobediaRuiz & Pav.: Die 8 bis 15 Arten sind in der Neotropis verbreitet.
MagdalenaeaBrade: Sie enthält nur eine Art:
Magdalenaea limaeBrade: Sie ist im südöstlichen Brasilien verbreitet.
MelasmaP.J.Bergius: Die (7 bis) etwa 20 Arten sind im tropischen Afrika und in der Neotropis verbreitet.
NothochilusRadlk.: Sie enthält nur eine Art:
Nothochilus coccineusRadlk.: Sie ist in Brasilien verbreitet.
PhysocalyxPohl: Die ein bis zwei Arten sind in Brasilien verbreitet.
PseudomelasmaEb.Fisch.: Sie enthält nur eine Art:
Pseudomelasma pedicularioides(Baker) Eb.Fisch.: Sie kommt nur im zentralen Madagaskar vor.
VellosiellaBaill.: Die zwei bis drei Arten sind in Brasilien verbreitet.
Tribus Gerardieae Benth.: Sie enthält etwa zwölf Gattungen:
AgalinisRaf.: Die (40 bis 70) etwa 45 Arten sind in Neuen Welt weitverbreitet.
AnisantheraPennell ex Britton: Sie enthält nur eine Art:
BoschniakiaC.A.Mey. ex Bong. (Syn.: XylancheBeck, KopsiopsisBeck): Die nur zwei oder drei Arten sind im nördlichen Russland, vom nördlichen Indien über China (zwei Arten) und Korea bis Japan und im nordwestlichen Nordamerika verbreitet.[7]
ChristisoniaGardner: Die 16 bis 23 Arten sind im tropischen Asien verbreitet.[7]
CistancheHoffmanns. & Link: Die 20 bis 26 Arten sind im Mittelmeerraum und von Äthiopien bis Indien und China verbreitet.[7] Darunter:
Diphelypaea(L.) Nicolson (Syn.: PhelipeaPers., PhelypaeaL., PhelypaeaTournef. non PhelypaeaThunb. nec PhaelypeaBrowne, Anoplanthus sect. Euanoplon(Endl.) Walpers, Anoplanthus sect. Anblatum(Hill) Endl., AnoplanthusNyman, Anoplanthus sect. MacranoplonReuter, AnoplonRchb., Orobanche sect. AnoplonWallroth nom. invalid., LathraeaL., Lathraea sect. PhylipeaScapoli, AlatraeaNecker nom. illeg., AmblatumG.Don): Die nur drei Arten sind in Südwestasien verbreitet.
EpifagusNutt.: Sie enthält nur eine Art:
Epifagus virginiana(L.) Barton: Sie ist in Nordamerika weitverbreitet.
GleadoviaGamble & Prain: Die nur zwei bis sechs Arten im Himalaja von Indien bis China verbreitet.
HarveyaHook.: Die 25 bis 40 Arten sind im tropischen und südlichen Afrika und auf den Maskarenen verbreitet.
HyobancheL.: Die sieben bis acht Arten sind im südlichen Afrika verbreitet.
MannagettaeaHarry Sm.: Die nur zwei bis drei Arten kommen im östlichen Sibirien und in den chinesischen Provinzen südwestliches Gansu, südöstliches Qinghai sowie Sichuan vor.[7]
NecranthusGilli (manchmal in OrobancheL.): Sie enthält nur eine Art:
Necranthus orobanchoidesGilli: Sie kommt in der Türkei vor.
Sommerwurzen (OrobancheL., Syn.: AphyllonMitch., BoulardiaF.W.Schultz, MyzorrhizaPhil.; ob PhelipanchePomel enthalten ist, wird kontrovers diskutiert): Die etwa 200 Arten sind hauptsächlich in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel verbreitet.
ParaharveyaEb.Fischer & Siedentop: Sie wurde 2004 aufgestellt und enthält nur eine Art in Zentral- und Ostafrika.
PhacellanthusSiebold & Zucc. (manchmal in SopubiaBuch.-Ham. ex D.Don, Syn.: TienmuiaHu): Sie enthält nur eine Art:
Phacellanthus tubiflorusSiebold & Zucc. (Syn.: Phacellanthus continentalisKom., Tienmuia triandraHu): Sie ist in Russlands Fernen Osten, Japan, Korea und in den chinesischen Provinzen Gansu, Hubei, Hunan, Jilin, Shaanxi sowie Zhejiang verbreitet. Ihre Wirtspflanzen sind Fraxinus-Arten.[7]
PlatypholisMaxim.: Sie enthält nur eine Art:
Platypholis boninsimaeMaxim.: Sie ist in Japan beheimatet.
Tribus Rhinantheae Lam. & DC.: Diese Hemiparasitischen Pflanzen sind hauptsächlich in der Alten Welt verbreitet. Es sind je nach Autor 13[9] bis 21 Gattungen enthalten:[10]
BartsiaL.: Die 49 bis 54 Arten in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel und den Gebirgen der Tropen verbreitet.
EremitillaYatsk. & J.L.Contr.: Sie wurde 2009 durch G. A Yatskievych und J. L. R. Contreras Jiménez in Novon, 19, 2, S. 267 aufgestellt und enthält nur eine Art:
Eremitilla mexicanaYatsk. & J.L.Contr.: Sie wurde 2009 aus dem mexikanischen Bundesstaat Guerrero erstbeschrieben.
Augentroste (EuphrasiaL.): Die (mehr als 170 bis) über 350 Arten sind fast weltweit verbreitet, mit einem Schwerpunkt auf der Nordhalbkugel.
HedbergiaMolau: Sie enthält seit Scheunert et al. 2012 drei Arten:[10]
Hedbergia longiflora(Hochst. ex Benth.) A.Fleischm. & Heubl (Syn.: Bartsia longifloraHochst. ex Benth., Bartsia macrophyllaHedberg, Bartsia longiflora subsp. macrophylla(Hedberg) Hedberg): Es gibt zwei Unterarten.
Hedbergia decurva(Hochst. ex Benth.) A.Fleischm. & Heubl (Syn.: Bartsia decurvaHochst. ex Benth.)
Schuppenwurzen (LathraeaL.): Die etwa sieben Arten sind in den gemäßigten Gebieten Eurasiens verbreitet.
Zahntroste (OdontitesLudw.): Sie enthält 26 bis 32 Arten (Aufgrund morphologischer Merkmale werden MacrosyringionRothm., OdontitellaRothm., BornmuelleranthaRothm. und BartsiellaBolliger von der Gattung abgespalten[13], eine molekularbiologische Bestätigung gibt es bisher nicht).
Teerkräuter (ParentucelliaViv.): Die zwei bis vier Arten sind ursprünglich in Südeuropa, Westeuropa, in Nordafrika und in West- und Zentralasien verbreitet. Dazu gehören:
Läusekräuter (PedicularisL.): Die mehr als 350 bis über 600 Arten sind hauptsächlich auf der Nordhalbkugel (nur eine Art in den Anden) und besonders in den Gebirgen Zentral- und Ostasiens verbreitet.
PhtheirospermumBunge ex Fisch. & C.A.Mey.: Die vier bis sieben Arten sind in Ostasien verbreitet.
PterygiellaOliv. (manchmal in MonochasmaMaxim. ex Franch. & Sav.): Die nur vier bis fünf Arten kommen nur in den chinesischen Provinzen Guangxi, Sichuan sowie Yunnan vor.[7]
Klappertöpfe (RhinanthusL.): Die 45 Arten sind hauptsächlich auf der Nordhalbkugel verbreitet.
RhynchocorysGriseb.: Die bis zu sechs Arten sind von Südeuropa und Nordafrika bis zum Iran verbreitet.
Tribus Xylocalyceae (unsicher): Sie enthält nur eine Gattung:
XylocalyxBalf. f.: Von den etwa fünf Arten kommen drei nur in Somalia und zwei nur auf Sokotra vor.[6]
Incertae sedis: Die folgende Liste enthält die noch nicht in eine Tribus eingeordneten Gattungen:
AncistrostylisT.Yamaz.: Sie enthält nur eine Art:
Ancistrostylis harmandii(Bonati) T.Yamaz.: Sie kommt nur in Laos vor.
LindenbergiaLehm.: Die etwa 15 Arten sind in Afrika und Asien verbreitet.
PseudobartsiaD.Y.Hong: Sie enthält nur eine Art:
Pseudobartsia yunnanensisD.Y.Hong: Dieser Endemit gedeiht in Wäldern in Höhenlagen von etwa 2300 Meter nur im Songming Xian in der chinesischen Provinz Yunnan.[7]
RehmanniaLibosch. ex Fisch. & C.A.Mey.: Die etwa neun Arten sind in China verbreitet.[14]
SpirostegiaIvanina: Sie enthält nur eine Art:
Spirostegia bucharica(B.Fedtsch.) Ivanina: Sie ist in Zentralasien verbreitet.
TienmuiaHu (manchmal in PhacellanthusSiebold & Zucc.): Sie enthält nur eine Art:
Tienmuia triandraHu (Syn.: Phacellanthus tubiflorusSiebold & Zucc.): Sie ist in Russlands Fernem Osten, Japan, Taiwan, Korea und in den chinesischen Provinzen Gansu, Hubei, Hunan, Jilin, Shaanxi sowie Zhejiang verbreitet.[7]
XizangiaD.Y.Hong: Die nur zwei Arten sind in Tibet verbreitet.[7]
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Agnes Scheunert: Evolutionary history and biogeography of the genus Scrophularia (Scrophulariaceae) and hemiparasitic Orobanchaceae (tribe Rhinantheae) with emphasis on reticulate evolution. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) an der Fakultät für Biologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Dezember 2016 Volltext-PDF.
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