Als Sockenpuppe (englisch sockpuppet, auch Fakeaccount, Zweitaccount, Multiaccount oder Doppelnick; Plural auch Mehrfachkonten) bezeichnet man im Netzjargon ein zusätzliches Benutzerkonto, das aus verschiedenen Gründen angelegt wurde.

Thumb
Bauchredner, der ein „Gespräch“ zweier Puppen vorführt. In der virtuellen Welt ist es deutlich schwerer zu erkennen, ob zwei Benutzerkonten (eventuelle „sprechende Puppen“) von derselben Person geführt werden.
Thumb
Eine Sockenpuppe ist im wörtlichen Sinn eine aus einer Socke hergestellte Handpuppe

Entstehungsgeschichte

Die erstmals 1993 im Usenet verwendete Bezeichnung spielt auf einen Bauchredner an, der mit seiner Handpuppe spricht.[1] Dagegen bezeichnet meatpuppet („Fleischpuppe“) in Anlehnung an sockpuppet das Benutzerkonto eines weiteren Inhabers, der im Auftrag des ersten handelt, um Artikel und Diskussionen gezielt in dessen Sinne zu beeinflussen. Zum ersten Mal verwendet wurde der Begriff von William Gibson in seiner Neuromancer-Trilogie 1984.[2]

Wegen der relativ einfachen Möglichkeit, Sockenpuppen zu erschaffen, ist es in offenen Wikis, Internetforen sowie Kommentarbereichen von Blogs und anderen Online-Publikationen schwierig zu ermessen, wie viele Benutzer tatsächlich eine bestimmte Ansicht vertreten, da sich hinter mehreren ähnlich argumentierenden Pseudonymen ein und dieselbe Person verbergen kann.[3]

Gründe für die Verwendung von Sockenpuppen

Sockenpuppen können einerseits dem Schutz der Privatsphäre dienen,[4] damit der Hauptaccount nicht mit bestimmten Themengebieten in Verbindung gebracht werden kann. Insbesondere bei einer Verknüpfung des Hauptaccounts mit dem Klarnamen des Benutzers wird auf Sockenpuppen zurückgegriffen.[5] Jedoch können Sockenpuppen auch im missbräuchlichen Sinn angelegt werden, um andere Benutzer oder deren Argumente zu diskreditieren oder illegitime Zwecke zu verfolgen.[6] Dabei wird der vermeintliche Schutz einer „doppelten Anonymität“ ausgenutzt, indem für meinungsbildende Maßnahmen oder Störaktionen neben dem meist bereits pseudonymen, also unter einem Nicknamen angelegten und somit keinem Klarnamen bzw. Kontoinhaber zuzuordnenden Hauptkonto, eines oder mehrere Nebenkonten verwendet werden, um weitere künstliche Identitäten agieren zu lassen.[7] Mit Sockenpuppen können auch Einzelmeinungen oder Vorschläge so verstärkt werden, dass diese mehrheitsfähig werden. Sie können also auch zur Meinungsbeeinflussung eingesetzt werden.[3][8]

Die Aufdeckung der missbräuchlichen Verwendung von Sockenpuppen führt beispielsweise in der Wikipedia zum Ausschluss sämtlicher bekannter Benutzerkonten.[6] Zur Zuordnung von Benutzerkonten zu IP-Adressen[9] kann dazu von dafür berechtigten Administratoren ein sogenanntes „Checkuser-Verfahren“ eingeleitet werden. Außerhalb der Wikipedia sind beispielsweise im VroniPlag-Wiki Fälle von Missbrauch mit Sockenpuppen in den deutschsprachigen Medien bekannt geworden.[3][10]

Manipulationsmöglichkeiten

Im Jahr 2011 berichtete die britische Zeitung The Guardian über eine in Auftrag gegebene Software, die es dem US-Militär erlauben soll, über Sockenpuppen soziale Medien zu manipulieren. Dabei sollen bis zu 50 Militärbedienstete je maximal 10 separate Identitäten kontrollieren können. Ziel soll es demnach sein, unwillkommenen Meinungen entgegenzuwirken und falschen Konsens in nicht englischsprachigen Online-Foren herzustellen.[11]

Siehe auch

Commons: Sock puppets – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Wikiwand in your browser!

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.

Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.