Konzept für Methoden der künstlichen Intelligenz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Beim Situationskalkül handelt es sich um ein Konzept der künstlichen Intelligenz. Es werden Auswirkungen von Aktionen auf Situationen in einer Modellwelt unter Verwendung der Prädikatenlogik beschrieben. Angewendet wird der Situationskalkül zum Beispiel in der Sprache GOLOG, welche unter anderem in der Robotik zur Aktionsplanung eingesetzt wird.
Es geht auf John McCarthy und Pat Hayes in den 1960er Jahren zurück. Weiterentwickelt wurde er von Ray Reiter in den 1990er Jahren.
Die Durchführung einer Aktion a führt zu einer Nachfolgesituation , die von der vorherigen Situation und der durchgeführten Aktion abhängig ist. Das lässt sich formal durch eine binäre Funktion ausdrücken: . Nicht jede Aktion lässt sich in jeder Situation durchführen. Die Durchführbarkeit lässt sich mit Hilfe des Prädikats definieren, welches in allen Situationen wahr ist, in denen die Aktion erlaubt ist. Für diese Definition sind häufig situationsabhängige Prädikate notwendig. Relationen, die ihren Wahrheitswert über die Zeit ändern, heißen Fluents.
Als Beispiel dient ein Schrank mit mehreren Schubladen. Aus den Schubladen können Gegenstände genommen werden, die Schubladen können geöffnet und geschlossen werden. Dieser Sachverhalt lässt sich folgendermaßen beschreiben:
Das vorangegangene Beispiel führt direkt zum Rahmenproblem, da die Klauseln noch nicht ausreichen, um die Welt zu beschreiben. Es fehlen noch triviale Klauseln, die nur aussagen, dass alle anderen Dinge durch die Aktionen nicht verändert werden. Diese Klauseln werden schon bei kleinen Welten außerordentlich zahlreich: Bei 100 verschiedenen Aktionen mit 50 Fluenten sind schon zirka 10000 Klauseln zur Beschreibung notwendig. Raymond Reiter[1] hat für dieses Problem 1991 eine Lösung gefunden, die nur eine Klausel zur Darstellung eines Fluenten benötigt:
Dieser Lösungsansatz ist unter dem Namen Successor State Axiom bekannt.
Die Axiome sind folgende Klauseln, die in jeder Welt gelten:
Es gibt genau eine Anfangssituation , keine Situation liegt vor der Anfangssituation
Jede Situation ist einmalig. Wenn zwei Situationen gleich sind, die durch die Aktion in der Situation und durch die Aktion in der Situation entstanden sind, dann sind sowohl die Situationen und gleich, als auch die Aktionen und .
Eine Aussage ist in allen Situationen wahr, wenn sie in der Anfangssituation wahr ist, und die Aussage auch nach Durchführung einer beliebigen Aktion in einer beliebigen Situation wahr bleibt.
Ein Teil der Situationen ist sortierbar. Der Vergleichsoperator wird rekursiv definiert: Eine Situation , die vor einer Situation liegt, die sich durch Ausführung der Aktion in der Situation ergibt, ist entweder die Situation oder eine Situation, die vor liegt.
Wenn man als Anfangsbedingung setzt, dass sich ein Ball in der geschlossenen linken Schublade befindet, und als Ziel, dass der Ball sich dort nicht mehr befinden soll, lässt sich unter Berücksichtigung aller Klauseln ein Plan berechnen, der die linke Schublade öffnet und den Ball aus der Schublade nimmt.
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