Sibudu-Höhle
archäologischer Fundplatz in Südafrika Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Sibudu-Höhle (engl.: Sibudu cave) ist ein seit den 1960er-Jahren bekannter Abri in einer Sandsteinformation, rund 15 Meter oberhalb des Flusses Tongati in der Provinz KwaZulu-Natal in Südafrika, rund 40 Kilometer nördlich von Durban. Sie gilt als bedeutende archäologische Fundstätte, die bereits vor mindestens 77.000 Jahren – im so genannten Middle Stone Age – von Menschen (Homo sapiens) bewohnt war.[1]
Sibudu-Höhle | ||
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Blick über die Grabungsfläche innerhalb der Höhle | ||
Lage: | KwaZulu-Natal, Südafrika | |
Geographische Lage: | 29° 31′ 21,5″ S, 31° 5′ 9,2″ O | |
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Besonderheiten: | Archäologischer Fundplatz |
Laut einem Fachartikel in Antiquity[2] wurden in der Höhle in einer 64.000 Jahre alten Bodenschicht Hinweise auf den Gebrauch von Pfeil und Bogen entdeckt, die – sollte die Deutung korrekt sein – der älteste Nachweis für diese Jagdtechnik wären.
Im Juli 2024 wurde die aus den drei verstreuten archäologischen Stätten Diepkloof Rock Shelter, Pinnacle Point Site Complex und Sibudu-Höhle bestehende Stätte Die Entstehung des modernen Menschen: Die pleistozänen Besiedlungsstätten Südafrikas in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.[3]
Die Höhlung weist eine Bodenfläche von ungefähr 55 × 19 Metern auf. Grabungsleiterin war ab 1998 – dem Beginn der systematischen Erforschung – Lyn Wadley von der Witwatersrand-Universität, 2011 übernahm Nicholas Conard (Universität Tübingen) diese Aufgabe.
Es konnten zahlreiche aufeinander folgende Siedlungsschichten identifiziert werden, die eine wiederholte Nutzung in der Zeitspanne zwischen 77.000 und 38.000 Jahren vor heute belegen. Aus diesen unterschiedlich alten, bis zu acht Meter unter dem heutigen Niveau liegenden Schichten wurden unter anderem Tausende Steinwerkzeuge (einige mit Anhaftungen von pflanzlichem Klebstoff und Holz) sowie bearbeitete Knochen freigelegt. Zwei Fundschichten konnten aufgrund der Beschaffenheit der entdeckten Werkzeuge der so genannten „Still Bay Industry“ (72.000 – 71.000 Jahre alt)[4] bzw. der Howieson’s Poort Industrie (65.000 bis 60.000 Jahre alt)[5] zugeordnet werden. Entdeckt wurden unter anderem diverse Feuerstellen, zahlreiche angekohlte Knochen von kleinen und großen Säugetieren sowie mindestens 15 Schichten von Lagerstätten, die zentimeterdick mit Gräsern gepolstert waren (die älteste 77.000 Jahre alt)[6] und deren Oberfläche aus Blättern der „Kap-Quitte“ Cryptocarya woodii bestand, deren ätherische Öle für Insekten und deren Larven giftig sind.
Ebenfalls gefunden wurden Reste von rotem Ocker[7] und Perlenschnüre aus den Schalen von Meeresschnecken. Auf einem 49.000 Jahre alten Abschlag wurde Ockerstaub, vermischt mit Casein aus Milch, nachgewiesen – eine Kombination, die als Mittel zum Färben der Haut interpretiert wird.[8]
Archäologische Experimente mit Gummi arabicum, Ocker und anderen in der Steinzeit verfügbaren Substanzen (die in Spuren in der Höhle nachgewiesen worden waren) erbrachten detaillierte Erkenntnisse zu den Arbeitsschritten beim Herstellen von Klebstoff[9][10] und gaben Anstoß zu weit reichenden Überlegungen zu den kognitiven Fähigkeiten der früheren Höhlenbewohner.[11] Die Vielzahl der verstreut umher liegenden Knochen führte zu der Vermutung, dass neben Pfeil und Bogen auch noch andere Jagdtechniken – Schlingen und Fallen – eingesetzt worden sein könnten.[12]
Im Jahr 2015 protestierten zahlreiche Forscher wiederholt gegen Pläne der lokalen Regierung, in unmittelbarer Nähe der Höhle ein großes Wohn- und Industriegebiet auszuweisen, da die Grabungsstellen nicht hinreichend gegen unerwünschte Besucher gesichert seien.[13]