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Schlaich Bergermann Partner
Ingenieurbüro im Bauwesen mit Hauptsitz in Stuttgart, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Schlaich Bergermann Partner (eigene Schreibweise schlaich bergermann partner, sbp) sind beratende Ingenieure im Bauwesen mit Hauptsitz in Stuttgart und Niederlassungen in Berlin, New York, São Paulo, Shanghai und Paris.

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Geschichte
Das Büro wurde 1980 von Jörg Schlaich (1934–2021) und Rudolf Bergermann (* 1941) gegründet. Beide waren in den 1960er und 1970er Jahren Ingenieure im Stuttgarter Ingenieurbüro Leonhardt und Andrä, das 1972 das Tragwerk für die Zeltdachkonstruktion des Olympiastadions München plante.
Seit 2002 leiten Knut Göppert, Andreas Keil, Sven Plieninger und Mike Schlaich das Büro. 2015 wurde zudem Knut Stockhusen Partner und Geschäftsführer.
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Werk
Zusammenfassung
Kontext
Die Hauptschwerpunkte des Büros sind die Konzeption, Planung und Überwachung von Bauleistungen für Teilbereiche des konstruktiven Ingenieurbaus, wie Membran-, Glas-, Dach- und Fassadenkonstruktionen, Brücken- und Seilkonstruktionen, Türme, Hochbauten und Hochhäuser, Hallen, sowie Prüftätigkeiten für Standsicherheit und Bautechnik.
Daneben besitzt das Büro einen eigenen Bereich zur Entwicklung von Technologien zur solaren Stromerzeugung, sbp sonne, und verfügt über beratende Ingenieure für erneuerbare Energien.
1982 erfolgte durch den Solar-Bereich des Büros die Entwicklung und der Bau eines Prototyps für ein Aufwindkraftwerk in Manzanares bei Ciudad Real, Spanien, das bis 1989 in Betrieb war.[4] Ebenfalls seit Anfang der 1980er Jahre werden die Dish-Stirling-Anlagen zur dezentralen Energiegewinnung weiterentwickelt. Seit 2000 nahm das Büro an der Planung und Konstruktion von Rinnenkraftwerken teil. Diese Technologie und die von sbp entwickelten Strukturen werden in zahlreichen Kraftwerken weltweit eingesetzt.
Einen besonderen Stellenwert in der Bürogeschichte nimmt die Vidyasagar Setu, allgemein bekannt als die Second Hoogly Bridge, in Kalkutta, Indien ein. Örtliche Auflagen zum Bau der Brücke waren die Verwendung von einheimischem, nicht schweißbarem Stahl, der von einheimischen Arbeitskräften mit viel Handarbeit verbaut wurde. So wurden riesige Querschnitte inklusive der Pylonköpfe mit Millionen Nieten aus dicken Blechen zusammengesetzt.
Für die Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland 2006 war für den Umbau der Commerzbank-Arena Frankfurt am Main in eine neue Großarena eine mobile Dachkonstruktion erforderlich, die über dem Spielfeld geschlossen werden kann. 2004 wurde schon für das Olympiastadion Berlin eine neue Überdachung mit einer Öffnung an der Längsachse fertiggestellt sowie ein neues Dach für das neu umgebaute Rhein-Energie-Stadion Köln.
Realisierte Entwürfe (Auswahl)

- THTR-300 Kühlturm (1991 abgerissen)
- Vidyasagar Setu oder Second Hooghly Bridge, Kalkutta, Indien, Bauzeit 1979–1992[5]
- Messeturm in Leipzig, 1995
- Knick-Ei von Halstenbek, 1995, zweimal eingestürzt, vor Fertigstellung abgerissen
- Hörnbrücke in Kiel, 1997
- Nilpferdhaus im Zoo Berlin, 1997, Architekt: Jörg Gribl[6]
- Ting-Kau-Brücke in Hongkong, 1998
- Buckelbrücke in Duisburg, 1999
- Schlaichturm in Weil am Rhein, 1999
- Killesbergturm in Stuttgart, 2001
- Humboldthafenbrücke in Berlin, 2002
- Abuja National Stadion, 2003
- Kragdach mit Membran- und Glasüberdachung Olympiastadion Berlin, 2004
- Dach Rheinenergiestadion in Köln, 2004
- Membrandach mit wandelbarem Membran-Innendach Commerzbank-Arena in Frankfurt am Main, 2005
- Zentraler Omnibusbahnhof Hamburg, 2006, ausgezeichnet mit dem Outstanding Structure Award der IABSE
- Tragwerksplanung für das Dach des Nelson-Mandela-Bay-Stadions in Port Elizabeth, Südafrika, Mai 2009
- Grimberger Sichel in Gelsenkirchen, 2009, ausgezeichnet mit dem European Steel Bridges Award 2010[7][8]
- Dachkonstruktion des Umbaus des Soccer City in Johannesburg, Südafrika, 2009
- Slinky springs to fame, 2011 Fußgängerbrücke über den Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen
- Dachkonstruktion des Stadions Narodowy in Warschau, 2009–2012
- Passerelle de la Paix in Lyon, 2014
- Harfenbrücke über den Langen See, Böblingen, Stadtteil Flugfeld, 2016
- Schierker Feuerstein Arena im Harz, Bauzeit 2016–2017
- Eisenbahnbrücke über die Aller in Verden (Niedersachsen), 2013–2016
- Schönbuchturm bei Herrenberg, 2018
- Trumpf-Steg in Ditzingen, 2018
- Kampmannbrücke in Essen, 2019
- Tragwerk und Koordinierung der Verhüllung des Triumphbogens in Paris 2021,[9] einem Projekt von Christo. Das ist Teil einer Zusammenarbeit des Büros mit weiteren Christo-Projekten. Darunter fiel die London Mastaba auf dem Serpentine Lake im Hyde Park (2018) aus 7506 farbigen Ölfässern und einer Höhe von 20 m.[10] Das war eine Vorstufe des noch nicht realisierten (2021) Mastaba-Projekts in Abu Dhabi aus 440.000 farbigen Ölfässern, die aus ausgeklapptem Zustand durch Teleskoptürme gehoben werden soll (150 m Höhe) und permanent sein soll.[11]
- Aussichtsbrücke am Königsstuhl auf Rügen, gebaut ab 2021, als elliptische Schleife ausgeführte einhüftige Hängebrücke. Sie soll den unmittelbar bedrohten Besucherpfad ersetzen.
- Neuere Bauten
- Harfen-Brücke, Böblingen
- Schönbuch-turm, Herrenberg
- Trumpf-Steg, Ditzingen
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Oft verwendete Strukturelemente und Materialien
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Gitternetzschale
Leichte, transparente Überdachungen belasten die Bausubstanz so wenig wie möglich. Für die Gitternetzschale stand das herkömmliche Küchensieb Pate: Dessen quadratisches Maschennetz kann durch Verrautung der Maschen einer beliebigen Flächengeometrie angepasst werden. Kombiniert mit einem diagonalen Seilnetz, wird das Netz zur idealen Schale. Eingedeckt mit Glasscheiben entsteht ein leichtes, transparentes Dach. Neue geometrische Entwicklungen und Formfindungsmethoden, bis hin zu vollautomatischen, selbst entwickelten Workflows unter dem Einsatz von geometrischen und statischen Optimierungsmethoden bereichern die Entwurfsmöglichkeiten.
Seilnetzfassade
Für die Fassade mit fast nahtloser Transparenz sind parallele horizontale und vertikale Seilscharen zwischen den beiden seitlichen Baukörpern sowie zwischen Dachbindern und Boden des Hilton Munich Airport gespannt und bilden ein ebenes Seilnetz. Die Seilnetzfassade ist vergleichbar mit einem Tennisschläger. Je nach Höhe der Vorspannung und Anordnung der Seilscharen sind vielfältige Variationen dieses Konstruktionsprinzips möglich und wurden auch realisiert: Überdachung der Römischen Thermen Badenweiler, CYTS Peking, Hauptbahnhof Berlin, Auswärtiges Amt Berlin.
Ringseildach
Das Ringseildach basiert auf der Idee des Speichenrades, ist aber im Vergleich zum primär in seiner Ebene beanspruchbaren Speichenrad auch für den vertikalen Lastabtrag ausgelegt. In unterschiedlichen Konfigurationen anwendbar entstehen Seilkonstruktionen, die geeignet sind für stützenfreie Überdachung von Bauwerken, Stadien, Arenen und Flächen beliebiger Größe. Bei der ersten Grundkonfiguration sind die zwei durch Luftstützen gespreizten inneren Zugringe über radiale Speichen mit dem außen verlaufenden Druckring verbunden. Die zweite Grundkonfiguration funktioniert mit zwei außen liegenden Druckringen und nur einem über die radialen Speichen verbundenen innen liegenden Zugring. Zwischen den radialen Seilen werden oftmals textile Membranen verspannt. Zu den ersten modernen Ringseildächern zählt die MHPArena in Stuttgart. Weitere Beispiele sind unter anderem in Kuala Lumpur, Frankfurt/Main, Warschau, Bukarest, Kapstadt, Durban, Rio de Janeiro realisiert worden.
Membrandächer
Die meisten der Ringseildächer sind mit textilen Membranen eingedeckt. Textilien ermöglichen leichte, transparente Dächer und Fassaden, die durch vielfältige und ungewöhnliche Formen faszinieren. Aufgrund ihres geringen Gewichts und ihrer Faltbarkeit sind Textilien aber auch für wandelbare Strukturen prädestiniert. Zu den ersten dauerhaften, beweglichen Membrandächern gehört das Dach über der Stierkampfarena Saragossa, das sich in wenigen Minuten einer Blume gleich öffnen und schließen lässt. Ein ähnliches Prinzip kam auch bei den Überdachungen der Commerzbankarena in Frankfurt sowie dem Nationalstadion in Warschau oder dem BC Place Stadion in Vancouver zum Einsatz. Noch leichter ist nur noch das Bauen mit Luft: die pneumatischen Kissen der Arenen Nîmes und Madrid verwandeln diese saisonal innerhalb weniger Tage oder nach Witterungslage in wenigen Minuten.
Kreisringträger
Die im Grundriss gekrümmte Brücke in Kelheim über den Main-Donau-Kanal erregte zum Zeitpunkt ihrer Fertigstellung großes Aufsehen: Sie war die erste nur einseitig aufgehängte Brücke. Inzwischen variierten die Ingenieure von Schlaich Bergermann Partner das Prinzip des Kreisringträgers mehrfach, wie die Fußgängerbrücken in Bochum über die Gahlensche Straße, in Gelsenkirchen oder „der Balkon zum Meer“ in Sassnitz zeigen. Beim ZOB Hamburg wurde das Prinzip auf eine Dachkonstruktion übertragen.
Stahlguss
Die Renaissance des Stahlgusses im Bauwesen hat mit dem Bau der Seilnetzdächer für die Olympiade in München begonnen. Der Stahlguss erlaubt die Herstellung geometrisch komplizierter Rohrknoten, eine optimale Anpassung an den Kraftfluss bei gleichzeitiger Wirtschaftlichkeit. Heutzutage kommen schwungvoll aufgerundete Stahlgussknoten bei Straßenbrücken (Nesenbachtalbrücke, Stuttgart) und Eisenbahnbrücken (Humboldthafenbrücke) im Hochbau (Halle 13, Messe Hannover) oder den Seilknoten der Ringseildächer und -fassaden zum Einsatz. Die diversen Möglichkeiten an Formen und die Materialien vom GS20 bis zum Edelstahlfeinguss lassen eine vielfältige Anwendung zu. Durch die hervorragende Schweißbarkeit lassen sich wirtschaftliche Kombinationen aus frei geformten, komplexen Gussbauteilen mit regulären Stählen und Blechen kombiniert herstellen. Die Vorteile beider Stahlharten sind so optimal nutzbar.
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Bauten in Stuttgart
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Als Lehrender an der Universität Stuttgart war es Jörg Schlaichs Anliegen, „das Image des Technokraten, das den Bauingenieuren anhängt,“ zu überwinden. Dazu eröffnete er seinen Studenten die kreative Welt des Konstruierens und Gestaltens, basierend auf profundem theoretischen Wissen. Damit prägte Jörg Schlaich Generationen von Studenten einer neuen „Stuttgarter Ingenieur-Schule“.[12]
Neben vielen Projekten in Deutschland und aller Welt realisierte das Büro Schlaich Bergermann Partner auch in Stuttgart eine Vielzahl von Vorhaben, darunter rund 20 Brücken und Fußgängerstege sowie etwa 20 Gebäude, Türme und andere Bauwerke.[13] Dazu gehören „eine ganze Reihe von Landmarken“,[14] die zur Internationalen Gartenbauausstellung 1993 entstanden, aber auch die MHPArena mit ihrem „eigenwillig geschwungenen, schwebenden“[15] Dach und der Killesbergturm, beides Bauwerke, die zu Wahrzeichen der Stadt geworden sind.
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Literatur
- Ursula Baus: Wegenetz. Fußgängerbrücken auf der Iga in Stuttgart. Ingenieure: Schlaich, Bergermann und Partner, Stuttgart. In: Deutsche Bauzeitung db. Zeitschrift für Architekten und Bauingenieure 127.1993, Heft 6, S. 70–80.
- Ursula Baus; Mike Schlaich: Fußgängerbrücken: Konstruktion Gestalt Geschichte. Basel 2007.
- Annette Bögle (Herausgeberin); Peter Cachola Schmal (Herausgeber); Ingeborg Flagge (Hrsg.): Leicht weit: Jörg Schlaich, Rudolf Bergermann. München 2004, S. 65, 72–77.
- Alan Holgate: The Art of Structural Engineering: The Work of Jörg Schlaich and His Team. Stuttgart 1997, S. 98–99, 253.
- Falk Jaeger (Hrsg.): 3 Stadia 2010. Architektur für einen afrikanischen Traum. Berlin 2010.
- Andreas Keil; Jörg Schlaich: Stege zur IGA. In: Garten + Landschaft 103.1993, Heft 7, S. 49–52.
- Hans Luz: Vom Vorgartenmäuerle zum Grünen U. Vierzig Jahre Landschaftsgärtner. Ein Werkbericht von Hans Luz, Stuttgart 1992.
- Hans Luz: Planung und Gestaltung der Daueranlagen. In: IGA Stuttgart – Expo 93 = Bauen für die Landwirtschaft 1993, Heft 1, S. 8–18, hier: 14–18.
- Hans Luz: Rund ums Grüne U, Manuskript, Stuttgart 2012.
- Hans Jochen Oster: Jörg Schlaich, Rudolf Bergermann. Fußgängerbrücken 1977–1992. Katalog zur Ausstellung an der ETH Zürich. Zürich [1992].
- Jörg Schlaich; Andreas Keil: Stege. In: Klaus-Jürgen Evert (Redaktion): Die Daueranlagen. IGA Stuttgart 1993, München 1993, S. 21–25.
- Jörg Schlaich; Matthias Schüller: Ingenieurbauführer Baden-Württemberg. Berlin 1999.
- Jörg Schlaich; Rudolf Bergermann; Wolfgang Schiel; Weinrebe, Gerhard: The Solar Updraft Tower. Berlin 2004.
- Jörg Schlaich: Gut genietet ist besser als schlecht geschweißt Sozialer Brückenbau – die Second Hooghly Bridge in Kalkutta. In: Deutsche Bauzeitung db. Zeitschrift für Architekten und Bauingenieure 144.2010, Heft 8, S. 20–21.dbz.de
- Jörg Schlaich: Aussichtsturm Killesberg. Online (Abruf 2013): sbp.de (PDF)
- Killesbergturm. Stucturae Online (Abruf 2013).
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Weblinks
Commons: Schlaich Bergermann und Partner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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