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monastische Tradition im Hinduismus Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die verschiedenen religiösen Ordensgemeinschaften des Hinduismus werden üblicherweise Sampradaya, manchmal auch Pantha genannt. Ihre Mitglieder, also die Mönche und Nonnen, heißen Sadhus oder Swamis. Die hinduistischen Orden lassen sich unterteilen gemäß den Hauptrichtungen des Hinduismus selbst: es gibt vishnuitische und shivaitische Orden, Shakti-Orden und Orden des Advaita Vedanta. Jede dieser Hauptströmungen hat zahllose Untergruppierungen, und es gibt keine oberste religiöse Instanz, der für alle dieser Gemeinschaften die letzte Autorität darstellte. Die Gemeinschaften unterscheiden sich daher mehr oder weniger stark sowohl in ihrer religiösen Praxis als auch in ihrer Philosophie bzw. den Lehrmeinungen. Es gibt zahlreiche Kennzeichen der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Orden, so die Stirnzeichnung (Tilaka), die Art der Gebetskette (Mala) und z. T. bestimmte Zeichnungen des Oberkörpers. Jede Gruppierung hat eine bestimmte Farbe des Mönchsgewandes, besondere religiöse Symbole, die der Mönch mit sich trägt, sowie eigene Grußformeln. Außerdem gibt es besondere religiöse Verhaltensregeln, denen der Mönch zu folgen hat.
Bei den Vaishnava gibt es 19 orthodoxe Untergruppen und 33 reformierte Orden; außerdem drei Anis der kriegerischen Naga Sadhus, die monastischen 'Gymnasien', den sogenannten Akhadas, angehören. Diese sollen die anderen Orden und die Glaubensgemeinschaft schützen. Es gibt 36 Tilakas bei den Vaishnava Sadhus und 14 weitere Körpermarkierungen.
Es gibt 12 reformierte Gruppen, von denen die meisten vom 18. Jhd. an gegründet wurden und oft lokal starken Einfluss haben. Einige von ihnen haben außergewöhnliche Praktiken.
Die Naga Sadhu-Brigaden wurden zwischen 1650 und 1700 n. Chr. gegründet, um den Glauben sowohl der Vaishnavas gegenüber den Shaiva als auch den moslemischen Armeen zu verteidigen. Sie sind in Kompanien (Anis) und Gymnasien (Akhadas) unterteilt. Sie gehören unter den heiligen Männern Indiens zu den meistverehrten. Initiation (Diksha) wird nur während Kumbh Melas gegeben. Vaishnava Nagas beginnen als Novizen, die als Yatri (Reisende) bezeichnet werden. Die Naga Babas sind bekannt für ihre Nacktheit, die sie nicht immer beibehalten, jedoch bei heiligen offiziellen Anlässen demonstrieren.
Innerhalb der Shaiva gibt es 8 »orthodoxe« Untergruppen und zwei Haupt- und reformierte Gruppen. Shaivas haben 24 verschiedene Tilakas und tragen 11 verschiedene Symbole als Gegenstände mit sich. Ältere Gruppierungen sind die Pashupatas, die Dualisten sind, und die Kapalikas.
Der Dashanami Sampradaya (wörtl. die Traditionslinie der 10 Namen) wurde im 8. Jh. von dem großen Philosophen und Gelehrten Shankara gegründet.[1] Er ging aus dem Versuch hervor, den Hinduismus und das hinduistische Ordensleben zu reorganisieren und – vor allem gegenüber dem Buddhismus – erstarken zu lassen. Der Dashanami Sampradaya fußt auf dem von Shankara vertretenen Advaita-Vedanta, einer mystischen Alleinheits-Philosophie oder, technischer gesprochen, einem monistischen Idealismus. Von etlichen Autoren wird der Dashanami Sampradaya allerdings als shivaitischer Orden gesehen, da Shankara einer shivaitischen Familie entstammte und viele Richtungen des Hatha Yoga, einer Yoga-Tradition mit starker Basis im Dashanami Sampradaya, ihre Wurzeln im Shivaismus hätten. Tatsächlich ist die Affinität zum Shivaismus in der religiösen Praxis manchmal ausgeprägter als die zum Vishnuismus. Bei einer Kumbh Mela halten sich die Mitglieder des Dashanami Sampradaya z. B. für gewöhnlich im Camp der Shivaiten auf, getrennt von den Vaishnavas. Oftmals gilt die Verehrung Ishvara (Herr), eine Bezeichnung für Shiva; jedoch kann der Begriff Ishvara auch für Vishnu oder Brahman verwendet werden. Es darf aber nicht übersehen werden, dass Shankara nicht nur den Advaita-Vedanta als übergreifende Philosophie des Hinduismus ausformulierte, sondern auch in der religiösen Praxis den Akzent auf das gleichberechtigte Nebeneinander der verschiedenen hinduistischen Richtungen legte. So schreibt ihm die Tradition beispielsweise die Panchayatana-Puja zu, die die gleichberechtigte Verehrung von fünf Hauptgottheiten (Shiva, Vishnu, Durga, Ganesha, Surya) beinhaltet. Auch die spirituellen Namen der Angehörigen können Bezug zu den verschiedensten Gottheiten oder idealen Kräften haben. Dashanami-Mönche werden in drei Kategorien eingeteilt: daṇḍīs, nāgās und paramahaṃsas. Diese unterscheiden sich durch ihre rituelle Initiation, ihre religiöse Ausrichtung und ihr unterschiedliches Auftreten, z. B. tragen die daṇḍīs einen Stock bei sich und die nāgās sind zu bestimmten Anlässen unbekleidet.
Alle Dashanami-Orden führen ihre Tradition auf eines von vier »Häusern« zurück. Dies sind die vier Stammklöster, die von direkten Schülern Shankaras gegründet wurden, deren jeder, so will es die Tradition, in eine andere Himmelsrichtung ausgesandt wurde. Es sind dies:
Ferner gehören alle Angehörigen, zumindest rein nominell, einem der 10 »Namen« an; diese sind:
Davon werden traditionell Saraswati, Puri und Bharati mit der Sringeri-Tradition assoziiert, Tirtha und Ashrama mit Dwaraka, Giri, Parvata und Sagara mit Jyotirmath, und Vana und Aranya mit Puri, doch ist diese Assoziation, wie gesagt, nur eine rein nominelle, und geht vermutlich auf Shankaras Versuch zurück, bestehende Gruppen in seinen neuen Orden zu integrieren.
Zahlreiche moderne Organisationen, die auch häufig im Westen aktiv sind, gehören verschiedenen Traditionslinien innerhalb dieser großen Gruppe des Dashanami Sampradaya an: so etwa die Ramakrishna-Mission (gegründet von Swami Vivekananda), der Self-Realization Fellowship (gegr. von Paramahamsa Yogananda), die Divine Life Society (gegr. von Swami Sivananda), die Sivananda Yoga Vedanta Zentren (gegr. von dessen Schüler Swami Vishnudevananda), die Chinmaya Mission (gegr. v. Swami Chinmayananda) und die Transzendentale Meditation (Swami Brahmananda Saraswati).
Diese Naga Sadhus (von Naga = Schlange) standen an der Frontlinie des indischen Widerstands gegen die verschiedenen islamischen Invasoren im Mittelalter. Besonders die Juna Akhada war auch in viele Kämpfe gegen die Engländer während deren 200-jähriger Kolonialherrschaft verstrickt. Sie kämpften auch an der Seite Shivajis gegen den Mogulherrscher Aurangzeb. Die Naga Babas der shivaitischen Tradition dürfen Ganj (Haschisch) rauchen und leiten dies aus Shivas Trinken des Halhal her, des Giftes, das beim Quirlen des Milchozeans am Anfang der Schöpfung entstand, und so die Vergiftung des Universums verhinderte. Das Rauchen gilt als der Meditation förderlich, wenn es in spiritueller Absicht geschieht und das Material sehr rein ist. So hilft es dem Sadhu, einen inneren Abstand von der Welt zu gewinnen. Die Vaishnavas lehnen eine solche Praxis jedoch strikt ab, da sie als unrein gilt. Es hilft sicherlich einigen Sadhus auch bei schweren asketischen Übungen, wie permanentes Stehen (mit Stütze, meist eine Art Schaukel, die an einem Baum befestigt ist), oder das Hochhalten eines Arms, was meist über einen Zeitraum von 12 Jahren aufrechterhalten wird. Auch diese asketischen Übungen, die man auf Kumbh Melas beobachten kann, dienen dazu, die physische Bindung zu überwinden. Oft werden hier Gelübde erfüllt, um sich von Sünden zu befreien. Nicht alle Orden befürworten jedoch solche Praktiken. Vaishnava-Orden empfehlen in der Regel devotionale Praktiken wie Japa, das Wiederholen eines Mantras, Shaiva-Orden legen zusätzlich Wert auf Yogaübungen. Naga Sadhus des Dashanami-Ordens sind meist nackt oder nur mit einem Lendentuch bekleidet, ihre Haut mit heiliger Asche beschmiert, und dies verleiht ihnen ein archaisches Aussehen.
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