Carnegiea gigantea ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Carnegiea in der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae). Der botanische Name ehrt den US-amerikanischen Industriellen und Philanthropen Andrew Carnegie. Das Artepitheton gigantea verweist auf die große Wuchshöhe der Art. Trivialnamen sind Saguaro beziehungsweise Sahuaro. Die Deutsche Kakteen-Gesellschaft sowie die Gesellschaft Österreichischer Kakteenfreunde und die Schweizerische Kakteen-Gesellschaft wählten Carnegiea gigantea 2017 zum Kaktus des Jahres.[1]

Schnelle Fakten Carnegiea gigantea, Systematik ...
Carnegiea gigantea

Carnegiea gigantea

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Kakteengewächse (Cactaceae)
Unterfamilie: Cactoideae
Tribus: Pachycereeae
Gattung: Carnegiea
Art: Carnegiea gigantea
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Carnegiea
Britton & Rose
Wissenschaftlicher Name der Art
Carnegiea gigantea
(Engelm.) Britton & Rose
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Dichter Bestand von Carnegiea gigantea auf dem Sentinel Peak bei Tucson in Arizona
Dornen
Blüte von Carnegiea gigantea mit sehr vielen Staubblättern
Unreife Früchte
Das holzige Skelett einer Carnegiea gigantea

Beschreibung

Die Pflanzen sind sehr große, säulenförmige Stammsukkulenten mit einem sehr flachen Wurzelsystem und wenigen, erst in hohem Alter gebildeten Zweigen. Die Hauptsprosse werden etwa 12 bis 15 m (teilweise auch bis zu 20 m) groß und 30 bis 70 cm dick. Die in mehreren Metern Höhe stehenden Zweige sind aufrecht gehalten. Die auf den zwölf bis 24 gerundeten Rippen stehenden, braunen Areolen haben untereinander einen Abstand von etwa 2 bis 2,5 cm. Den Areolen entspringen zwölf und mehr, 1 bis 2 cm lange, strahlenförmig angeordnete Randdornen und drei bis sechs kräftige, bis 7 cm lange Mitteldornen. In der Höhe der Pflanze werden die grauen Dornen kürzer und feiner.

Die von den scheitelnahen Areolen gebildeten Blüten sind 8 bis 12 cm lang und öffnen sich bis zu einem Durchmesser von 12 cm. Ihre Blütenhüllblätter sind weiß bis cremefarben. Die nach Befruchtung gebildeten Früchte sind 6 bis 9 cm lang, außen schwach befilzt und tragen auf den Areolen manchmal ein bis drei dünne Dornen. Bei Reife werden die Früchte innen und außen rot und klappen von der Spitze her auf. Die sehr vielen (bis 4000), etwa 2 mm großen Samen sind schwarz.

Verbreitung

Carnegiea gigantea ist in den Vereinigten Staaten im Bundesstaat Arizona sowie im Süden des Bundesstaates Kalifornien westlich des Colorado River und im mexikanischen Bundesstaat Sonora in der Sonora-Wüste in Höhenlagen von 180 bis 1350 Metern verbreitet.[2]

Besonders große Bestände stehen im Hochland Arizonas und nahe Tucson sowie im Saguaro-Nationalpark.

Systematik

Äußere Systematik

Die Gattung Carnegiea wird innerhalb der Familie der Kakteengewächse in die Tribus Pachycereeae eingeordnet. Molekulargenetische Untersuchungen zeigten, dass die Gattung Carnegiea eng mit der Gattung Pachycereus verwandt ist:[3]

 Subtribus Pachycereinae 







Carnegiea


   

Pachycereus



   



Cephalocereus


   

Neobuxbaumia



   

Pseudomitrocereus



   

Marshallocereus




   

Backebergia




   

Lophocereus



   

Pterocereus



   

Lemaireocereus




Innere Systematik

George Engelmann schlug 1848 den provisorischen Namen Cereus giganteus vor.[4] Die Erstbeschreibung folgte vier Jahre später.[5] Nathaniel Lord Britton und Joseph Nelson Rose stellten die Art in die neue Gattung Carnegiea.[6]

Ein taxonomisches Synonym der Gattung ist Rooksbya (Backeb.) Backeb. Synonyme der Art sind Pilocereus giganteus (Engelm.) Rümpler (1886)[7] und Pilocereus engelmannii Lem. (1862)[8].

Ökologie

Die Blütezeit an den Standorten der Pflanzen ist Mai bis Juni, kurz vor Beginn der Regenzeit. Die Blüten öffnen sich etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang und bleiben dann bis zum Mittag des nächsten Tages geöffnet. Die Bestäuber sind neben einigen Insekten die Blütenfledermaus Leptonycteris curasoae und Vögel wie die Taube Zenaida asiatica, die Kolibris Calypte costae, Archilochus alexandri und Cynanthus latirostris, die Trupiale Icterus cucullatus und Icterus parisorum, die Spechte Melanerpes uropygialis und Colaptes chrysoides, die Beutelmeise Auriparus flaviceps und der Karmingimpel Carpodacus mexicanus.[9]

Die schon als Bestäuber erwähnten Spechte bauen in einigen Metern Höhe ihre Bruthöhlen in die Stämme. Die großen Kakteen dienen auch Greifvögeln wie Falken als Ansitze zur Jagd und in Ermangelung von Bäumen als einzige Gelegenheit, geschützte Horste zu bauen.

Das Verbreitungsgebiet von Carnegiea gigantea ist einerseits von zu großer Trockenheit, andererseits von Frost begrenzt, wie er in höheren Lagen der Sonora-Wüste vorkommt, von den Pflanzen aber nur in geringem Maße und nur kurzfristig vertragen wird. Weitere Gefahren drohen den Pflanzen von Buschbränden und Blitzschlägen. Ihre dicht unter der Erdoberfläche verlaufenden Wurzeln, mit denen sie auch kleinste Niederschlagsmengen schnell aufnehmen können, machen sie anfällig für Windbruch.

Das Durchschnittsalter der Carnegiea gigantea an den natürlichen Standorten beträgt etwa 85 Jahre, wobei einzelne Exemplare über 200 Jahre alt werden können. Die gefährlichste Zeit der Pflanzen ist ihre Jugend, in der sie extrem langsam wachsen und von Amerikanischen Buschratten (Neotoma), Dickhornschafen (Ovis canadensis) und Eselhasen (Lepus californicus) an- und weggefressen werden. Zehnjährige Pflanzen werden in der Natur nur etwa 4 cm (in Kultur bis 10 cm) groß. Die höchste Wuchsgeschwindigkeit von 10 bis 15 cm pro Jahr erreichen erst bereits 2 bis 8 m hohe Pflanzen, danach nehmen die jährlichen Zuwachsraten wieder ab. Mit einer von Taly Dawn Drezner ermittelten Formel[10] ist das Alter von Pflanzen bestimmter Größe und bestimmter Standorte recht genau ermittelbar. Demnach sind beispielsweise im Osten des Saguaro-Nationalparks wachsende, 16 m große Pflanzen etwa 220 Jahre alt. Blühfähig wird Carnegiea gigantea mit etwa 40 Jahren und 2,5 m Höhe, die ersten Zweige erscheinen im Alter von etwa 65 Jahren in etwa 6 m Höhe.

In der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN wird die Art als „Least Concern (LC)“, d. h. als nicht gefährdet geführt.[11]

Nachweise

Weiterführende Literatur

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