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deutscher Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ralph Tuchtenhagen (* 16. Oktober 1961 in Karlsruhe) ist ein deutscher Historiker und Kulturwissenschaftler. Von 2003 bis 2009 war er Professor für Ost- und Nordeuropäische Geschichte an der Universität Hamburg. Er lehrt seit 2009 als Professor für Skandinavistik/Kulturwissenschaft Geschichte und Kultur Nordeuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Ralph Tuchtenhagen studierte Geschichte, Skandinavistik und Germanistik an der Universität Freiburg und der Sorbonne in Paris. Im Jahr 1989 arbeitete er als Redakteur und Autor beim norwegischen Fjordis-Verlag. Im Juli 1992 wurde er in Freiburg zum Dr. phil. mit der Arbeit Religion als minderer Status promoviert. Von 1990 bis 1993 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle für Kultur und Geschichte der Deutschen in Russland der Universität Freiburg. Von 1994 bis 1996 lehrte er als Gastdozent an der Theologischen Hochschule Friedensau (Sachsen-Anhalt). In den Jahren 1993 bis 1995 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter, von 1995 bis 2001 als wissenschaftlicher Assistent und 2001 bis 2003 als Hochschuldozent am Seminar für Osteuropäische Geschichte der Universität Heidelberg. 2001 habilitierte er sich in Heidelberg mit der Habilitationsschrift Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa. Im Wintersemester 2002/03 war Tuchtenhagen Gastprofessor an der Universität des Saarlandes. Von 2003 bis 2009 war er Professur für Ost- und Nordeuropäische Geschichte am Historischen Seminar (Universität Hamburg). 2008 arbeitete er als Gastprofessor an der Hochschule Södertörn. Seit Oktober 2009 lehrt er als Professor für Skandinavistik/Kulturwissenschaft Geschichte und Kultur Nordeuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin. Von 2010 bis 2012 amtierte er als Direktor des Nordeuropa-Instituts der Humboldt-Universität.
Neben seiner Lehrtätigkeit war er Vorstandsmitglied des Nordost-Instituts (2002–2011) und der Baltischen Historischen Kommission (2007–2011). Er ist Vorstandsmitglied im Herder-Forschungsrat (seit 2011), Mitherausgeber der Zeitschrift Nordeuropaforum (seit 2010). Er hat einen Sitz in den wissenschaftlichen Beiräten der Zeitschriften Forschungen zur baltischen Geschichte (seit 2006) und Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung (seit 2008), außerdem des Finnland-Instituts in Deutschland in Berlin (seit 2013). Er war Research Fellow des Europäischen Hochschulinstituts in Florenz (2013) und Gründungsmitglied des Forschungszentrums Crossing Borders der Humboldt-Universität zu Berlin (2017).
Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Geschichte des frühneuzeitlichen Nordens (einschließlich des Baltikums und Russlands), der Geschichte von Nationalismus, Kolonialismus und Postkolonialismus, historischer Grenzen und Randregionen, der Geschichte der Geistes- und Sozialwissenschaften vom 16. bis 20. Jahrhundert und in der südwestdeutschen Regionalgeschichte.
Die 1995 publizierte Dissertation untersuchte erstmals die politischen Strategien der russischen Regierung gegenüber den über 100 verschiedenen Kirchen, religiösen Gemeinschaften und Kulten in der Endphase des Zarenreiches. Tuchtenhagen konnte dabei zeigen, dass die an den zentrifugalen Kräften der Multireligiosität und der eng mit ihr verbundenen Nationalbewegungen des 19. Jahrhunderts letztendlich gescheiterte Divide-et-impera-Taktik entscheidend zum Untergang des zarischen Russland in den Revolutionen von 1917 beigetragen hat. Sein umfangreiches Werk über Zentralstaat und Provinz im frühneuzeitlichen Nordosteuropa (2008) behandelt Wirkungsmechanismen monarchischer Machtausübung im Spannungsverhältnis unterschiedlicher politischer, sozialer, wirtschaftlicher und kultureller Faktoren zwischen zentralstaatlicher Regierung und regionaler Eigenständigkeit am Beispiel der schwedischen bzw. russischen Ostseeprovinzen Estland, Livland, Ingermanland und Karelien zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. In den Jahren 2007 bis 2021 war er zusammen mit Karsten Brüggemann und Konrad Maier († 2013) Leiter des internationalen Forschungsprojekts „Das Baltikum. Geschichte einer europäischen Region“ und Mitherausgeber des gleichnamigen, dreibändigen Handbuchs.
Einführungen und Übersichtsmonographien zur Geschichte der baltischen Länder, Schwedens, Norwegens und der Städte Vilnius und Tallinn wenden sich vor allem an Studierende und ein an der Geschichte Nordeuropas interessiertes allgemeines Publikum.
Selbständig herausgegeben hat Tuchtenhagen mehrere Sammelbände zur Geschichte der Religion und zur Geschichte der Geschichtswissenschaft in Nordosteuropa. Er ist zudem Mitherausgeber mehrerer wissenschaftlicher Monografienreihen und Zeitschriften zur neuzeitlichen Geschichte, Kultur und Politik Europas, insbesondere Nordeuropas und der baltischen Länder. Tuchtenhagen verfasste zahlreiche Artikel im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL), im Studienhandbuch Östliches Europa und in der Enzyklopädie des europäischen Ostens.
Monografien
Herausgeberschaften von Sammelwerken
Herausgeberschaften von Monografienreihen und Zeitschriften
Personendaten | |
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NAME | Tuchtenhagen, Ralph |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Historiker und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 16. Oktober 1961 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
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