Polnische Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel befasst sich mit dem Adelsgeschlecht. Zu anderen Bedeutungen siehe Radziwill.
Radziwiłł [ɾadʒˈiviˌw] (litauischRadvila, belarussischРадзівіл, ukrainischРадзивіли) ist der Name eines polnisch-litauischen Adelsgeschlechts, das später auch in Preußen beheimatet war. Ursprünglich gehörte es zum litauisch-belarussischen Hochadel. Die weibliche Form des Namens lautet im Polnischen Radziwiłłowa. Die Radvila waren eines der ältesten und ausgezeichnetsten litauischen Fürstengeschlechter mit großen Besitzungen in Polen-Litauen, Russland und Preußen. Sie hatten auch viele politische Ämter im Großfürstentum Litauen inne.
Auf dem Treffen von Horodło 1413 wurde Litauen als Großfürstentum bestätigt. 47 litauische Adelsfamilien erhielten das Recht, ein Wappen des polnischen Adels anzunehmen und dadurch diesem anzugehören. Das Bojarengeschlecht Radvila (genau genommen Nikolaus Ostikowicz-Radvila) wählte das Wappen Trąby. 1477 gab sein Sohn Mikołaj II. der Familie endgültig den Namen in seiner polnischen Form Radziwiłł.
Der Familienname hat seinen Ursprung in Litauen. Der Sohn des Ostik ( litauisch: Astikas) trug den heidnischen Vornamen Radvila und nach der christlichen Taufe 1386 Nikolaus Ostikowicz ( litauisch: Mikalojus Astikaitis). Sein Sohn Nikolaus wählte den Vornamen des Vaters als Familiennamen und nannte sich fortan Nikolaus Radvila. Ein früher Beleg stammt aus dem Jahre 1432 als Родивилъ (Rodiwil). Erst seit 1477 ist die polnische Schreibweise Radziwiłł ebenfalls gebräuchlich, möglicherweise als volksetymologische Anlehnung an polnisch radzić 'Raten-'. Die Vorsilbe Radzi in vielen Namen, wie z.B. in Radzikau, Radzimanowski, um nur einige noch heute lebende Familien zu nennen, lässt vermuten, dass der Rang „königlicher Rat“, der erst zur Zeit der Personalunion Litauen-Polen in Litauen eingeführt wurde, Bestandteil vieler Familiennamen wurde.
Nikolaus Ostykowicz, geboren als Radvila Ostikowicz 1384 in Wilno (Vilnius) († 1477), war Mitglied im litauischen Großfürstlichen Rat und Großmarschall von Litauen
Nikolaus Radvila, Mikołaj Radziwiłł (Nicolaus Priscus Radziwiłł) († 1509), 1482 Wojewode von Smolensk, 1488 Kastellan von Troki, 1489 Wojewode von Nowogródek, 1491 Wojewode von Wilna, 1492 Großkanzler von Litauen
Mikołaj (Nikolaus) Amor Poloniae Radziwiłł, litauisch: Mikalojus Radvila (1470–1542), Großkanzler von Litauen
Jan (Johann) Radziwiłł, litauisch: Jonas Radvila († 1542), Generalgouverneur von Semgallen
Jan Mikołaj (1474–1522)
Mikołaj Radziwiłł Czarny, litauisch: Mikalojus Radvila Juodasis (1515–1565), genannt der Schwarze, 1550 Kanzler, 1551 Wojewode von Wilna
Enno Meyer: Grundzüge der Geschichte Polens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977.
Tadeusz Nowakowski: Die Radziwills: Die Geschichte einer großen europäischen Familie. Nach dem polnischen Manuskript übersetzt von Janusz von Pilecki und Josef Hahn, vom Autor durchgesehene und ergänzte Fassung, dtv, München 1975 (Erstausgabe 1966).
S. C. Rowell: Lithuania Ascending: a pagan empire within east-central Europe. 1295–1345. Cambridge University Press 1994.
Günther Stökl (Hrsg.): Slavische Geschichtsschreiber. Band X. Josef Bujnoch: Polens Anfänge.
Teresa Zielińska: Die Radziwiłłs vom Wappen Trąby. Geschichte einer Dynastie (aus dem polnischen Original – Radziwiłłowie herbu Trąby). Archiwum Główne Akt Dawnych; Wydawnictwo DiG, Warszawa 1996, ISBN 83-85490-62-0.