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Musikinstrument Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Röhrentrommel (englisch tubular drum) ist ein Gattungsbegriff für unmittelbar geschlagene Trommeln, deren Korpus nach der Festlegung in der Hornbostel-Sachs-Systematik röhrenförmig ist. Der Korpus kann einseitig oder beidseitig mit einer Membran bespannt sein. Im ersten Fall bleibt die Unterseite offen. Nach der Form des Korpus werden Röhrentrommeln unterteilt.
Zylindertrommeln (englisch cylinder drums) haben auf ganzer Länge den gleichen Durchmesser. Bei Fasstrommeln ist der Korpus bauchig, also in der Mitte nach außen gewölbt. Eine Variante von Röhrentrommeln mit größerem Mittendurchmesser sind Doppelkonustrommeln, bei denen sich der Korpus von einem Knick in der Mitte gerade auf beiden Seiten nach außen verjüngt. Sanduhrtrommeln sind tailliert. Bei Konustrommeln sind die beiden Membranen von deutlich unterschiedlicher Größe und ihr Korpus bildet einen Kegelstumpf. Die einfelligen Bechertrommeln besitzen einen breiten oberen Teil und einen schlankeren Fortsatz.
Unabhängig von ihrer Form heißen auf dem Boden stehend gespielte große Trommeln Standtrommeln. Die beiden weiteren Typen unmittelbar geschlagener Trommeln sind Rahmentrommeln und Kesseltrommeln.
Im ägyptischen Mittleren Reich (ab Anfang des 2. Jahrtausends v. Chr.) sind zweiseitig bespannte Röhrentrommeln auf zahlreichen Abbildungen erkennbar und werden in Texten erwähnt. Die größeren altägyptischen Trommeln waren zylindrisch und besaßen eine X-förmige Verschnürung, ein kleinerer Trommeltyp war fassförmig mit parallel verschnürten Membranen. Ihr Korpus bestand überwiegend aus Holz, selten aus Bronze. Die älteste gefundene Zylindertrommel stammt aus einem Grab in Beni Hasan und wird um 2000 v. Chr. datiert. In Mesopotamien tauchen Röhrentrommeln zu dieser Zeit wesentlich seltener auf.[1]
Zweifellige lange Zylindertrommeln sind seit frühislamischer Zeit in der arabischen Militärmusik unter dem allgemeinen arabischen Begriff tabl („Trommel“) verbreitet. Mit der türkischen Janitscharenmusik gelangten Zylindertrommeln nach Europa.[2] Im musikwissenschaftlichen Werk Syntagma musicum des Komponisten Michael Praetorius von 1619 wird die Röhrentrommel noch als ein Musikinstrument des Orients gezeigt.
Die Hornbostel-Sachs-Systematik teilt Röhrentrommeln aufgrund ihrer Bauform ein.
Zylindertrommeln werden von Rahmentrommeln unterschieden, deren Rahmenhöhe höchstens dem Radius der Membran entspricht. Diese nach praktischen Gründen erfolgte Einteilung bezieht sich auf typische Instrumente. Die Hornbostel-Sachs-Systematik macht bei zylindrischen Militärtrommeln eine Ausnahme und zählt auch Exemplare mit geringerer Rahmenhöhe zu den Zylindertrommeln. Als Flachtrommel (englisch shallow drum) kann ein Format zwischen Zylinder- und Rahmentrommel bezeichnet werden, bei dem die Rahmenhöhe maximal dem Felldurchmesser entspricht.
Zylindertrommeln werden wie die im modernen Drumset gespielte Tomtom, die Kleine Trommel (Snare Drum) und die Große Trommel (Bass Drum) aus gebogenen und verleimten Schichtholzplatten (gelegentlich Kunststoff) hergestellt oder nach der seit vorchristlicher Zeit bekannten Methode aus einem Stammholzabschnitt ausgehöhlt. Die klare Zylinderform der so gefertigten Trommeln ist relativ selten. Sie kommt bei der großen türkischen Militärtrommel davul und der mit ihr verwandten tapan auf dem Balkan vor. Auch falls diese nach ihrem Verhältnis von Höhe zu Durchmesser Rahmentrommeln sein sollten, werden sie entsprechend ihrer Herkunft von den langen Militärtrommeln als Zylindertrommeln klassifiziert. Zu den Zylindertrommeln gehören die weit oder nur in einer bestimmten Region verbreiteten Trommeln:
Aus einem Holzblock herausgeschnitzte oder aus Kunststoff geformte Fasstrommeln sind in einer größeren Zahl bekannt. Die beiden Außendurchmesser können unterschiedlich groß sein, wodurch sich zwei Tonhöhen ergeben. Neben der südamerikanischen, einfelligen Conga zählen zu den rundbauchigen Fasstrommeln:
Doppelkonustrommeln besitzen einen größeren Mitteldurchmesser, der Korpus verjüngt sich in einer mehr oder weniger geraden Linie bis zu den Enden. Einen solcherart deutlich sichtbaren Knick in der Mitte besitzen vor allem zweifellige, in waagrechter Position gespielte Trommeln in Indien:
Der Mitteldurchmesser ist kleiner als die beiden Enddurchmesser. Einige afrikanische Sprechtrommeln mit während des Spiels veränderbarer Schnurspannung sind sanduhrförmig. In Asien wird dieser Trommelform häufig eine religiöse Bedeutung beigemessen. Die in Indien und in der tibetischen Musik gespielte damaru gehört in der indischen Mythologie zu den Attributen Shivas und anderer Götter, dementsprechend wird auch die in der Tempelmusik Keralas gespielte idakka verehrt.
Die Durchmesser beider Seiten sind erheblich ungleich. Der Korpus besitzt die Form eines Kegelstumpfes, in der Länge verläuft er annähernd gerade.
Der Trommelkorpus ist kesselförmig oder zylindrisch und geht in ein schlankeres Unterteil über. Bechertrommeln sind einfellig, sie besitzen entweder einen geschlossenen Korpusboden oder sind bis zum Fußende offen. Häufig werden sie zwischen den Knien gehalten oder waagrecht unter den Arm geklemmt und mit beiden Händen geschlagen. Sehr große Typen besitzen eine Standplatte, mit der sie auf dem Boden stehen.
Es können mit Schlägeln oder Besen geschlagene Trommeln von Handtrommeln unterschieden werden. Auch nur auf einer Seite geschlagene Standtrommeln besitzen häufig ein zweites Fell an der Unterseite. Damit lässt sich das obere Fell verspannen, zugleich dient es der Resonanzverstärkung. In der mittelalterlichen Militärmusik gab es lange zylindrische, zweifellige Landsknechttrommeln, ab Anfang des 19. Jahrhunderts setzte das Militär in England, Frankreich und Deutschland Tenortrommeln oder Rührtrommeln ein. Heute wird der von den kreisförmigen Bewegungen der Schlägel oder Besen abgeleitete letztgenannte Name auch synonym für die einfelligen Kleinen Trommeln verwendet.
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