Remove ads
Einrichtung zum Mahlen von Pulvern, wie Schwarzpulver Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
In einer Pulvermühle (früher auch Pulverstampfe genannt) wurden nach Erfindung bzw. Verbreitung des Schwarzpulvers im ausgehenden Mittelalter bis zur Neuzeit (etwa 1918) die zur Pulverherstellung notwendigen Zutaten Holzkohle, Schwefel und Salpeter gemahlen oder zerkleinert und zur explosiven Mischung zusammengestellt. Da die zur Herstellung von Holzkohle häufig benutzten Faulbäume besonders in Tallagen anzufinden waren und die meisten Pulvermühlen mit Hilfe von Wasserkraft angetrieben wurden, lagen die Mühlen großteils an Fließgewässern. Wegen der Explosionsgefahren wurden die Mühlen außerhalb von Ortschaften angelegt.
Pulvermühlen dienen nicht nur zur Erzeugung von Schwarzpulver. Sie werden auch in der Metallurgie (Pulvermetallurgie) eingesetzt, um Pulver für Produktionsprozesse zu erzeugen.
Durch das Wasserrad wurden in den Pulvermühlen Rollwerke aus Marmor oder Metall oder Stampfen aus Holz angetrieben, deren Stoßfläche eine Messingummantelung hatte. Die jeweils zu einem Paar angeordneten Stampfen fielen abwechselnd in die Aussparungen des 'Grubenstocks' und zerkleinerten dabei das Mahlgut.
Zuerst wurde der Schwefel und die Holzkohle gereinigt, zerstoßen und gemischt. Der Kalisalpeter wurde mit Wasser angefeuchtet, um unbeabsichtigte Entzündung zu vermeiden, und dann in den Grubenstock gegeben, dort mit den Stampfern fein zerstoßen und durchgemischt. Im Abstand von jeweils einer halben Stunde mussten die Stampfen angehalten und die feuchte Masse gemengt werden. Wiederum alle drei Stunden wurde der Brei aus den einzelnen Stampflöchern des Grubenbaums genommen, zusammengemischt, neuerlich angefeuchtet und wieder in die Löcher des Grubenstocks verteilt. Dieser Vorgang wurde in einem Zeitraum von 30 bis 36 Stunden wiederholt. Danach wurde das Pulver in unterschiedliche Körnungen unterteilt, indem die noch feuchte Masse durch die Löcher eines Siebes getrieben wurde. Eine feinere Körnung bewirkte eine engere Berührung der Pulverteilchen und bewirkte ein gleichmäßiges Abbrennen. Durch die Wahl der Korngröße konnte das Pulver darüber hinaus auf das jeweilige Geschütz abgestimmt werden.
Oft explodierten („zersprangen“) diese Mühlen. Die Ursache konnte ein einzelner Funken sein, der beim Einschlagen eines Nagels entstand, oder elektrostatische Aufladungen, um deren Gefahrenpotential man lange nicht wusste. Die Explosionen ereigneten sich daher oft genug, ohne dass eine Ursache ausgemacht werden konnte. Im Zeitraum von 170 Jahren explodierte z. B. die Mühle in Wöhrd bei Nürnberg achtmal. Um den Schaden einer solchen Pulverexplosion einzugrenzen, wurde oft ein zwei bis drei Meter hoher Erdwall um die einzelnen Mühlen, aber auch Lager- und Verladestätten gezogen, der jeweils zu einer Seite offen war (Hufeisenform), so dass der Explosionsdruck nur das einzelne Gebäude zerstörte, jedoch nicht die benachbarten Anlagen. Reste solcher Wallanlagen, aber auch Mauerreste einer größeren Mühlenanlage finden sich zum Beispiel im Dhünntal nahe Altenberg im Bergischen Land.[2]
Da Schwarzpulver immer noch für spezielle Anwendungen (Sport, Feuerwerk, Wehrtechnik u. a.) benötigt wird, gibt es noch Schwarzpulvermühlen, die in Betrieb sind. Die einzige noch bestehende Pulvermühle in der Schweiz ist die Pulvermühle Aubonne, die 1853 erbaut wurde.[3]
Standorte von abgegangenen Pulvermühlen:
Nach der Verstaatlichung 1848 wurden bis 1876 alle Pulvermühlen bis auf vier stillgelegt (Worblaufen, Aubonne, Kriens und Chur).[8] Heute ist nur noch der Betrieb von Aubonne als Schwarzpulvermühle in Betrieb, das Produkt wird weltweit vertrieben.
Manchenorts verweisen Ortsnamen, Straßen- oder Flurbezeichnungen auf ehemalige Pulvermühlen-Standorte:
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.