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Phänomen unterschiedlicher Reifezeitpunkte männlicher und weiblicher Blüten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Dichogamie (aus altgriechisch δίχα dícha, „zweifach, doppelt“ und γάμος gamos, „Hochzeit, Ehe“), zeitliche Geschlechtertrennung, bezeichnet man in der Fortpflanzungsbiologie der Zoologie und Botanik das Phänomen unterschiedlicher Reifezeitpunkte von weiblichen und männlichen Geschlechtsorganen.
Eine Dichogamie tritt normalerweise bei zwittrigen Blüten (intraflorale Dichogamie) und Tieren auf, sie existiert aber auch bei den diklinen Pflanzen (interflorale Dichogamie), bei denen männliche und weibliche Blüten separat vorliegen.[1] Bei Zwittern gibt es zwei verschiedene Formen mit tendenziell unterschiedlichen Zielen, die Proterogynie (vorweiblich, weibliche Reife tritt früher ein) und die Proterandrie (vormännlich, männliche Reife tritt früher ein); reifen sie gleichzeitig, nennt man das Homo- oder Adichogamie. Bei diklinen Pflanzen, bei denen die weiblichen Blüten zuerst reifen, spricht man von Metandrie, reifen die männlichen Blüten zuerst, von Metagynie; die gleichzeitige Reifung heißt hier Synchronogamie.[2]
Man unterscheidet verschiedene Unterformen:[1]
Fast alle Plattwürmer sind Zwitter (Hermaphroditen). In der Regel reifen dabei die männlichen Gonaden zuerst (Proterandrie oder Vormännlichkeit). Selten kommt der umgekehrte Fall vor (Proterogynie oder Vorweiblichkeit). Dichogamie vermeidet Selbstbefruchtung und fördert damit die gegenseitige Befruchtung. Die Spermien werden in der Samentasche aufbewahrt, bis die Eizellen gereift sind. Danach erfolgt die Befruchtung im Ootyp (erweiterter Anfangsabschnitt des Uterus vieler Saugwürmer).
Unter Proterandrie versteht man die im Tier- und Pflanzenreich auch gelegentlich vorkommende Sonderform der Zwittrigkeit, bei der das Individuum im Verlauf seines Lebens zunächst männliche Geschlechtsteile entwickelt und andere, „weibliche“, also ältere Artgenossen begattet. Mit zunehmendem Alter bildet es allmählich mehr und mehr weibliche Geschlechtsteile aus und männliche Geschlechtsteile zurück. Dieser Vorgang führt schließlich zu einem vollwertigen „Weibchen“, das für die Entwicklung und das Austragen von Eiern oder Jungen sorgt. Beispiele finden sich bei den meisten Schneckenarten, bei Regenwürmern sowie einigen Meereslebewesen. Zu den proterandrischen Meereslebewesen zählen einige Meerespolypen und marine Muscheln oder auch die Anemonenfische (Clownfische), die Goldbrassen[5] und die Nasenmuränen.
Siehe auch: Blutroter Storchschnabel.
Zwittrigkeit in umgekehrter Reihenfolge, also vom Weibchen zum Männchen, wird als Proterogynie bezeichnet. Bei einigen Wirbeltieren, darunter manchen marinen Barschverwandten (Percomorphaceae), kommt es zu dieser Form der entwicklungsbedingten Geschlechtsumwandlung.
Von Proterogynie (auch Protogynie oder Vor- oder Erstweiblichkeit) spricht man, wenn die weiblichen Geschlechtsorgane (Fruchtblätter) vor den männlichen (den Staubbeuteln) reifen.[6] Wenn Selbstfertilität gegeben ist, verhindert ein völlig getrennter Reifezeitpunkt der Geschlechtsorgane eine Selbstbestäubung vollständig (starke Proterogynie), ein zeitlich nur teilweise versetzter Reifezeitpunkt begünstigt zwar eine Fremdbestäubung, erlaubt aber die Selbstbestäubung der Blüte, falls diese bisher unbestäubt blieb (schwache Proterogynie).
Im Gegensatz zur Proterogynie steht die Proterandrie (auch Protandrie, Proteroandrie, Protoandrie oder Vor- oder Erstmännlichkeit). Hier reifen die Staubbeutel vor den Fruchtblättern, der Pollen wird also entlassen, bevor der Stempel ausgereift ist. Zwar wird dadurch ebenfalls eine Selbstbestäubung ausgeschlossen, da sich Proterandrie jedoch auch häufig bei selbststerilen Blüten findet, wird auch in Betracht gezogen, dass dadurch eine Blockierung der Narbe durch eigene Pollen ausgeschlossen wird und so die erforderliche Bestäubung durch andere Individuen verstärkt erhalten wird.
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