Matterhorn
Gipfel in den Walliser Alpen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Matterhorn (italienisch Monte Cervino oder Cervino, französisch Mont Cervin oder Le Cervin, walliserdeutsch Hore oder Horu) ist mit 4478 m ü. M. einer der höchsten Berge der Alpen. Wegen seiner markanten Gestalt und seiner Besteigungsgeschichte ist das Matterhorn einer der bekanntesten Berge der Welt. Für die Schweiz ist es ein Wahrzeichen und eine der meistfotografierten Touristenattraktionen.
Matterhorn | ||
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Ost- und Nordwand des Matterhorns, an der Licht-/Schattengrenze der Hörnligrat | ||
Höhe | 4478 m ü. M. | |
Lage | Grenze Kanton Wallis, Schweiz und Aostatal, Italien | |
Gebirge | Walliser Alpen | |
Dominanz | 13,7 km → Liskamm-Westgipfel | |
Schartenhöhe | 1043 m ↓ Col Durand[1] | |
Koordinaten, (CH) | 45° 58′ 35″ N, 7° 39′ 31″ O (617049 / 91670) | |
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Erstbesteigung | 14. Juli 1865 durch die 7er-Seilschaft Edward Whymper, Michel Croz, Charles Hudson, Francis Douglas, D. Robert Hadow, Peter Taugwalder (Vater), Peter Taugwalder (Sohn) | |
Normalweg | Hörnligrat (Nordostgrat) von Hörnlihütte III+ (ZS) |
Der Berg steht in den Walliser Alpen zwischen Zermatt und Breuil-Cervinia. Ost-, Nord- und Westwand liegen auf schweizerischem, die Südwand auf italienischem Staatsgebiet.
Wissenswertes über das Matterhorn vermittelt das Matterhorn Museum in Zermatt.
Im Allgemeinen kamen im Gebirge die Bergspitzen erst spät zu ihren Namen, die daruntergelegenen Passübergänge und Alpen jedoch meist früher. So nannte Johannes Schalbetter 1545 den heutigen Theodulpass als «Mons Siluius» (deutsch übersetzt Salasserberg) oder deutsch Augsttalberg. Mit Augsttal ist dabei das Tal von Aosta (lateinisch Augusta Praetoria Salassorum) gemeint, das Aostatal.
«Siluius» wurde dann sehr wahrscheinlich volksetymologisch falsch interpretiert über vermeintlich lateinisch «silvius» und «silvanus» zu französisch und italienisch «Cervin/Cervin(i)». 1581 wurde das Matterhorn erstmals als Mont Cervin erwähnt, wie später Mons Silvanus und Mons Silvius. Im Jahr 1682 nannte Anton Lambien das heutige Matterhorn Matter Dioldin h[orn] (Matterhornspitze) zur Abgrenzung vom gleichnamigen Pass, der bis Mitte des 19. Jahrhunderts (beispielsweise auf der Dufourkarte) noch «Matterjoch» genannt wurde.
In der Lokalbevölkerung wird der Berg auch einfach ds Hore («das Horn», Zermatter Dialekt) oder ds Horu («das Horn», Oberwalliser Dialekt) genannt.
Das Matterhorn ist ein Karling, und seine charakteristische Form entstand durch Erosion und Gletscherschliff in den Eiszeiten. Das Matterhorn ist Teil der Dent-Blanche-Decke des Unter-Ostalpins, also eines weit nach Westen auf die penninischen Decken der Westalpen aufgeschobenen Trümmerstücks eines ostalpinen Deckgesteins. Die untere Gesteinsschicht des Matterhorns, die bis zur Höhe der Hörnlihütte reicht, ist penninisch, also westalpin. Das im Vergleich dazu kleine Horn selbst sitzt auf dieser Basis auf und gehört zur Dent-Blanche-Decke, und zwar der untere Teil bis zur «Schulter» zur Arolla-Serie aus Orthogneisen und Metagabbros und der oberste Teil zur Valpelline-Serie aus hochmetamorphen Paragneisen der Dent-Blanche-Decke.[2] Einfach ausgedrückt, besteht das Matterhorn aus zwei verschiedenen, schräg aufeinanderliegenden Gesteinspaketen. Der heutige Matterhorngletscher entstand erst wieder im Pessimum der Völkerwanderungszeit nach dem Optimum der Römerzeit.
Eine Besonderheit ist die charakteristische «Matterhorn-Wolke»[3]. Sie ist ein herausragendes Beispiel für einen Wolkentyp, den Meteorologen als Bannerwolke bezeichnen: Wie eine mächtige Fahne bildet sich die Wolke auf der windabgewandten Seite (Lee-Seite) des Gipfels als fast ständiger Begleiter des Berges. Die plausibelste Erklärung für ihr Entstehen ist die folgende: Das Matterhorn überragt das umgebende Gebirge wie ein Turm, so dass sich an ihm Leewirbel bilden, die feuchte Luft aus dem Tal nach oben führen, wo es zur Kondensation und Wolkenbildung kommt. Ist das Gipfelniveau erreicht, so wird die Wolke von einem waagerechten Ast des Leewirbels erfasst, der zu der typischen Fahnen-Form führt (Leewirbel-Hypothese).
Seit 1857 wurden mehrere erfolglose Versuche unternommen, das Matterhorn zu besteigen, zumeist von der italienischen Seite her.[4] 1862 erstieg John Tyndall mit den Führern Johann Josef Benet, Anton Walter, Jean-Jacques und Jean-Antoine Carrel erstmals die Südwestschulter, den heutigen Pic Tyndall. Die Fortsetzung des Aufstiegs entlang des Liongrates erschien ihnen unmöglich.
Dem Erstbesteiger des Matterhorns, Edward Whymper, erschien der Liongrat weiterhin als nicht machbar. Insgesamt war er bereits sieben Mal gescheitert und überlebte u. a. einen Sturz über 60 Meter. Whymper versuchte daher, seinen Freund Jean-Antoine Carrel zu einer Besteigung von der Zermatter Seite zu überreden. Carrel beharrte darauf, von Italien her aufzusteigen.
Im Juli 1865 erfuhr Whymper zufällig von einem Gastwirt in Breuil-Cervinia, dass Carrel sich – ohne Whymper zu benachrichtigen – wieder zum Liongrat aufgemacht hatte.[4] Whymper fühlte sich getäuscht und eilte nach Zermatt, um dort eine Gruppe für einen sofortigen Versuch über den Hörnligrat zusammenzustellen. Am 14. Juli 1865 gelang der 7er-Seilschaft Whympers die Erstbesteigung.[5] Die Gruppe stieg über den Hörnligrat auf die Schulter; weiter oben, im Bereich der heutigen Fixseile, wich sie in die Nordwand aus.
Edward Whymper erreichte als erster den Gipfel, weil er sich vor dem Gipfel vom Seil losschnitt[6] und vorauslief. Ihm folgten der Bergführer Michel Croz (aus Chamonix), Reverend Charles Hudson, Lord Francis Douglas, Douglas Robert Hadow (alle aus England) sowie die Zermatter Bergführer Peter Taugwalder Vater und Peter Taugwalder Sohn.[7] Sie sahen Carrel und seine Gruppe weit unterhalb am Pic Tyndall.
Beim Abstieg der Erstbesteiger stürzten die vorderen vier der Seilschaft (Croz, Hadow, Hudson und Douglas) noch oberhalb der «Schulter» über die Nordwand tödlich ab.[5]
Josef Marie Lochmatter brach ab dem 15. Juli 1865 mehrmals mit Rettungsmannschaften auf, um den vier Abgestürzten Erste Hilfe zu leisten. Am 19. Juli barg ein Bergungstrupp die Leichen von Croz, Hadow und Hudson auf dem Matterhorngletscher. Douglas’ Leiche wurde nie gefunden.
Am 17. Juli gelang auch Carrel zusammen mit Jean-Baptiste Bich und Amé Gorret der Aufstieg über den Liongrat bis zum Gipfel.[8] Die drei traversierten vom Nordende der italienischen Schulter durch die oberste Westwand auf den Zmuttgrat (sog. Galleria Carrel) und schlossen die Besteigung über diesen ab.
Runde Jahrestage der Erstbesteigung des Matterhorns sind feierlich begangen worden. So zeigte das Schweizer Fernsehen zum 100. Jahrestag am 14. Juli 1965 eine internationale Live-Sendung einer Matterhornbesteigung mit Beteiligung von Berg-Reportern der BBC und der RAI. Am 30. Juni 1965 zeigte das Schweizer Fernsehen den eigens produzierten Dokumentarfilm Bitterer Sieg: Die Matterhorn Story (Regie: Gaudenz Meili).[9] Anlässlich des 150. Jahrestages wurde am 14. Juli 2015 auf dem Bahnhofplatz in Zermatt eine Countdown-Uhr aufgebaut, im Dezember 2014 wurde im Zentrum des Ortes («Matterhorn Plaza») ein Treffpunkt für das Jubiläumsjahr ins Leben gerufen.[10]
Am 22. Juli 1871, sechs Jahre nach Whymper, bestieg die britische Alpinistin Lucy Walker als erste Frau das Matterhorn.[11] 1869 hatten Isabella Straton und Emmeline Lewis Lloyd als reine Frauenseilschaft die Besteigung versucht; sie scheiterten kurz vor dem Gipfel.[12] 1871 bestieg auch Anna Voigt aus Frankfurt das Matterhorn; sie war damals eine der ersten Frauen in der Sektion Frankfurt am Main des Deutschen Alpenvereins.[13] Die erste reine Frauenseilschaft, die erfolgreich das Matterhorn bestieg, bestand aus der Französin Alice Damesme und der Amerikanerin Miriam O’Brien, die am 13. August 1932 den Gipfel des Matterhorns über den Hörnligrat erreichten.[14]
Yvette Vaucher (1929–2023) war 1965 die erste Frau, die die Nordwand des Matterhorns durchstieg, und Daisy Voog 1966 die erste Deutsche.[15][16] Die beiden Japanerinnen Michiko Imai und Yoshiko Wakayama waren am 18. und 19. Juli 1967 die erste reine Frauenseilschaft, der die Durchsteigung der Nordwand gelang.[14]
Der am weitaus häufigsten begangene Aufstiegsweg ist der Hörnligrat von Zermatt aus über die Hörnlihütte (Nordostgrat, ZS+). Er stellt den sogenannten Normalweg, also den leichtesten Aufstieg, dar. Auf 4003 Metern Höhe, nordöstlich unterhalb des Gipfels, gibt es als Biwak für Notfälle, wie Wettersturz und Zeitverzug, die von der Hörnlihütte aus betreute Solvayhütte mit zehn Notlagern. Weitere Aufstiegsrouten gibt es am Südwestgrat über den kirchendachartigen Pic Tyndall (auch Liongrat oder Italienerweg genannt, ZS+), am Nordwestgrat (Zmuttgrat, S) und am Südostgrat (Furggengrat, SS, wenig begangen). Auch durch die abweisende Nordwand verläuft eine Aufstiegsroute, die hin und wieder von Spezialisten, z. B. Walter Bonatti, gewählt wird.
Nordostgrat «Hörnligrat» (Normalroute)
Nordwestgrat oder «Zmuttgrat»
Südostgrat oder «Furggengrat»
Südwestgrat oder «Liongrat»
1992 gelang es Hans Kammerlander zusammen mit Diego Wellig das Matterhorn in 23 Stunden und 26 Minuten viermal über dessen vier Grate zu besteigen.
2500 bis 3000 Bergsteiger versuchen jede Saison, den Gipfel zu bezwingen, an Spitzentagen über 100 Alpinisten. 70 % der Alpinisten wählen die einfachste und bekannteste Route über den Hörnligrat. Pro Saison müssen ungefähr 80 Rettungseinsätze per Helikopter durchgeführt werden.[19]
Seit der Erstbesteigung verging kein Jahr ohne tödliches Unglück am Matterhorn. Pro Jahr verunglücken acht bis zehn Menschen tödlich. Seit der Erstbesteigung vor mehr als 150 Jahren sind am Matterhorn über 500 Menschen umgekommen,[8] der Grossteil davon auf Schweizer Seite. An keinem anderen Berg weltweit sterben so viele Alpinisten. Zwischen 1981 und 2011 kamen auf Schweizer Seite 223 Alpinisten ums Leben, davon 207 durch Absturz, 5 durch Steinschlag, je 3 durch Erfrierung, durch Sturz ins Seil oder in Folge einer Suchaktion. 21 abgestürzte Alpinisten konnten noch nicht geborgen werden und werden noch vermisst.[19]
Ein im Jahr 2005 am Berg gefundener toter Skifahrer konnte 2018 als der 1954 verschollene Franzose Joseph Leonce Le Masne (* 1919) identifiziert werden.[20]
Der Italiener Bruno Brunod benötigte für den Aufstieg im Jahr 1995 2 Stunden und 12 Minuten. Der Spanier Kilian Jornet unterbot diesen Rekord 2013 und bestieg den Berg von Italien aus in 1 Stunde und 53 Minuten. Inklusive Abstieg kam Jornet auf eine Zeit von 2 Stunden und 52 Minuten.[21]
Am 22. April 2015 unterbot der Schweizer Dani Arnold an der Matterhorn-Nordwand den bisherigen Rekord von Ueli Steck aus dem Jahre 2009 um zehn Minuten. Die schnellste Solobegehung der Matterhorn-Nordwand schaffte er in 1 Stunde 46 Minuten.[18]
Der Zermatter Bergführer Richard Andenmatten hat das Matterhorn über 850 Mal bestiegen.[22] Der Zermatter Bergführer Ulrich Inderbinen hat das Matterhorn 371 Mal und zuletzt im Alter von 89 Jahren bestiegen.
Am 7. Juli 2014 gelang Géraldine Fasnacht aus Lausanne als erstem Menschen ein Flug mit dem Wingsuit vom Gipfel des Matterhorns.[14]
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