Hochschule in Baden-Württemberg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Pädagogische Hochschule Heidelberg ist eine bildungswissenschaftliche Hochschule universitären Profils. Sie ist spezialisiert auf Lehre, Forschung und Wissenstransfer in den Bildungswissenschaften, in den Fachwissenschaften und -didaktiken der Unterrichtsfächer der allgemeinbildenden Schulen, in der beruflichen Bildung, in der Sonderpädagogik sowie auf den Kompetenzfeldern Frühe Bildung, Gesundheit, Medienbildung, wissenschaftliche Weiterbildung und Lebenslanges Lernen.
Die lehramtsbezogenen Bachelor- und Master-Studiengänge im Primar- und Sekundarbereich sowie in der Sonderpädagogik bilden den Kern ihres Studienangebots. Sie gestaltet zudem zusammen mit der Universität Heidelberg im Rahmen der Heidelberg School of Education (HSE) einen gemeinsamen lehramtsbezogenen Masterstudiengang mit den Profilen Sekundarstufe I und Gymnasium.
Schnelle Fakten Pädagogische Hochschule Heidelberg (University of Education), Gründung ...
Pädagogische Hochschule Heidelberg (University of Education)
M. Ed. Lehramt Sekundarstufe I bzw. Lehramt Gymnasium (in Kooperation mit der Universität Heidelberg)
M. Ed. Lehramt Sonderpädagogik
Bildungswissenschaftliche Studiengänge
B.A. Frühkindliche und Elementarbildung (FELBI)
B.A. Gebärdensprachdolmetschen (GDS)
B.A. Prävention und Gesundheitsförderung (GEFÖ)
M.A. E-Learning und Medienbildung (ELMEB 21)
M.A. Bildungswissenschaften mit den Profilen (1) Außerschulische Erziehung und Bildung im Kontext gesellschaftlicher Heterogenität, (2) Bildungsprozesse in früher Kindheit und im Elementarbereich und (3) Inklusion in sonderpädagogischen Handlungsfeldern: Wohnen, Arbeit, Freizeit
M.A. Kommunale Gesundheitsförderung
M. Sc. Elektro- und Informationstechnik für das höhere Lehramt an beruflichen Schulen (Ingenieurpädagogik)
Master of Education Aufbau Lehramt Sonderpädagogik
Ein An-Institut der Pädagogischen Hochschule Heidelberg ist die
Forscherstation: Klaus-Tschira-Kompetenzzentrum für frühe naturwissenschaftliche Bildung
Gründung der Pädagogischen Hochschule Heidelberg am 10. Mai 1962
Einem akuten Lehrermangel nach dem Zweiten Weltkrieg wurde mit einjährigen Kurzlehrgängen zur Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern begegnet: In Heidelberg und Karlsruhe wurden zweijährige Ausbildungskurse für Abiturienten eingerichtet, die mit der Gründung des Landes Baden-Württemberg 1952 landesweit in „Pädagogische Institute“ umbenannt wurden.[3] Im Juli 1958 stellte das „Gesetz über die Ausbildung der Volksschullehrer“ in Baden-Württemberg die Weichen für die Gründung eigenständiger Pädagogischer Hochschulen, welche wissenschaftliche Forschung und Lehre mit den Anforderungen der Schulpraxis verbinden sollte.[4]
Die Pädagogische Hochschule Heidelberg, zu deren Mitbegründern etwa der Soziologe und Pädagoge Ernst M. Wallner[5] gehörte, wurde am 10. Mai 1962 mit einem Festakt eröffnet. Das „Gesetz über die Rechtsstellung der Pädagogischen Hochschulen und der Berufspädagogischen Hochschulen“ vom 26. Juli 1971 (PH-Statusgesetz) erkannte den Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg den Status von wissenschaftlichen Hochschulen zu.[6] Sie sollten wie die Universitäten „frei in Forschung und Lehre“ arbeiten können und waren nicht länger konfessionell gebunden.[7]
Erweiterung durch Bildungsexpansion
Im Zuge der Bildungsexpansion der 1960er Jahre wurden der Pädagogischen Hochschule Heidelberg weitere Bereiche angegliedert: so die Reallehrerausbildung (1968) und die der Sonderschullehrer (1962–1968). Die Einrichtung des Studiengangs Diplompädagogik mit den Schwerpunkten Schulpädagogik und Sonderpädagogik erfolgte 1973.[8] Die Zahl der überwiegend weiblichen Studierenden stieg beträchtlich (von 711 im Jahr 1963 auf 3.350 im Wintersemester 1975/76).[9] Das machte eine größere Zahl an Lehrpersonen, den Neubau sowie die Anmietung von Gebäuden in den siebziger Jahren erforderlich. Mittlerweile weist die Hochschule 14 Standorte im Heidelberger Stadtgebiet auf (Stand 2019).
Gleichstellung mit Universitäten
1977 stellte das „Gesetz über die Pädagogischen Hochschulen im Lande Baden-Württemberg“ den Ausbau der Pädagogischen Hochschule Heidelberg zur wissenschaftlichen Hochschule auf eine sichere Grundlage. Damit war auch die Verleihung des eingeschränkten Promotionsrechtes verbunden (seit 1987 uneingeschränkt). 1995 trat das „Gesetz über die Pädagogischen Hochschulen“ in Kraft: Es gesteht den Pädagogischen Hochschulen den gleichen wissenschaftlichen Charakter in Forschung und Lehre zu wie den Universitäten. Die Hochschule erhielt zunächst das eingeschränkte Habilitationsrecht. Durch das neue Landeshochschulgesetz Baden-Württemberg aus dem Jahre 2005 erhielten die Pädagogischen Hochschulen das uneingeschränkte Habilitationsrecht, sie sind „bildungswissenschaftliche Hochschulen universitären Profils“.
Rektoren
Vorseminar
Adolf Soiné, 1904–1908
Lehrerseminar/Lehrerbildungsanstalt (ab 1928, aufgelöst 1932)
Karl Sieber, 1908–1919
Josef Henkes, Seminardirektor, 1919–1925
Reinhard Fischer, 1926–1932
Nach 1945
Hermann Schück, Direktor der Lehrerbildungsanstalt 1945–1952
Artur Kern, Direktor der Lehrerbildungsanstalt (i.V.) 1952–1954
Karl Kindt, Philosoph, Theologe, Leiter des Pädagogischen Instituts 1954–1959
Karl Kollnig, Pädagoge, Leiter des Pädagogischen Instituts (i.V.) 1960–1962
Heinz-Horst Schrey, Theologe, erster Rektor der Hochschule, Amtszeit 1962–1965
Herbert Stettberger (Professor für biblische Theologie, ihre Didaktik, Religionspädagogik und Religionsdidaktik)
Angelika Strotmann (von 2002 bis 2008 Professorin für Katholische Theologie)
Johannes-Peter Timm (von 1970 bis 1974 Dozent, von 1974 bis 2000 Professor für Englisch mit dem Schwerpunkt Angewandte Linguistik und Fremdsprachendidaktik)
Uwe Uffelmann (ehem. Professor für Geschichte und ihre Didaktik)
John F. Kane (ehem. Professor für Psychologie und Diagnostik bei geistiger Behinderung)
Herbert Schneider (ehem. Professor für Politikwissenschaft und ihre Didaktik)
Wolf Rüdiger Wilms (pensionierter Dozent und Professor für Sonderpädagogik)
Albrecht Abele: Die Pädagogische Hochschule. Vom Vorseminar zum Bildungswissenschaftlichen Kompetenzzentrum – University of Education. 108 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg. In: Ernst G. Jung, u.a. (Hg.), Heidelberg, Die Stadt, in der wir leben, Mannheim 2012, S. 194–199.
Anette Hettinger: Geschichtslehrerausbildung im diachronen Vergleich. Das Beispiel Württemberg-Baden. In: Wolfgang Hasberg, Manfred Seidenfuß (Hg.), Modernisierung im Umbruch. Geschichtsdidaktik und Geschichtsunterricht nach 1945 (Geschichtsdidaktik in Vergangenheit und Gegenwart Band 6) Berlin/Münster 2008, S. 187–216.
Karl Kollnig, Walter Riethmüller (Hrsg.): 75 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg. Vom Lehrerseminar zur Pädagogischen Hochschule. hg. im Auftrag der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Vereinigung der Freunde der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Heidelberg 1979.
Hartmut Melenk, Karlheinz Fingerhut, Matthias Rath, Gerd Schweizer (Hrsg.): Perspektiven der Lehrerbildung – das Modell Baden-Württemberg. 40 Jahre Pädagogische Hochschulen. Freiburg 2002.
Joachim Lerchenmueller: Die Geschichtswissenschaft in den Planungen des Sicherheitsdienstes der SS. Der SD-Historiker Hermann Löffler und seine Gedenkschrift „Entwicklung und Aufgaben der Geschichtswissenschaft in Deutschland“. Archiv für Sozialgeschichte, Beiheft 21, Bonn 2001.
Pädagogische Hochschule Heidelberg/Vereinigung der Freunde der Pädagogischen Hochschule Heidelberg e.V. (Hrsg.): Einblicke in 100 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg. Ein langer Weg zu einer forschungsbasierten Bildungswissenschaftlichen Hochschule. Heidelberg 2004.
Uwe Uffelmann: Das Fach Geschichte an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg 1962–2004. In: ders., Manfred Seidenfuß (Hg), Verstehen und Vermitteln. Armin Reese zum 65. Geburtstag, Idstein 2004, S. 7–20.
Engelhardt, Klaus, Lehrerbildung als Schlüsselproblem der Bildungsreform. Die Pädagogische Hochschule Heidelberg am Ende der 60er und zu Beginn der 70er Jahre, in: Kollnig, Karl und Walter Riethmüller (Hg.), 75 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg. Vom Lehrerseminar zur Pädagogischen Hochschule, hg. im Auftrag der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Vereinigung der Freunde der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Heidelberg 1979, S. 137–141.
Kollnig, Karl, 75 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg – chronologische Übersicht und Dokumentation, in: ders. / Riethmüller, Walter (Hg.), 75 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg. Vom Lehrerseminar zur Pädagogischen Hochschule, hg. im Auftrag der Pädagogischen Hochschule Heidelberg und der Vereinigung der Freunde der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, Heidelberg 1979, S. 11–46, Thiele, Gunter, 100 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg – ein historischer Überblick, in: Pädagogische Hoch-schule Heidelberg / Vereinigung der Freunde der Pädagogischen Hochschule Heidelberg e.V. (Hg.), Einblicke in 100 Jahre Lehrerbildung in Heidelberg. Ein langer Weg zu einer forschungsbasierten Bildungswissenschaftlichen Hochschule, Heidelberg 2004, S. 18–24.