Freies Theater
Organisationsform des Theaters Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Freie Theater (auch Off-Theater, Offtheater oder Off-Off-Theater genannt) sind Theater neben dem etablierten Theaterbetrieb, die unkonventionelle Konzepte verfolgen, ein kleines oder kein festes Ensemble haben und mit einem geringen Budget auskommen müssen. Gelegentlich erhalten Freie Theater staatliche Subventionen.
Begriffsherkunft
Zusammenfassung
Kontext
Die Theaterfreiheit hing im 19. Jahrhundert eng mit der Meinungsfreiheit und der Versammlungsfreiheit als erstrebten Werten zusammen.[1] Die Vergabe von Spielgenehmigungen war reglementiert, und bis ins 20. Jahrhundert war die Theaterzensur der aufgeführten Stücke üblich.[2] Als die Hoftheater nach dem Ersten Weltkrieg ihre Vorherrschaft verloren und durch die öffentlich-rechtlichen Theater des 20. Jahrhunderts ersetzt wurden, verstand sich das freie Theater in Europa als Freiraum gegenüber dem Stadt- oder Staatstheater und den kommerziellen Theateraufführungen der privaten Unternehmer.[3]
Der Begriff Off-Theater ist an die seit den 1960er-Jahren übliche Bezeichnung Off-Broadway angelehnt.[4] Freie Theatergruppen wie das Group Theatre stellten sich in New York City gegen die marktbeherrschenden, großen Theaterproduzenten wie das Theatrical Syndicate und später die Shubert Organization.[5]
Bei den amerikanischen Vorbildern war eine staatliche Subventionierung nicht üblich, daher waren und sind sie von privaten Gönnern abhängig. In den meisten europäischen Ländern sind dagegen nicht die privaten kommerziellen Unternehmen und Stiftungen Träger des Theaterwesens, sondern Stadttheater und Staatstheater, die öffentlich finanziert werden. In Ergänzung zu ihnen etablieren sich freie Gruppen. In den Niederlanden bestreiten Freie Theater mittlerweile fast ausschließlich das öffentliche Theaterleben.[6]
Ein Teil dieser Theater erhält eine finanzielle Förderung durch Steuermittel, wobei es sich in den meisten Fällen um Beiträge pro Produktion und selten um eine dauerhafte Unterstützung handelt.[7] Zur Abgrenzung von den „etablierten“ Freien Theatern hat sich die Steigerung Off-Off-Theater als Bezeichnung für Bühnen ohne staatliche Förderung ergeben.[8] Dabei handelt es sich teilweise um Amateurbetriebe,[9] teilweise um professionelle Theaterkünstler, die Ausdrucksmöglichkeiten fern des etablierten Theaterbetriebs suchen.[10] Organisiert sind eine Reihe von ihnen im Bundesverband Freier Theater und in den jeweiligen Landesverbänden ihrer Bundesländer sowie in städtischen Zusammenschlüssen wie zum Beispiel der Koalition der freien Szene Berlin, dem Netzwerk Freie Szene München e. V. oder der Verein Freie Theater Stuttgart.
Liste Freier Theater
Zusammenfassung
Kontext
Diese Liste ist nicht vollständig, einige Theater bestehen nicht mehr.
Deutschland
Baden-Württemberg
- Bad Liebenzell
- Freies Theater Bad Liebenzell
- Horb
- das chamaeleon – THEATERWELTEN[11]
- Lörrach
- Melchingen
- Theater Lindenhof, Burladingen
- Stuttgart
- Figurentheater Wilde & Vogel, auch Leipzig
Bayern
- München
- HochX
- Metropoltheater
- Pathos München
- Rationaltheater
- Schwere Reiter
- Teamtheater
- Theater am Sozialamt
- Theater Blaue Maus
- theater … und so fort
- Theater Viel Lärm um Nichts
- Nürnberg
- Theater Rote Bühne
Berlin
Die meisten Theater in Berlin sind freie Theater.[12]
Brandenburg
- Brandenburg an der Havel
- Cottbus
- Piccolo Theater, Kinder- und Jugendtheater
- Puppentheater Regenbogen
- TheaterNative C, Kleine Komödie
- Zäckeritzer Loose
- Theater am Rand, Oderbruch, von Thomas Rühmann
Hamburg
Hessen
- Frankfurt am Main
- Marburg
- Theater neben dem Turm
Mecklenburg-Vorpommern
- Rostock
Niedersachsen
- Altenmedingen
- Jahrmarkttheater[14]
- Hannover
- Eisfabrik
- Freies Theater Hannover
- Kindertheaterhaus Klecks
- Theater an der Glocksee
- Theater fensterzurstadt
- Theater im Pavillon
- theaterwerkstatt hannover
- Hildesheim
- Osnabrück
- Figurentheater
- Visselhövede
- Theater Metronom
Nordrhein-Westfalen
- Bochum
- Dortmund
- Düsseldorf
- Essen
- theater glassbooth, auch in Dortmund und weiteren Städten
- Münster
- Siegburg
- Wuppertal
- TalTonTheater
Sachsen
- Leipzig
- Figurentheater Wilde & Vogel, auch Stuttgart
- LOFFT
- Schaubühne Lindenfels
- Figurentheaterzentrum Westflügel Leipzig[16]
- Puppentheater Sterntaler[17]
- Cammerspiele Leipzig
Schleswig-Holstein
- Flensburg
Thüringen
- Eisenach
Österreich
- Graz
- LeBe – Theater Lechthaler-Belic
- Theater im Bahnhof
- Innsbruck
- BRUX / Freies Theater Innsbruck[18]
- Linz
- Oberzeiring
- Theater Oberzeiring (THEO)
- Wien
- Das Off Theater[20]
- Dramatisches Zentrum
- Rabenhof Theater (Theater im Rabenhof)[21]
- sirene Operntheater[22]
- Volxtheater Favoriten
- Weitere Orte
- Bronski & Grünberg[23]
Schweiz
- Zürich
- Freies Theater Zürich
Ehemalige Freie Theater
- Deutschland
- Theater in der Washingtonallee, Hamburg
- Theater Sturmvogel, Reutlingen[24]
- Österreich
- Theaterarbeiterkollektiv (Graz bzw. Salzburg bzw. Wien, 1977–1986)
Off-Theater-Preise
Literatur
- Georg Stenzaly, Annette Waldmann, Wolfgang Beck: Freies Theater, in: Manfred Brauneck, Gérard Schneilin (Hrsg.): Theaterlexikon, Bd. 1, Rowohlt Verlag, Reinbek 2007, S. 401–407. ISBN 978-3-499-55673-9.
- Eva Brenner (Hrsg.): Anpassung oder Widerstand: Freies Theater heute. Vom Verlust der Vielfalt. Promedia Verlag, Wien 2013. ISBN 978-3-85371-364-8.
- Martin Frey: Creatieve Marge: Die Entwicklung des Niederländischen Off-Theaters. Böhlau, Köln 1991. ISBN 978-3-205-05407-8.
- Henning Fülle: Freies Theater. Die Modernisierung der deutschen Theaterlandschaft (1960-2010 ). Theater der Zeit, Berlin 2016. ISBN 978-3-95749-076-6.
- Manfred Brauneck (Hrsg.): Das freie Theater im Europa der Gegenwart. Strukturen – Ästhetik – Kulturpolitik, transcript, Bielefeld 2016. ISBN 978-3-8376-3242-2.
Einzelnachweise
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