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theologisch-apologetischer Sammelbegriff Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Neuoffenbarung ist ein theologisch-apologetischer Sammelbegriff für neue, den abgeschlossenen Kanon religiöser Schriften ergänzende religiöse Kundgaben, Verlautbarungen oder Niederschriften, vorrangig innerhalb der Offenbarungsreligionen Christentum, Islam und Judentum.
Er ist weniger anwendbar auf östliche Religionen (Buddhismus, Hinduismus, Shintoismus, Daoismus etc.), da diese entweder keinen abgeschlossenen Kanon religiöser Schriften kennen bzw. eine fortwährende Offenbarung durch „Erleuchtete“ annehmen oder keinen persönlichen Gott – als Ursprung der Offenbarung – kennen.
Neuoffenbarungen innerhalb der monotheistischen Religionen sind gekennzeichnet durch
Der Empfang der Neuoffenbarung ist in den einzelnen Gruppen recht unterschiedlich beschrieben. Sie werden von auserwählten Menschen empfangen in Form von medialem Schreiben, gedanklich begrifflichen oder bildhaften Eingaben, als Vision, als vernommenes „inneres Wort“, als Audition, nacherzählt, nachgesprochen und dabei tontechnisch aufgezeichnet oder direkt niedergeschrieben. Im Falle der Mormonen wurde dem Empfänger der Ort offenbart, an dem er das Buch Mormon finden würde, samt dem Auftrag, dieses mit Hilfe eines durch einen Engel überlassenen Hilfsmittels ins Englische zu übersetzen. Manche Neuoffenbarungsgruppen sind „mediumistisch“, glauben also an den Kontakt mit einer angenommenen Geisterwelt.
Der Empfänger der Botschaft wird oft als Prophet, Medium oder Inkarnation Gottes angesehen.
Offenbarer | Religiöse Gruppen | Hintergrund | Größe |
---|---|---|---|
Joseph Smith 1805–1844 |
Mormonen (seit 1830) Größte Konfession: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage |
Christentum | ca. 14 Mio. |
Mirza Husayn Ali Nuri, genannt Baha’u’llah 1817–1892 |
Bahai (seit 1863) | Islam | ca. 6 Mio. |
Jakob Lorber 1800–1864 |
Lorberbewegung (seit 1924) | Christentum | unbekannt |
Weitere Personen/Gruppen sind aufgelistet unter der Kategorie Neuoffenbarer.
siehe auch: Synkretismus
Synkretistische Neuoffenbarungen verbinden Elemente östlicher Religionen und Weisheitslehren sowie von ethnischen Religionen und Esoterik mit klassischen Elementen christlicher, islamischer oder jüdischer Religion.
Nach der Lehre der meisten Kirchen gilt die göttliche Offenbarung mit der Entstehung des biblischen Kanons in der Zeit nach der Auferstehung Jesu Christi als abgeschlossen. Bezugnehmend auf den Hebräerbrief wird auch die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn als unüberbietbare Offenbarung dem Menschen gegenüber definiert, so dass alles nachfolgend durch den Geist offenbarte nur auf Jesus Christus zielen und somit nichts grundlegend „Neues“ mehr darstellen kann.
Offenbarungen, die den Rahmen der christlichen Lehre nicht verlassen, werden als Privatoffenbarung bezeichnet. Privatoffenbarungen im katholischen Bereich können durch die Autorität der Kirche als solche anerkannt werden, gehen jedoch nicht in den Kanon ein. Die protestantischen Kirchen unterscheiden sich in ihrem Umgang mit Neuoffenbarern deutlich untereinander – während bei charismatischen Predigern vor allem in der Dritten Welt der Übergang zwischen Orthodoxie und Neuoffenbarung fließend verläuft, sehen die Kirchen der ersten Welt neuoffenbarerische Bestrebungen äußerst kritisch. Es werden spezielle apologetische Einrichtungen, wie z. B. in Deutschland die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen unterhalten.
Aufgrund des Einflusses der Aufklärung seit dem 18. Jahrhundert, verbunden mit dem Gedanken der Toleranz, sind Verfolgungen der Neuoffenbarer selten. Größere Verfolgungen hatte vor allem das Mormonentum in seiner Frühzeit in den Vereinigten Staaten zu erdulden. Der Gründer, Joseph Smith, kam durch Lynchjustiz zu Tode.
Für die Mehrheit der Islamischen Welt gilt die Offenbarung mit dem Koran als abgeschlossen. Mohammed gilt als letzter Prophet, als „Siegel der Propheten“.
Neuoffenbarerische Gruppen mit islamischem Hintergrund unterliegen noch heute in ihren Ursprungsländern, wie beispielsweise die Baha'i im Iran, sowie in vielen anderen islamischen Ländern einer Unterdrückung und Verfolgung durch den Staat und die etablierte Religion. Unter anderem werden Anhänger der Ahmadiyya, deren Begründer sich als der von Mohammed vorausgesagte Prophet und Messias sieht, in zahlreichen islamischen Ländern verfolgt. Die Ahmadiyya-Lehre wird unter den orthodoxen Gelehrten als Irrweg angesehen und die Anhänger dieser Lehre als Apostaten betrachtet.
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