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Mythen, Legenden und Geschichten der Māori in Neuseeland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mythologie der Māori oder Māori-Mythologie sind Begrifflichkeiten, mit denen die Mythen, Legenden und Geschichten der Māori in Neuseeland sinnvoll beschrieben werden können. Die Rituale, der Glaube und die Weltanschauungen der Māori-Kultur basieren auf einer sehr differenzierten Mythologie, die von der polynesischen Herkunft geerbt worden und in der neuen Umgebung in Neuseeland weiterentwickelt worden war.[1]
In der Mythologie der Māori spielt das göttliche Elternpaar Rangi und Papa (Himmel und Erde) eine wesentliche Rolle, von denen weitere Götter und Nachfahren abstammen, die wiederum alle Lebewesen hervorbrachten und die für Wälder, das Meer, Vögel, Fische usw. zuständig sind.
Die „Überlieferungen berichten im Gegensatz zu den Mythen von Begebenheiten, die überwiegend so hätten passieren können. Ahnenforschung platziert diese in eine Zeitspanne nicht weiter zurückliegend als ein Jahrtausend. Alle spielten sich geographisch gesehen in Neuseeland selbst ab, und das Allgemeinwissen ist auf dieses Land begrenzt.“[1]
Sehr wesentlicher Punkt in den Überlieferungen ist die Herkunft der Māori von Hawaiki und die ihrer Kanus (Waka), in denen sie vor Jahrhunderten nach Aotearoa (Neuseeland) eingewandert sind.
In der ersten Zeit nach Ankunft europäischer Siedler wurde nur wenig der sehr umfangreichen Māori-Mythologie aufgezeichnet. Missionare hatten noch die besten Möglichkeiten, Informationen zu sammeln, aber versäumten dies, sicherlich auch weil ihre Māori-Sprachkenntnisse nicht ausreichten. Zudem war der Glaube der Māori den Missionaren nicht Recht, sie betrachteten ihn als kindisch oder gar als Teufelswerk. Ausnahmen stellten J. F. Wohlers von der Südinsel,[2] Richard Taylor, der in der Region Taranaki und entlang des Whanganui River arbeitete, und William Colenso, der an der Bay of Islands und in der Hawke’s Bay lebte. „Die Aufzeichnungen dieser Männer sind mitunter die besten Quellen für die Legenden aus den Gegenden, in denen sie arbeiteten“.[1]
In den 1840ern begannen Edward Shortland, George Edward Grey, und andere, die keine Missionare waren, die Mythen und Überlieferungen der Māori aufzuzeichnen. Zu dieser Zeit konnten bereits viele Māori lesen und schreiben, und das Material wurde in demselben Stil aufgeschrieben, wie es von den Māori mündlich überliefert oder beschrieben worden war. Das neue Medium des Geschriebenen schien zunächst wenig Einfluss auf Stil und Inhalt zu haben. Überlieferungen, Lieder, Erzählungen wurden in vollem Umfang dokumentiert, als ob sie genauso berichtet oder gesungen worden wären. Viele dieser frühen Manuskripte wurden veröffentlicht, und heute können viele Wissenschaftler auf dieses Material zurückgreifen, das umfangreicher ist als vergleichbares anderer Regionen des pazifischen Raums, wo es (neben den neuseelandspezifischen) viele Mythen und Überlieferungen in ähnlichen Versionen gibt. Die besten Sammlungen heute stellen zwei Bücher dar: Nga Mahi a nga Tupuna (Dokumente der Vorfahren), gesammelt von Sir George Grey und übersetzt als Polynesian Mythology; und Ancient History of the Māori (sechs Bände), ediert von John White.[1][3]
Die drei herausragenden (mündlichen) Ausdrucksformen der Māori und Polynesier sind die Erzählung, Gedichte und Lieder über die Ahnen.
Das Vortragen von Stammbäumen und der Genealogie (Whakapapa) war in der mündlichen Literatur der Māori sehr gut entwickelt. Dies diente dazu, an einer Art Zeittafel entlang alle Mythen, Überlieferungen und die Geschichte der Māori zu berichten, von entfernter Vergangenheit bis in die Gegenwart. Es verband die Menschen von heute mit den Göttern und Helden. Durch das Zitieren bestimmter Stammbaumlinien betonte der Erzähler seine eigene Verbindung mit den Charakteren dieser Linie, und sein Recht, über diese Götter und Helden zu sprechen. „In der kosmogonischen Genealogie wirkt das Erzählen der Stammeslinien zunächst nur wie ein Aufzählen von Namen und stellt sich bei genauerer Betrachtung als eine wahrhaftige Form der Literatur heraus, die einen Abriss der Entwicklung des Universums beschreibt.“[1]
Māori-Gedichte wurden stets gesungen oder im rhythmischen Sprechchor vorgetragen. Reime oder Halbreime waren keine Stilmittel, nur wenn ein Text gesungen oder choralisch vorgetragen wurde, wurde der Rhythmus erkennbar. Die Sprache unterschied sich stilistisch von jener der Erzählungen. Typische Merkmale der Gedichte sind der häufige Gebrauch von Synonymen oder kontrastierenden Gegenteilen und das häufige Wiederholen bestimmter Schlüsselwörter. „Ursprüngliche Wörter sind üblich, einschließlich Wörter die ihre ursprüngliche Bedeutung verloren und religiös-mystische Bedeutung erlangt haben. Abgekürzte, kryptische Ausdrucksformen und der Einsatz bestimmter grammatikalischer Konstruktionen, wie sie in der Erzählform nicht vorkommen, sind üblich.“[1]
Erzählungen nehmen den größten Anteil des Materials der Māori-Legenden ein. Manche wirken heilig oder geheimnisvoll, aber die meisten Legenden sind Geschichten zur Unterhaltung an langen Winterabenden. „Trotzdem sollten sie nicht als schlichte Märchen und Geschichten angesehen werden. Die Legende von Māui beispielsweise war nicht nur zur Unterhaltung wichtig, sondern verkörperte den Glauben der Menschen über den Ursprung des Feuers, den Tod und des Landes, in dem sie lebten. Die rituellen Choräle über Feuermachen, Fischen, Tod usw. bezogen sich auf Māui und erhielten ihre Macht aus diesem Bezug.“[1]
Mythen liegen in sehr weit zurückliegender Vergangenheit und handeln von Übermenschlichem. Sie zeigen die Ideen der Māori über die Entstehung des Universums und der Herkunft der Götter und Menschen. Die Mythologie erklärt Naturphänomene wie das Wetter, Mond und Sterne, Fische des Meeres, Vögel des Waldes und der Wälder selbst. Kulturell begründete Verhaltensweisen erklären sich aus diesen Modellen und den Grenzen, wie sie in den Mythen aufgezeigt werden. „Das vielleicht herausragendste Merkmal der Mythen ist neben ihrer alten Tradition ihre Universalität. Jede der wichtigen Mythen ist in der einen oder anderen Variante nicht nur in Neuseeland, sondern in fast ganz Polynesien bekannt.“[1]
Das Verständnis der Māori für die Entwicklung des Universums wurde in der oben beschriebenen genealogischen Form ausgedrückt. Diese Genealogien mag es in vielen Versionen geben, aber die Kernpunkte finden sich konstant wieder. „Evolution mag verglichen werden mit einer Serie von Abschnitten von Dunkelheit (pō) oder Leere (kore), einzeln durchgezählt oder voneinander abgegrenzt durch ergänzende Details. Manchmal folgt auf eine Phase der Dunkelheit eine Phase des Lichts (ao). In anderen Versionen wird die Evolution des Universums mit einem Baum verglichen, mit seinem Wurzelwerk, Stamm, Astwerk und Zweigen. Dann wieder wird Evolution wie die Entwicklung eines Kindes im Mutterleib verglichen, mit den Schritten „die Suche, das Erforschen, die Befruchtung, das Wachstum, das Gefühl, die Gedanken, die Seele, der Wunsch, das Wissen, die Erscheinung, die Weiterentwicklung.“ Manche oder auch alle dieser Themen können in derselben vorkommen.“[1]
Die kosmologische Ursprungsgeschichte beginnt üblicherweise mit Rangi und Papa (Vater Himmel und Mutter Erde). Die Vereinigung dieses himmlischen Paars brachte die Götter und weiter alle Lebewesen der Erde hervor.[1]
Der früheste belegte Bericht des Ursprungs der Götter und der ersten Menschen ist in einem Manuskript namens Nga Tama a Rangi (Die Söhne des Himmels) festgehalten, verfasst 1849 von Wī Maihi Te Rangikāheke, vom Stamm (iwi) der Ngāti Rangiwewehi aus Rotorua. Das Manuskript „zeigt einen klaren und systematischen Bericht der Religion der Māori und ihrer Glauben über den Ursprung vieler Naturphänomene, der Erschaffung der Frau, des Ursprungs des Todes und der Landnehmung.“ Keine andere Version dieser Mythen ist so in sich schlüssig und systematisch. Aber auch alle frühen Berichte, aus welcher Gegend oder von welchem Stamm auch immer, bestätigen die allgemeine Gültigkeit der Rangikāheke-Version. Sie beginnt wie folgt: „Meine Freunde, hört mir zu. Das Volk der Māori hat einen gemeinsamen Ursprung namens ‘Großer-Himmel-der-alleine-steht und Erde-die-darunter-liegt.’ Für die Europäer erschuf Gott Himmel und Erde und alle Dinge darin. Für die Māori waren Himmel und Erde selbst der Ursprung.“[1][4]
Die Māori-Mythologie wird in drei Zyklen eingeteilt:
„Jede Gruppe Māori hat ihre eigenen Bestandteile überlieferten Glaubens, aus dem sich Gebietsansprüche ableiten lassen oder die Höhergestellten ihre Autorität verleihen oder die Abgrenzungen zu anderen Gruppierungen oder Stämmen definieren. Māori gingen davon aus, dass ihre Überlieferungen realen Ursprungs sind, und handelten entsprechend. Allianzen wurden dann gebildet, wenn geglaubt wurde, dass man gemeinsame Ahnen hat. Der Respekt gegenüber Stammesfürsten basierten wenigstens zum Teil auf dem Glauben an göttliche oder halbgöttliche Vorfahren der Höhergestellten.“[1]
„Überlieferungen berichten im Gegensatz zu den Mythen von Begebenheiten, die überwiegend so hatten passiert sein können. Ahnenforschung platziert diese in eine Zeitspanne nicht weiter zurückliegend als ein Jahrtausend. Alle spielten sich geographisch gesehen in Neuseeland selbst ab, und das Allgemeinwissen ist auf dieses Land begrenzt.“[1]
Es gibt drei sehr wichtige Überlieferungen:
Es gibt zwei Überlieferungen zur Entdeckung Neuseelands. Eine dieser Überlieferungen nennt Kupe als den Entdecker. Die zweite Gruppe bezieht sich auf Toi als den ersten wichtigen Vorfahren. „Beide Überlieferungen existieren parallel aber in unterschiedlichen Regionen der Nordinsel. Versuche, beide in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen, schlagen fehl; es gibt keinen verlässlichen Beleg, der es ermöglichen würde, diese Überlieferungen in Zusammenhang mit derselben Geschichte zu bringen.“[1]
Es gibt zahlreiche Überlieferungen zu den Einwanderungen der Māori mit ihren Waka (Kanus) und jede Gegend bzw. jeder Stamm bezieht sich auf ein bestimmtes Kanu. Māori stellen sich neben anderen Merkmalen vor, inklusive der Nennung ihres Stammes und ihres Kanus. Bestimmte Stämme betonen ihre Herkunft von Besatzungen von Kanus stärker, andere weniger. Betont wird dies besonders von den Stämmen von Hauraki, Waikato, King Country (Tainui Waka) und den Stämmen von Rotorua und Taupō (Te Arawa-Kanu).[1]
Jede Gruppe, ob Stamm oder Teil eines Stamms, entwickelte in Details eigenständige traditionelle Überlieferungen und Sitten, die aber allgemein immer von „großen Schlachten und großartigen Männern“ handelten. Die Geschichten sind über die gemeinsame Genealogie miteinander verbunden und stellen entsprechend der Māori-Tradition ein Gesamtkunstwerk dar.
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