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Eröffnungsvariante im Schach Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Morra-Gambit (auch: Smith-Morra-Gambit oder Sizilianisches Mittelgambit) ist eine Variante der Sizilianischen Verteidigung, einer zu den halboffenen Spielen zählenden Eröffnung des Schachspiels. Der ECO-Code lautet B20 für alle Varianten nach 2. d2–d4 und B21 für die Varianten nach 3. c2–c3.
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Es entsteht nach den Zügen
1. e2–e4 c7–c5
2. d2–d4 c5xd4
3. c2–c3.
Bei diesem Gambit geht es Weiß darum, seine Entwicklung so schnell wie möglich abzuschließen und über die Linien Druck auf die gegnerische Stellung auszuüben. Schlägt Schwarz den Bauern, nimmt Weiß diesen mit dem Damenspringer wieder und wird sich durch die Züge Sf3, Lc4 und die kurze Rochade weiter aufbauen. Weiß erlangt leichten Entwicklungsvorsprung sowie in den meisten Varianten Druck auf der d-Linie, teils auch auf den gegnerischen Damenflügel durch De2, Tfd1 mit den Bauervorstößen e4–e5 und b2–b4.
Das Prinzip des Morra-Gambits ist es weniger, scharfes Spiel anzustreben, wenngleich dies nach fehlerhaften schwarzen Entgegnungen auch vorkommen kann. Vielmehr erhält Weiß für den Bauern eine langfristige positionelle Kompensation, wie sie für moderne Gambitspiele (z. B. das Wolga-Gambit) typisch ist. Allerdings ist fraglich, ob Weiß für den geopferten Bauern ausreichende Kompensation erhält, denn anders als beim Wolga-Gambit opfert Weiß im Morra-Gambit einen wertvollen Zentral- und keinen Randbauern, wofür der Gewinn eines einzigen Tempos (das Schlagen mit dem Damenspringer auf c3) allgemein nicht als ausreichend angesehen wird. Bei ungenauem Spiel kann Schwarz aber große Probleme bekommen. Daher erfreut sich dieses Gambit vor allem in Amateurkreisen einer gewissen Beliebtheit.
Eine typische Stellung entsteht nach den weiteren Zügen 3. … d4xc3 4. Sb1xc3 Sb8–c6 5. Sg1–f3 e7–e6 6. Lf1–c4 d7–d6 7. 0–0 Sg8–f6 8. Dd1–e2 Lf8–e7 9. Tf1–d1 e6–e5 mit Kompensation für den geopferten Bauern.
Nach 5. … e7–e6 6. Lf1–c4 Sg8–f6 7. 0–0 Dd8–c7 8. Dd1–e2?! Sf6–g4! 9. h2–h3 ?? (oder 9. Lc4–b3 ??) Sc6–d4! tappt Weiß in die „sibirische Falle“.
Nach 5. … d7–d6 6. Lf1–c4 Sg8–f6 geht schon 7. e4–e5 . 7. … d6xe5 8. Dd1xd8+ Sc6xd8 9. Sc3–b5 Tb8 10. Sf3xe5 erhält Weiß die Initiative.
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Wenn Schwarz sich nicht besonders gut auskennt, ist es ratsam, das Gambit abzulehnen. Nach 3. … d7–d5 oder 3. … Sg8–f6 geht die Eröffnung in Varianten über, wie sie in der Sizilianischen Verteidigung mit 2. c3 üblicherweise entstehen. Lehnt Schwarz das Morra-Gambit durch 3. … d4–d3 ab, so entstehen eigenständige Varianten, Schwarz kann damit aber auch die Überleitung in eine Igelstellung anstreben.
Sporadisch gespielt wurde das Morra-Gambit bereits von Tartakower. Näher analysiert wurde es jedoch erst in den 1940er Jahren von seinem französischen Namensgeber Pierre Morra (1900–1969). Die Erprobung in den Turniersälen der Großmeister verdankt das Gambit allerdings dem Jugoslawen Milan Matulović, weshalb es in Osteuropa Anfang der 1960er Jahre gelegentlich auch nach ihm benannt wurde.
In den USA machte sich Ken Smith um die Popularisierung verdient, deswegen wird es dort Smith-Morra-Gambit genannt. In jüngster Vergangenheit haben Großmeister wie Adams, Chandler, Minasjan oder Illescas dafür gesorgt, dass die Waffe Morra-Gambit nicht in Vergessenheit geriet.
Im angenommenen Morra-Gambit versucht Weiß, seine Figuren auf die positionell günstigsten Felder zu stellen. Nach Sg1–f3 kann der Springer über g5 die Felder e6 und f7 angreifen, nach Lf1–c4 unterstützt ihn der Läufer dabei. Die Türme werden meist auf die offene bzw. halboffene c- und d-Linie gestellt. Im Zweifelsfalle sollte Weiß die gegnerische Dame angreifen, die selten ein gutes Feld hat. Bleibt sie auf d8, kann sie mit Td1 angegriffen werden. Auf c7 ist sie anfällig gegen Sc3–b5, Lc1–f4 oder Tc1. Nach weiterem Dc7–b8 kann sie nur noch durch den Läufer f4 angegriffen werden; sie steht dort aber sehr schlecht und behindert den Turm auf a8. Nach Dd8–a5/b6 kann sie durch Bauernvorstöße oder Läufer angegriffen werden. In vielen Varianten ist es für Weiß möglich und teilweise auch nötig, auf d5 eine Leichtfigur zu opfern. Marc Esserman gibt Faustregeln an, wann man einen Springer oder Läufer opfern sollte:
Schwarz kann das Gambit entweder annehmen oder ablehnen:
Mit 3. … d4xc3 4. Sb1xc3 nimmt Schwarz das Gambit an. Da Weiß keine konkreten Drohungen hat, stehen dem Schwarzen viele Aufbauten zur Verfügung, die sich oft an Varianten des offenen Sizilianers (2. Sg1–f3 d7–d6/e7e6/Sb8–c6 3. d2–d4 cxd4 4. Sf3xd4) orientieren. Weiß spielt, sofern nicht anders angegeben, 5. Sg1–f3, 6. Lf1–c4, 7. 0–0 8. Dd1–e2, 9. Tf1–d1 gefolgt von 10. Lc1–e3/f4/g5 (je nach schwarzem Aufbau) und 11. Ta1–c1.
Ein Aufbau, der sich an der Taimanow-Variante orientiert, die sich durch …e7–e6, …Dd8–c7 und …Sb8–c6 auszeichnet, kann zur sibirischen Falle führen. Weiß sollte durch ein frühzeitiges Sc3–b5 die Dame auf c7 angreifen und dadurch weitere Tempi gewinnen.
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Aufbauten mit …e7–e6 gefolgt von …d7–d6 orientieren sich an der Scheveninger Variante. Es werden mehrere Untervarianten unterschieden:
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Systeme mit frühem …e7–e6, …Sg8–e7 möchten verhindern, dass der Springer nach …Sg8–f6 durch e4–e5 angegriffen werden kann wie in den Scheveninger Varianten. Geplant ist den Springer nach g6 zu ziehen. Weiß kann dies mit Lc1–g5 verhindern. Nach …h7–h6 oder …f7–f6 ist der Läufer angegriffen und muss wieder wegziehen; dafür ist die schwarze Bauernformation geschwächt. 4. … Sb8–c6 5. Sg1–f3 e7–e6 6. Lf1–c4
Systeme mit frühem …e7–e6, …Lf8–c5/b4 versuchen den Läufer vor dem Springer zu entwickeln, da er nach Sg8–e7 durch den Springer blockiert ist.
Varianten mit … g7–g6 orientieren sich an der Drachenvariante oder dem beschleunigten Drachen. Weiß sollte nach Lf1–c4, möglichst noch vor der Rochade mit Dd1–b3 fortsetzen, da nun die Bauern auf f7 und b7 angegriffen sind.
Die Taylor-Verteidigung entsteht nach 4. … Sb8–c6, 5. … d7–d6, 6. … a7–a6, 7. … Sg8–f6. Geplant ist den Springer auf f3 durch Lc8–g4 und anschließendes Lg4xf3 abzutauschen. Weiß kann zwischen 8. Le3, 8. b4 und 8. Lf4 wählen.
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Nach frühem …Lc8–b7 droht Schwarz oft den Bauern e4 zu gewinnen. Beispielsweise 4. … a7–a6 5. Lf1–c4 e7–e6 (b5? 6. Lxf7+ Kxf7 7. Dd5+ nebst Dxa8) 6. Sg1–f3 b7–b5 7. Lc4–b3 Lf8–b7 nach 8. … b5–b4 ist der Springer c3 angegriffen und muss wegziehen. Danach ist der Bauer e4 nicht mehr verteidigt: 9. … Lb7xe4. Weiß kann mit 8. Dd1–e2 den Bauern verteidigen oder mit 8. 0–0 ein Opfer anbieten. 8. 0–0
Ablehnungen im zweiten Zug sind nicht zu empfehlen: 1. e2–e4 c7–c5 2. d2–d4: Nach 2. … e7–e6 3. d4–d5 und 2. … d7–d6 3. dxc5 steht Weiß besser.
Nach 2. … c5xd4 3. c2–c3 kann Schwarz mit 3. … dxc3 in die angenommene Variante übergehen oder mit 3. … d7–d6, 3. … Dd8–a5!? 4. Lc1–d2!, 3. … e7–e5!? und 3. … g7–g6!? eigenständige Varianten wählen.
Bekannter nach 2. … c5xd4 3. c2–c3 sind:
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