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Martinsmünster (Colmar)

Kirchengebäude in Colmar, Frankreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

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Die häufig Martinsmünster genannte, römisch-katholische (ehemalige) Stiftskirche Sankt-Martin (Collégiale Saint-Martin) ist der beherrschende Sakralbau der Stadt Colmar im Elsass und eines der bedeutenden gotischen Bauwerke im Département Haut-Rhin. Heute dient sie als Pfarrkirche (französisch église paroissiale). Nach der Französischen Revolution war sie kurzzeitig Kathedrale eines Bistums[1] und wird manchmal noch als Cathédrale Saint-Martin bezeichnet. Der jetzige Bau wurde 1234 bis 1365 errichtet, die auffällige Bekrönung des Glockenturms wurde nach einem Dachstuhl­brand 1572 im Renaissancestil aufgesetzt.

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Der stadtbildprägende Turm
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Südseite
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Nordostansicht
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Geschichte

Zusammenfassung
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St. Martin
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St.-Martins-Kirche im Jahr 1548 nach Sebastian Münsters Cosmographia (einzige Darstellung des Turms vor dem Brand 1572)[2]

Von der um das Jahr 1000 errichteten ersten Vorgängerkirche wurden 1972 Überreste freigelegt. Es handelte sich um eine dreischiffige Kirche mit Querhaus und platt geschlossenem Chor. Ein später angebauter Westbau konnte bei den Grabungen nachgewiesen werden. Auch von der zweiten, romanischen Vorgängerkirche wurden Fundamente gefunden. Ihr apsidial geschlossener Chor hatte bereits die Breite des heutigen Binnenchors, die Nebenapsiden schlossen an ein Querhaus heutigen Ausmaßes an.

1234 erhob der Bischof von Basel die dem heiligen Martin geweihte Pfarrkirche zum Kollegiatstift mit 16 Kanonikern (1245). Dies war offenbar Anlass für den Neubau, der wohl ab 1234 mit dem nicht mehr vorhandenen Chor begann. Vermutet wird ein 5/8-Chor, wie er in der oberrheinischen Spätromanik üblich war.[3] Die östlichen Vierungspfeiler zeigen noch Sockelformen der Spätromanik, so dass davon auszugehen ist, dass erst im Querhaus, dem ältesten erhaltenen Bauteil, der Übergang zur gotischen Bauweise erfolgte. Am südlichen Querhausportal, dem sogenannten Nikolausportal, befindet sich die inschriftlich bezeichnete Figur des „Meisters Humbert“ (Maistre Hunbret), der als Baumeister-Architekt dieses Bauteils angesehen wird. Das Langhaus mit seinen stämmigen kantonierten Pfeilern entstammt der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die Westfassade verrät den Einfluss des Westbaus des Basler Münsters. In die Mitte des 14. Jahrhunderts fiel die Errichtung des Chores, für den 1350 Grundstücke zugekauft wurden. 1491 entstand laut einer Inschrift das Vierungsgewölbe. Im Jahr 1572 brannte die Kirche ab.

Von mehreren verhältnismäßig kleinen Portalen der Kirche sind einige zugemauert. Die größten im Tympanon weisen einen reichen Figurenschmuck auf. Das Westportal zeigt die Anbetung der Heiligen Drei Könige und das Weltgericht, im Wimperg erscheint der Heilige Martin bei der Mantelspende. Das Süd-Querhausportal stellt die Legende des Heiligen Nikolaus dar, darüber ist eine weitere Weltgerichtsdarstellung zu sehen. In den Archivolten ist Meister Humbert mit einem Winkel wiedergegeben.

Auffallend ist das farbige Ziegeldach mit Bezügen sowohl zum Burgund als auch nach Franken, das an jenes des Münster zu Thann erinnert.

Die massiven Stützpfeiler der Fassade verleihen dem Gebäude vorne einen etwas schwerfälligen Aspekt, der mit dem luftigen Aussehen der hohen spätgotischen Chorfenster kontrastiert.

Zu den ungewöhnlichen äußerlichen Details des Gebäudes zählen zwei „Judensäue“, die eine als Wasserspeier und die andere als Portalwinkelfigur.[4]

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Ausstattung

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Mittelschiff und Seitenschiffe zum Chor
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Orgelprospekt mit Rückpositiv

Im weitläufigen Inneren, das durch die Französische Revolution herbe Verluste an der Ausstattung erleiden musste, sind bemerkenswert der im Elsass einzigartige Chorumgang mit dichtem Kapellenkranz sowie die erhaltenen mittelalterlichen Skulpturen (Altar, Madonna) und Bleiglasfenster (bartloser Christuskopf über dem Nordportal der Fassade, frühes 13. Jahrhundert).

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Orgeln

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Bemerkenswert ist auch der Orgelprospekt von 1755, der von Johann Andreas Silbermann geschaffen wurde. Das Instrument wurde 1979 durch ein zeitgenössisches Instrument der Orgelbau Felsberg ersetzt. Es hat 48 Register auf drei Manualen und Pedal.[5]

I Positif de Dos C–g3
01.Montre08′
02.Bourdon08′
03.Quintaton08′
04.Prestant04′
05.Flûte à cheminée 004′
06.Nasard0223
07.Sesquialtera II
08.Doublette02′
09.Larigot0113
10.Mixture IV
11.Cymbale III–IV
12.Dulzain16′
13.Trichterregal08′
II Grand Orgue C–g3
14.Montre16′
15.Montre08′
16.Flûte à cheminée 008′
17.Gambe08′
18.Quinte0513
19.Prestant04′
20.Flûte conique04′
21.Rauschpfeife II
22.Gemshorn02′
23.Mixture V–VI
24.Cymbale IV
25.Trompette16′
26.Trompette08′
III Oberwerk C–g3
27.Bourdon8′
28.Flûte à cheminée 04′
29.Flûte conique2′
30.Principal1′
31.Quinte23
32.Terzian II
33.Régale8′
34.Voix humaine8′
Pédale C–g1
Grande Pédale
35.Principal16′
36.Soubasse16′
37.Quinte1023
38.Octave08′
39.Sordun32′
40.Posaune16′
41.Trompette08′

Petite Pédale
42.Octave04′
43.Flûte02′
44.Cor de nuit01′
45.Rauschpfeife III 0
46.Mixture V–VII
47.Chalumeau04′
48.Cornet02′

Außer der großen Hauptorgel befindet sich in St. Martin noch eine Chororgel, die 1974/75 von Curt Schwenkedel gebaut wurde und einen Umfang von 14 Registern auf zwei Manualen und Pedal hat.[6]

Von 1837 bis 1854 war der deutsche Musiker Martin Vogt Chorleiter und Organist im Martinsmünster. Laut Konzertorganist Gerd Hofstadt war Vogt damals der meistverlegte Komponist von Kirchenmusik im Elsass und in der Nordschweiz.

Geläut

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Das Hauptgeläut besteht aus acht Glocken, die in den Jahren 1817 (Glockengießerei Edel), 1976/78 (Heidelberger Glockengießerei) und 1990 (Karlsruher Glocken- und Kunstgießerei) gegossen wurden.[7]

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Turm mit massiven Stützpfeilern
Weitere Informationen Glocke, Name ...

Ferner gibt es eine Uhrschlag-Glocke von Franz Sermund, Bern aus dem Jahr 1573 mit dem Schlagton d¹ und eine kleine Glocke in der Turm-Laterne mit dem Schlagton g², die 1979 in Heidelberg gegossen wurde.

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Maße

Das Gebäudes hat folgende Abmessungen:[8]

  • Innenlänge: 78 Meter
  • Innenhöhe: 20 Meter
  • Innenbreite im Querschiff: 34 Meter
  • Höhe des Turms: 71 Meter

Literatur

  • Peter Anstett: Das Martinsmünster zu Colmar: Beitrag zur Geschichte des gotischen Kirchenbaus im Elsass. Mann, Berlin 1966.
Commons: Martinsmünster Colmar – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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