Im Jahr 1992 übernahm er eine Stelle als Dozent für Tonsatz am Konservatorium Augsburg, bevor er zwei Jahre später die Professur für Musiktheorie an der Universität Siegen antrat, wo er bis heute tätig ist. Dort gründete er u. a. das Studio für Neue Musik der Universität Siegen.[2] Parallel dazu war er von 1992 bis 2009 als Lehrbeauftragter für das Fach Tonsatz an der Musikhochschule Köln tätig, wo er u. a. Hauptfachunterricht gab und regelmäßig studentische Projekte leitete.[1]
Herchenröders Kompositionen stehen in der Tradition der musikalischen Moderne. So zeigen seine frühen Werke Einflüsse der Wiener Schule, von Olivier Messiaen und György Ligeti. In der Verbindung von Expressivität und Struktur erweist sich außerdem eine Prägung durch die Musik von Johann Sebastian Bach.[2] Herchenröders Stilistik lässt sich als prozesshaft-dynamisch beschreiben (z. B. Weg…Stationen), die sich auch in fragmentartigen Strukturen durchsetzt (z. B. kontakte). Spannung entsteht durch einen Wechsel zwischen gradueller oder eruptiver Entwicklung und bisweilen schroffen Kontrasten (z. B. zeit raum II: Ströme). Ausgangspunkt seiner Arbeit ist ein musikalisches Bild, das sich im Nachgang seine musikalischen Strukturen sucht (z. B. Phoenix und Drache). Dabei sind seine Inspirationsquellen sehr vielfältig. So hat z. B. Ton Gitter Sprach Suche seinen Ursprung in der Literatur, bei Gedichten des Lyrikers Paul Celan. Außerdem fand Herchenröder Inspirationen in der bildenden Kunst (Serie Paul-Klee-Blatt I-V), dem Theater (Shakespeares Sturm in der Komposition The Tempest), der Philosophie (z. B. Erscheinung), der Psychologie (z. B. Inseln der Gegenwart) sowie in den Naturwissenschaften (z. B. zeit raum I: ad fontes).[1]
Werke für Orchester
1990 Wachsen lassen
1994/95 Weg…Stationen
1997 Inseln der Gegenwart. Drei Moments musicaux für Streichorchester
2004 Landschaften – innen, außen. Konzert für zwei Gitarren und Orchester
Werke für Ensemble
1987 Tristan. Imaginäre Ballettszenen. Für Bläser, Schlagzeug und Klavier
1987 Psalm 1987
2013 Powerplay. Für acht Violoncelli
Kammermusik
1989 Ton Gitter Sprach Suche. Für zwei Gitarren
1990 Mosaik II. Für Flöte und Orgel
1992 The Tempest. Imaginäres Theater nach William Shakespeare. Für Flöte und Gitarre
1993 Stücke über den Tod. Für Violoncello und Klavier
1995/96 kontakte. Für Violoncello und Klavier
2000 zungen reden. Für Trompete und Orgel
2001/06 Poems and Variations. 1. Streichquartett
2003 Trio
2007 Phönix und Drache. Für Saxophone und Orgel
2015 Voyages d’hiver. Für Flöte und Streichtrio
2018 Orion. Für Violoncello und Orgel
2020 Rubaiyat. Für Flöte und Klavier
Werke für Soloinstrumente
1991 Paul-Klee-Blatt III: Linien aus Nachtlicht. Für Orgel
1991 Metamorphosen einer Idylle. Für Klavier
1996 zeit raum I: ad fontes. drei melodien. Für Orgel
2001/08 zeit raum II: ströme. pfingststücke. Für Orgel
2003 Winternachtmusik. Für Violoncello
2003/10 Winternachtmusik. Für Viola
2003 Toccata. Für Orgel
2004 Meteor. 2. Etüde. Für Klavier
2007 Paul-Klee-Blatt IV: Geröll. 3. Etüde. Für Klavier
2008 Toccata and Lament. Für Orgel
2009 Terzattacke. Für Flöte
2009 Bäume und Steine. 4. Etüde. Für Klavier
2011 Paul-Klee-Blatt V: Meerleuchten. Für Orgel
2013 Three Shakespeare Songs. Für Gitarre
2013 Sekundenschlaf. Für Flöte
2017 Miniaturen. Für Violoncello
2017 Raindrop Toccata. Für Orgel
2017 Ophelia’s Tears. Für Orgel
2021 Northern Lights. Für Orgel
Vokalmusik
1988 Gesänge auf Texte von Paul Celan
1988 Lieder nach Mörike-Gedichten
1991 Modische Mozart-Miniatur
1991/92 Hölderlin-Fragmente. Für Bariton und Klavier
1991–93 Hölderlin-Fragmente. Für Bariton und Streichorchester
1999 in terra pax. Kantate für Sprecher, Soli, Chor und Orchester
2005 Weg nach Jerusalem. Kantate für gemischten Chor und Kammerorchester
2005 Bagatellodram
2011/12 Erscheinung. Kantate für zwei gemischte Chöre, Soli und Orchester
2017 Gottes Schweigen (Aus tiefer Not). Kantate für gemischten Chor, Soli und Orchester
2020 Lobgesang / Rufe. Für 4-8-stimmig gemischten Chor und Orgel
2021 Corona-Sprüche. Für gemischten Chor und Klavier
Monographien und Editionen
Struktur und Assoziation. György Ligetis Orgelwerke. Edition Lade, Schönau 1999.
Universität Siegen – Studio für Neue Musik – Die Plakate. Mit einem Vorwort (dt. / engl.). universi, Siegen 2013.
RAUM MUSIK. Hg. von Ulrich Exner und Martin Herchenröder. Buch und DVD. Schaff, Hamburg 2014.
Urban Sounds. Stadtklang: Siegen – New York. Hg. von Ulrich Exner und Martin Herchenröder. Buch und DVD. universi, Siegen 2016.
Verlorene Orte / lost places. Hg. von Ulrich Exner und Martin Herchenröder. Buch und DVD. universi, Siegen 2018.
Hamlet. The Organ as Scrying Glass: Images from Shakespeare’s Hamlet. The Davidsson Organ and dance Collaborative. Hg. von Martin Herchenröder. Buch und DVD. universi, Siegen 2020.
…alles im Fluss… Klänge zu Takako Saito. Hg. von Martin Herchenröder und Marco Hoffmann. Buch und Blu-ray Disc. universi, Siegen 2020.
Artikel
Ein Oratorium auf der Suche nach dem Urevangelium. Zu Wolfgang Stockmeiers „Jesus“. In: Musik und Kirche 5/1991, 250–260.
Komponieren nach Messiaen. In: Musik und Kirche 4/1993, 188–196.
„Sentieri musicali…“ – einige Beobachtungen zum musikalischen Zitat in Werken Jürg Baurs. In: Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Rheinische Musikgeschichte 85/1998, 22–32.
Neue Orgelmusik aus Kanada. In: Musik und Kirche 3/1999, 168–180.
Neue Orgelmusik nach 1960. In: Rudolf Faber & Philip Hartmann (Hrsg.): Handbuch Orgelmusik, Bärenreiter, Kassel 2002, 663–706.
From Darmstadt to Stockholm: Tracing the Swedish contribution to the development of a new organ style. In: Kerala J. Snyder (Hrsg.): The Organ as a Mirror of Its Time, Oxford University Press, New York 2002, 303–321.
Schönberg, Bach, Miró und Mittelalter. Zu Wolfgang Stockmeiers „Tänzerin hört Orgelmusik in einer gotischen Kathedrale“. In: Heinemann, Michael & Wissemann, Antje (Hrsg.): „… in Himmelsnähe“. Für Wolfgang Stockmeier: Ein Buch der Freunde und Kollegen zum 75. Geburtstag am 13. Dezember 2006, Strube, München 2006, 15–29.
Neue Orgelmusik in den USA. In: Musik und Kirche 4/2009, 250–259.
Der Komponist und die Orgel im 21. Jahrhundert. In: Hermann J. Busch (Hrsg.): Die Orgel zwischen gestern und morgen. Bericht über das zehnte Colloquium der Walcker-Stiftung für orgelwissenschaftliche Forschung 23.–25. September 2003 in Siegen. Siegen 2011, 100–114.
Mit Hermann J. Busch: The German-speaking Lands. In: Christopher S. Anderson (Hrsg.): Twentieth-Century Organ Music. Routledge, New York 2012, 43–75.
Mit Hermann J. Busch: France. In: Christopher S. Anderson (Hrsg.): Twentieth-Century Organ Music. Routledge, New York 2012, 140–170.
Composing for Historically Informed Organs. In: Annette Richards (Hrsg.): Keyboard Perspectives V: The Yearbook of the Westfield Center for Historical Keyboard Studies 2012. The Westfield Center 2013, 135–146.
Mit Sibylle Schwantag: Integrierte Orgelforschung. In: Marie-Bernadette Dufourcet-Hakim (Hrsg.): Orgues et Imaginaires. In memoriam Hermann J. Busch (1943–2010). Presses universitaires, Bordeaux 2015, 47–52.
The Rediscovery of the Organ by the 1960s Avant-Garde. In: Sverker Jullander (Hrsg.): ORGAN PROSPECTS AND RETROSPECTS. Texts and Music in Celebration of Organ Acusticum, Piteå, Sweden. Luleå 2016, 97–112.
Zumutungen. Orgelmusik nach 1962 – eine Provokation? In: Zum Thema: Provokation. Diagonal. Zeitschrift der Universität Siegen. Heft 39, V&R unipress, Göttingen 2018, 103–121.
Herchenröder, Martin (Orgel): Orgelwerke. Johann Sebastian Bach, Jürg Baur, Girolamo Frescobaldi (1995), WDR / Koch Schwann 3-1846-2.
Davidsson, Hans; Herchenröder, Martin & Schmitt, Christian (Orgel): Martin Herchenröder. Linien aus Nachtlicht. Organ Works (2015), Neos 11504.
Gauwerky, Friedrich (Violoncello) & Severin von Eckardstein (Klavier): Martin Herchenröder. Winternachtmusik. Music for Violoncello and Piano (2018), Neos 11815.