Top-Fragen
Zeitleiste
Chat
Kontext
Amerlinggymnasium
Mittelschule im Wiener Stadtteil Mariahilf Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Remove ads
Das Amerlinggymnasium (ehemals: Mariahilfer Gymnasium) ist ein Gymnasium im Wiener Stadtteil Mariahilf.






Remove ads
Geschichte
Zusammenfassung
Kontext
Kurz nach ihrer Gründung im Jahr 1864 übersiedelte die Schule 1869 in das von der Gemeinde Wien von der Familie Esterházy erworbene, zuvor ursprünglich barocke, um 1695 als "Lustgebäude in der Art des Johann Bernhard Fischer von Erlach" errichtete Palais Albrechtsburg, das der Staatskanzler Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg von Anna Rosina von Albrecht-Albrechtsburg 1753 erworben, es dem Zeitgeschmack entsprechend zum Palais Kaunitz umbauen und auf 21 Fensterachsen hatte erweitern lassen.
Zuvor war das Adelspalais zu Schulzwecken durch den städtischen Oberingenieur Georg Haussmann nach Aufsetzen eines 2. Stockwerks aufwändig, nach dem neuesten Stand der Technik funktional, adaptiert worden (Zentrale Warmluftheizanlage, System zur Frischluftzufuhr aus dem Esterházy-Park u. ä.)[1] .
Auf der Wiener Weltausstellung 1873 wurde nicht nur das Gebäude in Plänen und Ansichten als exemplarisch moderner Schulbau präsentiert, sondern auch prominente anthropologische, zoologische und physikalische Sammlungsbestände des Gymnasiums (das sogar ein Münzkabinett besaß), die nach zeitgenössischer Darstellung „vergleichbaren universitären Sammlungen in keiner Weise nachstanden“, gezeigt. Diese hatte der erste Direktor der Schule, Dr. med. Benedikt Kopezky, angeschafft.
Während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg war im Hauptgeschoß des Gebäudes das Lycée Français de Vienne untergebracht. Im Jahr 1948 wurde im Park entlang der Ostfassade für das Lycée Français ein Sportplatz angelegt und dabei die letzte, aus dem späten 18. Jahrhundert verbliebene Brunnen-Plastikgruppe (Herakles besiegt den Nemeischen Löwen) vor dem Mittelrisalit des Mariahilfer Gymnasiums (ehemals Palais Kaunitz-Esterházy, siehe Mitte der Abbildung der Lithographie von Anton Peisker Blick vom Esterházypark zur Ostfassade), entfernt und in der Teichanlage des Burggartens wieder aufgestellt. Nach Auszug der französischen Schule wurden zwischen 1955 und 1960 unter der Direktion Friedrich Wotkes von der Bundesgebäudeverwaltung eine Reihe von Sanierungsarbeiten am und im Gebäude durchgeführt, wobei auch das Deckenfresko im barocken oktogonalen Festsaal von Antonio Marini, „Der Olymp“, (1820) vom Bundesdenkmalamt restauriert wurde. 1964 wurde in einer Reihe von Veranstaltungen das 100-jährige Bestehen des Gymnasiums gefeiert.
1967 wurde auf Betreiben der neuen Schulleitung und der Bundesgebäudeverwaltung eine Aufhebung des Denkmalschutzes durchgesetzt, worüber die Öffentlichkeit erst im Herbst 1970 beim Auszug des Schulbetriebes in ein „Übergangsgebäude“ in der Westbahnstraße erfuhr. Heftige Proteste in den Medien sowie von Seiten zahlreicher bekannter Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur (Walter Koschatzky/Albertina, Renate Wagner-Rieger/Universität Wien, Otto Pächt/Universität Wien, Otto Niedermoser/Hochschule für angewandte Kunst Wien, Margarethe Poch-Kalous/Akademie der bildenden Künste Wien, Ernst Hiesmayr/Technische Hochschule, Wilhelm Mrazek/Museum für angewandte Kunst, Fritz Novotny, Erika Neubauer, Ernst Fuchs, Walter Schmögner, Alexander Jenner, Eberhard Wächter, Heinz Holecek – um nur einige zu nennen), konnten die Abbrucharbeiten nicht verhindern. So begannen am 1. Dezember 1970 die Abbrucharbeiten, um anstelle des historischen Gebäudes den Neubau des heutigen Schulgebäudes in der Amerlingstraße zu ermöglichen.[2]
Abgesehen von nur wenigen Bauelementen (z. B. barocke, skulptierte Fenstergewände samt Bekrönung und Verdachung des gartenseitigen Mittelrisalits, die ins Depot des Bundesdenkmalamtes verbracht wurden, und die geplante Übernahme der drei reich ornamentierten steinernen Parapetfelder des westseitigen Mittelrisalits von der Österreichischen Galerie – die jedoch teils durch Absturz eines Parapets bei der Bergung und teils durch die Übernahme eines Parapets vom Mariahilfer Heimatmuseums nicht wie vorgesehen stattfand) konnte auf Betreiben des „Aktionskomitees zur Erhaltung des Palais Kaunitz-Esterházy“ das Deckenfresko Der Olymp des Florentiner Malers Antonio Marini, das Fürst Nikolaus II. Esterházy de Galantha 1820 für den oktogonalen, neun Meter hohen Festsaal anfertigen hatte lassen, gerettet werden; zunächst in den Sieveringer Filmstudios zwischengelagert konnte das Fresko erst 1982 nach weiterer langer Lagerung in der Albertina – die letztlich erfolglos bestrebt gewesen war, im eigenen Haus einen geeigneten Raum zur Wiederanbringung desselben zu finden – von Professor Josef Fastl, der es auch abgenommen hatte, an der Decke des neu geschaffenen Auktionssaales des Kunstpalais Dorotheum, im vormaligen Palais Eskeles, ohne den es umgebenden „Spiegel“ mit zehn runden Götterporträts, wieder appliziert werden. Seit 1993 befindet sich im Palais Eskeles das Jüdische Museum der Stadt Wien (Jüdisches Museum Wien). Seither ist das Marini-Fresko durch Abhängung der Decke für die Öffentlichkeit verborgen.
Remove ads
Galerie
- Grundrissplan von Erdgeschoss und dem ersten Stock des Gymnasiums mit Raumwidmungen im Jahr 1870
- Baulinien-Plan der Esterházy-Realität in den Berichten der Wiener Stadtverwaltung, 1873, Plan 15
- K.k. Staats-Gymnasium, Detail Schuleingang an der Westfassade im Jahr 1900
- Ein äußeres Götterporträt aus dem „Spiegel“ des Deckenfreskos Der Olymp, Antonio Marini 1820 (Foto: 1970)
- Putto und Signatur Ant. Marini 1820, Ausschnitt aus dem Deckenfresko Der Olymp (Foto: 1970)
- Eines der 10 Götterporträts aus dem „Spiegel“ des Deckenfreskos Der Olymp Antonio Marini 1820, (jetzt im Bezirksmuseum Mariahilf)
- Herakles bezwingt den Nemeischen Löwen, Brunnengruppe: Herakles (Bronze), Löwe (Stein), seit 1948 im Teich des Burggartens Wien (Foto: 1971)
- Ein Parapet, der Westfassade des Palais Kaunitz-Esterházy, Wien/Mariahilf, um 1780
Remove ads
Gegenwart
Das Amerlinggymnasium beherbergt aktuell ca. 600 Schülerinnen und Schüler mit einem 70-köpfigen Lehrkörper. Die Schule bietet einen gymnasialen Zweig sowie ein wirtschaftskundliches Realgymnasium an. Besonderheit des Schulprofils ist die modulare Oberstufe, bei welcher die Schülerinnen und Schüler ab der 10. Schulstufe ein semestriertes Schuljahr durchlaufen, das kein Jahreszeugnis mehr kennt und die zu absolvierenden Gegenstände in Pflichtmodule gliedert. Dieses System bietet den Lernenden zudem ein reichhaltiges Angebot an frei auszusuchenden Wahlmodulen. Zu einem Antritt der Reifeprüfung müssen alle Module positiv abgeschlossen sein.
Als eine der wenigen innerstädtischen Schulen verfügt das Amerlinggymnasium über ein großzügiges Außengelände mit einem schuleigenen Sportplatz.[3]
Direktoren
- 1864–1872: Benedikt Kopezky
- 1872–1893: Erasmus Schwab
- 1893–1897: Josef Steiner
- 1897–1910: Viktor Thumser
- 1910–1918: Gustav Ficker
- 1920–1925: Emil Schreiber
- 1925–1938: Leo Lenz
- 1938–1945: Anton Strebinger
- 1945–1948: Rudolf Kuppe
- 1948–1958: Friedrich Wotke
- 1959–1976: Wilhelm Morawietz
Absolventen (Auswahl)
Schriften
- Erasmus Schwab, Das Schulhaus des Mariahilfer Communal-Real- und Obergymnasiums in seiner neuen Gestalt, 16. Jahresbericht, Schuljahr 1880, Seite I – XX
- Schulprogramme des K. K. Staatsgymnasiums im VI. Bezirke von Wien, 1897–1915 Digitalisat
Literatur
- Heinz P. Adamek: Das Palais Albrechtsburg-Kaunitz-Esterházy in Mariahilf. In: Mariahilf – Kultur und Umwelt – Dokumentation einer Veränderung im Oktober 1982; Katalog zur Plakatausstellung Was ist los in Mariahilf?. Wien: Rema-Print 1982.
- Edgard Haider: Verlorenes Wien – Adelspaläste vergangener Tage. Wien 1984, ISBN 3-205-07220-0.
- Heinz P. Adamek: Geschichte eines Wiener Palais – Palais europäischer Geschichte. In: Festschrift 125 Jahre Mariahilfer Gymnasium. Wien 1989, S. 53 ff.
- Dieter Klein, Martin Kupf, Robert Schediwy: Stadtbildverluste Wien – Ein Rückblick auf fünf Jahrzehnte. Wien 2005, ISBN 3-8258-7754-X.
Remove ads
Weblinks
Commons: Mariahilfer Gymnasium – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Wikiwand - on
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Remove ads