Amerlinggymnasium
Mittelschule im Wiener Stadtteil Mariahilf Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Amerlinggymnasium (ehemals: Mariahilfer Gymnasium) ist ein Gymnasium im Wiener Stadtteil Mariahilf.
Kurz nach ihrer Gründung im Jahr 1864 übersiedelte die Schule 1869 in das von der Gemeinde Wien von der Familie Esterházy erworbene, ursprünglich barocke Palais Kaunitz-Esterházy. Dieses Palais war zu Schulzwecken durch den städtischen Oberingenieur Georg Haussmann nach Aufsetzen eines 2. Stockwerks aufwändig, nach dem neuesten Stand der Technik funktional, adaptiert worden.
Auf der Wiener Weltausstellung 1873 wurde nicht nur das Gebäude in Plänen und Ansichten als exemplarisch moderner Schulbau präsentiert, sondern auch prominente anthropologische und zoologische Sammlungsbestände des Gymnasiums, die nach zeitgenössischer Darstellung „vergleichbaren universitären Sammlungen in keiner Weise nachstanden“, gezeigt. Diese hatte der erste Direktor der Schule, Benedikt Kopezky, angeschafft.
Während der Besatzungszeit nach dem Zweiten Weltkrieg war im Hauptgeschoß des Gebäudes das Lycée Français de Vienne untergebracht. Nach Auszug der französischen Schule wurden zwischen 1955 und 1960 unter der Direktion Friedrich Wotkes von der Bundesgebäudeverwaltung eine Reihe von Sanierungsarbeiten am und im Gebäude durchgeführt, wobei auch das Deckenfresko im barocken oktogonalen Festsaal von Antonio Marini, „Der Olymp“, (1820) vom Bundesdenkmalamt restauriert wurde. 1964 wurde in einer Reihe von Veranstaltungen das 100-jährige Bestehen des Gymnasiums gefeiert.
1967 wurde auf Betreiben der neuen Schulleitung und der Bundesgebäudeverwaltung eine Aufhebung des Denkmalschutzes durchgesetzt, worüber die Öffentlichkeit erst im Herbst 1970 beim Auszug des Schulbetriebes in ein „Übergangsgebäude“ in der Westbahnstraße erfuhr. Heftige Proteste in den Medien sowie von Seiten zahlreicher bekannter Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur (Walter Koschatzky/Albertina, Renate Wagner-Rieger/Universität Wien, Otto Pächt/Universität Wien, Otto Niedermoser/Hochschule für angewandte Kunst Wien, Margarethe Poch-Kalous/Akademie der bildenden Künste Wien, Ernst Hiesmayr/Technische Hochschule, Wilhelm Mrazek/Museum für angewandte Kunst, Fritz Novotny, Erika Neubauer, Ernst Fuchs, Walter Schmögner, Alexander Jenner, Eberhard Wächter, Heinz Holecek – um nur einige zu nennen), konnten die Abbrucharbeiten nicht verhindern. So begannen am 1. Dezember 1970 die Abbrucharbeiten, um anstelle des historischen Gebäudes den Neubau des heutigen Schulgebäudes in der Amerlingstraße zu ermöglichen.[1]
Abgesehen von nur wenigen Bauelementen (z. B. barocke, skulptierte Fenstergewände samt Bekrönung und Verdachung des gartenseitigen Mittelrisalits – die ins Depot des Bundesdenkmalamtes verbracht wurden – und die geplante, nur zum Teil gelungene Übernahme der drei reich ornamentierten steinernen Parapetfelder des westseitigen Mittelrisalits durch die Österreichische Galerie) konnte auf Betreiben des „Aktionskomitees zur Erhaltung des Palais Kaunitz-Esterházy“ das Deckenfresko Der Olymp des Florentiner Malers Antonio Marini, das Fürst Nikolaus II. Esterházy de Galantha 1820 für den oktogonalen, neun Meter hohen Festsaals anfertigen hatte lassen, gerettet werden; zunächst in den Sieveringer Filmstudios zwischengelagert konnte das Fresko erst 1982 nach weiterer langer Lagerung in der Albertina – die letztlich erfolglos bestrebt gewesen war, im eigenen Haus einen geeigneten Raum zur Wiederanbringung zu finden – von Professor Josef Fastl, der es auch abgenommen hatte, an der Decke des neu geschaffenen Auktionssaales des Kunstpalais Dorotheum, im vormaligen Palais Eskeles, ohne den es umgebenden „Spiegel“ mit zehn runden Götterporträts, wieder appliziert werden. Seit 1993 befindet sich im Palais Eskeles das Jüdische Museum der Stadt Wien (Jüdisches Museum Wien). Seither ist das Marini-Fresko durch Abhängung der Decke für die Öffentlichkeit verborgen.
Das Amerlinggymnasium beherbergt aktuell ca. 600 Schülerinnen und Schüler mit einem 70-köpfigen Lehrkörper. Die Schule bietet einen gymnasialen Zweig sowie ein wirtschaftskundliches Realgymnasium an. Besonderheit des Schulprofils ist die modulare Oberstufe, bei welcher die Schülerinnen und Schüler ab der 10. Schulstufe ein semestriertes Schuljahr durchlaufen, das kein Jahreszeugnis mehr kennt und die zu absolvierenden Gegenstände in Pflichtmodule gliedert. Dieses System bietet den Lernenden zudem ein reichhaltiges Angebot an frei auszusuchenden Wahlmodulen. Zu einem Antritt der Reifeprüfung müssen alle Module positiv abgeschlossen sein.
Als eine der wenigen innerstädtischen Schulen verfügt das Amerlinggymnasium über ein großzügiges Außengelände mit einem schuleigenen Sportplatz.[2]
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