Mardorf (Amöneburg)

Stadtteil von Amöneburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Mardorf ist der größte Stadtteil von Amöneburg im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der Ort liegt im flachwelligen Amöneburger Becken in Nachbarschaft zum Vorderen Vogelsberg mit der Mardorfer Kuppe.

Schnelle Fakten Stadt Amöneburg ...
Mardorf
Koordinaten: 50° 46′ N,  55′ O
Höhe: 211 (210–236) m ü. NHN
Fläche: 13,51 km²[1]
Einwohner: 1416 (30. Juni 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 105 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 35287
Vorwahl: 06429
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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Ortsgeschichte

Soweit bekannte wurde der Ort erstmals urkundlich im Urkundenbuch des Klosters Fulda unter dem Namen Marachdorf, was dem Jahr 750 oder 779 zugeschrieben wird.[2][3] In der Folge wurde der Ort unter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Marcdorf (802/817), Marhdorf (1. Hälfte 9. Jahrhundert),[4] Mardorf (1215), Martdorf (1227 und 1306), Marchtorf (um 1248), Marchtorph (um 1248) und Mardorf (1323).

Juden sind seit der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Mardorf nachweisbar. Seit dem 18. Jahrhundert gab es dort eine jüdische Gemeinde. Ihre Toten wurden auf dem jüdischen Friedhof Rauischholzhausen bestattet. 1885 lebten 47 jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger im Dorf, was knapp 5 % der Ortsbevölkerung entsprach. In den 1860er Jahren konnte die jüdische Gemeinde eine Scheune erwerben und zu einer Synagoge umbauen, die 1869 eingeweiht wurde. Das Synagogengebäude befand sich in der Ortsmitte in einem Hinterhof an der Marburger Straße. Während der Novemberpogrome 1938 wurde die Inneneinrichtung und die Fenster der Synagoge durch SA-Leute völlig zerstört. Das Gebäude blieb erhalten, kam 1939 in Privatbesitz und wurde später wieder zu einer Scheune umgebaut. Dort befindet sich heute eine Gedenktafel mit dem Text: „Zum Gedenken an unsere während der nationalsozialistischen Herrschaft verfolgten, vertriebenen und ermordeten jüdischen Mitbürger. Bis zum November 1938 war dies die jüdische Synagoge in Mardorf. Stadt Amöneburg.“ 1933 lebten in Mardorf noch 27 jüdische Bewohnerinnen und Bewohner. In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindemitglieder auf Grund des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise in die Niederlande, das Vereinigte Königreich und die USA ausgewandert. Insgesamt sind 28 der in Mardorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen während der NS-Zeit umgekommen. Zum Gedenken an diese Menschen wurden in Mardorf 2011 sieben Stolpersteine verlegt.[5]

Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Mardorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Amöneburg eingemeindet.[6][7] Für das Gebiet der ehemaligen Gemeinde Mardorf wurde ein Ortsbezirk eingerichtet.[8]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Mardorf angehört(e):[2][9]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Mardorf 1422 Einwohner. Darunter waren 18 (1,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 270 Einwohner unter 18 Jahren, 612 zwischen 18 und 49, 276 zwischen 50 und 64 und 261 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 561 Haushalten. Davon waren 126 Singlehaushalte, 132 Paare ohne Kinder und 234 Paare mit Kindern, sowie 54 Alleinerziehende und 15 Wohngemeinschaften. In 102 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 366 Haushaltungen lebten keine Senioren.[12]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
 um 1510:008 wehrhafte Männer
 1537:021 Hausgesessene
 1585:024 Hausgesessene
 1747:033 Haushalte
 1838:Familien: 71 nutzungsberechtigte, 88 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 33 Beisassen
Mardorf: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2022
Jahr  Einwohner
1834
 
898
1840
 
934
1846
 
991
1852
 
1.019
1858
 
1.040
1864
 
1.028
1871
 
932
1875
 
962
1885
 
1.002
1895
 
940
1905
 
884
1910
 
903
1925
 
902
1939
 
1.018
1946
 
1.338
1950
 
1.353
1956
 
1.231
1961
 
1.223
1967
 
1.315
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
1.422
2022
 
1.416
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; Zensus 2011[12]

Historische Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
 1861:991 katholische, 4 evangelisch-lutherisch, 36 jüdische Einwohner
 1885:009 evangelische (= 0,90 %), 946 katholische (= 94,41 %) und 47 jüdische (= 4,69 %) Einwohner
 1961:047 evangelische (= 3,84 %), 1172 katholische (= 95,83 %) Einwohner

Historische Erwerbstätigkeit

 1838:Familien: 60 Ackerbau, 50 Gewerbe, 49 Tagelöhner[2]
 1961:Erwerbspersonen: 256 Land- und Forstwirtschaft, 262 Produzierendes Gewerbe, 20 Handel und Verkehr, 47 Dienstleistungen und Sonstiges[2]

Politik

Für Mardorf besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Mardorf) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[8] Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 52,01 %. Es wurden gewählt: zwei Mitglieder der CDU, ein Mitglied der SPD und zwei Mitglieder der „Freien Wählervereinigung Amöneburg“.[13] Der Ortsbeirat wählte Kathrin Rhiel (FWG) zur Ortsvorsteherin.[14]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Infrastruktur

Öffentliche Einrichtungen

Im Ort gibt es:

Verkehr

Der öffentliche Personennahverkehr wird durch den Linienbusverkehr des RMV sichergestellt. Durch den Ort führt die Landesstraße 3289.

Literatur

Commons: Mardorf – Sammlung von Bildern

Anmerkungen und Einzelnachweise

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