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deutscher Slawist und Übersetzer Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Manfred Jähnichen (* 26. Januar 1933 in Ullersdorf bei Dresden; † 19. November 2019 in Berlin) war ein deutscher Slawist und Übersetzer.
Nach Studium der Slawistik, Romanistik und Philosophie, welches er mit einem Diplom in den Fächern Bohemistik/Slowakistik, Russistik und Serbokroatistik abschloss, war Manfred Jähnichen von 1956 bis 1970 wissenschaftlicher Assistent bzw. Oberassistent am Slawischen Institut der Ostberliner Humboldt-Universität, ab 1970 daselbst Dozent und ab 1973 Professor für slawische Kulturen und Literaturen mit dem Schwerpunkt west- und südslawische Kulturen und Literaturen (bis 1998), 1990–1994 Direktor des Instituts für Slawistik.[1] Ab Mitte der 1970er Jahre initiierte er zahlreiche Konferenzen zur Bohemistik/Slowakistik und Jugoslawistik. Einen Schwerpunkt seiner Forschung bildeten von Anfang an Fragen der slawisch-deutschen kulturellen Wechselbeziehungen, der Übersetzung sowie literarischer Rezeptionsprozesse.[2]
Als Übersetzer und Herausgeber widmete sich Jähnichen vor allem tschechischen, slowakischen und südslawischen Autoren. Mit einer Reihe von Anthologien und der Verortung der aufgenommenen Texte im jeweiligen kulturgeschichtlichen Zusammenhang setzte er Maßstäbe in der Vermittlung west- und südslawischer Literaturen in den deutschsprachigen Raum. Seine Anthologie Jugoslawische Erzähler von Lazarević bis Andrić (1966, 21976) ist die erste repräsentative Anthologie jugoslawischer Literatur, die in der DDR erschien, und auch ein Zeugnis der Öffnung gegenüber Jugoslawien ab den späten 1950er Jahren sowie des Aufschwungs komparatistischer Forschung in der DDR.[3] Unter Jähnichens Übersetzungen aus dem Slowenischen sind vor allem der Sammelband Am Steilweg (1965) mit Prosa Ivan Cankars und Ciril Kosmač’ Erzählung Ballade von der Trompete und der Wolke (1972) zu nennen. Die von Jähnichen für die 1960er Jahre festgestellte Schwerpunktverlagerung der deutschen Cankar-Rezeption in die DDR[4] bezieht sich auf das Fehlen repräsentativer Publikationen seit Ende der 1940er Jahre, muss aber im Zusammenhang mit dem sich entwickelnden Selbstverständnis einer vergleichend arbeitenden Slawistik gesehen werden. Die umfangreiche und im Wesentlichen bis heute gültige Darstellung des Werks Ivan Cankars im Nachwort zu Am Steilweg ist als die erste integrierte Gesamtdarstellung dieses Autors der slowenischen Moderne in deutscher Sprache besonders hervorzuheben.[5]
Manfred Jähnichen war Träger der Medaille des CSMS Praha für Verdienste um die Entwicklung der Freundschaft und Zusammenarbeit mit der ČSSR (1967), der Friedensmedaille der Karls-Universität in Prag (1976), des Hviezdoslav-Preises des Slowakischen Schriftstellerverbandes (1977), des Nezval-Preises des Tschechischen Schriftstellerverbands (1978), der Silbernen Ehrennadel der J.E. Purkyně-Universität in Brünn (1983), des Ordens des Jugoslawischen Banners mit goldenem Stern am Halsband (1986) sowie der „Ehrennadel in Gold“ für hervorragende Verdienste um die Verbreitung der serbischen Kultur (2009). 2005 wurde er Mitglied der Leibniz-Sozietät, 2006 Mitglied der Serbischen Akademie der Wissenschaften und Künste.[2]
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