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geistliches Lied Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Schmücke dich, o liebe Seele ist ein lutherisches Kirchenlied. Den Text verfasste Johann Franck zwischen 1646 und 1653,[1] die Melodie schuf Johann Crüger 1649.[2] Das Lied steht, leicht überarbeitet, im Evangelischen Gesangbuch (EG 218).
Franck schuf das Lied als Betrachtung zur Vorbereitung auf das Abendmahl. Mit dem Anfang nimmt er eine mystische Tradition auf, die über Gabriel Biel[3] zurückgeht auf Johannes Damascenus. Von diesem stammt der Tradition nach[4] die erste Antiphon des Missale Romanum zur Prozession beim Fest der Darstellung des Herrn „Schmücke dein Brautgemach, Sion, nimm auf Christus, den König“ (Adorna thalamum tuum, Sion, et suscipe Regem Christum), dessen Bildgedanken Franck aufgreift.
Von den ursprünglich neun Strophen ist die erste eine Selbstaufforderung der Seele, sich für das Gastmahl des Herrn zu schmücken und die Sündenhöhle zu verlassen. Das geheimnisvolle Wesen dieses Sakraments entfaltet die Strophe 2 in der erstrebten Vereinigung der Braut Christi mit dem erwarteten Bräutigam, dessen Gnade sich unüberhörbar bis ins Innerste Bahn bricht. Strophe 3 verdeutlicht die sakramentale Erfüllung des lutherischen Gnadenprinzips sola gratia durch den Kontrast zur ökonomisch bestimmten Welt in Anspielung auf den Missbrauch des Ablasses sowie den damals kulturell dominierenden Bergbau.[5] Die vierte und die fünfte Strophe reflektieren, teilweise in Anredeform an Christus, die unterschiedlichen Empfindungen von Sehnsucht, Freude und Bangen, die Gemüt und Herz vor der Kommunion bewegen. Die sechste Strophe bekennt das Wunder der Realpräsenz Christi in Brot und Wein, das die Vernunft nicht erreichen kann. Die siebte und neunte Strophe sind ein an Jesus gerichtetes demütiges Gebet um würdigen und heilbringenden Empfang der Himmelsspeise, während die achte die Selbstentäußerung Christi (Phil 2,5–11 LUT) thematisiert.
Das Lied kreist um die sakramentale Vereinigung der Einzelseele mit Christus. Ein Gemeindebezug wird nicht ausdrücklich hergestellt; man kann das Ich (bzw. Du) allerdings auch kollektiv als ein Gleichnis für die christliche Gemeinde verstehen. Biblischer Hintergrund sind, außer den neutestamentlichen Berichten vom Letzten Abendmahl Jesu, vor allem die Brotrede des Johannesevangeliums mit dem vorausgehenden Speisungswunder (Joh 6 LUT) sowie die Abendmahlsmahnung des Paulus mit der eindringlichen Warnung vor unwürdigem, verderbenbringendem Empfang (1 Kor 11,17–34 LUT). Die ursprüngliche zweite Strophe nimmt die Bildsprache des Hohen Lieds auf. Besonders die vierte (ursprünglich sechste) Strophe bezieht sich außerdem auf den Fronleichnamshymnus Lauda Sion des Thomas von Aquin.[6] Die Selbstaufforderung des Liedbeginns lässt an den Schluss des Gleichnisses vom Hochzeitsmahl, den Gast ohne Hochzeitsgewand, denken (Mt 22,11–13 LUT).
Das Francksche Lied mit seinen kühnen dichterischen Bildern und seinem ungewöhnlichen Strophenbau[7] erfreute sich bis in das 19. Jahrhundert einer außerordentlichen Wertschätzung, es erreichte nahezu flächendeckende Alleingeltung als Lied während des Abendmahls (sub communione). Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es immer wieder Umdichtungen, um die zu dieser Zeit als anstößig empfundenen Stellen zu glätten. Dazu gehört beispielsweise Klopstocks Fassung Müde, sündenvolle Seele, die das Pathos verstärkt, den Sakramentsbezug jedoch abschwächt. Auch die Melodie wurde vielfach geglättet.
Das Evangelische Kirchengesangbuch wie das Evangelische Gesangbuch geben das Lied ohne die ursprünglichen Strophen 2, 3 und 8 wieder.
Catherine Winkworth schuf 1858 eine sechsstrophige englische Übersetzung Deck thyself my soul with gladness, die sie 1863 überarbeitete und die in dieser Form Eingang in zahlreiche lutherische, anglikanische und methodistische Gesangbücher gefunden hat.[8]
Das Lied ist vor allem im Barock von zahlreichen lutherischen Kirchenmusikern bearbeitet worden. Johann Sebastian Bach legte es in mehreren Orgelwerken wie BWV 654 vor.[9][10] Vor allem ist es die Grundlage seiner Choralkantate Schmücke dich, o liebe Seele, BWV 180. Georg Friedrich Händel lässt Die christliche Kirche in der Abendmahlsszene seiner Brockes-Passion die Strophe Ach wie hungert mein Gemüte singen. In Georg Philipp Telemanns Fassung der Brockes-Passion findet sich die Strophe als Choral an gleicher Stelle. Von Bach inspiriert sind spätromantische Bearbeitungen wie die von Johannes Brahms (Elf Choralvorspiele, 5) und Max Reger.
Die folgende Übersicht stellt die Textfassungen in Francks Geistlichen Gedichten von 1674[11], die des Evangelischen Gesangbuchs von 1994 und die Umdichtung von Klopstock[12] nebeneinander.
1674 | Evangelisches Gesangbuch | Klopstock |
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1. Schmücke dich, o liebe Seele! |
1. Schmücke dich, o liebe Seele, |
1. Müde, sündenvolle Seele, |
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