Gattung der Familie Doldenblütler (Apiaceae) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dieser Artikel behandelt die Pflanzengattung Möhren; zu weiteren Begriffen siehe Möhren (Begriffsklärung).
Die Möhren (Daucus) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Doldenblütler (Apiaceae). Die Arten sind in vielen Gebieten der Welt verbreitet. In Mitteleuropa heimisch sind nur zwei Unterarten der Möhre (Daucus carota): die Wilde Möhre (Daucus carota subsp. carota) und als Zuchtform die Karotte (Daucus carota subsp. sativus), auch Gartenmöhre oder Kulturmöhre genannt.
Schnelle Fakten Systematik, Wissenschaftlicher Name ...
Die Möhren-Arten sind einjährige oder ausdauerndekrautige Pflanzen. Sie bilden oft Pfahlwurzeln. Die oberirdischen Pflanzenteile sind häufig flaumig oder borstig behaart. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert. Die Endabschnitte sind stets schmal.
Blütenstand und Blüten
Die Blüten stehen in zusammengesetzten doppeldoldigenBlütenständen, die endständig oder scheinbar blattgegenständig stehen. Hülle und Hüllchen sind drei- bis vielblättrig. Die Hüllblätter, teilweise auch die Hüllchenblätter sind fiederspaltig. Die Doldenstrahlen neigen sich zur Fruchtreife vogelnestartig zusammen.
Die Blüten sind polygam mit doppelter Blütenhülle. Die Kelchzähne sind klein und unscheinbar. Die Kronblätter sind reinweiß, rötlich oder gelblich. Oben sind sie ausgerandet und haben ein spitzes, eingeschlagenes Läppchen. Die Kronblätter sind auch oft ungleich groß und das äußerste der Randblüten ist oft zygomorph und vergrößert.
Frucht und Samen
Die Frucht ist eiförmig bis ellipsoidisch, auch zylindrisch oder zusammengedrückt. Die Hauptrippen sind faden- oder wulstförmig vortretend sowie borstig behaart. Die Nebenrippen bilden eine Stachelreihe, die beiden seitlichen Nebenrippen bilden den Rand der Teilfrucht. Die Stacheln sind an der Spitze mit Widerhaken besetzt. Diese können an den Früchten der Döldchenmitten zu Warzen verkümmert sein. Ölstriemen gibt es je einen unter jeder Nebenrippe und zwei unter der Fugenfläche.
Die Gattung Daucus wurde durch Carl von Linné aufgestellt.[2] Im klassischen Griechisch wurde das Wort δαυκος (daukos) von Hippokrates sowie Dioskorides verwendet. In der lateinischen Sprache wurde das griechische Wort δαυκος zu daucum oder daucos und wurde von Plinius dem Älteren sowie Aulus Cornelius Celsus für die Karotte verwendet.[3]
Die Gattung Daucus s.str. ist in Nordafrika, Südwestasien, Europa, Australien, Neuseeland, Nord-, Mittel- und Südamerika weitverbreitet. Kulturformen einer Art werden weltweit in den gemäßigten Gebieten kultiviert und verwildern dort auch.
Die Gattung Daucus gehört zur Subtribus Daucinae aus der Tribus Scandiceae in der Unterfamilie Apioideae innerhalb der Familie Apiaceae.[4]
Nach morphologischen Merkmalen enthält die Gattung Daucus s.str. bei Conchita Sáenz Lain 1980 nur etwa 20 Arten.[5]
Nach molekulargenetischen Untersuchungen wurde der Umfang der Gattung Daucus deutlich erweitert. Nach Banasiak 2016 et al. wird die Gattung Daucus s.l. in mehrere Sektionen gegliedert:[4]
Daucus sect. Agrocharis(Hochst.) Spalik & al. (Syn.: AgrocharisHochst.): Sie wurde 2016 aufgestellt und enthält nur drei Arten:[4]
Daucus della-cellae(Asch. & Barbey ex E.A.Durand & Barratte) Spalik, Banasiak & Reduron (Syn.: Athamanta della-cellaeAsch. & Barbey ex E.A.Durand & Barratte): Sie kommt in Libyen vor.[6][4]
Daucus elegans(Webb ex Bolle) Spalik, Banasiak & Reduron (Syn.: Cryptotaenia elegansWebb ex Bolle): Sie kommt auf den Kanarischen Inseln vor.[6][4]
Daucus gracilisSteinh.: Sie kommt nur in Algerien vor.[2]
Daucus insularis(Parl. ex Webb) Spalik, Wojew., Banasiak & Reduron (Syn.: Tornabenea insularis(Parl. ex Webb) Parl.): Sie kommt auf den Kapverden vor.[6][4]
Daucus mauritii(Sennen ex Maire) Sennen: Sie kommt im nördlichen Marokko vor.[6]
Daucus minusculusPau ex Font Quer (Syn.: Pseudorlaya minuscula(Pau ex Font Quer) Laínz): Sie kommt in Marokko, Portugal und Sardinien vor.[6]
Daucus mirabilis(Maire & Pamp.) Reduron, Banasiak & Spalik (Syn.: Pachyctenium mirabileMaire & Pamp.): Sie kommt im nordöstlichen Libyen vor.[6][4]
Zackige Möhre (Daucus muricatus(L.) L.): Sie ist in Südeuropa und Nordafrika verbreitet.[2]
Falscher Breitsame (Daucus pumilus(L.) Hoffmanns. & Link, Syn.: Pseudorlaya pumila(L.) Grande): Er kommt im Mittelmeergebiet und auf den Kanaren vor.[6][4]
Daucus rouyiSpalik & Reduron (Syn.: Rouya polygama(Desf.) Coincy): Sie kommt in Algerien, Tunesien, Sardinien und Korsika vor.[6][4]
Daucus sahariensisMurb.: Sie kommt in Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und auf der Sinaihalbinsel vor.[2]
Daucus setifoliusDesf.: Sie kommt in Marokko, Algerien, Tunesien, Portugal und Spanien vor.[2]
Daucus syrticusMurb.: Sie kommt in Tunesien, Libyen und Ägypten vor.[2]
Daucus tenuisectusCoss. ex Batt.: Sie kommt nur in Marokko vor.[2]
Daucus tenuissimus(A.Chev.) Spalik, Wojew., Banasiak & Reduron (Syn.: Tornabenea tenuissima(A.Chev.) A.Hansen & Sunding): Sie kommt auf den Kapverden vor.[6][4]
Daucus virgatus(Poir.) Maire: Sie kommt in Algerien und Tunesien vor.[2]
Daucus sect. Melanoselinum(Hoffm.) Spalik & al. (Syn.: MelanoselinumHoffm.): Sie wurde 2016 aufgestellt und enthält nur zwei Arten:[4]
Daucus decipiens(Schrad. & J.C.Wendl.) Spalik, Wojew., Banasiak & Reduron (Syn.: Melanoselinum decipiens(Schrad. & J.C.Wendl.) Hoffm.): Sie kommt in Makaronesien vor.[4]
Daucus edulis(Lowe) Wojew., Reduron, Banasiak & Spalik (Syn.: Monizia edulisLowe): Sie kommt auf Madeira und den Ilhas Selvagens vor.[6][4]
Oben nicht in die Untersektionen der Gattung Daucus eingeordnet sind (Auswahl Stand 1980; ob es ab 2016 noch akzeptierte Arten und Unterarten sind, ist nicht bekannt):[5][2]
Daucus aleppicusJ.Thiébaut: Sie kommt nur in Syrien vor.[2]
Daucus glaber(Forssk.) Thell. (Syn. Daucus littoralisSm.): Sie kommt in der Türkei, in Vorderasien, auf Inseln der Ägäis, in Zypern, Libyen, Ägypten und auf der Sinaihalbinsel vor.[2]
Daucus jordanicusPost: Sie kommt in Jordanien und in Libyen vor.[2]
Daucus reboudiiBatt.: Sie kommt in Algerien und in Tunesien vor.[2]
Nicht mehr zur Gattung Daucus gehört die Sektion Daucus sect. SilphiodaucusKoso-Pol. die 2016 den Rang einer eigenständigen Gattung Silphiodaucus(Koso-Pol.) Spalik, Wojew., Banasiak, Piwczyński & Reduron erhalten hat.[4]
Verwendete Literatur
Siegmund Seybold (Hrsg.):Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
She Menglan, Mark F. Watson: Daucus. s.str. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.):Flora of China. Volume 14: Apiaceae through Ericaceae. Science Press/ Missouri Botanical Garden Press, Beijing/ St.Louis 2005, ISBN 1-930723-41-5, S.204 (englisch).textgleich online wie gedrucktes Werk.
Łukasz Banasiak, Aneta Wojewódzka, Jakub Baczyński, Jean-Pierre Reduron, Marcin Piwczyński, Renata Kurzyna-Młynik, Rafał Gutaker, Agnieszka Czarnocka-Cieciura, Sylwia Kosmala-Grzechnik, Krzysztof Spalik: Phylogeny of Apiaceae subtribe Daucinae and the taxonomic delineation of its genera. In: Taxon, Volume 65, Issue 3, 2016, S. 563–585. Ungültig: stable/taxon.65.3.563doi:10.12705/653.8
Rader, R. et al.:Non-bee insects are important contributors to global crop pollination. In: PNAS, Volume 112 (48). 30.November 2015, doi:10.1073/pnas.1517092112.
Vgl. auch Ute Obhof: Rezeptionszeugnisse des „Gart der Gesundheit“ von Johann Wonnecke in der Martinus-Bibliothek in Mainz – ein wegweisender Druck von Peter Schöffer. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018, S. 25–38, hier: S. 35 („Daucus – wilde moren“).
Łukasz Banasiak, Aneta Wojewódzka, Jakub Baczyński, Jean-Pierre Reduron, Marcin Piwczyński, Renata Kurzyna-Młynik, Rafał Gutaker, Agnieszka Czarnocka-Cieciura, Sylwia Kosmala-Grzechnik, Krzysztof Spalik: Phylogeny of Apiaceae subtribe Daucinae and the taxonomic delineation of its genera. In: Taxon, Volume 65, Issue 3, 2016, S. 563–585. Ungültig: stable/taxon.65.3.563doi:10.12705/653.8
Daucusim Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.Abgerufen am 12. Mai 2018.
Carlos Arbizu, Holly Ruess, Douglas Senalik, Philipp W. Simon, David M. Spooner: Phylogenomics of the carrot genus (Daucus, Apiaceae). In: American Journal of Botany. Band 101, 10, 2014, S. 1666–1685. doi:10.3732/ajb.1400106 (Volltext PDF).
D. M. Spooner, H. Ruess, M. Iorizzo, D. Senalik, P. Simon: Entire plastid phylogeny of the carrot genus (Daucus, Apiaceae): Concordance with nuclear data and mitochondrial and nuclear DNA insertions to the plastid. In: American Journal of Botany, Band 104, Issue 2, Februar 2017, S. 296–312. doi:10.3732/ajb.1600415
D. M. Spooner: Daucus: Taxonomy, Phylogeny, Distribution. In: P. Simon, M. Iorizzo, D. Grzebelus, R. Baranski (Hrsg.): The Carrot Genome. Compendium of Plant Genomes. Springer, Cham, Mai 2019 doi:10.1007/978-3-030-03389-7_2.