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deutsche Sprachwissenschaftlerin und Autorin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Luise F. Pusch (* 14. Januar 1944 in Gütersloh als Frohmut Pusch) ist eine deutsche Sprachwissenschaftlerin. Auch unter dem Pseudonym Judith Offenbach hat sie publiziert. Sie verfasste Bücher und Aufsätze zur Grammatik des Deutschen, Englischen, Italienischen und Lateinischen. Neben Senta Trömel-Plötz und Marlis Hellinger ist sie eine der Begründerinnen der feministischen Linguistik in Deutschland.[1] Neben ihrer sprachwissenschaftlichen Arbeit schreibt sie seit 1982 an einer Frauenchronik. In der von Pusch aufgebauten Datenbank FemBio sind über 31.000 biografische Datensätze bedeutender Frauen zusammengetragen, von denen mehr als 11.000 online verfügbar sind.[2][3]
Luise Pusch, die als Teenager „ihren ungeliebten Vornamen“ Frohmut abgelegt hatte,[4] studierte Anglistik, Latinistik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg. 1972 wurde sie im Fach Anglistik mit einer Dissertation über Die Substantivierung von Verben mit Satzkomplementen im Englischen und im Deutschen promoviert. Dann beschäftigte sie sich mit syntaktischen Fragen wie der Gerundivkonstruktion und habilitierte sich 1978 für das Fach Sprachwissenschaft an der Universität Konstanz mit der Schrift Kontrastive Untersuchungen zum italienischen gerundio.[5]
Die feministische Linguistik ist seit 1979 ihr Forschungsschwerpunkt. Von 1979 bis 1984 war sie Heisenberg-Stipendiatin auf dem Gebiet der feministisch-linguistischen Forschung. 1981 publizierte sie unter dem Pseudonym Judith Offenbach den autobiografischen Roman Sonja: eine Melancholie für Fortgeschrittene über ihre durch Suizid verstorbene Partnerin. Zwischen 1982 und 1985 war sie als Vertretung für eine germanistische und eine anglistische Professur an den Universitäten Hannover und Duisburg tätig. Im Jahr 1985 wurde sie an der Universität Konstanz zur außerplanmäßigen Professorin ernannt. In den Jahren 1990 und 1991 hatte sie eine Vertretungsstelle für eine Professur für Frauenforschung an der Universität Münster inne.[6]
Puschs Lebensgefährtin ist seit 1986 die amerikanische Germanistin und Frauenforscherin Joey Horsley (* 1940); die beiden heirateten im Jahr 2021.[4] Sie lebt teils in Hannover und teils in Boston.[7]
Pusch engagiert sich seit 1979 für eine geschlechtergerechte Sprache, zum Beispiel in Aufsätzen, Glossen, Streitgesprächen, Vorträgen und Workshops.
1981 veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Judith Offenbach den autobiographischen Roman Sonja über eine lesbische Beziehung, die mit dem Freitod einer der Protagonistinnen endet. Der Roman wurde insbesondere in der Lesbenbewegung der Zeit intensiv rezipiert. Wenngleich bereits zeitgenössisch die Identität der Autorin kein absolutes Geheimnis war, lüftete Pusch erst mit einer Neuauflage des Romans 1998 ihr Pseudonym.
Pusch gilt als Erfinderin der Gender-Pause im Deutschen und als „deutsche Urmutter der feministischen Sprachwissenschaft“.[8]
In ihrer 1984 veröffentlichten Textesammlung Das Deutsche als Männersprache: Diagnose und Therapievorschläge schrieb sie, es gebe männerorientierte (androzentrische) Diskriminierungen in der deutschen Standardsprache; dies sei problematisch; die überzeugendste und einfachste Lösung des Problems bestehe in der teilweisen Entgeschlechtlichung. Dafür könnten die weiblichen Endungen -in und -innen abgeschafft werden: Weibliche Professorinnen[9] würden dann die Professor oder eine Schriftsteller benannt. Wegen der zu erwartenden Nicht-Akzeptanz dieses Vorschlags plädierte sie für eine Forcierung des Binnen-I (etwa LehrerInnen), um Beidnennungen (Lehrerinnen und Lehrer) zu vermeiden. Seitdem tritt Pusch allgemein für die geschlechterübergreifende Verwendung von generischen Femininformen ein, so würde die Bezeichnung Lehrerinnen alle Lehrkräfte einschließen, auch männliche (Lehrer).
Auf ihrem Blog „Laut & Luise“[10] publizierte Luise Pusch von 1998 bis 2020 Kommentare zu aktuellen Ereignissen. Teilweise wurden ihre Beiträge von Zeitschriften übernommen, unter anderem von der feministischen Emma.
Wenige Tage nach dem Absturz des Germanwings-Flugs 9525 veröffentlichte Pusch im März 2015 in ihrem Blog und als namentlich gekennzeichneten Kommentar in der Zeitschrift Emma einen Text, in dem sie eine Frauenquote unter Piloten fordert.[11] Die Suizidrate bei Männern sei viermal so hoch wie bei Frauen;[12] deshalb verringere jede Pilotin das Risiko der Passagiere, Opfer eines erweiterten Suizids zu werden. Pusch kritisierte, in der Berichterstattung über das Unglück sei ein „blinder Fleck“, da die 14 getöteten Mädchen und zwei Jungen schlicht als „16 Schüler“ bezeichnet wurden und die beiden getöteten Lehrerinnen als „Lehrer“.
Der Text rief „Empörung in den sozialen Netzwerken“[13] und Leserkommentaren hervor, besonders auf Twitter, wo man Emma unter anderem vorwarf, die Opfer „für die Quote zu instrumentalisieren“.[14][15] Pusch verteidigte sich, ebenso auf Twitter, gegen den „Shitstorm“ und verwies auf „viele LeserInnen“, die „die Frauenquote fürs Cockpit gut finden“, sowie einen Artikel in der Schweiz am Sonntag, der ihre These sachlich ebenfalls vertrete. Der Österreichische Frauenring und andere Verbände bedauerten den Entrüstungssturm und forderten eine Diskussion des Vorschlags.[13]
Pusch kritisiert den Genderstern, weil er das Wort zerreiße und Frauen erneut unsichtbar mache. Der Genderstern besage, dass Männer an erster, Transpersonen an zweiter und Frauen erst an dritter Stelle kämen.[16][17]
Eigene Artikel:
Interviews:
Filme:
Würdigung:
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