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Beschaffenheit des Einzelmenschen in Bezug auf Körperbau, Leistungsfähigkeit und seelisches Verhalten Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter Konstitutionstyp (Körperbautyp) versteht man in der Medizin die Beschaffenheit des Einzelmenschen in Bezug auf Körperbau, Leistungsfähigkeit und seelisches Verhalten.
Aus heutiger Sicht gilt die Konstitutionstypologie als wissenschaftlich überholt. Die meisten Annahmen über konstitutionelle und psychische Zusammenhänge wurden empirisch widerlegt.
Die Einteilungen wurden willkürlich getroffen, ohne Berücksichtigung von Geschlechts-, Alters- und Kulturunterschieden. Eine Rolle bei der Entstehung von Konstitutionstypen könnten hingegen schon immer Sozial- und Ernährungsverhältnisse[1] gespielt haben.
Im antiken Griechenland unterschied man vier Konstitutionstypen bzw. Komplexionen, die vier Temperamente. Die ihnen zugrundeliegende Humoralpathologie mit vier Leibessäften (humores) war die bis in die frühe Neuzeit gültige Lehrmeinung, ist aber mit der Einführung der Zellularpathologie kein Bestandteil der wissenschaftlichen Medizin mehr.
Die Temperamentenlehre ging ihrerseits aus der älteren Vier-Elemente-Lehre hervor. Der Übergang zur Humoralpathologie oder Lehre von den Körpersäften stellte eine Tendenz zur Vergegenständlichung dar, die erst recht von der späteren Solidarpathologie übernommen wurde. Sie war lange Grundlage jeder Krankheitslehre. Allerdings trägt die Annahme einer ausschließlichen Somatogenese laut Stavros Mentzos nicht allen Krankheitsursachen Rechnung und lässt auch keine Rückschlüsse auf die Schwere einer Erkrankung zu.[2]
Kretschmer, als Vertreter der klassischen deutschen Psychiatrie, hat entsprechend zu den von ihm beschriebenen körperlichen Merkmalen der Konstitutionstypen auch mentale Zustände beschrieben, die von ihm diesen einzelnen Typen zugeordnet werden. Den Pyknikern entspricht das zyklothyme Temperament, den Leptosomen das schizothyme, den Athletikern die Neigung zur Epilepsie. Es bestehen durchaus Parallelen zur antiken Einteilung der Temperamente bzw. Urstoffe.
Bereits 1912 stellten Auguste Chaillou (1866–1915) und Léon Mac-Auliffe (1876–1937), den muskulären (athletischen), digestiven (pyknischen), respiratorischen (thorakalen) und zerebralen (leptosomen) Typ auf.[3]
Die Einteilung der noch heute bekannten physischen Konstitutionstypen geht auf den Psychiater Ernst Kretschmer in den 1920er Jahren zurück, der eine biologisch fundierte Konstitutionstypologie mit einer Synopse von Körperbau, Charaktereigenschaften und Disposition zu psychischen Krankheiten[4] schuf. Mit diesen wie folgt geschilderten physischen bzw. äußeren Eigenschaften wurden psychische Eigenschaften bzw. innere Charakter- und Verhaltenstypen verbunden, siehe seine Typenlehre. Er unterteilte in:
Ende August 1950 fand der erste Tübinger Kongress der Konstitutionsforscher statt (Hauptredner waren Ernst Kretschmer, Günther Just, Gerhard Mall und Friedrich Keiter; zu den weiteren Referenten gehörte etwa Hans Glatzel).[5] Ende der 1950er Jahre wurden die Konstitutionstypen „durch die Tübinger Forschungsstelle für Konstitutions- und Arbeitspsychologie bis in den Bereich der Psychopathologie ausgeweitet“.[6]
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