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satirische französische Wochenzeitung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Le Canard enchaîné ist die bedeutendste satirische Wochenzeitung Frankreichs. Sie erscheint mittwochs und umfasst acht Seiten auf Zeitungspapier; zweifarbig bedruckt. 1915 gegründet, betreibt der Canard seriösen investigativen Journalismus in einem in Europa einmaligen Stil.[1]
Le Canard enchaîné | |
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Beschreibung | satirische französische Wochenzeitung |
Verlag | SA Les Editions Maréchal-Le Canard Enchaîné |
Erstausgabe | 10. September 1915 |
Erscheinungsweise | wöchentlich mittwochs |
Verkaufte Auflage | 360.000 Exemplare |
(FAZ, 11. April 2017) | |
Chefredakteur | Érik Emptaz und Louis-Marie Horeau |
Herausgeber | Michel Gaillard |
Weblink | lecanardenchaine.fr |
ISSN (Print) | 0008-5405 |
Die Zeitung wurde am 10. September 1915 von Maurice Maréchal, Jeanne Maréchal und Henri-Paul Deyvaux-Gassier gegründet.
Georges Clemenceau benannte seine Zeitung L’Homme libre (‚der freie Mensch‘) nach Problemen mit der staatlichen Zensur in L’Homme enchaîné (‚der angekettete Mensch‘) um. In Anlehnung daran wurde der Name Le Canard enchaîné (‚die angekettete Ente‘) gewählt. „Canard“ (Ente) ist in der französischen Sprache ein umgangssprachlicher Ausdruck für „Zeitung“ und hat nichts mit dem deutschen Begriff „Zeitungsente“ zu tun.[2]
Am Anfang seiner Geschichte – aber auch während des Algerienkrieges – bediente sich das Blatt gegen die Zensur subtiler Parodien, wie etwa des Dementis, von dem der Leser weiß, dass es das genaue Gegenteil aussagt. Das war angesichts der pazifistischen Linie des Blattes notwendig, konnte jedoch nicht immer verhindern, dass Artikelpassagen zensiert wurden und weiß blieben.
Bekannte Künstler wie Anatole France, Jean Galtier-Boissière, Paul Vaillant-Couturier, Raymond Radiguet,[3] Tristan Bernard, Jean Cocteau, Pierre Mac Orlan, Lucien Descaves oder Roland Dorgelès zählen zu den Autoren.
Während der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg erschien der Canard nicht. Pierre Brossolette sagte: „Der Krieg ist für die Franzosen vorbei, wenn sie Le Canard enchaîné wieder lesen können.“[4] Sein erneutes Erscheinen am 6. September 1944 kurz nach der Befreiung von Paris erlebte der 1942 verstorbene Gründer, Maurice Maréchal, nicht mehr. Seine Witwe, Jeanne Maréchal, übernahm die Leitung der Zeitung.[5]
Während des Algerienkriegs trat die Zeitung für die Unabhängigkeit ein. Mehrere Ausgaben des Jahres 1958 wurden daraufhin von der Zensur verboten. Am 6. Mai 1981[6] erhob die Zeitung schwere Vorwürfe gegen den damals noch weitgehend unbehelligten Nazi-Kollaborateur und damaligen Minister Maurice Papon.
Der Canard bezieht seine Informationen zum großen Teil von anonymen Informanten, die in Ministerien, Verwaltungen, bei der Armee oder in Chefetagen der Unternehmen arbeiten.[7]
Im Rahmen der Rechtschreibreform ist auch die Orthographie „enchainé“ möglich und von der Académie Française empfohlen. Die Zeitung änderte ihren Namen jedoch nicht.
In der Zeitung arbeiten 60 Redakteure, darunter 16 für den politischen Bereich und 11 Zeichner (Stand März 2011).[8] Mehr als die Hälfte der Redakteure lieferte noch im Jahr 2011 handgeschriebene Manuskripte bei Sekretärinnen ab. Andere schreiben mit der Schreibmaschine und nur wenige arbeiten mit dem PC.[8]
« La liberté de la presse ne s’use que quand on ne s’en sert pas »
„Die Pressefreiheit verschleißt nur, wenn man sie nicht nutzt.“
Antimilitaristisch, eher links und antiklerikal deckt das Blatt zahlreiche politische, juristische und Wirtschafts-Skandale auf. Es verfügt über ein weitverzweigtes Netz von Informanten, die oft direkt am Geschehen beteiligt sind und – beispielsweise aus moralischer Entrüstung – den Canard mit Material versorgen. Auch Journalisten, die eine Geschichte in der eigenen Redaktion nicht unterbringen können, finden hier ein offenes Ohr.
Der Canard erscheint zweifarbig (rot und schwarz) in Form einer achtseitigen, großformatigen Zeitung. Die dadurch relativ geringen Druckkosten ermöglichen bei einem Preis am Kiosk von 1,20 € (in Frankreich, 2,60 € in Deutschland) auf Werbung seit der Gründung vollständig zu verzichten. Dennoch ist die Zeitung finanziell erfolgreich. 1982 wurde auf Fotosatz und 1996 auf Ganzseitenumbruch umgestellt.
Die verkaufte Auflage sank zwischen 2012 und 2016 um ein Viertel auf knapp 360.000 Exemplare. Gleichzeitig stieg das Durchschnittsalter der Leser.[9]
Um die redaktionelle Unabhängigkeit darüber hinaus sicherzustellen, gibt es einige Regeln für die Journalisten: Sie dürfen kein Börsen-Depot besitzen, nicht als freie Mitarbeiter bei anderen Veröffentlichungen arbeiten und weder Geschenke noch Orden annehmen. So wurde z. B. 1933 der Journalist Pierre Scize entlassen, weil er einen Orden der Ehrenlegion angenommen hatte. Die Bilanz des Unternehmens, das im Besitz der Gründerfamilie und der Redaktion ist, wird jedes Jahr in der letzten August-Ausgabe veröffentlicht. Seit einem gescheiterten Übernahmeversuch durch das größte französische Medienkonsortium Hachette 1953 verfügen der Verlag und seine Mitarbeiter über 1000 Aktien, die laut Redaktionsstatut unveräußerlich sind, um die redaktionelle Unabhängigkeit wahren zu können.[10] Die Unabhängigkeit wird auch dadurch gefördert, dass die Zeitung über ein Eigenkapital von gut 122 Millionen Euro (Stand 2014) verfügt.[11]
„Nie wollten wir uns bei einer Geschichte die Frage stellen, ob durch sie vielleicht ein Werbebudget verlorengeht.“
Der Canard hat eine ganze Reihe von Skandalen aufgedeckt, hier nur eine kleine Auswahl:
Titel | Untertitel | Übersetzung | Beschreibung |
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Les interviews (presque)
imaginaires du Canard |
Die (fast) imaginären Interviews der Ente | Sporadisch erscheinende Interviews mit großen Persönlichkeiten.
Es mischt reale Aussagen, die aus dem Zusammenhang gerissen sind, mit erfundenen Aussagen. Frédéric Pagès ist der Unterzeichner dieser meist auf der ersten Seite erscheinenden Rubrik. | |
La Mare aux Canards | Der Ententeich | ||
Minimares |
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