Der Kreis Züllichau-Schwiebus war ein preußischer Landkreis, der von 1816 bis 1945 in der Provinz Brandenburg bestand. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute im Wesentlichen im Powiat Świebodziński (Schwiebuser Kreis) der polnischen Woiwodschaft Lebus. Der Kreis umfasste zuletzt die fünf Städte Bomst, Liebenau b. Schwiebus, Schwiebus, Unruhstadt und Züllichau sowie 89 weitere Gemeinden.

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Das Kreisgebiet 1905

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Der 1816 im Regierungsbezirk Frankfurt gebildete, zunächst Kreis Züllichau genannte Kreis setzte sich aus zwei historischen Territorien zusammen:[1]

  • Die Südhälfte des neuen Kreises bildete der alte Züllichauer Kreis, der einen der in der nachmittelalterlichen Zeit in Brandenburg-Preußen entstandenen Kreise war und einen der sogenannten inkorporierten Kreise der Neumark bildete.[2] Das Kreisgebiet hatte ursprünglich, wie Schwiebus, zum Herzogtum Glogau gehört, war aber zugleich mit dem schlesischen Herzogtum Crossen 1482/1537 an das Haus Brandenburg gelangt. Der Zuschnitt der (alten) Kreise Krossen und Züllichau berücksichtigte die bis 1742 andauernde Lehnshoheit der böhmischen Krone.
  • Die Nordhälfte des neuen Kreises bildete der bis 1816 zu Schlesien gehörende Kreis Schwiebus.

Das Landratsamt des fusionierten Kreises war in der Stadt Züllichau. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts änderte sich die Bezeichnung des Kreises in Kreis Züllichau-Schwiebus.

Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und seit dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Als nach dem Ersten Weltkrieg der größte Teil der Provinz Posen an Polen fiel, wurde am 27. Februar 1919 die Verwaltung des im Deutschen Reich verbliebenen Teils des Kreises Bomst auf den Landrat in Züllichau übertragen. Diese Aufgabe wurde in Personalunion bis 1938 fortgeführt.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Züllichau-Schwiebus entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Nach Auflösung des Kreises Bomst wurde am 1. Oktober 1938 der Kreis Züllichau-Schwiebus um die Städte Bomst und Unruhstadt sowie die Gemeinden Alt Hauland, Alt Obra Hauland, Altreben, Alt Tepperbuden, Bergvorwerk, Großdorf, Groß Posenbrück, Karge, Klein Posenbrück, Kleistdorf, Krammensee, Neu Hauland, Neu Tepperbuden, Reckenwalde, Unruhsau und Wolfsheide (Grenzm.) vergrößert.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Kreisgebiet im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde das Kreisgebiet von der Sowjetunion unter polnische Verwaltung gestellt. Danach begann die allmähliche Zuwanderung polnischer Bevölkerung. In der Folgezeit wurden die deutschen Einwohner von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben.

Einwohnerentwicklung

Kreis Züllichau
Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Jahr Einwohner Quelle
17509.892[3]
179615.288[4]
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Kreis Schwiebus
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Jahr Einwohner Quelle
179614.206[5]
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Kreis Züllichau-Schwiebus
Weitere Informationen Jahr, Einwohner ...
Jahr Einwohner Quelle
181628.624[6]
184037.139[7]
187149.689[8]
189049.477[9]
190048.728[9]
191048.066[9]
192550.969[9]
193349.781[9]
193958.205[9]
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Landräte

Kreis Züllichau
Kreis Schwiebus
  • 1742–1748 Friedrich Christian von Hohendorff
  • 1752–1762 George Gottlob von Knobelsdorff
  • 1765–1784 Maximilian Gottlob von Troschke
  • 1784–1791 Friedrich Wilhelm von Sommerfeld
  • 1791–1816 Ernst von Sommerfeldt
Kreis Züllichau-Schwiebus

Kommunalverfassung

Der Kreis Züllichau-Schwiebus gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt. Die Gemeinden des früheren Kreises Bomst blieben in ihrem bisherigen Polizeidistrikt Karge zusammengefasst.

Verkehr

Die Grenzziehung nach dem Ersten Weltkrieg unterbrach und veränderte auch im Kreis Züllichau=Schwiebus die alten, gewachsenen Verkehrsbeziehungen.

Das Eisenbahnzeitalter begann hier 1870, als die Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft ihre Strecken von Frankfurt an der Oder über Schwiebus >122.c< und von Guben über Züllichau >122.b< eröffnete, die sich in Bentschen Richtung Posen vereinigten. Dann ruhte der Bahnbau für 35 Jahre; erst 1905 eröffnete die Preußische Staatsbahn eine Verbindung von Züllichau über Unruhstadt nach Wollstein, dem Verwaltungssitz des Nachbarkreises Bomst >116.p<. Im Jahre 1909 berührte die Linie Topper–Meseritz die Nordspitze des Kreises bei Starpel >116.m<. Aus Richtung Glogau erreichte eine weitere Nebenbahn 1915 Züllichau und stellte ab 1919 von dort die Verbindung nach Schwiebus her >116.r<.

(Die Zahlen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939.)

Städte und Gemeinden

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Rittergut Langheinersdorf, um 1869/70, in der Sammlung von Alexander Duncker

Stand 1945

  • Alt Jaromierz, ab 1937 Alt Hauland
  • Alt Obra Hauland
  • Alt Tepperbuden
  • Birkholz
  • Blankensee-Goldbach
  • Blankfeld
  • Bomst, Stadt
  • Braunfelde
  • Buckow
  • Chwalim, ab 1937 Altreben
  • Dornau
  • Friedrichsfelde
  • Friedrichstabor
  • Friedrichswerder
  • Glauchow-Bork
  • Glogsen
  • Goltzen
  • Goltzen II
  • Gräditz
  • Groß Posemuckel, ab 1937 Posenbrück
  • Groß Schmöllen
  • Großdorf
  • Grunwald
  • Hammer
  • Harthe
  • Jehser
  • Jordan
  • Kalzig
  • Karge
  • Kay
  • Keltschen
  • Klein Dammer
  • Klein Heinersdorf
  • Klemzig
  • Klippendorf
  • Koppen
  • Kramzig, ab 1937 Krammensee
  • Krauschow
  • Krummendorf b. Züllichau
  • Kutschlau
  • Langheinersdorf
  • Langmeil
  • Lanken
  • Leimnitz
  • Liebenau b. Schwiebus, Stadt
  • Lugau
  • Merzdorf
  • Mittwalde
  • Mosau
  • Möstchen
  • Mühlbock
  • Muschten
  • Neu Jaromierz, ab 1937 Neu Hauland
  • Neu Kramzig, ab 1937 Kleistdorf
  • Neu Tepperbuden
  • Neudörfel
  • Neuhöfchen
  • Nickern
  • Niedewitz
  • Oblath
  • Oggerschütz
  • Oppelwitz
  • Ostritz
  • Padligar, ab 1937 Obraberg
  • Palzig
  • Rackau
  • Radewitsch, ab 1937 Früchtenau
  • Rentschen
  • Riegersdorf
  • Rietschütz
  • Rinnersdorf
  • Rissen
  • Sawische
  • Schmarse
  • Schönborn
  • Schönfeld
  • Schwiebus, Stadt
  • Seeläsgen
  • Skampe
  • Starpel
  • Steinbach
  • Stentsch
  • Trebschen
  • Tschicherzig, ab 1937 Odereck
  • Ulbersdorf
  • Unruhstadt, Stadt
  • Walmersdorf
  • Wilkau
  • Witten
  • Wolfsheide (Grenzm.)
  • Woynowo, ab 1934 Reckenwalde
  • Wutschdorf
  • Zion
  • Züllichau, Stadt

Vor 1939 aufgelöste Gemeinden

  • Adlig Krummendorf, 1938 zu Krummendorf
  • Bork, 1938 zu Trebschen
  • Friedrichshuld, 1901 zu Trebschen
  • Guhren, 1938 zu Kay
  • Langegasse, 1937 zu Züllichau

Namensänderungen

Während die Ortsnamen des ursprünglich dem Kreis Züllichau gehörigen Teils des Kreises bis 1945 unverändert blieben, waren die Namen der Gemeinden, die 1938 aus dem aufgelösten Kreis Bomst hinzu kamen, bereits 1937 umbenannt worden, damit sie im Sinne der nationalsozialistischen Politik „deutscher“ und weniger „slawisch“ hießen.

Literatur

  • Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Band 3: Die Neumark Brandenburg enthaltend. Berlin 1809, S. 323–335.; Ortsregister für alle drei Bände, S. 357–390.
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. Oder. Aus amtlichen Quellen zusammengestellt. Frankfurt a. d. O. 1844, S. 237–253.
  • Karl Friedrich von Klöden: Diplomatische Geschichte des Markgrafen Waldemar von Brandenburg, vom Jahre 1295–1323. Unmittelbar nach den Quellen dargestellt. Band 1, M. Simion, Berlin 1844, S. 295–296.
  • W. Riehl und J. Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 507–522.
  • Heinrich Berghaus: Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz, Band 3, Adolph Müller, Brandenburg 1856, S. 756–771.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 283–201.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg, Berlin 1873, S. 170–177.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 100–101, Ziffer 9.
  • Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Commons: Landkreis Züllichau-Schwiebus – Sammlung von Bildern
  • GenWiki mit Liste der deutschen Ortsnamen

Fußnoten

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