Die Eigentlichen Glanzstare (Lamprotornis) aus der artenreichen Familie der Stare (Sturnidae) sind eine in Afrika südlich der Sahara weitverbreitete Gattung der Sperlingsvögel (Passeriformes). Zu der Gattung Eigentliche Glanzstare werden derzeit mindestens 22 Arten gerechnet, die durch ihren besonders irisierenden metallischen Glanz auf sich aufmerksam machen. Sie ernähren sich überwiegend von Insekten und Früchten und sind meistens sehr gesellige Vögel.
Eigentliche Glanzstare | ||||||||||||
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Rotschulter-Glanzstar (Lamprotornis nitens) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lamprotornis | ||||||||||||
Temminck, 1820 |
Merkmale
Die Gattung der Eigentlichen Glanzstare umfasst ein weites Spektrum von kleinen bis großen Arten aus der Familie der Stare. Die kleinste und wohl auch leichteste Art der Eigentlichen Glanzstare ist der Fischerglanzstar (Lamprotornis fischerii) mit 17,5 bis 19 cm Länge und einem Gewicht von etwa 46 Gramm und zählt auch innerhalb der Starenfamilie mit zu den kleinsten und leichtesten. Hingegen ist der Langschwanz-Glanzstar (Lamprotornis caudatus) mit bis zu 54 cm Länge, wovon etwa 60 % auf den Schwanz entfallen, nicht nur innerhalb der Eigentlichen Glanzstare der Längste, sondern auch innerhalb der Familie der Stare. Der schwerste der Eigentlichen Glanzstare ist der Prachtglanzstar (Lamprotornis splendidus) mit einem Gewicht von bis zu 150 Gramm und einem durchschnittlichen Gewicht von etwa 133 Gramm.[1]
Gefieder
Das Federkleid ist meist in blauen, grünlichen und violetten und oft auch stark glänzenden Farben gehalten, die in einigen Fällen schwarze Elemente enthalten. Zwei Arten sind vollständig grau bzw. braun-weiß, wie der Grauglanzstar (Lamprotornis unicolor) und der Zweifarben-Glanzstar (Lamprotornis bicolor). Bei einigen Arten sind Brust- und/oder Bauchbereich in weißen, gelben, roten bis rotbraunen Tönen gehalten wie beim Hildebrandtglanzstar (Lamprotornis hildebrandti).[1]
Das Besondere bei den Eigentlichen Glanzstaren ist, wie ihr Name es schon zum Ausdruck bringt, der besondere stark irisierende, metallische Glanz. Der Glanz reicht von einer leicht metallisch glänzenden Farbe wie beim Grauglanzstar bis hin zu stark schillernden metallisch glänzenden Farben. Dieser Glanz wird bei den Staren (Sturnidae) auf vier verschiedene Weisen erzeugt, wovon bei den Eigentlichen Glanzstaren nur zwei zum Tragen kommen. Eine Form besteht aus hohlen Melanosomen innerhalb der Melanozyten, die an den Grenzflächen zwischen der Luft und dem Melanin starke optische Lichtbrechungen verursachen. Das Verhältnis der Melanosomen zueinander beeinflusst hierbei auch die Farbgebung. Die andere Form besteht aus einer Kombination der zuvor genannten hohlen Melanosomen und dünner und dichter gepackten oder vielfachgeschichteten Melanosomen in Plättchenform, welche die Farbgebung sowohl durch einschichtige, vielschichtige als auch alternierend (abwechselnd bzw. wechselweise) vorkommende Melanosomen beeinflussen. Dabei ist zu beachten, dass pro Spezies jeweils nur eine dieser Formen vorkommt.[2]
Augen
Die Augen der meisten Arten fallen entweder gelblich-orange, matt schwarz oder weißlich-gelb und überproportional groß aus, wodurch der Betrachter das Gefühl eines strengen Blickes erhält.
Die Stare wie auch die Eigentlichen Glanzstare und die meisten anderen Vogelarten, außer den nachtaktiven Vögeln, sehen ihre Umwelt anders als wir Menschen. Im Gegensatz zum Menschen hat der Star vier und nicht nur drei Fotorezeptortypen (auch Sehzellen genannt) auf der Retina (Netzhaut). Neben den für das Schwarz-Weiß-Sehen zuständigen dünneren stäbchenförmigen Rezeptoren sind vier zapfenförmige Rezeptortypen für die Wahrnehmung bei den Staren zuständig (tetrachromatisches Sehen). Drei der vier zapfenförmigen Rezeptortypen sind für den für Menschen sichtbaren Bereich des Lichtes (trichromatisches Sehen) zuständig, welche die drei Grundfarben rot, grün und blau sichtbar machen. Der vierte Rezeptor ist für die Wahrnehmungen im Bereich des ultravioletten Lichtes verantwortlich, welches für den Menschen nicht sichtbar ist. Der Lichteinfall regt die verschiedenen Rezeptortypen innerhalb der stark gefalteten und mit unterschiedlich farbigen Öltröpfchen versehenen Membranen verschieden intensiv an. Auf die unterschiedlichen Wellenlängen des Lichtes reagieren die jeweils zuständigen Rezeptoren mehr oder weniger stark, so dass die unterschiedlichen Farben und Farbtöne wahrgenommen werden. Der gegenüber dem Menschen zusätzliche UV-Rezeptor lässt die Stare unsere Umwelt erheblich differenzierter bzw. anders wahrnehmen als diese uns Menschen erscheint. So ist der Star in der Lage, mit Hilfe der UV-Rezeptoren Unterschiede bei den Artgenossen, die Reife der Früchte oder Spuren, die wir nicht sehen, besser und einfacher zu erkennen.[3]
Lebensweise und Ernährung
Die Eigentlichen Glanzstare ernähren sich in der Regel von Insekten, die sie vom Boden aufpicken, sowie kleineren Früchten aus Bäumen und Büschen, Samen oder auch Nektar. Einzelne Arten haben sich als zusätzliche Nahrungsquelle auch Speisereste des Menschen erschlossen, wie dies zum Beispiel beim Rotschulter-Glanzstar der Fall ist.
Die Paare sind in der Regel monogam und suchen sich erst nach Verlust des Partners einen Neuen. Die Glanzstare sind gesellige Vögel und leben außerhalb der Brutzeit meist in größeren Gruppen. Sie ziehen je nach Art oft in Schwärmen von hunderten und mehr Exemplaren umher. Es wird von Schwärmen bis zu 10.000 und mehr Vögeln berichtet.[1]
Arten
- Riesenglanzstar (Lamprotornis australis)
- Langschwanz-Glanzstar (Lamprotornis caudatus)
- Schweifglanzstar (Lamprotornis purpuropterus)
- Mevesglanzstar (Lamprotornis mevesii)
- Grauglanzstar (Lamprotornis unicolor)
- Grünschwanz-Glanzstar (Lamprotornis chalybaeus)
- Schillerglanzstar (Lamprotornis iris)
- Rotschulter-Glanzstar (Lamprotornis nitens)
- Erzglanzstar (Lamprotornis chalcurus)
- Purpurglanzstar (Lamprotornis purpureus)
- Keilschwanz-Glanzstar (Lamprotornis acuticaudus)
- Messingglanzstar (Lamprotornis chloropterus)
- Fischerglanzstar (Lamprotornis fischerii)
- Weißscheitel-Glanzstar (Lamprotornis albicapillus)
- Zweifarben-Glanzstar (Lamprotornis bicolor)
- Rotbauch-Glanzstar (Lamprotornis pulcher)
- Dreifarben-Glanzstar (Lamprotornis superbus)
- Königsglanzstar (Lamprotornis regius)
- Prachtglanzstar (Lamprotornis splendidus)
- Prinzenglanzstar (Lamprotornis ornatus)
- Hildebrandtglanzstar (Lamprotornis hildebrandti)
- Shelleyglanzstar (Lamprotornis shelleyi)
- Elisabethglanzstar (Lamprotornis elisabeth)
Systematik
Die 22 Arten können in vier Hauptgruppen eingeteilt werden. Eine basale Gruppe bilden die Schwesterarten Hildebrandt- (L. hildebrandti) und Shelleyglanzstar (L. shelleyi), sie bilden die Schwesterklade zum Rest der Gattung. Innerhalb der verbleibenden Kronengruppe verzweigt sich der Stammbaum der Eigentlichen Glanzstare in die Arten australis, caudatus, purpuropterus, mevesii und unicolor. Dieser Gruppe steht eine Klade gegenüber, die sich wiederum in die Untergruppen chalybaeus, iris, nitens, chalcurus, purpureus, acuticaudus und chloropterus beziehungsweise fischerii, albicapillus, bicolor, pulcher, superbus, regius, splendidus, und ornatus aufteilt.[4]
Verschiebungen der Arten in andere Gattungen der Stare wurden durch das International Ornithologists’ Committee überwiegend in den Jahren 2008 und 2009 auf Grund von sequentiellen Gen-Analysen von Lovette und Rubenstein durchgeführt.[4] Die Gattungen Spreo (S. bicolor, S. fisherii und S. albicapillus) sowie Coccycolius (C. iris) wurden auf Grund dieser mtDNA-Analysen in die Gattung Lamprotornis eingeordnet. Drei Lamprotornis-Arten (L. corruscus sowie L. purpureiceps und L. cupreocauda) hingegen werden auf Grund dieser Analysen nicht mehr zu den Eigentlichen Glanzstaren gezählt, sondern in die neuen Gattungen Notopholia beziehungsweise Hylopsar gestellt.[5]
Der folgende Stammbaum stellt die Verwandtschaftsverhältnisse der Gattung Lamprotornis auf Basis molekulargenetischer Untersuchungen mitochondrialer und nukleärer DNA dar:[4]
Lamprotornis |
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Literatur
- I.J. Lovette, D.R. Rubenstein 2007: A comprehensive molecular phylogeny of the starlings (Aves: Sturnidae) and mockingbirds (Aves: Mimidae): Congruent mtDNA and nuclear trees for a cosmopolitan avian radiation. In: Molecular Phylogenetics and Evolution. 44, Nr. 3, S. 1031–1056. Elsevier, September 2007, DOI:10.1016/j.ympev.2007.03.017. (online PDF ( vom 27. Juni 2010 im Internet Archive), abgerufen am 22. März 2015.)
- C.H. Fry, S. Keith and E.K. Urban (Eds)(2000).The birds of Africa Vol. VI, Academic Press, London. S. 593.
- F. Gill, D. Donsker: IOC World Bird List. (v 5.1). doi:10.14344/IOC.ML.5.1 2015.
- Rafael Maia, Dustin R. Rubenstein and Matthew D. Shawkey in: "Key ornamental innovations facilitate diversification in an avian radiation". Biological Sciences – Evolution: PNAS 2013 110 (26) 10687–10692; published ahead of print June 10, 2013, doi:10.1073/pnas.1220784110. Volltext. Abgerufen am 26. März 2015.
- Frederike Woog Sehen und gesehen werden – Farbsehen der Vögel in: Der Falke – Journal für Vogelbeobachter 5/2009.(. Abgerufen am 11. Juli 2015.)
- G. E. Hill & K. J. McGraw (Hrsg., 2006): Bird Coloration. Vol. 1: Mechanisms and Measurements; Vol. 2: Function and Evolution.
Einzelnachweise
Weblinks
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