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sekundäres vulkanisches Ereignis, vulkanischer Strom aus Schutt und Schlamm Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Lahar ist ein Schlamm- und Schuttstrom, der von einem Vulkan ausgeht. Das Wort kommt aus dem Javanischen. Dabei mischt sich eruptives Material aus zum Teil metergroßen Blöcken mit Lockersedimenten und Wasser. Je nach Geländeneigung können Lahars durch die Schwerkraft eine Geschwindigkeit bis zu 100 km/h erreichen, über 100 km weit fließen und große Gebiete überschwemmen. Sie können durch einen Vulkanausbruch ausgelöst werden, aber auch völlig unabhängig davon entstehen. Je nach Art ihrer Entstehung können Lahars bis zu 100 °C heiß sein.
Die Definition ist in der Literatur nicht ganz einheitlich. Die Encyclopedia of Volcanoes beschränkt den Begriff auf Schlammströme im weiteren Sinne, die einen Sedimentanteil zwischen 20 % und 90 % haben und von einem Vulkan ausgehen. Das entspricht in sedimentologischen Begriffen einem Debris Flow (Sedimentanteil ca. 50–60 % bis ca. 90 %) und einem hyperkonzentrierten Strom (Sedimentanteil zwischen 20 % und 50–60 %). Schlammströme mit niedrigeren Sedimentkonzentrationen transportieren Sediment wie Flüsse, entweder in Suspension oder als Bodentransport. Die Encyclopedia of Volcanoes empfiehlt zudem, den Begriff Lahar auf den Prozess zu beschränken und nicht auf die Ablagerung anzuwenden, obwohl der Begriff in der Literatur inzwischen auch zum Teil auf die Ablagerungen ausgedehnt worden ist („fossile Lahars“).
Lahars können bei oder kurz nach einem Vulkanausbruch entstehen. Sie können aber auch völlig unabhängig von einem Vulkanausbruch ausgelöst werden.
Voraussetzung für die Entstehung von Lahars sind:
Typische Auslösemechanismen:
Lahars können auf ihrem Weg talwärts stark erosiv wirken, vor allem in vulkanischen Lockermassen. Dabei werden Böschungen unterspült und Hänge untergraben, auch können sekundär kleinere Erdrutsche ausgelöst werden. Generell ist die Erosion umso höher, je mehr Wasser die Schlammströme enthalten. Entscheidend für die Erosion ist jedoch, dass in kurzer Zeit sehr große Mengen Wasser bzw. eines Schlamm/Wasser-Gemischs abfließen. Eine Flutwelle erodiert stärker als ein kontinuierliches Abfließen.
Flutströme, also Wasserströme mit weniger als 20 % Sedimentführung, die von Vulkanen ausgehen, können sich durch Aufnahme von Sediment auch zu Lahars verändern. Dies verlangsamt die Fließgeschwindigkeit, kommt aber eher selten vor. Lahars können auch durch die weitere Aufnahme von Wasser „verdünnt“ und damit zu „normalen“ Flutströmen werden. Meist aber nehmen Lahars Sediment und Wasser auf und verändern sich bis zur Ablagerung in ihrem Fließverhalten nicht wesentlich. Beim Abfließen „sammeln“ Lahars buchstäblich alles auf, was auf ihrem Weg liegt.
Während die direkte Umgebung von Vulkanen, die am meisten von Ausbrüchen bedroht ist, in der Regel ohne Besiedlung bleibt, ist die weitere Umgebung der Vulkane wegen der fruchtbaren Böden oft dicht besiedelt. Die Bedrohung durch die Vulkane wird dort als gering eingeschätzt. Lahars haben deshalb vor allem durch ihre weite Fließreichweite ein beträchtliches Zerstörungspotential.
Die Ablagerungen eines Lahars unterscheiden sich in den Sedimentstrukturen nicht von denen eines Debris Flow und eines hyperkonzentrierten Stroms. Es entstehen je nach Ausgangszusammensetzung Debrite, Diamiktite, Parakonglomerate und Brekzien. Sie unterscheiden sich von „normalen“ Schutt- und Schlammströmen im Grunde nur durch das vulkanogene Material, aus dem sie überwiegend bestehen. Es gibt Übergänge zu „normalen“ Schlammströmen.
Durch die plötzliche Bedeckung mit Schlammmassen können unter Umständen auch viele Lebewesen fossilisiert werden. Es kann eine Fossillagerstätte entstehen.
Vor ungefähr 5600 Jahren entstand am Mount Rainier im US-Bundesstaat Washington ein riesiger Lahar. Das Volumen wurde auf etwa 3,8 km³ berechnet. Er verfüllte Täler mit bis zu 200 m Sediment, legte eine Strecke bis zu 120 km zurück und floss noch 20 km unter Wasser am Grund des Puget Sound weiter.
An den Monts Dore in der französischen Auvergne legte ein Lahar im Tertiär mehr als 30 km zurück.
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